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ACR/ARHP 2017

Good News from San Diego

<p class="article-intro">Die ACR-Jahrestagung 2017 bot das gewohnt breite Spektrum an Themen. In den großen Indikationen etablieren sich bei den systemischen Therapien die „small molecules“ und Antikörper als Nachfolgegeneration der TNF-α-Inhibitoren. Ungewohnt große Aufmerksamkeit erhielten neue Therapieansätze für Patienten mit Osteoarthrose mit gleich drei Präsentationen in der Late-Breaking Session.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>JAK-Inhibition bei RA</h2> <p>In der EU wurden die ersten JAK-Inhibitoren &ndash; Baricitinib (JAK1- und JAK2-Inhibitor) und Tofacitinib (JAK1- und JAK3-Inhibitor) &ndash; erst im vergangenen Jahr zugelassen. In der klinischen Phase der Entwicklung befinden sich u.a. noch die beiden selektiven JAK1-Inhibitoren Filgotinib und Upadacitinib, f&uuml;r die auf dem ACR neue Phase-II/III-Daten vorgelegt wurden. In der Phase-III-Studie SELECT-NEXT erreichten von den 661 RA-Patienten nach unzureichender Response unter einer Basistherapie mit konventionellen synthetischen DMARDs (cs-DMARDs) unter Upadacitinib 15 bzw. 30mg nach 12 Wochen insgesamt 64 % bzw. 66 % ein ACR-20-Ansprechen vs. 36 % unter Placebo (jeweils p&lt;0,001). Eine DAS28-CRP &le;3,2 erreichten jeweils 48 % unter beiden Dosierungen (Placebo: 17 % ; jeweils p&lt;0,001). Eine ACR50- bzw. ACR70-Response erreichten 43 % bzw. 27 % (Upadacitinib 30mg) und 38 % bzw. 21 % (Upadacitinib 15mg); unter Placebo waren es 15 % bzw. 21 % (jeweils p&lt;0,001 vs. Placebo). Erstautor Prof. Gerd Burmester, Berlin, wies auf den schnellen Wirkeintritt des JAK-Inhibitors hin. Ein signifikanter Unterschied zwischen Upadacitinib und Placebo wurde bei der ACR20-Response bereits nach Woche 1 erreicht.<sup>1</sup> Ein vergleichbares Bild ergibt sich auch f&uuml;r Filgotinib aus den vorgelegten Daten.<br />Ein rascher Behandlungseffekt steht auch bei der Schmerzreduktion ganz oben auf der Wunschliste der Patienten. Neue Subgruppenanalysen aus der Zulassungsstudie RA-BEAM zeigen f&uuml;r Baricitinib vs. Adalimumab und vs. Placebo eine signifikant k&uuml;rzere mediane Zeitdauer bis zu einer Schmerzreduktion um 50 % (p&le;0,05 vs. Adalimumab, p&le;0,001 vs. Placebo) bzw. 70 % (p&le;0,01 vs. Adalimumab, p&le;0,001 vs. Placebo). Dar&uuml;ber hinaus erreichten bis Woche 24 unter Baricitinib signifikant mehr Patienten eine Schmerzreduktion &ge;50 % als unter Adalimumab oder Placebo (61 % vs. 52 % vs. 32 % ; p&le;0,05 vs. Adalimumab; p&le;0,001 vs. Placebo).<sup>2</sup><br />F&uuml;r die vergleichende Bewertung innerhalb dieser Wirkstoffgruppe spielt auch die Frage eine Rolle, inwieweit sich das unterschiedliche inhibitorische Rezeptorprofil in Unterschieden im Wirkspektrum und/oder Sicherheitsprofil widerspiegelt. Von besonderem Interesse sind dabei u.a. die Inzidenz von Herpes-zoster-Infektionen sowie das Risiko f&uuml;r tiefe Beinvenenthrombosen. In der Late-Breaking Session zeigte hierzu eine Sicherheitsanalyse f&uuml;r Tofacitinib 5mg und 10mg/bid keine erh&ouml;hte Inzidenz thromboembolischer Ereignisse in den Phase-II/III-Daten bei Patienten mit RA, PsA, Psoriasis (PsO) und Colitis ulcerosa (CU). Als Komparatoren dienten Adalimumab 40mg s.c. q2w und MTX 20mg qw sowie die im CORONA-Register gespeicherten Daten f&uuml;r RA-Patienten.