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Reoperationsrate und Mortalität nach TURP und offener Prostatektomie in einer nationalen Langzeitstudie: Haben wir uns in einer Dekade verbessert?

<p class="article-intro">Der folgende Artikel fasst die Ergebnisse zu Reoperationsraten in Österreich nach transurethraler Resektion der Prostata und offener Prostatektomie zusammen, die kürzlich im Journal „Urology“ publiziert wurden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die TURP-Raten in &Ouml;sterreich blieben zwischen 1992 und 2006 weitgehend stabil, mit einer 50 % Reduktion der offenen Prostatektomie.</li> <li>Die Mortalit&auml;t sank innerhalb einer Dekade um 20 % .</li> <li>Die Reinterventionsraten blieben weitgehend unver&auml;ndert.</li> </ul> </div> <h2>Einleitung</h2> <p>Die transurethrale Resektion der Prostata (TURP) und &ndash; zu einem geringeren Ausma&szlig; &ndash; die offene Prostatektomie (PE) stellen seit Jahrzehnten den Goldstandard in der operativen Therapie bei BPH/BPE/ LUTS dar.<br /> Es besteht Konsens, dass die Reinterventionsrate der stringenteste Parameter zur Erfassung der Effektivit&auml;t einer chirurgischen Intervention bei BPH/BPE/ LUTS &uuml;ber einen langen Zeitraum ist. Ein Meilenstein in dieser Hinsicht war die von Roos et al. im Jahr 1989 publizierte Arbeit. 2005 ver&ouml;ffentlichte unsere Arbeitsgruppe eine &ouml;sterreichweite Analyse zum Langzeiterfolg der operativen BPH/BPE/ LUTS-Therapie: Insgesamt erhielten damals von 1992 bis 1996 23 123 Patienten eine TURP oder PE und wurden f&uuml;r 8 Jahre nachbeobachtet. Diese Studie diente uns als Ma&szlig;stab f&uuml;r unsere aktuelle Analyse, in der 21 674 Patienten, die zwischen 2002 und 2006 &ouml;sterreichweit eine TURP oder offene PE erhielten, wiederum f&uuml;r 8 Jahre nachverfolgt wurden. Insgesamt standen also die Daten von &uuml;ber 44 000 Patienten mit einen Follow-up von 8 Jahren zur Verf&uuml;gung. Die Originalarbeit wurde k&uuml;rzlich in einem &bdquo;peer-reviewed journal&ldquo; publiziert (Eredics K et al.: Urology 2018) und wird hier auszugsweise vorgestellt.</p> <h2>Methodik</h2> <p>Seit den sp&auml;ten 1980er-Jahren erfasste das &Ouml;sterreichische Bundesinstitut f&uuml;r Gesundheitswesen (&Ouml;BIG), das seit 2006 in die Gesundheit &Ouml;sterreich GmbH (G&Ouml;G) eingegliedert ist, Daten, die Aufschluss &uuml;ber den Gesundheitszustand der Bev&ouml;lkerung geben sollen, wie z.B. die Lebenserwartung, Mortalit&auml;tsstatistiken, Krebsregister, Verkehrsunf&auml;lle und s&auml;mtliche Spitalsaufenthalte sowie alle Diagnosen und Therapien w&auml;hrend des Krankenhausaufenthalts aller Patienten in allen &ouml;sterreichischen Krankenh&auml;usern. F&uuml;r diese Arbeit evaluierten wir alle Patienten mit der Diagnose Prostatahyperplasie (ICD-10 N40), die zwischen 2002 und 2006 eine TURP bzw. offene PE erhielten. Patienten mit der Diagnose Prostatakarzinom (ICD- 10 C67) wurden ausgeschlossen.<br /> Erfasst wurden Reoperationen oder Folgeeingriffe wie Urethrotomie oder Blasenhalsinzision 1, 5 und 8 Jahre nach dem Prim&auml;reingriff sowie die Mortalit&auml;t nach beiden Operationen.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Zwischen 2002 und 2006 erhielten insgesamt 20 388 Patienten eine TURP und 1286 Patienten eine offene PE, mit einem Durchschnittsalter von 70,1 Jahren in der TURP-Gruppe und 71,5 in der PE-Gruppe (Abb. 1).<br /> Insgesamt blieb die Anzahl an TURPOperationen im Vergleich zwischen 2002 und 2004 stabil, danach kam es zu einem leichten Anstieg von 15 % . An der Anzahl an offenen PEs zeigte sich im Vergleich zu den fr&uuml;heren Daten ein R&uuml;ckgang um die 50 % .<br /> Nach 8 Jahren ben&ouml;tigten 8,3 % aller TURP-Patienten eine neuerliche TURP sowie 4,3 % der Patienten nach offener PE. Die Re-TURP-Rate war in der Altersgruppe 80+ am h&ouml;chsten (Abb. 2). Die Rate an endourologischen Folgeeingriffen war nach 12 Monaten 3,7 % nach prim&auml;rer TURP versus 3 % nach offener PE. Nach 8 Jahren ben&ouml;tigten 12,7 % bzw. 8,8 % einen Folgeeingriff.<br /> Die 30-Tages-Mortalit&auml;tsrate betrug 0,1 % nach TURP bzw. 0,2 % nach offener PE.