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PneumoUpdate 2016

Herzinsuffizienz und zentrale Schlafapnoe: Wissen wir, was wir tun?

<p class="article-intro">Zentrale Atemstörungen stehen in einem engen pathophysiologischen Zusammenhang mit chronischer Herzinsuffizienz und erhöhen die Mortalität aufgrund dieser Erkrankung. Die effiziente Therapie dieser Atemstörungen verbessert die Lebensqualität und wahrscheinlich die Prognose.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Schlafbezogene Atmungsst&ouml;rungen (SDB) sind bei Patienten mit (sowohl systolischer als auch diastolischer) chronischer Herzinsuffizienz (CHF) sehr h&auml;ufig; die Pr&auml;valenz einer mindestens mittelgradigen schlafbezogenen Atmungsst&ouml;rung bei Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz liegt im SchlaHF-Register bei ca. 50 % .<sup>1</sup> In einer Untersuchung an 700 Patienten mit Herzinsuffizienz wiesen 40 % eine pr&auml;dominant zentrale (CSA), 36 % eine obstruktive (OSA) Schlafapnoe auf.<sup>2</sup> H&auml;ufigste Form der zur Gruppe der CSA geh&ouml;renden St&ouml;rungen ist die Cheyne-Stokes-Atmung (CSR), charakterisiert durch ein typisches Crescendo-Decrescendo-Muster des Atemflusses im Non-REM-Schlaf. Gemeinsames Charakteristikum aller CSA-Formen ist eine Instabilit&auml;t der Atmungsregulation.<br /> Schlafbezogene Atmungsst&ouml;rungen k&ouml;nnen einerseits Symptom einer Herzinsuffizienz sein, andererseits jedoch auch die Progression einer Herzschw&auml;che f&ouml;rdern und die Mortalit&auml;t erh&ouml;hen.<sup>3</sup> Insgesamt besteht somit eine wechselseitige, komplexe Interaktion zwischen obstruktiven und zentralen Atmungsst&ouml;rungen und einer chronischen Herzinsuffizienz. Insbesondere das Vorhandensein einer zentralen Atmungsst&ouml;rung (einschlie&szlig;lich einer Cheyne-Stokes-Atmung) erscheint &ndash; mehr noch als eine obstruktive Atmungsst&ouml;rung &ndash; von gro&szlig;er prognostischer Bedeutung bei Herzinsuffizienzpatienten.<sup>4</sup> Mit zunehmender Schwere der Herzinsuffizienz nimmt der Anteil zentraler St&ouml;rungen (CSA/CSR) im Vergleich zu obstruktiven ebenso wie der Schweregrad der CSA zu.<sup>5</sup> Diese zentralen Atemst&ouml;rungen sind &ndash; im Gegensatz zu den obstruktiven &ndash; weniger Ursache als vielmehr Folge der kardiovaskul&auml;ren Erkrankung.</p> <h2>Pathophysiologische Zusammenh&auml;nge zwischen CSA und Herzinsuffizienz</h2> <p>Bei Herzinsuffizienz kommt es zu einer Erh&ouml;hung des linksventrikul&auml;ren F&uuml;llungsdruckes und einem erh&ouml;hten Blutvolumen in der Lungenstrombahn. &Uuml;ber pulmonale Afferenzen wird in diesem Fall ein &uuml;berschie&szlig;ender Atmungsantrieb mit konsekutiver Hypokapnie vermittelt. Des Weiteren ist die zentrale und periphere Chemosensitivit&auml;t f&uuml;r den pCO<sub>2</sub> erh&ouml;ht. Durch die vermehrte CO<sub>2</sub>-Abatmung kommt es zum Unterschreiten der &bdquo;Apnoeschwelle&ldquo;; als Folge einer solchen Apnoe steigt der pCO<sub>2</sub> wieder an, der pO<sub>2</sub> sinkt. Mit einer gewissen Latenz f&uuml;hrt dies zum typischen Wechsel zwischen An- und Abfluten des Atemtidalvolumens. Es folgen Aufweckreaktionen (Arousals), die in einer zur Aggravation der Herzinsuffizienz f&uuml;hrenden Erh&ouml;hung des Sympathikotonus mit Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz resultieren (Abb. 1).