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19 World Conference on Lung Cancer (WCLC)

Praxisverändernde Studien an der WCLC vorgestellt

<p class="article-intro">An der 19. World Conference on Lung Cancer (WCLC) in Toronto wurden neue Studienergebnisse zur Immuntherapie und zielgerichteten Therapie vorgestellt, die die Therapie sowohl beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) als auch beim kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC) entscheidend verändern werden. Mit Spannung erwartet wurde auch die Präsentation der Überlebensdaten einer der wichtigsten Studien zum Lungenkrebs- Screening.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Fr&uuml;herkennung: NELSON-Studie belegt eine Senkung der Lungenkrebssterblichkeit durch Low-Dose-CT-Screening von Hochrisikopatienten.</li> <li>Bei ALK-positivem NSCLC konnte Brigatinib in der Erstlinientherapie &uuml;berzeugen.</li> <li>Nichtplattenepithel-NSCLC: signifikante PFS-Verl&auml;ngerung durch Hinzugabe von Atezolizumab zur Chemotherapie</li> <li>SCLC im extensiven Stadium: Atezolizumab verl&auml;ngert signifikant die &Uuml;berlebenszeiten im Vergleich mit dem derzeitigen Chemotherapie-Standard.</li> </ul> </div> <h2>NELSON-Studie: Daten zum Gesamt&uuml;berleben pr&auml;sentiert</h2> <p>Mit grossem Interesse wurden die 10-Jahres-Daten der niederl&auml;ndisch-belgischen NELSON-Studie zum Lungenkrebs- Screening erwartet.<sup>1</sup> Die Ergebnisse zeigen, dass ein Screening mit Low-Dose-CT (LDCT) von asymptomatischen M&auml;nnern mit hohem Lungenkrebsrisiko die Lungenkrebssterblichkeit signifikant um 26 % reduziert im Vergleich zu keinen Screening- Untersuchungen (p = 0,003). Bei den Frauen lag die Risikoreduktion sogar bei 39&ndash;61 % in den Jahren 8, 9 und 10, wobei hier der Vorteil zuletzt gerade nicht mehr signifikant war (p = 0,0543) &ndash; wahrscheinlich allein aufgrund der geringen Anzahl an eingeschlossenen Frauen, die nur 16 % der Studienpopulation ausmachte. Insgesamt nahmen 15 792 starke Raucher/-innen oder Exraucher/-innen (&gt; 15 Zigaretten t&auml;glich &uuml;ber 25 Jahre oder &gt; 10 Zigaretten t&auml;glich &uuml;ber 30 Jahre) im Alter von 50&ndash;74 Jahren teil. Der H&auml;lfte wurde im Abstand von einem, zwei, vier und 6,5 Jahren nach Randomisierung ein LDCT-Screening angeboten, der anderen H&auml;lfte nicht (Kontrollarm). Die Compliance in der CT-Screening- Gruppe lag bei durchschnittlich 85,6 %. Bei 9,3 % der Teilnehmer mit suspektem Rundherd erfolgten innerhalb von zwei Monaten weitere CT-Scans zur Absch&auml;tzung der Volumenverdopplungszeit. Nur wenn ein signifikantes Wachstum (&gt; 25 % Volumen&auml;nderung) festgestellt wurde, galten diese Kn&ouml;tchen als ein positives Screening-Ergebnis und wurden der Biopsie zugef&uuml;hrt. Durch Verwendung dieses Ansatzes konnte die initiale Rate verd&auml;chtiger Rundherde von 9,3 auf 2,2 % reduziert werden; 0,9 % (n = 243) erwiesen sich schliesslich als Karzinom. Vor allem aber befanden sich rund 55 % der im Screening gefundenen Karzinome im resezierbaren Stadium 1A oder 1B und nur etwa 12 % im Stadium IV, w&auml;hrend im Kontrollarm knapp 50 % der Karzinome erst im Stadium IV entdeckt wurden. Nach der grossen US-amerikanischen Screening- Studie NLST (National Lung Screening Trial)<sup>2</sup> ist die europ&auml;ische NELSON-Studie die zweitgr&ouml;sste klinische Studie, die nachweislich die Vorteile eines solchen Screenings belegt und damit einen entscheidenden Schritt zur Einf&uuml;hrung von entsprechenden Screening-Programmen in der EU darstellt.