© YakobchukOlena iStockphoto

«A practical guide to find the chameleon»

Endometriose als diagnostische Herausforderung

<p class="article-intro">Gut 10 Jahre – das ist das mittlere Intervall zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnosestellung in Deutschland und Österreich.<sup>1</sup> Für die betroffenen Patientinnen und ihre Familien, aber auch volkswirtschaftlich hat dies gravierende Folgen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Endometriose ist eine &auml;usserst komplexe und oft schwierig zu diagnostizierende Krankheit.</li> <li>Zentral ist die Anamnese: Sind die Symptome suggestiv f&uuml;r eine Endometriose, ist der gyn&auml;kologische Untersuch jedoch unauff&auml;llig, ist es sinnvoll, die Patientin zur weiteren Abkl&auml;rung an ein Endometriosezentrum zu &uuml;berweisen.</li> <li>Die Diagnose muss m&ouml;glichst fr&uuml;h gestellt und eine suffiziente Therapie eingeleitet werden, um so eine Schmerzchronifizierung und Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.</li> </ul> </div> <p>Entsprechende Daten f&uuml;r die Schweiz existieren, soweit der Autorin bekannt ist, nicht &ndash; die Zahl deckt sich jedoch mit dem, was sie im klinischen Alltag erlebt. <br />Warum kommt es auch heute noch zu dieser massiven Verz&ouml;gerung, wodurch Patientinnen &uuml;ber Jahre ungen&uuml;gend oder gar nicht behandelt werden? Im vorliegenden Artikel wird dieser Frage nachgegangen. Sie finden praxisrelevante Informationen dazu, bei welcher Symptomkonstellation an eine Endometriose gedacht werden muss. Ausserdem geht der Artikel darauf ein, worauf bei der gyn&auml;kologischen Untersuchung zur Abkl&auml;rung auf Endometriose speziell zu achten ist.</p> <h2>Endometriose &ndash; wie ein Cham&auml;leon</h2> <p>Eine Vielzahl an Faktoren erschwert die Diagnosestellung.<br /> Patientinnen mit Endometriose zeigen oft eine verwirrende Vielfalt an Symptomen, welche auch zu verschiedenen anderen Krankheitsbildern passen. Die Symptome &auml;ndern sich oft im Verlauf und/oder entsprechen nicht dem typischen Bild (also zyklischen Beschwerden, insbesondere Dysmenorrh&ouml;), das man von der Endometriose hat. Der Vergleich mit einem Cham&auml;leon ist deshalb durchaus passend. Hudelist et al. zeigen auf, dass bei 74 % der Patientinnen mindestens eine Fehldiagnose gestellt wurde, was meist mit einer deutlichen Diagnoseverz&ouml;gerung assoziiert ist.<br /> Unter anderem folgende Prozesse tragen dazu bei, dass die Symptome so breit gef&auml;chert sind:<sup>2</sup></p> <ul> <li>Die z.T. schon mit der Menarche beginnenden, monatlich auftretenden, nicht selten invalidisierenden Schmerzen f&uuml;hren &uuml;ber die Jahre oft zu einer zentralen Sensibilisierung mit Modifizierung der schmerzverarbeitenden Hirnregionen. Als Folge davon kann es zu einer Schmerzausweitung kommen.</li> <li>Durch die Endometriose-/Adenomyoseherde produzierte, proinflammatorische Substanzen wie Zytokine, Prostaglandine etc. l&ouml;sen im Verlauf eine chronische Entz&uuml;ndung intraabdominal aus, welche auch die Blase und den Darm in Mitleidenschaft zieht. Die Patientinnen berichten deshalb h&auml;ufig &uuml;ber Symptome, welche normalerweise dem &bdquo;irritable bowel syndrome&ldquo; oder &bdquo;painful bladder syndrome&ldquo; zugeschrieben werden.