Minimal invasive Therapie von intraartikulären Fersenbeinfrakturen

<p class="article-intro">Aufgrund der komplexen Anforderungen wird die Behandlung dieser Frakturen nach wie vor kontrovers diskutiert. Es zeigt sich aber ein deutlicher Trend zu minimal invasiven Verfahren, allerdings aktuell mit einer Unzahl verschiedener Methoden und Ansätze. Wir wollen Ihnen unser Konzept eines standardisierten Behandlungsalgorithmus vorstellen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>MIS kann bei guter Technik vergleichbare anatomische Rekonstruktionsergebnisse bringen wie offene Verfahren.</li> <li>Es ist das ideale Verfahren bei komplexen Frakturen und kann praktisch ohne Alters&shy;limit sowie bei Rauchern, Komorbidit&auml;t und schlechten Weichteilverh&auml;ltnissen eingesetzt werden.</li> <li>Bei Fersenbeinfrakturen ist eine Fr&uuml;hversorgung anzustreben, um weitere Sch&auml;den zu vermeiden.</li> </ul> </div> <p>Bei der Therapie intraartikul&auml;rer Fersenbeinfrakturen lassen sich grunds&auml;tzlich drei Behandlungskonzepte unterscheiden:</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Konservative Therapie</h2> <p>Die konservative Therapie erfolgt meist ohne Reposition mit oder ohne Gipsruhigstellung, &uuml;blicherweise ohne Belastung f&uuml;r 6&ndash;12 Wochen. In der aktuellen Literatur wird die operative Therapie im Allgemeinen besser bewertet.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">&bdquo;Golden Standard&ldquo;</h2> <p>Die operative Technik mit lateralem Zugang (&bdquo;extended lateral approach&ldquo;) und Osteosynthese mit winkelstabiler Platte wird derzeit als &bdquo;Golden Standard&ldquo; angesehen. Laut einer Abfragestudie an 250 deutschen Abteilungen wird dieses Verfahren zu 77 % angewandt. Vorteile sind die gute Sicht auf die Fraktursituation und die direkte Manipulationsm&ouml;glichkeit der Fragmente. Die Operation ist gut standardisiert und es gibt eine ausf&uuml;hrliche wissenschaftliche Literatur. Nachteilig ist die verfahrensbedingte hohe Rate an Wundkomplikationen von 5&ndash;25 % . Um diese zu verringern, wird die Operation nach Abschwellung, meist erst nach 7&ndash;21 Tagen durchgef&uuml;hrt. H&auml;ufig sehen wir dabei eine typische Blasenbildung, die bei fr&uuml;hzeitiger Entlastung und Stabilisierung nicht auftritt. Sie ist Folge des anhaltenden inneren Gewebsdruckes (H&auml;matom, Frakturfehlstellung) und nicht des prim&auml;ren Traumas. Eine anatomische Reposition ist auch bei offenen Verfahren nicht immer zu erreichen, insbesondere bei Tr&uuml;mmerfrakturen. Die Stabilit&auml;t der Platte ist gegen&uuml;ber zentralen Krafttr&auml;gern laut neueren Studien geringer. Wird eine sekund&auml;re Arthrodese im Subtalargelenk erforderlich, ist bei klassischer Plattenosteosynthese meist eine komplette Material&shy;entfernung erforderlich, die wiederum mit erh&ouml;hter Weichteilproblematik verbunden ist und kleine Standardzug&auml;nge (Ollier, dorso-lateral, &hellip;) verhindert.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Minimal invasive Verfahren</h2> <p>Es gibt viele unterschiedliche minimal invasive Verfahren zur Versorgung der Fersenbeinfraktur. Sie unterscheiden sich in Indikationsstellung, Lagerung, Bildgebung, Zugangsweg, Repositionstechnik, Implantatwahl sowie den postoperativen Ruhigstellungs- und Entlastungszeiten. F&uuml;r uns war es ein wichtiges Ziel, alle diese Fragen in einem einheitlichen Behandlungsalgorithmus zu standardisieren.