<sup>3</sup> Neue Sicherheitsdaten &uuml;ber eine Expositionsdauer von bis zu 5,5 Jahren aus dem Baricitinib-Studienprogramm (n=3492) zeigen keine auff&auml;lligen Signale zur Inzidenzrate (IR) von Malignomen. Die IR (ohne Nicht-Melanom-Hauttumoren) betrug 0,8. Dies entsprach der in der US-SEER-Patienten-Datenbank festgestellten SIR (&bdquo;standardised incidence ratio&ldquo;) von 1,04. Die IR von 0,5 f&uuml;r tiefe Venenthrombosen/Lungenembolien bewegte sich im Rahmen der f&uuml;r Patienten mit RA und anderen Autoimmunerkrankungen publizierten H&auml;ufigkeit (0,3&ndash;0,8).<sup>4</sup></p> <h2>PsA: Antik&ouml;rpertherapien etablieren sich</h2> <p>Bei der moderaten bis schweren Psoriasis-Arthritis (PsA) etablieren sich die Antik&ouml;rper gegen die durch Interleukin (IL) 17 bzw. 23 vermittelten Signalwege. Der jetzt auch zur Therapie der PsA bei Erwachsenen zugelassene IL-17A-Inhibitor Ixekizumab erwies sich in den Zulassungsstudien SPIRIT-P1 und -P2 bis zu einer Therapiedauer von zwei Jahren als rasch (Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t im HAQ) und lang anhaltend wirksam bis zu einer Dauer von zwei Jahren.<sup>5 </sup><br />Prof. Philip Mease, Seattle, stellte in der Late-Breaking Session die Daten einer Phase-II-Studie (n=185; medianes Alter: 51 Jahre, 43,2 % Frauen) zu Risankizumab 75mg und 100mg, einem neuen humanisierten monoklonalen IL-23-Antik&ouml;rper, vor. Mit Risankizumab wurde eine hohe PASI75/90/100-Response vs. Placebo nach 16 Wochen erreicht. Auch die Hautbeteiligung sowie die Schmerzintensit&auml;t wurden signifikant reduziert.<sup>6 </sup><br />F&uuml;r Ixekizumab und Secukinumab liegen bereits Daten &uuml;ber bis zu 2 Jahre vor. Darin waren die nach 16 Wochen erreichten Verbesserungen bei therapie- bzw. TNF-naiven Patienten mit einer gegen&uuml;ber Placebo signifikant h&auml;ufigeren anhaltenden Remission bzw. niedrigen Krankheitsaktivit&auml;t stabil.<sup>7&ndash;9 </sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Ortho_1802_Weblinks_s57_1.jpg" alt="" width="1417" height="523" /></p> <h2>Osteoarthrose: Licht am Ende des Tunnels?</h2> <p>Nach Jahren der therapeutischen Frustration wurden in San Diego f&uuml;r die Osteoarthrose neue Ans&auml;tze nicht nur zur Schmerzreduktion, sondern auch zur Verbesserung der Funktionseinschr&auml;nkungen vorgestellt. Dazu geh&ouml;rte die 2-Jahres-Auswertung der 5 Jahre dauernden Phase-II-Studie FORWARD. Dort wurden 549 Patienten (40&ndash;85 Jahre, median 65 Jahre) mit symptomatischer, radiologisch best&auml;tigter Kniegelenksarthrose mit Sprifermin, einem verk&uuml;rzten rekombinanten humanen FGF-18-Protein, oder Placebo behandelt. Sprifermin soll die Proliferation von Chondrozyten und eine vermehrte Produktion extrazellul&auml;rer Matrix (ECM) induzieren und damit das Wachstum und die Reparatur von Knorpel f&ouml;rdern. Die Studie erreichte mit den beiden h&ouml;chsten Sprifermin-Dosen den prim&auml;ren Endpunkt: eine signifikante, dosisabh&auml;ngige Zunahme der Gesamtknorpeldicke im Femorotibialgelenk im MRT vs. Baseline (Sprifermin 100&mu;g alle 6 Monate: p&lt;0,001; Sprifermin 100&mu;g alle 12 Monate: p&lt;0,001). Die WOMAC-Gesamtscores sanken unter Sprifermin und Placebo um etwa 50 % (p=n.s.). Therapieassoziierte unerw&uuml;nschte Ereignisse waren in beiden Armen vergleichbar h&auml;ufig. Dabei standen Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen im Vordergrund.<sup>10</sup><br />Ein weiterer Hoffnungstr&auml;ger ist die lokal invasive Therapie mit TPX, einem Peptid aus extrazellul&auml;rem Matrix-Phosphoglycoprotein (MEPE). Teilnehmer der zweistufigen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Multicenterstudie der Phase II waren 118 Patienten (median 60 Jahre; BMI 29,2) mit beidseitiger milder bis moderater patellofemoraler OA (PFOA) des Kniegelenks. 