</li> <li>Zu azyklischen, chronischen (Bauch-) Schmerzen kommt es einerseits dann, wenn bei der tief infiltrierenden Endometriose direkt die Nerven betroffen sind, andererseits durch den chronischen Entz&uuml;ndungszustand im Bauch v.a. bei schweren Formen der Endometriose. Via zentrale Sensibilisierung findet eine Schmerzchronifizierung statt, sodass manchmal selbst nach kompletter Entfernung aller Endometrioseherde der Schmerz fortbesteht. Ein weiterer Grund f&uuml;r das Fortbestehen von Schmerzen nach einer Operation kann die Adenomyose sein.<br /> Bei den meisten Frauen kommt im Verlauf eine myofasziale Schmerzkomponente dazu: Durch die st&auml;ndigen Bauchschmerzen kommt es zu Verspannungen mit Bildung von Triggerpunkten in der Beckenboden- und Bauchmuskulatur, welche in einem Circulus vitiosus zu zus&auml;tzlichen Schmerzen, insbesondere auch Dyspareunie, f&uuml;hren.</li> </ul> <p>Der gyn&auml;kologische Befund kann &ndash; auch bei ausgedehnter peritonealer Endometriose &ndash; komplett unauff&auml;llig sein. Patientinnen haben im Mittel bis zur Diagnosestellung mehr als 3 Gyn&auml;kologen konsultiert.<sup>1</sup><br /> Beschwerden, welche im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus auftreten, (insbesondere Dysmenorrh&ouml;), werden auch heute noch oft nicht ernst genommen bzw. gelten als normal &ndash; und zwar sowohl bei den Patientinnen und ihren Familien als auch bei &Auml;rzten.<sup>1</sup><br /> Endometriose macht zwei verschiedene &laquo;Arten&raquo; von Schmerzen im Bauch: somatischen und viszeralen Schmerz. Es f&auml;llt bei der Anamnese oft auf, dass es den Patientinnen schwerf&auml;llt, ihre Schmerzen genau zu beschreiben, und es werden viele verschiedene Schmerzqualit&auml;ten beschrieben. Das kann bei der Suche nach einer Diagnose sehr verwirrend sein. Wenn man sich der verschiedenen Entstehungsorte des Schmerzes bewusst ist, f&auml;llt es leichter, zu verstehen, wie dies zustande kommt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Gyn_1902_Weblinks_chamaeleon.png" alt="" width="433" height="347" /></p> <p><strong>1. Somatischer Schmerz</strong> ausgel&ouml;st durch peritoneale Endometriose (Abb. 1):</p> <ul> <li>Genau lokalisierbar</li> <li>Einerseits &laquo;oberfl&auml;chlicher&raquo; Schmerz (hell, stechend),</li> <li>andererseits &laquo;tiefer&raquo; Schmerz (dumpf): Er folgt h&auml;ufig nach einer kurzen Pause dem oberfl&auml;chlichen Schmerz, da durch langsamere Nervenfasern geleitet.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Gyn_1902_Weblinks_abb1.png" alt="" width="417" height="356" /></p> <p><strong>2. Viszeraler Schmerz</strong> ausgel&ouml;st durch Endometriosebefall von Hohlorganen wie Darm, Uterus und Blase (Abb. 2, 3, und 4):</p> <ul> <li>Schwer lokalisierbar, in der Tiefe</li> <li>Schmerzcharakter eher dumpf, z.T. kolik-/wehenartig, z.T. andauernd</li> <li>Oft von vegetativen Reaktionen begleitet (Schwitzen, Schwindel, &Uuml;belkeit)</li> <li>z.T. Ausstrahlung in korrespondierende Zonen an der K&ouml;rperoberfl&auml;che</li> </ul> <p>Alle diese Faktoren f&uuml;hren dazu, dass die Diagnosestellung bei Endometriose oft sogar f&uuml;r auf Endometriose spezialisierte Gyn&auml;kologen eine grosse Herausforderung ist. Die Suche nach dem Cham&auml;leon &ndash; der Endometriose &ndash; ist zeitaufwendig: Bei der Anamnese muss geduldig und gezielt nach den einzelnen Symptomen gefragt und die jahrelange Leidensgeschichte oft m&uuml;hsam auseinandergenommen werden, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auch die gyn&auml;kologische Untersuchung ist deutlich zeitintensiver als eine Routineuntersuchung.