</p> <h2>ALK-positives NSCLC: Brigatinib versus Crizotinib</h2> <p>F&uuml;r die 3&ndash;5 % der Patienten mit fortgeschrittenem, ALK-positivem NSCLC d&uuml;rfte demn&auml;chst mit Brigatinib ein weiterer ALKInhibitor zur Erstlinientherapie zur Verf&uuml;gung stehen. Die auf der WCLC pr&auml;sentierte erste geplante Zwischenanalyse der offenen Phase-III-Studie ALTA-1L zeigte f&uuml;r Brigatinib verglichen mit Crizotinib eine signifikante Verbesserung im prim&auml;ren Endpunkt PFS (nicht erreicht vs. 9,8 Monate; HR: 0,49; p = 0,0007) (Abb. 1).<sup>3</sup> Insgesamt wurden 275 ALK-Inhibitor-naive Patienten mit ALK-positivem NSCLC im Stadium IIIB/IV eingeschlossen. Die mediane Nachbeobachtungszeit der aktuellen Analyse lag bei 11 Monaten. Das gesch&auml;tzte 12-Monats-PFS betrug 67 % bei Brigatinib und 43 % bei Crizotinib. Klinisch besonders relevant ist dabei, dass Hirnmetastasen auf Brigatinib wesentlich besser ansprechen als auf Crizotinib (hier 78 vs. 29 %). Es gab keine neuen Sicherheitssignale f&uuml;r Brigatinib.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Innere_1901_Weblinks_lo_innere_1901_s21_abb1.jpg" alt="" width="1457" height="790" /></p> <h2>Nichtplattenepithelkarzinom: kombinierte Immun-Chemotherapie mit Atezolizumab</h2> <p>Vor Kurzem erhielt Pembrolizumab als erster Checkpoint-Inhibitor in Kombination mit Chemotherapie die EU-Zulassung f&uuml;r die Erstlinientherapie des metastasierten Nichtplattenepithel-NSCLC basierend auf den Ergebnissen der KEYNOTE-189-Studie.<sup>4</sup> In Toronto wurden jetzt die ersten Ergebnisse der IMPOWER-132-Studie vorgestellt, die ein &auml;hnliches Studiendesign wie KEYNOTE-189 aufweist und Atezolizumab mit Chemotherapie (Pemetrexed plus Carbo- oder Cisplatin) versus Chemotherapie alleine vergleicht.<sup>5</sup> Eingeschlossen wurden 578 therapienaive Patienten mit metastasiertem Nichtplattenepithelkarzinom, die keine EGFR- oder ALK-Alteration hatten. Die aktuelle Analyse zeigte bei einem Follow-up von median 14,8 Monaten f&uuml;r die Hinzunahme von Atezolizumab eine signifikante Verl&auml;ngerung im prim&auml;ren Endpunkt PFS (median 7,6 vs. 5,2 Monate; HR: 0,60; p = 0,0001). Das 12-Monats-PFS betrug 33,7 versus 17,0 %. Dieser Vorteil bestand in allen untersuchten Subgruppen und fand sich auch unabh&auml;ngig vom PD-L1- Expressionslevel, wobei die Wirksamkeit bei hoher PD-L1-Expression am st&auml;rksten war. In der noch unreifen Analyse des OS (koprim&auml;rer Endpunkt) zeigte sich ebenfalls bereits ein positiver Trend (median 18,1 vs. 13,6 Monate; HR: 0,81; p = 0,0797). Das Sicherheitsprofil der Kombination war konsistent mit den bekannten und gut beherrschbaren Nebenwirkungen der Einzelsubstanzen.