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Systemischer Lupus erythematodes

Neue Kriterien für die Klassifikation des SLE

<p class="article-intro">Die US-amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften ACR und EULAR entwickeln zurzeit neue Kriterien für die Klassifikation des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Sie sollen helfen, dass Patienten gerade im frühen Stadium besser in Studien repräsentiert werden. Ein erster Bericht zu den neuen Kriterien wurde auf dem EULAR-Kongress in Amsterdam vorgestellt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Viele Versuche wurden bisher gemacht, das heterogene Krankheitsbild SLE und die verschiedenartigen Laborbefunde zu erfassen und n&uuml;tzliche Klassifikationskriterien zu erstellen. Die 1982 publizierten, 1997 leicht &uuml;berarbeiteten Kriterien der ACR waren ein erster Meilenstein. Sie dienten aber vor allem einer besseren Klassifikation in klinischen Studien und weniger als diagnostische Hilfe im Alltag. 2012 &uuml;berarbeitete die internationale Expertengruppe SLICC die Kriterien erneut. Sie hatten dann eine h&ouml;here Sensitivit&auml;t als die ACR-Kriterien, aber eine geringere Spezifit&auml;t und wurden daher nur als bedingte Verbesserung angesehen. Beide Klassifikationssysteme hatten den Nachteil, dass sie sich nicht gut f&uuml;r den SLE in einem fr&uuml;hen Stadium eignen. Als Rheumatologe sieht man sich dann mit dem Problem konfrontiert, dass man einen SLE behandeln m&uuml;sste, aber die Kriterien formell nicht passen. F&uuml;r die klinische Praxis ist das kein so gro&szlig;es Problem, weil die Kriterien zur Klassifikation dienen und nicht f&uuml;r die Diagnose. Aber in klinischen Studien werden viele Patienten mit fr&uuml;hem SLE ausgeschlossen. Als Konsequenz ist diese Patientengruppe in den Studien unterrepr&auml;sentiert.</p> <h2>Voraussetzung: ANA m&uuml;ssen positiv sein</h2> <p>Um dieses Problem zu l&ouml;sen, haben ACR und EULAR 2016 begonnen, neue Kriterien zu entwickeln. Diese sollen zu einer genaueren Klassifikation f&uuml;hren, vor allem bei Patienten mit fr&uuml;hem SLE.<sup>1, 2</sup> Die neuen Klassifikationskriterien unterscheiden sich vor allem in drei Punkten von den fr&uuml;heren. &bdquo;Das soll es k&uuml;nftig leichter machen, den SLE sicherer zu erkennen&ldquo;, sagt Prof. Dr. Martin Aringer, Bereichsleiter Rheumatologie am Universit&auml;tsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden und federf&uuml;hrender europ&auml;ischer Autor der neuen Klassifikation.<br /> Neu ist erstens, dass als Voraussetzung f&uuml;r die Diagnose die antinukle&auml;ren Antik&ouml;rper (ANA) positiv sein m&uuml;ssen. Fast alle SLE-Patienten haben positive ANA &ndash; allerdings auch viele Menschen ohne SLE. Ob es sich wirklich um einen SLE handelt, entscheiden weitere Kriterien, zum Beispiel ob der Patient ein Schmetterlingserythem hat, eine Arthritis, unerkl&auml;rliches Fieber oder ein auff&auml;lliges Blutbild.<br /> Der zweite neue Punkt ist, dass diese Kriterien nun gewichtet wurden. So wiegt zum Beispiel eine per Nierenbiopsie diagnostizierte Nierenentz&uuml;ndung schwerer als eine Leukopenie oder ein unerkl&auml;rliches Fieber. F&uuml;r jedes Kriterium gibt es Punkte von 2 bis 10 (Tab. 1).<br /> Als dritte Neuerung gilt ein Kriterium nur dann, wenn es daf&uuml;r keine bessere Erkl&auml;rung gibt. So z&auml;hlt beispielsweise eine Arthritis als Kriterium nicht, wenn eine Anti-CCP-positive rheumatoide Arthritis vorliegt. Innerhalb einer Dom&auml;ne &ndash; also etwa &bdquo;Haut&ldquo;, &bdquo;Blut&ldquo; oder &bdquo;ZNS&ldquo; &ndash; wird nur das Kriterium mit der h&ouml;chsten Punktezahl gez&auml;hlt. F&uuml;r die Klassifikation muss der Patient positive ANA haben und zus&auml;tzlich &ge;10 Punkte erreichen.</p> <p>Die Kriterien wurden getestet und in einer internationalen Kohorte mit 2218 Patienten validiert. Diese Studie wurde auf dem EULAR-Kongress im Juni in Amsterdam pr&auml;sentiert.<sup>3</sup> 23 Zentren brachten jeweils bis zu 100 Patienten mit und ohne SLE-Diagnose ein. Drei unabh&auml;ngige Gutachter stellten bei 1193 Patienten die Diagnose SLE, 1059 Patienten hatten keinen SLE. Die Sensitivit&auml;t war mit 96,12 % &auml;hnlich wie bei den SLICC-Kriterien von 2012 (Tab. 2), aber die Spezifit&auml;t mit 93,38 % deutlich h&ouml;her, n&auml;mlich so wie bei den ACR-Kriterien von 1997.<br /> &bdquo;Wir hoffen, dass die neuen Kriterien die St&auml;rken der beiden bisherigen Sets kombinieren, n&auml;mlich die h&ouml;here Sensitivit&auml;t der SLICC- und die h&ouml;here Spezifit&auml;t der ACR-Kriterien&ldquo;, sagt Prof. Aringer. Sie sollten auch am Beginn der Erkrankung funktionieren, so hofft der Rheumatologe, und mit ANA als Eingangskriterium und den gewichteten Kriterien ein realistischeres Bild der Erkrankung geben.<br /> F&uuml;r den Alltag werde sich nicht allzu viel &auml;ndern. &bdquo;Alle SLE-Kriterien dienen der Klassifikation und d&uuml;rfen streng genommen nicht f&uuml;r die Diagnose verwendet werden. Die neuen Kriterien werden n&auml;her an dem sein, was SLE-erfahrene &Auml;rzte seit Langem in ihre Diagnose einbeziehen.&ldquo; Abgesehen davon, dass Patienten gerade im fr&uuml;hen Stadium nun besser klassifiziert und in Studien repr&auml;sentiert sein werden, erhofft sich Aringer noch einen anderen Effekt: &bdquo;Die neuen Kriterien werden Medizinstudierenden und jungen &Auml;rzten in der Fortbildung helfen, das komplexe Krankheitsbild SLE zu verstehen &ndash; das ist die Grundlage f&uuml;r eine gute Therapie und Betreuung unserer Patienten.&ldquo; Ver&ouml;ffentlicht werden die neuen Kriterien vermutlich Mitte des Jahres 2019.</p> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1806_Weblinks_jatros_ortho_1806_s60_tab1+2.jpg" alt="" width="2151" height="1081" /></p> <p>&nbsp;</p> <p>Lesen sie auch:<a href="1000000838"> &bdquo;Kriterien mit gro&szlig;er internationaler Reichweite&ldquo;</a></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Aringer M et al.: Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 811-4 <strong>2</strong> Aringer M et al.: Lupus 2016; 8: 805-11 <strong>3</strong> Aringer M et al.: Ann Rheum Dis 2018; 77(Suppl 2): A60 #OP0020</p> </div> </p>
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