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Konzept und Technik im UKH Linz</h2> <p>F&uuml;r unser Konzept ist ein m&ouml;glichst fr&uuml;her Operationszeitpunkt (in den ersten 3 Tagen) wesentlich. Aufgrund der spongi&ouml;sen Struktur kommt es bei Fersenbeinfrakturen sehr schnell zu Verklebungen innerhalb der Fragmente. Dadurch wird die freie Mobilisierung im gedeckten Verfahren technisch schwieriger und sie ist st&auml;rker traumatisierend. Die fr&uuml;hzeitige Entlastung der Weichteile durch H&auml;ma&shy;tomentleerung, Herstellung der Anatomie und Stabilit&auml;t im Frakturbereich f&uuml;hrt zur Besserung der Schmerzsituation und verhindert Spannungsblasen. Sie ist ein wesentlicher Faktor zur Verminderung sekund&auml;rer muskul&auml;rer Sch&auml;den (posttraumatische Krallenzehen etc. bis hin zum manifesten Kompartmentsyndrom).</p> <p>Das Verfahren ist weichteilschonend ohne wesentliche Deperiostierung der Fragmente und f&uuml;hrt damit zu weniger postoperativen Adh&auml;sionen. Das Risiko f&uuml;r Wundheilungsst&ouml;rungen und Infektionen ist erwartungsgem&auml;&szlig; wesentlich geringer. Die Repositionsergebnisse sind bei entsprechender Technik vergleichbar. In fast allen F&auml;llen ist eine fr&uuml;he &Uuml;bungsstabilit&auml;t erreichbar. Bei entsprechender Routine und Vorbereitung sind k&uuml;rzere OP-Zeiten m&ouml;glich. Die Kosten des Osteosynthesematerials sind im Vergleich zur Plattenosteosynthese deutlich geringer. Eine Materialentfernung ist problemlos und oft auch in Lokalan&auml;sthesie &uuml;ber &shy;Stichinzisionen m&ouml;glich.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s36_1.jpg" alt="" width="2149" height="503" /></p> <p>Ein Nachteil ist nat&uuml;rlich, dass keine optische Visualisierung der Fraktur und speziell des Subtalargelenkes besteht &ndash; au&szlig;er bei zus&auml;tzlicher subtalarer Arthroskopie oder &bdquo;Mini-open&ldquo;-Zugang (z. B. Sinus tarsi). Die Beurteilung der Fragmentlage und des Repositionsergebnisses erfordert Erfahrung und ist intraoperativ oft schwierig. Es kommt dadurch auch zu deutlich erh&ouml;hten Bestrahlungszeiten. F&uuml;r unsere Technik mit Extensionsger&auml;t gibt es am Markt leider noch keine Weiter- oder Neuentwicklung des von uns verwendeten Distraktionsger&auml;tes von Prof. Dr. Fr&ouml;hlich. Ein von uns neu entwickeltes Tool wird zurzeit patentiert. Ein spezielles Problem ist auch die sogenannte &bdquo;Lernkurve&ldquo;. Intraartikul&auml;re Fersenbeinfrakturen sind insgesamt selten und Techniken mit gedeckter Reposition von Mehrfragmentfrakturen werden aktuell im Wesentlichen nur in diesem Bereich durchgef&uuml;hrt. Die pr&auml;operative Vorbereitungszeit zur Frakturbeurteilung und Planung des Repositionsverfahrens und der Osteosynthesemethode ist aufwendiger und bei geringer Erfahrung ist es oft unklar, welches Ergebnis erzielbar ist.</p> <p>Insgesamt stellt die Technik sicher h&ouml;here Anforderung an den Chirurgen. International gibt es noch keine Standards und folglich mangelhafte wissenschaftliche Auswertungen sowie keine Evidenz.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Indikation und Kontraindikation</h2> <p>Als Indikation erachten wir praktisch alle intraartikul&auml;ren Fersenbeinfrakturen. Wir finden es sinnvoll, auch unverschobene oder minimal dislozierte Frakturen mit einem fast risikofreien Verfahren unter Regionalan&auml;sthesie &uuml;bungsstabil zu stabilisieren und fr&uuml;hfunktionell ohne &auml;u&szlig;ere Fixierung zu behandeln. Eine spezielle Indikation sehen wir aber vor allem bei Tr&uuml;mmerfrakturen. Neben der schon erw&auml;hnten Druckentlastung sind die Korrektur der Achsenabweichung, Verbreiterung und Verk&uuml;rzung sowie h&auml;ufig die Korrektur eines Impingements im oberen Sprunggelenk (calcaneofibul&auml;res Abutment) und eines Talustilts operativ erforderlich. Kontraindikation gibt es im Vergleich zu offenen Verfahren nur sehr wenige. Wir sehen kein Alterslimit, Raucher und Patienten mit internistischen Vorerkrankungen k&ouml;nnen gut und risikoarm behandelt werden. Die operative Versorgung ist auch bei st&auml;rkerer Weichteilschwellung durchf&uuml;hrbar.