</p> <h2>ES-SCLC: erstmals ein Gesamt&uuml;berleben von &uuml;ber einem Jahr mit Atezolizumab</h2> <p>Das SCLC macht etwa 15 % aller Lungenkarzinome aus und verl&auml;uft besonders aggressiv. Zwei Drittel der Tumoren befinden sich bei Diagnosestellung bereits im Stadium IV mit extensiver Ausbreitung (&laquo;extensive stadium&raquo;, ES-SCLC). Trotz zahlreicher Versuche gibt es seit &uuml;ber 20 Jahren keine wesentlichen Therapiefortschritte, weshalb die therapeutischen Optionen beim SCLC verglichen mit dem NSCLC auch heute noch sehr limitiert sind. Therapiestandard bei ES-SCLC ist nach wie vor die palliative Chemotherapie mit Carboplatin/ Etoposid f&uuml;r 4 bis 6 Zyklen, unter der das mediane OS bei etwa 10 Monaten liegt.<sup>6</sup> Beeindruckend waren daher die in Toronto vorgestellten Ergebnisse der IMpower133-Studie mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab.<sup>7</sup> In der Phase-III-Studie verl&auml;ngerte die Addition von Atezolizumab zur Chemotherapie mit anschliessender Atezolizumab-Erhaltung im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie und einer Placeboerhaltung das mediane OS bei bisher unbehandelten Patienten mit ES-SCLC signifikant um zwei Monate (12,3 vs. 10,3 Monate; HR: 0,70; p = 0,0069) (Abb. 2). Insgesamt waren 403 Patienten eingeschlossen, die im Verh&auml;ltnis 1:1 in den Atezolizumab-Arm (n = 201) oder Placeboarm (n = 202) randomisiert wurden. Nach einem Jahr waren noch 51,7 % der Atezolizumab-Patienten, aber nur noch 38,2 % der Placebopatienten am Leben. Auch der koprim&auml;re Endpunkt PFS war im Atezolizumab-Arm signifikant verl&auml;ngert (5,2 vs. 4,3 Monate; HR: 0,77; p = 0,017). Es wurden keine unerwarteten Nebenwirkungen von Atezolizumab beobachtet, auch die h&auml;matologische Toxizit&auml;t war vergleichbar mit Placebo. Die Rate an Grad-3/4-Toxizit&auml;ten wurde durch die zus&auml;tzliche Behandlung mit Atezolizumab nicht wesentlich erh&ouml;ht (67,2 vs. 63,8 %). Damit wird sich wohl die kombinierte Chemo- Immuntherapie mit Atezolizumab und Carboplatin/Etoposid als neuer Erstlinienstandard beim ES-SCLC etablieren.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 19<sup>th</sup> World Conference on Lung Cancer ( WCLC), 23.–26. September 2018, Toronto </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> De Koning HJ et al.: Effects of volume CT lung cancer screening: mortality results of the NELSON randomisedcontrolled population based trial. WCLC 2018, Oral Presentation &amp; Abstract PL02.05 <strong>2</strong> National Lung Screening Trial Research Team: Reduced lung-cancer mortality with lowdose computed tomographic screening. N Engl J Med 2011; 365(5): 395-409 <strong>3</strong> Camidge R et al.: Brigatinib vs crizotinib in patients with ALK inhibitor-naive advanced ALK+ NSCLC: first report of a phase 3 trial (ALTA-1L). WCLC 2018, Oral Presentation &amp; Abstract PL02.03 <strong>4</strong> Gandhi L et al.: Pembrolizumab plus chemotherapy in metastatic non-small-cell lung cancer. N Engl J Med 2018; 378(22): 2078-92 <strong>5</strong> Papadimitrakopoulou VA et al.: IMpower132: PFS and safety results with 1L atezolizumab + carboplatin/cisplatin + pemetrexed in stage IV non-squamous NSCLC. WCLC 2018, Abstract OA05.07 <strong>6</strong> Farago AF, Keane FK: Current standards for clinical management of small cell lung cancer. Transl Lung Cancer Res 2018; 7(1): 69-79 <strong>7</strong> Liu SV et al.: IMpower133: primary PFS, OS and safety in a PH1/3 study of 1L atezolizumab + carboplatin + etoposide in extensive-stage SCLC. WCLC 2018, Oral Presentation &amp; Abstract PL02.07</p> </div> </p>
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