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Endokrine Therapie des frühen HR+-Mammakarzinoms und Nebenwirkungsmanagement

<p class="article-intro">Am San Antonio Breast Cancer Symposium wurden, wie in den letzten Jahren, auch heuer wieder viele Daten zum frühen ER<sup>+</sup>/HER2<sup>–</sup>-Mammakarzinom präsentiert. Gerade das Thema der verlängerten endokrinen Therapie spielte auf den großen internationalen Kongressen im letzten Jahr eine große Rolle.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Da ja 50 % der Rezidive in diesem Subtyp (ER<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>) des Mammakarzinoms erst nach 5 Jahren auftreten, ist das Konzept der &bdquo;extended therapy&ldquo; eine einleuchtende Option, insbesondere nach den Pr&auml;sentationen der MA17.R, NSABP-42 und der beiden niederl&auml;ndischen Studien im Jahr 2016, die entweder keinen signifikanten oder einen nur sehr marginalen Vorteil f&uuml;r eine verl&auml;ngerte Therapie in der Gesamtpopulation zeigen haben k&ouml;nnen. Ein Benefit zeigte sich vor allem bei Patientinnen mit h&ouml;herem Risiko (nodal-positiv, Z.n. Chemotherapie) und in einer Reduktion der kontralateralen Karzinome. Unklar war aber, um welche Zeitspanne eine Therapie &uuml;ber die f&uuml;nf Jahre hinaus zu verl&auml;ngern ist, wenn eine solche verl&auml;ngerte Therapie f&uuml;r eine Patientin infrage kommt.</p> <h2>Verl&auml;ngerte adjuvante Therapie</h2> <p>Daher warteten alle mit Spannung auf den &ouml;sterreichischen Beitrag zu diesem Thema, der diese Fragestellung beantworten sollte. Michael Gnant berichtete &uuml;ber die Ergebnisse der ABCSG-16.<sup>1</sup> Die S.A.L.S.A.-Studie untersuchte eine verl&auml;ngerte endokrine Therapie mit Anastrozol von 2 bzw. 5 Jahren. Dazu wurden in 75 Zentren in &Ouml;sterreich in einem Zeitraum von 6 Jahren (2004&ndash;2010) insgesamt 3484 postmenopausale Patientinnen randomisiert, welche zuvor eine adjuvante endokrine Therapie &uuml;ber 5 Jahre erhalten hatten und zum Zeitpunkt der Randomisierung erkrankungsfrei waren. Die H&auml;lfte der Patientinnen hatte eine 5-j&auml;hrige Therapie mit Tamoxifen hinter sich, ca. 40 % waren mit Tamoxifen mit einem Switch auf einen Aromataseinhibitor (AI) therapiert worden und die &uuml;brigen 10 % waren upfront mit einem AI alleine behandelt worden.<br /> Die beiden Gruppen waren bez&uuml;glich der Patientinnencharakteristika insgesamt gut balanciert mit einem medianen Alter von 65 Jahren, jeweils etwa 70 % der Tumoren im pT1-Stadium und negativen Lymphknoten. Der prim&auml;re Endpunkt war das erkrankungsfreie &Uuml;berleben (DFS). Die Analyse ergab nach 2 Jahren Anastrozol ein DFS von 71,1 % ; in der 5-Jahres-Gruppe betrug es 70,3 % ; es zeigte sich somit kein signifikanter Unterschied (p-Wert: 0,925) mit einer HR von 1,007 (Abb. 1).<br /> Auch keine der Subgruppen, die untersucht wurden, wies hier einen Unterschied auf. Bez&uuml;glich Gesamt&uuml;berleben lie&szlig;en sich in der Kaplan-Meier-Kurve die beiden Linien nicht voneinander unterscheiden (85,3 % vs. 84,9 % , HR: 1,007; p=0,947). Die ebenfalls untersuchte Adh&auml;renz der Patientinnen zur Therapie erwies sich als ganz gleich wie in den eingangs erw&auml;hnten Studien, da nach 5 Jahren Therapie nur mehr gut 60 % der Patientinnen die Therapie eingenommen hatten.