<sup>6</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1604_Weblinks_Seite22.jpg" alt="" width="572" height="498" /></p> <h2>Therapie</h2> <p>Zun&auml;chst steht im Vordergrund der Therapie eine Optimierung der zugrunde liegenden kardialen Grunderkrankung (Medikation, Revaskularisation, Device-Therapien, HTX). Aus verschiedenen pathophysiologischen Erw&auml;gungen jedoch erscheint es bei herzinsuffizienten Patienten ebenso sinnvoll, eine zentrale Atemst&ouml;rung zu therapieren.<br /> Der prognostische Nutzen einer apparativen Behandlung einer CSA bei Herzinsuffizienzpatienten lie&szlig; sich in einer Beobachtungsstudie nachweisen.<sup>7</sup> Insgesamt wurden verschiedene Therapieformen bei Herzinsuffizienz und CSA eingesetzt: Zun&auml;chst wurde bei Patienten mit CHF und CSA/CSR &uuml;berwiegend die Atmung mit CPAP (&bdquo;Con&shy;tinuous Positive Airway Pressure&ldquo;) unterst&uuml;tzt. Das Ziel einer optimalen Reduktion des Apnoe-/Hypopnoe-Indexes (AHI) konnte hierbei jedoch nur unzureichend erzielt werden, da unter CPAP bei vielen CHF-Patienten ein Rest an Apnoen und Hypopnoen verbleibt. So zeigte sich etwa in der CANPAP-Studien-Population eine AHI-Reduktion auf weniger als 15/h bei ca. 50 % der Patienten; nur diese Patienten profitierten auch von der CPAP-Therapie im Sinne einer Besserung der linksventrikul&auml;ren Funktion.<sup>8</sup> Hingegen konnte in Studien gezeigt werden, dass durch eine adaptive Servoventilation (ASV) eine Normalisierung zentraler Atmungsst&ouml;rungen bei Patienten mit und ohne Herzinsuffizienz mit weitestgehender Reduktion des AHI erzielt werden kann. Eine ASV-Therapie erm&ouml;glicht die automatische Detektion von Obstruktionen, Apnoen sowie Hypo- und Hyperventilationen; die Schlafqualit&auml;t kann hierdurch verbessert werden.<sup>9</sup> Auch Herzrhythmusst&ouml;rungen k&ouml;nnen durch eine ASV-Therapie bei Herzinsuffizienzpatienten reduziert werden.<sup>10</sup><br /> Die naheliegende Schlussfolgerung aus der Erkenntnis, dass CSA und CSR mit einer ASV effizient therapiert werden k&ouml;nnen, w&auml;re, dass durch die Normalisierung der Atmung und die Verbesserung der linksventrikul&auml;ren Funktion auch ein Nutzen hinsichtlich Mortalit&auml;t und Morbidit&auml;t der Patienten zu erwarten ist. Dies konnte jedoch in der SERVE-HF-Studie nicht best&auml;tigt werden; ganz im Gegenteil zeigte sich bei Patienten mit einer chronischen symptomatischen systolischen Herzinsuffizienz NYHA II&ndash;IV, einer reduzierten EF &lt;45 % und einer moderaten bis schweren pr&auml;dominant zentralen Schlafapnoe ein Anstieg der Gesamt- und der kardiovaskul&auml;r bedingten Mortalit&auml;t &ndash; trotz einer deutlichen Verringerung des Apnoe-/Hypopnoe-Indexes.<sup>11</sup> Die CSR kann als sinnvolle respiratorische Kompensation die pulmonale Ventilation verbessern, eine respiratorische Azidose verhindern und positive Effekte auf die Atemmuskulatur und das sympathische Nervensystem sowie den intrinsischen PEEP aus&uuml;ben. Die Suppression dieser kompensatorischen Effekte ist m&ouml;glicherweise f&uuml;r die negativen Auswirkungen der ASV in der oben genannten Studie verantwortlich. Einschr&auml;nkend sind jedoch auch Kritikpunkte an der Studie zu nennen: So wurde etwa im Behandlungsarm mit ASV eine Therapieform verwendet, die nicht mehr den aktuellen Standards entspricht. Des Weiteren wechselten 40 % der Patienten die Behandlungsgruppe, was die Ergebnisse einer Intention-to-treat-Analyse relativiert. In der mit ASV behandelten Patientengruppe gab es zudem eine geringe Therapieadh&auml;renz; insgesamt verblieb in der Therapiegruppe ein hoher residueller AHI. Diese Limitationen sind bei der Interpretation der Studiendaten zu ber&uuml;cksichtigen. Die Ergebnisse der noch laufenden multizentrischen ADVENT-HF-Studie zur ASV-Therapie bei Herzinsuffizienzpatienten bleiben abzuwarten.