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Frakturgruppen und Methoden</h2> <p>Wir unterscheiden speziell im Hinblick auf die Repositionstechnik aktuell vier verschiedene Gruppen von intraartikul&auml;ren Fersenbeinfrakturen. Als Entscheidungshilfe dient hier vor allem die Einteilung nach Essex-Lopresti. Sie ist einfach zu beurteilen und hat eine gute Korrelation zum Outcome.</p> <p><strong><strong>&bdquo;Tongue-type fracture&ldquo;</strong></strong></p> <p>Hier finden wir ein zusammenh&auml;ngendes Tuber-Gelenksfragment, meist nur geringe Verk&uuml;rzung und Varisierung. Eine Reposition in der Technik nach Westhues l&auml;sst sich meist gut und problemlos durchf&uuml;hren.</p> <p><strong><strong>&bdquo;Depression-type fracture&ldquo;</strong></strong></p> <p>Hierbei zeigt sich ein Bruch zwischen dem Tuber-Fragment und den zentralen Gelenksfragmenten. Fast immer ist dies mit st&auml;rkerer Verk&uuml;rzung und Varisierung verbunden, h&auml;ufig mit Ausbruch der lateralen Wand, oft mit Impingement in das obere Sprunggelenk. Hier besteht eine klassische Indikation f&uuml;r die Extensionstechnik.</p> <p><strong><strong>Tr&uuml;mmerfrakturen </strong></strong></p> <p>Als Folge eines typischen Verletzungsmechanismus, meist im Sinne eines Depression-Typs mit regelhaften multiplen Frakturteilen vor allem im Subtalarbereich, stellen Tr&uuml;mmerfrakturen f&uuml;r uns definitiv eine Indikation f&uuml;r die minimal invasive Technik mit dem Extensionsger&auml;t dar. Man kann in der Regel eine Korrektur von L&auml;nge, Achse, Verbreiterung und H&ouml;he erreichen sowie eine Stabilisierung der Hauptfragmente gew&auml;hrleisten. Die Vorteile durch die Entlastung und Stabilisierung &uuml;berwiegen deutlich das Operationsrisiko.</p> <p><strong><strong>Atypische Frakturen </strong></strong></p> <p>Frakturformen, die nicht dem &uuml;blichen regelhaften Verletzungsmuster entsprechen, entstehen h&auml;ufig nach Direkttrauma, vor allem nach &Uuml;berrollverletzungen. Meist gelingt hier die Therapie mit Standardrepositionsverfahren und Verschraubung, eventuell aber auch situationsbedingt mit alternativen Osteosyntheseformen (Fixateur externe, Platte, &hellip;).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s36_2.jpg" alt="" width="2149" height="503" /></p> <h2 class="Zwischentitel-1">Instrumentarium &ndash; Osteosynthese</h2> <p>Wir verwenden das Extensionsger&auml;t der Marke I.T.S. nach P. Fr&ouml;hlich mit 2x3mm-Kirschnerdr&auml;hten, kan&uuml;lierte 7,3mm-Schrauben und kan&uuml;lierte 4,0mm-Schrauben zur Fixierung der Gelenksfragmente (Sustentaculumschrauben) und kleinerer Fragmente, z.B. am Processus anterius calcanei, und eventuell Bohrdr&auml;hte verschiedener St&auml;rke f&uuml;r kleinere Fragmente oder bei &bdquo;Joy-Stick&ldquo;-Anwendungen. F&uuml;r die Reposition verwenden wir Rasparatorien, Ahle, Elevator, St&ouml;&szlig;el etc.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">An&auml;sthesie</h2> <p>Die Operation ist sowohl in Regionalan&auml;sthesie als auch in Allgemeinnarkoseverfahren m&ouml;glich. Blutsperre wird keine verwendet. Eventuell empfiehlt sich postoperativ ein Schmerzkatheter.