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s19_abb1.jpg" alt="" width="1419" height="1126" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s19_abb2.jpg" alt="" width="1422" height="2151" /></p> <h2>Diskussion</h2> <p>In unserer Analyse konnten wir zeigen, dass die j&auml;hrliche Anzahl an TURPs in &Ouml;sterreich stabil blieb, mit einem leichten Anstieg von 15 % zwischen 2004 und 2006. Interessanterweise zeigte sich somit, dass die TURP-Raten &uuml;ber zwei Jahrzehnte nahezu gleichbleibend waren. Diese konstanten Raten stehen im Gegensatz zu Daten aus z.B. den USA, welche einen deutlichen R&uuml;ckgang an TURPs beschreiben. Unter anderem beobachteten Watson et al. einen R&uuml;ckgang der TURP von 50 % zwischen 1984 und 1990. Diese Raten nahmen weiter ab und zwischen 2000 und 2008 sank die Anzahl der TURPs in den USA um weitere 48 % .<br /> Dieser signifikante R&uuml;ckgang wird, zumindest in den USA, von einer immer gr&ouml;&szlig;er werdenden Popularit&auml;t von minimal invasiven Behandlungsmethoden wie z.B. der Mikrowellen-Thermotherapie (TUMT), der transurethralen Nadelablation (TUNA) und verschiedenster Laserverfahren begleitet.<br /> Verl&auml;ssliche Daten zur Anzahl an minimal invasiven Eingriffen stehen in &Ouml;sterreich nicht zur Verf&uuml;gung, mengenm&auml;&szlig;ig fallen diese aber nicht ins Gewicht.<br /> Die nahezu konstante Rate an TURPs in &Ouml;sterreich steht in Kontrast zum demografischen Trend. Sie demonstriert unter anderem den therapeutischen Effekt der medikament&ouml;sen LUTS/BPH/BPE-Therapie und ist m&ouml;glicherweise auch das Resultat einer strengeren OP-Indikationsstellung.<br /> Im Gegensatz zur TURP sank die Anzahl der offenen Prostatektomien von 1992 bis 2006 um fast 50 % . Enukleationstechniken standen zwischen 2002 und 2006 in &Ouml;sterreich nur in sehr geringem Ausma&szlig; zur Verf&uuml;gung, sodass anzunehmen ist, dass die zunehmende Etablierung der bipolaren TURP, der kontinuierliche Sp&uuml;lfluss und die Kameraanwendung das Prostatagr&ouml;&szlig;enlimit der transurethralen Resektion nach oben verschoben haben.<br /> Wie bereits erw&auml;hnt, stellt die Rate an Reoperationen den Goldstandard zur Erfassung der Effizienz einer BPH/BPE/ LUTS-Therapie dar. In der wegweisenden Studie von Roos et al. an 36 703 Patienten fand sich eine Reoperationsrate f&uuml;r TURP von 12 % nach 8 Jahren sowie von 4,5 % f&uuml;r offene PE. Diese Daten galten f&uuml;r fast zwei Jahrzehnte als Richtwert zur Qualit&auml;tserfassung beider Operationsverfahren. In unserer aktuellen Serie zeigt sich nur eine marginale Verbesserung der Re-TURP-Rate mit 8,3 % nach initialer TURP bzw. 4,3 % nach offener PE. Dies erscheint erstaunlich und auch entt&auml;uschend, da die TURP-Technik laufend Verbesserungen und Optimierungen erfuhr und heute ein besseres Verst&auml;ndnis der Pathophysiologie und somit auch der Operationsindikation besteht. In der Kohorte 80+ fand sich eine etwas h&ouml;here Reinterventionsrate. Dies ist vermutlich durch eine h&ouml;here Pr&auml;valenz an Detrusor&uuml;beraktivit&auml;t, Detrusorunteraktivit&auml;t und eine geringere Rate an urodynamisch wirksamer subvesikaler Obstruktion sowie ein daraus folgendes schlechteres Operationsergebnis bedingt.<br /> Der finale Aspekt unserer Studie war die Analyse der unmittelbaren und langfristigen Mortalit&auml;t nach TURP und PE. Hier zeigt sich im Vergleich zur letzten Serie eine Reduktion sowohl der 30-Tages- Mortalit&auml;t als auch der Gesamtmortalit&auml;t um 20 % und somit im Gegensatz zur Reinterventionsrate eine Verbesserung nach einer Dekade.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Die TURP-Raten in &Ouml;sterreich zwischen 1992 und 2006 blieben stabil, einhergehend mit einem R&uuml;ckgang der offenen PE um 50 % . Die Re-TURP-Rate nach 8 Jahren betrug 8,3 % , &uuml;berraschenderweise ohne erkennbare Verbesserung im Vergleich zur letzten Dekade. Die TURP bleibt weiterhin ein sicheres Verfahren mit einer 30-Tages-Mortalit&auml;t von 0,1 % . Das exzellente Langzeit&uuml;berleben nach TURP unterstreicht den Bedarf an Follow- up-Studien, um den langfristigen Effekt (&gt;5Jahre) jeglicher interventionellen Therapie des BPS beurteilen zu k&ouml;nnen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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