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Gyn_1902_Weblinks_abb2-4.png" alt="" width="1578" height="434" /></p> <h2>Anamnese und gyn&auml;kologischer Untersuch</h2> <p>In Tabelle 1 finden Sie eine ausf&uuml;hrliche Zusammenstellung f&uuml;r die Symptomerfragung bei der Anamnese, und im Folgenden praktische Tipps f&uuml;r den klinischen Untersuch bei Verdacht auf Endometriose. Bei der gyn&auml;kologischen Untersuchung k&ouml;nnen folgende Befunde auf eine Endometriose/ Adenomyose hinweisen:</p> <p><strong>Spekularuntersuch:</strong></p> <ul> <li>Kn&ouml;tchen/Knoten (hautfarben/bl&auml;ulich/ schwarz/rot) im Fornix posterior vaginae, z.T. bei Ber&uuml;hrung sehr vulnerabel und rasch blutend</li> <li>Der Untersuch mit dem Spekulum kann so schmerzhaft sein, dass der Fornix posterior nicht eingestellt werden kann &ndash; dies kann auch ein Zeichen f&uuml;r eine schwere Endometriose sein.</li> <li>Nach lateral oder stark nach ventral/ dorsal verzogene und fixierte Zervix (durch schwere Adh&auml;sionen oder einseitige, tief infiltrierende Endometriose eines Lig. sacrouterinum)</li> <li>Selten: Endometriosel&auml;sionen auf der Portio</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Gyn_1902_Weblinks_tab1.png" alt="" width="1176" height="1692" /></p> <p><strong>Bimanueller Untersuch:</strong></p> <ul> <li>Auch hier wird beurteilt, ob die Zervix und der Uterus in F&uuml;hrungslinie liegen oder ob eine Verlagerung nach lateral oder ventral/dorsal besteht. Ein fixierter oder wenig mobiler Uterus ist ein wichtiger Hinweis auf eine schwere Endometriose, insbesondere wenn Uterus und Adnexe komplett miteinander verbacken sind.</li> <li>Bei der Suche nach tief infiltrierender Endometriose und Adenomyose ist entscheidend, dass deutlich tiefer untersucht wird als bei einer gyn&auml;kologischen Routineuntersuchung. Nicht selten ist die Uterushinterwand bei Adenomyose derb, z.T. auch knotig bzw. h&ouml;ckerig ver&auml;ndert. Die Patientin wird gefragt, ob die Schmerzen (wie z.B. Dyspareunie und chronische Unterbauchschmerzen) durch den Untersuch ausgel&ouml;st werden k&ouml;nnen.</li> <li>Im Bereich der Ligg. sacrouterina lassen sich bei Befall durch tief infiltrierende Endometriose derbe, stark schmerzhafte Kn&ouml;tchen tasten, welche nicht verschieblich sind. Die B&auml;nder k&ouml;nnen auch nur induriert oder verbreitert sein, oder es f&auml;llt eine einseitig reduzierte Elastizit&auml;t auf.</li> <li>Rektovaginale Endometriose l&auml;sst sich tief im Fornix posterior tasten als sehr derbe und dolente, nicht verschiebliche Knoten (selten sind die Knoten jedoch auch indolent). Oft sind sie vulnerabel und bluten nach dem Untersuch.<br /> Im kombinierten Vaginal/Rektaluntersuch wird verifiziert, dass es sich nicht um harte Stuhlballen handelt, welche manchmal von vaginal her auch schwierig verschieblich sind.<br /> Wichtig: Tief infiltrierende Endometrioseherde, welche zwischen dem oberen Anteil der Zervix bzw. Corpus und Rektum/ Sigma liegen, lassen sich von vaginal/ rektal her nicht tasten, da sie zu hoch liegen!