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Lagerung</h2> <p>Eine stabile Lagerung mit optimalem Zugang zum Fu&szlig; und standardisierter Bildwandlerposition ist Voraussetzung f&uuml;r den Erfolg der Operation. Der Patient liegt in Seitenlage, das verletzte Bein ist auf einem Beinhalter (z.B. Gyn-St&uuml;tze) gelagert. Die freie Lagerung ist f&uuml;r die Montage des Extensionsapparates unbedingt erforderlich, zus&auml;tzlich ist damit auch die Visualisierung im Bildwandler wesentlich verbessert. Der C-Arm muss v&ouml;llig frei 360&deg; um den Fu&szlig; gedreht werden k&ouml;nnen. Es wird dringend empfohlen, die Lagerungstechnik mit dem eigenen Equipment und dem OP- und R&ouml;ntgenpersonal festzulegen, zu &uuml;ben und zu dokumentieren, bevor der erste Patient operiert wird.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Bildgebung</h2> <p>Der zweite wesentliche Punkt ist die Bildgebung, vor allem weil es sich um ein gedecktes Verfahren handelt. Es ist wichtig, dass der Operateur selbst die Einstelltechnik genau kennt und dem R&ouml;ntgenassistenten exakte Anweisung geben kann. Wir ben&ouml;tigen drei Einstellungen: eine seitliche, die Broden- und eine axiale Ansicht. Der Bildwandler wird genau in der Achse der Fu&szlig;sohle positioniert, der Fu&szlig; liegt streng horizontal. Die drei Einstellungen werden pr&auml;operativ festgelegt und eventuell markiert. Es sind intraoperativ nur mehr drei Anweisungen f&uuml;r die immer gleichen Ansichten erforderlich. Bevor dies nicht eindeutig zufriedenstellend funktioniert, sollte man die Operation nicht beginnen.</p> <p>&nbsp;</p> <p><strong><strong>Seitliche Ansicht</strong></strong></p> <p>Wichtig ist, dass man sich ausschlie&szlig;lich auf die tibiale Talusgelenksfl&auml;che konzentriert. Das eventuell verformte Fersenbein ist dabei v&ouml;llig au&szlig;er Acht zu lassen, da es f&uuml;r die korrekte Einstellung keine Information liefert.</p> <p><strong><strong>Axiale Ansicht</strong></strong></p> <p>Wir schwenken den C-Arm in die horizontale Position. Unter manueller Dorsalflexion des Fu&szlig;es k&ouml;nnen wir nun die Achse des Fersenbeins beurteilen. Diese Ansicht ist f&uuml;r die sp&auml;tere Positionierung des Pins unbedingt erforderlich.</p> <p><strong><strong>Broden View</strong></strong></p> <p>Zur Beurteilung des Subtalargelenkes und der posterioren Gelenksfacetten ist eine Broden-Einstellung erforderlich. Wenn man einen isozentrischen Bildwandler verwenden kann, braucht man aus der bisherigen Einstellung den C-Arm nur in eine 45&deg;-Neigung zu bringen. Bei Standardbildwandlern ist leider eine H&ouml;henanpassung erforderlich. Achtung: Durch die Rundung des Talus kann es bei &bdquo;rotiertem&ldquo; Frakturfragment bei bestimmten Einstellungen zum Eindruck einer anatomischen Reposition kommen. Es ist deshalb zur endg&uuml;ltigen Repositionskontrolle oft notwendig, in Neigungen zwischen 35&deg; und 55&deg; zu kontrollieren.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s36_3.jpg" alt="" width="2150" height="636" /></p> <h2 class="Zwischentitel-1">Reposition der L&auml;nge und Achse</h2> <p>Beim Depression-Type und bei Tr&uuml;mmerfrakturen bestehen immer eine ausgepr&auml;gte Varisierung und Verk&uuml;rzung. Diese kann gedeckt ohne Hilfsmittel nicht korrigiert und gehalten werden. Mit dem Extensionsapparat kann die Achsen- und L&auml;ngenkorrektur durchgef&uuml;hrt werden, es wird Platz f&uuml;r die Reposition der zentralen Gelenksfragmente geschaffen und die Fragmente werden f&uuml;r die anschlie&szlig;ende Verschraubung stabil gehalten. Die korrekte Positionierung der Pins ist absolut erforderlich. Der