<br /> Die Ergebnisse zeigen also, dass, wenn eine verl&auml;ngerte Therapie mit einem AI erwogen wird, 2 weitere Jahre ebenso effektiv sind wie 5 zus&auml;tzliche Jahre. Die Rate der Nebenwirkungen ist aber in der 5-Jahres- Gruppe erh&ouml;ht, vor allem zeigen sich deutlich erh&ouml;hte Frakturraten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1802_Weblinks_jatros_onko_1802_s41_abb1.jpg" alt="" width="1456" height="794" /></p> <h2>Perioperative endokrine Therapie</h2> <p>Der POETIC Trial<sup>2</sup> besch&auml;ftigte sich mit einer 2-w&ouml;chigen perioperativen Therapie mit einem AI bei postmenopausalen Patientinnen mit fr&uuml;hem HR<sup>+</sup>/HER2<sup>&ndash;</sup>-Mammakarzinom. John Robertson pr&auml;sentierte die Daten von fast 4500 Patientinnen, die &uuml;ber einen Zeitraum von 6 Jahren an 130 Zentren im UK rekrutiert wurden und hinsichtlich der Patientinnencharakteristika gut balanciert waren.<br /> Eine Analyse bez&uuml;glich &bdquo;time to recurrence&ldquo; und Gesamt&uuml;berleben zeigte wenig &uuml;berraschend keine Unterschiede bei der Gruppe mit perioperativer AI-Therapie im Vergleich zur Kontrollgruppe. Ein weiterer (und der interessantere) Endpunkt war die Ver&auml;nderung von Ki67 als Pr&auml;diktor des Outcomes. Als Cut-off wurden 10 % Ki67 gew&auml;hlt, um High- und Low-Werte zu definieren. Patientinnen mit niedrigem Ki67 haben ein geringes 5-Jahres- Rezidivrisiko (4,9 % ; 95 % CI: 3,5&ndash;7,0). Umgekehrt ist ein hohes Ki67 zur Baseline mit einer schlechten Prognose verbunden (19,6 % ; 95 % CI: 15,9&ndash;24,1). Wenn durch die perioperative Therapie ein Shift von &bdquo;high&ldquo; zu &bdquo;low&ldquo; Ki67 resultierte, dann hatten die Patientinnen eine verbesserte Prognose (8,9 % ; 95 % CI: 7,2&ndash;11,0).<br /> Somit best&auml;tigt die POETIC-Studie die Daten von Mitch Dowsett<sup>3</sup> und die 2-w&ouml;chige Therapie vor OP stellt bei postmenopausalen Patientinnen mit Luminal-B-Tumoren eine einfache Option dar, das Ansprechen auf die geplante adjuvante Therapie vorherzusagen und eine Aussage &uuml;ber den langfristigen Krankheitsverlauf zu treffen.</p> <h2>Adjuvante Therapie in der Pr&auml;menopause</h2> <p>Die endokrine Therapie der pr&auml;menopausalen Patientin hat sich nach Pr&auml;sentation der SOFT<sup>4</sup>- und TEXT<sup>5</sup>-Daten 2014 am ASCO deutlich ver&auml;ndert und differenziert. Diese Daten haben nun am SABCS ein Update mit verl&auml;ngerter Nachbeobachtungszeit erhalten. Mit nunmehr 9 Jahren Followup brachten die Pr&auml;sentationen von Gini Flemming und Olivia Pagani eine klare Best&auml;tigung der bekannten Ergebnisse.<br /> Die Unterdr&uuml;ckung der ovariellen Funktion (OFS) in Kombination mit dem Aromataseinhibitor Exemestan ist bez&uuml;glich des prim&auml;ren Endpunkts DFS die wirksamste Option (4 % absoluter Benefit gegen&uuml;ber OFS + Tamoxifen in der Gesamtpopulation). Dies gilt vor allem f&uuml;r sehr junge Frauen (&lt;35 Jahren) und f&uuml;r Patientinnen, die aufgrund des erh&ouml;hten Risikos eine vorhergehende Chemotherapie erhalten haben. In dieser Kohorte konnte sogar ein geringer absoluter Vorteil im Gesamt&uuml;berleben gezeigt werden. F&uuml;r Patientinnen, die diese Risikofaktoren nicht aufweisen, stellt die alleinige Tamoxifen- Therapie eine valide Option mit g&uuml;nstigerem Nebenwirkungsprofil dar.</p> <h2>Fertilit&auml;tserhalt unter Chemotherapie</h2> <p>Mit dem Thema Nebenwirkungsmanagement besch&auml;ftigten sich 2 wichtige Beitr&auml;ge. Matteo Lambertini<sup>6</sup> berichtete von einer gepoolten Analyse aktueller Studien, die sich mit dem Thema der Fertilit&auml;tsprotektion w&auml;hrend Chemotherapie mit GnRH-Analoga besch&auml;ftigte.