29 Teilnehmer erhielten zun&auml;chst 4 w&ouml;chentliche Injektionen mit TPX-100 (20, 50, 100 und 200mg pro Injektion) oder Kochsalz. Dosislimitierende Toxizit&auml;ten und andere Sicherheitssignale traten dabei nicht auf.<sup>11</sup> Im zweiten Teil der Studie erhielten 89 Senioren 4 w&ouml;chentliche Injektionen mit 200mg TPX-100. Prim&auml;rer Endpunkt war die Verbesserung im KOOS (&bdquo;Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score&ldquo;). Zun&auml;chst sprachen beide Gruppen gut auf die Therapie an. Nach 3 Monaten verschlechterte sich der Funktionsstatus in der Kochsalz-Gruppe wieder, w&auml;hrend der Zugewinn im TPX-100-Arm bis zum Studienende nach 12 Monaten anhielt (p&lt;0,05 vs. Placebo). Der Verbrauch von NSAR sank ebenfalls deutlich. TPX-100 wurde als gut vertr&auml;glich ohne schwerwiegende unerw&uuml;nschte Ereignisse eingestuft. H&auml;ufigste Nebenwirkungen waren Verstopfung (13 % ), Schwindel (8 % ) und Mundtrockenheit (6 % ). Das Serum-Na ver&auml;nderte sich nicht signifikant.<br />Der subkutan applizierbare monoklonale Anti-NGF(&bdquo;nerve growth factor&ldquo;)-Antik&ouml;rper Tanezumab wird derzeit von der FDA im Rahmen eines beschleunigten Zulassungsverfahren zur Therapie chronischer Schmerzen gepr&uuml;ft. In einer placebokontrollierten Phase-III-Studie mit 379 Patienten mit Knie- oder H&uuml;ft-OA f&uuml;hrten alle gepr&uuml;ften Dosierungen (2,5mg, 5mg und 10mg s.c. sowie 10mg i.v. ) zu einer deutlichen Reduktion des WOMAC-Schmerz-Scores &ge;50 % , &ge;70 % und &ge;90 % nach 8 Wochen. Die globale Beurteilung im Arzt- und Patientenurteil fiel positiv aus. Osteonekrosen wurden nicht beobachtet.<sup>12</sup><br />Nicht &uuml;berzeugen konnte der orale selektive Kappa-Opioid-Rezeptorstimulator CR845. Die randomisierte doppelblinde, placebokontrollierte Phase-II-Studie mit 476 Patienten mit H&uuml;ft- und/oder Knie-OA (Alter &ge;25 Jahre) verfehlte den prim&auml;ren Endpunkt Schmerzreduktion auf einer Bewertungsskala von 0&ndash;10 in Woche 8/Tag 57 vs. Placebo (p=0,111). In Post-hoc-Analysen zeigten jedoch die Patienten mit der h&ouml;chsten Dosis (5mg/bid; n=66), eine signifikante Verbesserung (p&lt;0,043 vs. Placebo). F&uuml;r eine endg&uuml;ltige Bewertung sind weitere Studien notwendig, so die Autoren.<sup>13</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: ACR/ARHP Annual Meeting, 4.–8. November 2017, San Diego, Kalifornien (USA) </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Burmester G et al.: ACR 2017; Abstract 1904 <strong>2</strong> Taylor PC et al.: ACR 2017, Abstract 855 <strong>3</strong> Mease P et al.: ACR 2017, Abstract 16L <strong>4</strong> Genovese MC et al.: ACR 2017, Abstract 511 <strong>5</strong> Deodhar AA et al.: ACR 2017, Abstract 625 <strong>6</strong> Mease P et al.: ACR 2017, Abstract 2L <strong>7</strong> Helliwell PS et al.: ACR 2017, Abstract 624 <strong>8</strong> Coates L et al.: ACR 2017, Abstract 622 <strong>9</strong> Emery P et al.: ACR 2017, Abstract 618 <strong>10</strong> Hochberg M et al.: ACR 2017, Abstract 1L <strong>11</strong> McGuire D et al.: ACR 2017, Abstract 13L <strong>12</strong> Birbara CA et al.: ACR 2017, Abstract 1195 <strong>13</strong> Bagal S et al.: ACR 2017, Abstract 15L <strong>14</strong> Wervers K et al.: ACR 2017, Abstract 1551</p> </div> </p>
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