</li> <li>Endometriome sind bei der bimanuellen Untersuchung oft gar nicht palpierbar, da sie hoch im Becken und retrouterin durch Adh&auml;sionen fixiert sind.</li> <li>Evaluation Vaginal-/Beckenbodenmuskulatur: Besteht ein erh&ouml;hter Tonus? Lassen sich knotige Verh&auml;rtungen, schmerzhafte Stellen tasten? Sind diese Stellen nur lokal dolent, oder lassen sich Schmerzen ausl&ouml;sen, welche die Patientin kennt? (Z.B. in den Unterbauch, den R&uuml;cken oder das Ges&auml;ss/die Beine ausstrahlende Schmerzen). Falls ja, besteht der Verdacht auf eine myofasziale Schmerzkomponente.</li> </ul> <p><strong>Transvaginalultraschall (TVUS):</strong></p> <ul> <li>Verschiedene sonografische Befunde k&ouml;nnen auf eine Adenomyose hinweisen (Abb. 5), z.B. eine Differenz der Wanddicke von Uterushinterwand und -vorderwand; eine vermehrte diffuse Durchblutung im Myometrium; ein inhomogenes Myometrium mit echodichten und echoarmen, z.T. auch kleinzystischen Arealen; oder auch prominente, dilatierte Gef&auml;sse an der Uterusoberfl&auml;che (Auflistung nicht vollst&auml;ndig)</li> <li>Endometriome: meist relativ scharf begrenzte Zysten mit homogenem, m&auml;ssig echogenem Inhalt (Milchglaseffekt). Nicht selten findet man eine (z.T. senkrechte) Spiegelbildung innerhalb der Zyste. L&auml;sst sich das Ovar nicht gegen angrenzende Strukturen wie den Uterus, das andere Ovar oder den Darm verschieben, ist von Adh&auml;sionen auszugehen (neg. &laquo;sliding sign&raquo;). Liegen beide Ovarien dicht nebeneinander und lassen sich nicht gegeneinander verschieben, nennt man dies &laquo;kissing ovaries&raquo;. Bei diesem Befund ist von einem Endometriosestadium mindestens rASRM III auszugehen, oft auch mit zus&auml;tzlich tief infiltrierender Endometriose (TIE).</li> <li>TIE des Darmes l&auml;sst sich als mehrheitlich hypoechogener, oft nicht ganz homogener, unregelm&auml;ssig und unscharf begrenzter Befund zwischen Uterus/ Vaginahinterwand und Rektum/Sigma darstellen. Durch Druck mit der Vaginalsonde wird versucht, diesen Befund gegen die angrenzenden Organe zu verschieben (= &laquo;sliding sign&raquo;): Gelingt dies nicht, entspricht dies einem negativen &laquo;sliding sign&raquo; und ist ein wichtiger Hinweis auf eine TIE. Ausserdem ist der Befund bei Druck formkonsistent (TIE besteht mehrheitlich aus Fibrose und ist dementsprechend hartes Gewebe praktisch ohne Elastizit&auml;t).</li> <li>TIE der Blase findet sich h&auml;ufig an der Blasenhinterwand, angrenzend an die Uterusvorderwand. Der Befund gleicht dem der TIE des Darmes, und es wird die gleiche Untersuchungstechnik angewandt. Die Blase sollte f&uuml;r den Untersuch leicht gef&uuml;llt sein.</li> <li>Ein grosser Vorteil des TVUS gegen&uuml;ber dem MRI ist, dass es eine &laquo;Real-time&raquo;- Untersuchung ist: So kann gezielt erfragt werden, ob ein Befund druckdolent ist bzw. ob durch Druck mit der Vaginalsonde auf den Befund ausstrahlende Schmerzen ausgel&ouml;st werden k&ouml;nnen.</li> <li>Auch eine pararektal oder in den Parametrien lokalisierte TIE l&auml;sst sich mit dem TVUS darstellen, dies ben&ouml;tigt jedoch viel Erfahrung.