<br /> Es wurden 3 europ&auml;ische und 2 US-amerikanische Studien mit dem prim&auml;ren Endpunkt der pr&auml;maturen ovariellen Insuffizienz (POI) gezeigt, die insgesamt 873 pr&auml;menopausale Patientinnen eingeschlossen hatten. Bez&uuml;glich des Endpunkts POI zeigte sich eine signifikante Reduktion in der GnRH-Gruppe (14,1 % ) im Vergleich zur Kontrollgruppe (30,9 % ) mit einer OR von 0,38 (95 % CI: 0,26&ndash;0,57; p&lt;0,001). In einer weiteren Analyse wurden die Amenorrh&ouml;raten untersucht, welche nach einem Jahr keinen Unterschied in den beiden Gruppen zeigten, wobei jedoch nach 2 Jahren diejenige in der GnRH-Analoga-Gruppe wiederum deutlich g&uuml;nstiger ausfiel (18,2 % vs. 30,0 % ). Die reduzierte Beeintr&auml;chtigung der ovariellen Funktion resultierte dann auch in einer doppelt so hohen Schwangerschaftsrate in der Gruppe mit OFS (10,3 % vs. 5,5 % ). &Uuml;ber die tats&auml;chliche Geburtenrate wurde aber nicht berichtet.<br /> Diese Intervention w&auml;hrend der Chemotherapie wirft nat&uuml;rlich auch die Frage nach einer Beeintr&auml;chtigung der Effektivit&auml;t der Tumortherapie auf, besonders bei HR<sup>+</sup>-Patientinnen. Die Auswertungen des DFS (HR: 1,01; 95 % CI: 0,72&ndash;1,42; p=0,999) und OS (HR: 0,67; 95 % CI: 0,42&ndash;1,06; p=0,083) ergaben diesbez&uuml;glich aber keine signifikanten Unterschiede, allenfalls einen Trend zum besseren Outcome unter GnRH. Auch in der HR<sup>+</sup>- Subgruppe ergaben sich hier keine Unterschiede. Die OFS sollte daher allen pr&auml;menopausalen Patientinnen als eine sichere und valide Option zum Fertilit&auml;tserhalt angeboten werden, neben einer umfassenden Beratung &uuml;ber weitere Ma&szlig;nahmen in diesem Feld (Notfall-IVF, Kryokonservierung, &hellip;).</p> <h2>Akupunktur bei AI-induzierten Gelenksbeschwerden</h2> <p>Die Pr&auml;sentation des SWOG1200 Trial7 berichtete &uuml;ber das Management von AIinduzierten muskuloskelettalen Nebenwirkungen durch Akupunktur in dieser randomisierten Studie mit 226 Patientinnen. Eine Gruppe erhielt 2x w&ouml;chentlich f&uuml;r 6 Wochen eine echte Akupunktur, eine weitere eine Scheinakupunktur und die dritte Gruppe wurde ohne Therapie f&uuml;r 6 Wochen auf eine Warteliste gesetzt.<br /> Die Untersuchung erfolgte mithilfe verschiedener Schmerzindizes, wie des Bone Pain Index (BPI) f&uuml;r unterschiedliche Kategorien. Die Ergebnisse zeigten eine konsistente &Uuml;berlegenheit der echten Akupunktur, mit signifikanter Reduktion in den verschiedenen Schmerzscores. Die Scheinakupunktur konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe keine Verbesserung erzielen (Abb. 2). Mit Grad-1-H&auml;matomen als einziger signifikanter Nebenwirkung ist die Akupunktur in dieser Studie auch eine sichere Therapieoption (47 % Ansprechen bei echter Akupunktur vs. 25 % bei Scheinakupunktur, p=0,01).<br /> Somit belegt die erste randomisierte Studie zur Akupunktur ihre Effektivit&auml;t in der Therapie der AI-assoziierten Gelenksbeschwerden; sie ist eine nicht medikament&ouml;se Behandlungsoption mit guter Vertr&auml;glichkeit.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1802_Weblinks_jatros_onko_1802_s42_abb2.jpg" alt="" width="733" height="1105" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gnant M et al.: SABCS, Abstract GS3-01 <strong>2</strong> Robertson J et al.: SABCS, Abstract GS1-03 <strong>3</strong> Dowsett M et al.: J Natl Cancer Inst 2011a; 103(22): 1656-1664 <strong>4</strong> Francis P et al.: SABCS, Abstract GS4-02 <strong>5</strong> Fleming G et al.: SABCS, Abstract GS4-03 <strong>6</strong> Lambertini M et al.: SABCS, Abstract GS4- 01 <strong>7</strong> Hershman D et al.: SABCS, Abstract GS4-04</p> </div> </p>
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