<br /> Wichtig f&uuml;r die &Uuml;bertragung der SERVE-HF-Ergebnisse auf den klinischen Alltag ist, zwischen Patienten mit prim&auml;r obstruktiven und zentralen Atemst&ouml;rungen zu differenzieren. Nur f&uuml;r solche mit moderaten bis schweren zentralen Atemst&ouml;rungen und einer EF &lt;45 % kann aktuell keine Empfehlung f&uuml;r eine ASV-Therapie mehr ausgesprochen werden. Eine Zusammenfassung therapeutischer Optionen bei Patienten mit Herzinsuffizienz und CSA zeigt Abbildung 2.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Pneumo_1604_Weblinks_Seite23.jpg" alt="" width="758" height="484" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Woehrle H et al: Prevalence and predictors of sleep-disordered breathing in patients with stable chronic heart fail&shy;ure: the SchlaHF-registry. Eur Heart J 2012; 33[Suppl]: 665 <br /><strong>2</strong> Oldenburg O et al: Sleep disordered breathing in patients with symptomatic heart failure: a contemporary study of prevalence in and characteristics of 700 patients. Eur J Heart Fail 2007; 9(3): 251-7 <br /><strong>3</strong> Khayat R et al: Sleep disor&shy;dered breathing and post-discharge mortality in patients with acute heart failure. Eur Heart J 2015; 36(23): 1463-9 <br /><strong>4</strong> Damy T et al: Prognostic impact of sleep-disordered breath&shy;ing and its treatment with nocturnal ventilation for chronic heart failure. Eur J Heart Fail 2012; 14(9): 1009-19 <br /><strong>5</strong> Javaheri S et al: Association of low PaCO2 with central sleep apnea and vetricular arrhythmias in ambulatory pa&shy;tients with stable heart failure. Ann Intern Med 1998; 128(3): 204-7 <br /><strong>6</strong> Bradley TD et al: Sleep apnea and heart failure. Part II: central sleep apnea. Circulation 2003; 107(13): 1822-6 <br /><strong>7</strong> Jilek C et al: Prognostic impact of sleep disor&shy;dered breathing and its treatment in heart failure: an observational study. Eur J Heart Fail 2011; 13(1): 68-75 <br /><strong>8</strong> Arzt M et al: Suppression of central sleep apnea by continuous positive airway pressure and transplant-free survival in heart failure: a post hoc analysis of the CANPAP trial. Circulation 2007; 115(25): 3173-80 <br /><strong>9</strong> Hetzenecker A et al: Treatment of sleep apnea in chronic heart failure patients with auto-servo ventilation improves sleep fragmentation: a randomized controlled trial. Sleep Med 2016; 17: 25-31 <br /><strong>10</strong> Priefert HJ et al: Effekte einer adaptiven Servoventilation auf Herzrhythmusst&ouml;rungen bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und schlafbezogenen Atmungsst&ouml;rungen. Somnologie 2016; 20(2): 96-105 <br /><strong>11</strong> Cowie MR et al: Adaptive servo-ventilation for central sleep apnea in systolic heart failure. N Engl J Med 2015; 373(12): 1095-105</p> </div> </p>
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