erste wird im Talushals genau frontal und horizontal eingebracht. Der zweite soll sich im dorsalen, plantaren Tuber-Bereich des Fersenbeins befinden. Nach Festlegen des Eintrittpunktes in der lateralen Ansicht ist es unbedingt erforderlich, den C-Bogen in die axiale Ansicht zu bringen, um die Achse des varisch verkippten Tuber-Fragmentes zu bestimmen. Der Pin muss genau 90&deg; dazu eingebracht werden. Damit zeigt sich anschlie&szlig;end eine deutliche Konvergenz der Pins medialseitig. Gelingt dies nicht, ist mit einem achsenstarren 2-Punkt-Distraktor eine anatomische Reposition nicht m&ouml;glich. Nach manueller Korrektur des Varus k&ouml;nnen nun der mediale B&uuml;gel und danach der laterale montiert werden. Die Extension erfolgt abwechselnd medial und lateral, unter Kontrolle in der lateralen und vor allem axialen Bildwandleransicht bis zum v&ouml;lligen Ausgleich der Verk&uuml;rzung. Dies erfordert h&auml;ufig einen erheblichen Zug, wie man oft an der Biegung der Bohrdr&auml;hte erkennen kann. Obwohl wir nur einen 2-Punkt-Distraktor verwenden, kommt es durch die ligament&auml;ren Strukturen, vor allem die der Plantarfaszie, zu einem Aufrichten des L&auml;ngsgew&ouml;lbes, zur Korrektur des B&ouml;hlerwinkels.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Reposition der zentralen Gelenksfragmente</h2> <p>Bei Depression-Typ-Frakturen kommt es in den meisten F&auml;llen zu einem Ausbruch der lateralen Wand und einem oder mehreren zentralen Gelenksfragmenten. Es bietet sich deshalb ein Repositionszugang im lateralen Frakturspalt an. Alternativ kann man auch von plantar nach einer Bohrung mit einem St&ouml;&szlig;el reponieren. Dies ist aber von der Orientierung meist schwieriger. Die laterale Inzision ist m&ouml;glichst klein zu halten und dann stumpf zum Calcaneus zu pr&auml;parieren, um nicht die Peroneussehnen bzw. das Gef&auml;&szlig;/Nervenb&uuml;ndel zu verletzen. Wichtig sind eine gen&uuml;gende Varuskorrektur und Extension. Ansonst k&ouml;nnen die zentralen Gelenksfragmente aus Platzmangel nicht anatomisch reponiert werden.</p> <h2 class="Zwischentitel-1">Sustentaculumschraube</h2> <p>Aufgrund des &uuml;blichen Frakturmechanismus, der kn&ouml;chernen Stabilit&auml;t, der Lage und der starken ligament&auml;ren Verbindung bleibt das Sustentaculum tali in fast allen F&auml;llen in anatomischer Position, wenngleich auch &ouml;fter Querfrakturen zu sehen sind. Es bietet sich deshalb als Fixationspunkt f&uuml;r die dislozierten posterolateralen und zentralen Gelenksfragmente sowie eine evtl. ausgebrochene laterale Wand an. F&uuml;r diese Osteosynthese ist die sogenannte Sustentaculumschraube in der Literatur schon mehrfach beschrieben worden. Sie ist allerdings aufgrund der anatomischen Gegebenheiten und der schwierigen Darstellung im Bildwandler oft nicht einfach zu platzieren. Wir empfehlen, immer eine eigene Stichinzision zu verwenden, da der laterale Zugang f&uuml;r die Reposition nicht geeignet ist und eine Schnittverl&auml;ngerung mehr Risiko zeigt als eine neue Inzision. Die Schraube wird bei entsprechender Fraktursituation von lateral dorsal nach medial ventral platziert. Der Eintrittspunkt ist unter und dorsal der Au&szlig;enkn&ouml;chelspitze, Ziel ist das Sustentaculum knapp unterhalb der Innenkn&ouml;chelspitze. Bei guter Lage kann der Bohrdraht problemlos medial perforieren, um ihn dann f&uuml;r die Bohrung des Schraubkanals mit einer Klemme zu fixieren. Die Beurteilung der Schraubenl&auml;nge im Bildwandler ist schwierig, sie misst meist um die 40mm. Bei Bedarf kann nat&uuml;rlich eine zweite Schraube positioniert