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Gyn_1902_Weblinks_abb5.png" alt="" width="531" height="391" /></p> <p><strong>Abdomen-MRI:</strong><br /> Entscheidend ist, dass das MRI an einem Zentrum durchgef&uuml;hrt wird, wo die Radiologen grosse Erfahrung mit der Bildgebung bei Endometriose haben, und dass ein spezielles Endometrioseprotokoll bei der Durchf&uuml;hrung des MRI angewandt wird. Bei der Anmeldung muss deshalb schon spezifisch nach Endometriose gefragt werden. Ausserdem sollte das MRI wenn m&ouml;glich gemeinsam mit dem Gyn&auml;kologen, welcher den TVUS durchgef&uuml;hrt hat, beurteilt werden.<br />Das MRI ist insbesondere auch dann diagnostisches Mittel der Wahl, wenn nach Endometrioseherden an speziellen Lokalisationen wie z.B. Oberbauch, Lunge etc. gesucht wird.</p> <h2>Pr&auml;operative Diagnostik fundamental</h2> <p>Es besteht heute international Konsens, dass die pr&auml;operative Diagnostik zur optimalen Planung einer Operation bei tief infiltrierender Endometriose des Darmes fundamental ist.<sup>3</sup><br /> Der TVUS hat eine ausgezeichnete Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t zur Detektion von tief infiltrierender Endometriose des Rektums.<sup>4, 5, 6</sup> Zusammen mit dem MRI, mit welchem auch L&auml;sionen des Sigma und h&ouml;her gelegene Darml&auml;sionen entdeckt werden k&ouml;nnen, ist es heute m&ouml;glich, in fast allen F&auml;llen schon pr&auml;operativ zu wissen, dass eine TIE des Darmes oder auch der Blase besteht. So kann die Patientin entsprechend &uuml;ber den komplexen Eingriff aufgekl&auml;rt und darauf vorbereitet werden (z.B. Abf&uuml;hren des Darmes bei erwarteter tiefer Anastomose), und die Operation wird mit einem multidisziplin&auml;ren Team geplant.<br /> Dass intraoperativ eine schwere, tief infiltrierende Diagnose als Zufallsbefund festgestellt wird und dann eine Secondlook- Operation durchgef&uuml;hrt werden muss, sollte heutzutage die Ausnahme sein.<br /> Intraoperativ ist oft nur &laquo;die Spitze des Eisbergs&raquo; von TIE-Knoten sichtbar, dadurch sind diese schwierig aufzufinden &ndash; hierf&uuml;r ist ein pr&auml;operatives &laquo;Mapping&raquo; der L&auml;sionen ebenfalls zentral. Wenn Untersucher und Operateur nicht &uuml;bereinstimmen, m&uuml;ssen sowohl Befunde wie auch Symptome ganz genau dokumentiert werden, damit w&auml;hrend der Operation die notwendigen Informationen zur Verf&uuml;gung stehen.</p> <h2>Therapeutische Herausforderungen</h2> <p>Schmerzen bei Endometriose f&uuml;hren oft schon in der Adoleszenz zu h&auml;ufigen Ausf&auml;llen w&auml;hrend Schule und Ausbildung. Dies setzt sich sp&auml;ter im Arbeitsleben fort und f&uuml;hrt nicht selten dazu, dass diese Patientinnen ihre Arbeitsstelle verlieren. Frauen, welche trotz Schmerzen arbeiten gehen, sind deutlich weniger produktiv. Die volkswirtschaftlichen Kosten f&uuml;r die Schweiz werden auf 1,8 Milliarden Euro/ Jahr gesch&auml;tzt.<sup>7</sup><br /> Es ist von gr&ouml;sster Wichtigkeit, dass die Diagnose so fr&uuml;h wie m&ouml;glich gestellt wird. Idealerweise kann so durch eine Therapie mit Gestagenen wie z.B. Dienogest die Ausbreitung der Endometriose meist gestoppt werden, und es kommt nicht zu weiteren Sch&auml;den an den reproduktiven Organen mit Infertilit&auml;t. Auch der Prozess der Schmerzsensibilisierung und -chronifizierung kann so verhindert werden.<br /> Wurde die Diagnose &uuml;ber viele Jahre verschleppt, handelt es sich oft um sehr komplexe Situationen, bei welchen allein mit einer Operation und/oder einer hormonellen Therapie keine Beschwerdefreiheit mehr erreicht werden kann.