werden. Bei schmalen osteochondralen Fragmenten muss man eventuell auf Bohrdr&auml;hte ausweichen. Bei Querfrakturen des Sustentaculums ist nat&uuml;rlich darauf zu achten, nicht in den Frakturspalt zu platzieren. Die Lagekontrolle ist in allen drei Bildwandleransichten unbedingt erforderlich. Wir verwenden eine kan&uuml;lierte 4,0mm-Zugschraube, bei idealer Lage l&auml;sst sich eine gute Kompression des Frakturspaltes in der Broden-Aufnahme darstellen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s36_4.jpg" alt="" width="1417" height="2476" /></p> <h2 class="Zwischentitel-1">Statische Fixierung mit 7,3mm-Schrauben</h2> <p>Achse, L&auml;nge und auch die H&ouml;he stabilisieren wir mit zwei 7,3mm messenden Bohrdrahtschrauben mit durchgehendem Gewinde. In der Literatur sieht man sehr unterschiedliche Schraubenlagen, meist aber eher plantar liegend oder auch schr&auml;g von dorsal-plantar Richtung Subtalargelenk. Aufgrund unserer Erfahrungen in den letzten 10 Jahren positionieren wir die Schrauben parallel von dorsal-kranial nach distal-plantar. Durch den Eintrittspunkt oberhalb bzw. am oberen Rand des Achillessehnenansatzes sehen wir deutlich weniger lokale Weichteilprobleme, der Schraubenkopf wird versenkt. Die Schrauben k&ouml;nnen sich dorsal gut &uuml;ber der darunterliegenden verst&auml;rkten Kortikalis abst&uuml;tzen und sollen &bdquo;dachbalkenartig&ldquo; die zentralen Gelenksfragmente von unten unterst&uuml;tzen. Dies ist vor allem auch in jenen F&auml;llen wichtig, bei denen durch die traumatische Kompression der zentralen Spongiosa und der darauffolgenden Aufrichtung ein Knochendefekt entstanden ist. Spongiosa oder Knochenersatzstoffe verwenden wir nicht, sie werden auch in der Literatur vornehmlich nicht mehr empfohlen. Wesentlich ist die Verwendung von Schrauben mit durchgehendem Gewinde, da wir ja keine Kompression, sondern ein Halten der Fersenbeinl&auml;nge und -achse im Sinne einer Stellschraube erzielen wollen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1804_Weblinks_s36_5.jpg" alt="" width="1417" height="1587" /></p> <h2 class="Zwischentitel-1">Nachbehandlung</h2> <p>Grunds&auml;tzlich erachten wir die Osteosynthese als &uuml;bungsstabil. Sollte von der Erstversorgung ein gespaltener Gips vorhanden sein, wird er meist als Lagerungsschiene f&uuml;r die ersten Tage verwendet. Wir verwenden keine Drainagen, allerdings f&uuml;hren wir einen sehr lockeren Verschluss der Inzisionen durch.</p> <p>Eine fr&uuml;hzeitige Physiotherapie ist ein ganz wesentlicher Faktor. Auch wenn es aufgrund der komplexen Fragestellung mit verschiedensten Frakturvarianten und Versorgungsstrategien keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt, sehen wir eindeutig positive Effekte hinsichtlich Schwellung, Beweglichkeit und vor allem auch auf die posttraumatischen Entkalkungsvorg&auml;nge an den angrenzenden Knochen. Wir bewerten auch die Effekte auf die verletzten Knorpelareale durch kontrollierte gef&uuml;hrte Bewegung ohne Belastungsspitzen als positiv. Entlastung wurde fr&uuml;her f&uuml;r 12 Wochen durchgef&uuml;hrt, bei stabiler Versorgung erachten wir das Fersenbein aber nach 6 Wochen als kn&ouml;chern fest. Nach dieser Zeit verordnen wir meist einen Fersenbeinentlastungsschuh oder beginnen mit Teilbelastung. <span class="Artikelende" style="font-size: 1em;" xml:lang="de-DE">n</span></p> <p>Eine ausf&uuml;hrliche Konzeptbeschreibung mit Video finden Sie auf www.vumedi.com unter &bdquo;calcaneus fractures&ldquo;.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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