<br /> Zeigt sich bei der Anamneseerhebung eine deutliche Schmerzchronifizierung, ist eine schmerzpsychologische Begleitung zu erw&auml;gen. Seit 2017 gibt es f&uuml;r Patientinnen mit chronischen Unterbauchschmerzen auch die M&ouml;glichkeit, an einem sechsw&ouml;chigen Schmerzbew&auml;ltigungskurs am Zentrum f&uuml;r Schmerzmedizin in Nottwil teilzunehmen.<br /> Bei ausgepr&auml;gter physischer Dekonditionierung ist die physiotherapeutische Unterst&uuml;tzung f&uuml;r einen gezielten Aufbau der k&ouml;rperlichen Belastbarkeit von grosser Wichtigkeit. Bei myofaszialer Schmerzkomponente sollte zus&auml;tzlich eine Therapie bei einer auf &laquo;pelvic pain&raquo; spezialisierten Beckenbodenphysiotherapeutin eingeleitet wird. So k&ouml;nnen oft erstaunliche Therapieerfolge bei chronischen Unterbauchschmerzen und Dyspareunie erreicht werden. Viele Patientinnen profitieren auch von komplement&auml;rmedizinischen Therapien wie z.B. TCM oder Osteopathie.<br /> Durch diese begleitenden therapeutischen Massnahmen kann positiv auf viele der oben beschriebenen Beschwerden eingewirkt werden. Bei Kinderwunsch ist nat&uuml;rlich die enge Kooperation mit einem Kinderwunschzentrum unverzichtbar.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Voraussetzung f&uuml;r eine Reduktion der zeitlichen Verz&ouml;gerung bei der Diagnosestellung der Endometriose ist die Aus- und Weiterbildung der &Auml;rzte (inbesondere von Gyn&auml;kologen und Allgemeinmedizinern, jedoch sind auch Chirurgen und Mediziner, welche auf einer Notfallabteilung t&auml;tig sind, h&auml;ufig mit Endometriosepatientinnen konfrontiert). Andererseits ist es auch wichtig, durch gezielte Informationskampagnen das Bewusstsein f&uuml;r die Krankheit in der &Ouml;ffentlichkeit zu steigern und damit die Patientinnen zu ermutigen, dass sie ihre Beschwerden ernst nehmen und sie fr&uuml;her durch Spezialisten abkl&auml;ren lassen.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hudelist G et al.: Diagnostic delay for endometriosis in Austria and Germany: causes and possible consequences. Hum Reprod 2012; 27: 3412-6 <strong>2</strong> Stratton P, Berkley KJ: Chronic pelvic pain and endometriosis: translational evidence of the relationship and implications. Hum Reprod 2011; 17: 327-46 <strong>3</strong> Abr&atilde;o MS et al.: Deep endometriosis infiltrating the recto-sigmoid: critical factors to consider before management. Hum Reprod Update 2015; 21(3): 329-39 <strong>4</strong> Hudelist G et al.: Can transvaginal sonography predict infiltration depth in patients with deep infiltrating endometriosis of the rectum? Hum Reprod 2009; 24: 1012-7 <strong>5</strong> Abr&atilde;o MS et al.: Comparison between clinical examination, transvaginal sonography and magnetic resonance imaging for the diagnosis of deep endometriosis. Hum Reprod 2007; 22: 3092-7 <strong>6</strong> Bazot M et al.: Diagnostic accuracy of transvaginal sonography for deep pelvic endometriosis. Ultrasound Obstet Gynecol 2004; 24: 180-5 <strong>7</strong> Simoens S et al.: The burden of endometriosis: costs and quality of life of women with endometriosis and treated in referral centres. Hum Reprod 2012; 27(5): 1292-9</p> </div> </p>
Back to top