© DavidGoh Digital Vision Vectors

European Association for the Study of Diabetes, München

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse vom EASD-Kongress

<p class="article-intro">Der 52. Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) im September 2016 in München brachte sehr interessante und klinisch relevante Erkenntnisse aus rezenten Studien. Die für uns wichtigsten im Rahmen dieses Kongresses präsentierten Studien, welche unseren klinischen Alltag verändern werden, möchte ich hier kurz besprechen. <br> Über weitere interessante Entwicklungen konnten Sie ja bereits auf den ersten Seiten unseres Journals lesen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Diabetes_1605_Weblinks_seite8.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>SUSTAIN-6-Studie</h2> <p>Ein Highlight des Kongresses war sicherlich die Pr&auml;sentation der Ergebnisse der SUSTAIN-6-Studie mit Semaglutid. Nach einer langen Periode negativer Studienergebnisse hinsichtlich einer Reduktion von harten Endpunkten durch Antidiabetika konnte vor Kurzem f&uuml;r den GLP1-Agonisten Liraglutid (LEADER-Studie) und den SGLT2-Hemmer Empagliflozin (EMPA-REG-OUTCOME-Studie) ein positiver Effekt auf relevante Endpunkte gezeigt werden. Nun steht uns mit dem einmal w&ouml;chentlich zu applizierenden GLP1-Agonisten Semaglutid eine weitere Substanz mit positiven Studienergebnissen &ndash; hoffentlich in B&auml;lde &ndash; zur Verf&uuml;gung. In der SUSTAIN-6-Studie wurde an 3.297 Diabetikern mit einer kardiovaskul&auml;ren Erkrankung und/oder einer chronischen Nierenerkrankung die Wirkung von Semaglutid in zwei unterschiedlichen Dosierungen &uuml;ber zwei Jahre hinweg auf einen prim&auml;ren Endpunkt bestehend aus einer Kombination aus kardiovaskul&auml;r bedingtem Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall untersucht. Die Ereignisrate hinsichtlich dieses prim&auml;ren Endpunkts wurde um 26 % reduziert, vorwiegend durch eine Verminderung von Herzinfarkten und Schlaganf&auml;llen, die Gesamtmortalit&auml;t blieb hingegen unbeeinflusst. Vermindert wurden zudem HbA<sub>1c</sub> ohne Anstieg der Hypoglyk&auml;mierate, der Blutdruck und das Gewicht. Hinsichtlich des Auftretens von unerw&uuml;nschten Ereignissen wurde vor allem &uuml;ber gastrointestinale Nebenwirkungen berichtet, auff&auml;llig war auch ein Anstieg des Retinopathierisikos, das sich vermutlich durch die (rasche?) Blutzuckersenkung erkl&auml;ren l&auml;sst. <br />Insgesamt sind dies f&uuml;r uns sehr erfreuliche Nachrichten, wobei bemerkenswert ist, dass Semaglutid aufgrund einer speziellen Technologie auch t&auml;glich oral mit der gleichen glyk&auml;mischen Wirkung wie die subkutane Formulierung eingesetzt werden kann.</p> <h2>DURATION-8-Studie</h2> <p>Die positiven kardiovaskul&auml;ren Wirkungen von Vertretern aus den Klassen der GLP-1-Agonisten und SGLT-2-Inhibitoren legen eine Kombination dieser beiden Substanzen in der Therapie des Diabetes nahe. Die DURATION-8-Studie untersuchte bei Patienten, die unter einer Metformin-Monotherapie inad&auml;quat eingestellt waren, die Kombination eines SGLT-2-Hemmers (Dapagliflozin) und eines GLP-1-Agonisten (Exenatid 1x w&ouml;chentlich) als Erg&auml;nzung zur Metformin-Therapie gegen&uuml;ber einer alleinigen zus&auml;tzlichen Therapie entweder mit dem GLP-1-Agonisten Exenatid oder dem SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin. Die Kombination beider Substanzen f&uuml;hrte zu einer st&auml;rkeren Senkung des HbA<sub>1c</sub> um 2,0 % -Punkte als die jeweiligen zus&auml;tzlichen Einzeltherapien. Diese HbA<sub>1c</sub>-Senkung fiel allerdings weniger stark aus als eine Addition der Wirkung der Einzelkomponenten (1,4 % bei Erg&auml;nzung mit Exenatid und 1,6 % bei Erg&auml;nzung mit Dapa&shy;gliflozin) erwarten lassen w&uuml;rde. Das K&ouml;rpergewicht wurde in der Kombina&shy;tionstherapie allerdings st&auml;rker gesenkt, das Hypoglyk&auml;mierisiko, so kein Sulfonylharnstoff oder Insulin verwendet wurde, war nicht erh&ouml;ht. An Nebenwirkungen fanden sich wie erwartet gastrointestinale sowie eine H&auml;ufung der Harnwegsinfekte und bei Exenatid das Auftreten von Kn&ouml;tchen an der Injektionsstelle.</p> <h2>LEADER-Studie</h2> <p>Die LEADER-Studie mit Liraglutid, die bereits im Rahmen des ADA-Kongresses publiziert worden war, erbrachte bekanntlich eine Reduktion des kardiovaskul&auml;ren Endpunkts. Beim diesj&auml;hrigen EASD-Kongress wurde &uuml;ber die Ergebnisse bez&uuml;glich eines pr&auml;definierten Endpunkts bestehend aus einer persistierenden Mikroalbuminurie, der Verdopplung des Serumkreatinins, der Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie oder renal bedingtem Tod berichtet. Es fand sich unter Liraglutid eine 22 % ige Verminderung des Auftretens dieses Endpunkts unabh&auml;ngig von der Nierenfunktion der Probanden. Dies betraf vorwiegend das erstmalige Auftreten einer persistierenden Mikroalbuminurie. Somit gibt es auch f&uuml;r einen GLP-1-Agonisten einen Hinweis f&uuml;r eine renoprotektive Wirkung, analog wie f&uuml;r Empagliflozin, wobei jedoch der Effekt f&uuml;r Empagliflozin mit einer 39 % igen Reduktion st&auml;rker war.</p> <h2>&bdquo;GLP1 RA, the longer, the better&ldquo;</h2> <p>Eine interessante Sitzung unter dem Titel &bdquo;GLP1 RA, the longer, the better&ldquo; besch&auml;ftigte sich mit lang wirksamen, einmal w&ouml;chentlich injizierten GLP1-Agonisten im Vergleich bzw. in Kombination mit Insulin. Hier zeigte sich eine gute Wirkung der GLP1-Agonisten mit gleichzeitiger Gewichtsreduktion und geringer Hypoglyk&auml;mieinzidenz. Pr&auml;sentiert wurde auch die FREEDOM-2-Studie, in der ein innovatives, zweimal im Jahr subkutan zu implantierendes Pumpensystem mit einer kontinuierlichen Abgabe von Exenatid (ITCA650) im Vergleich zu Sitagliptin eine bessere HbA<sub>1c</sub>-Senkung (1,5 vs. 0,8 % ) und gr&ouml;&szlig;ere Gewichtsreduktion (4,0 vs. 1,3 kg) &uuml;ber ein Jahr hinweg erzielte.</p> <h2>Mein Fazit</h2> <p>Der diesj&auml;hrige EASD-Kongress belegt durch die Vielzahl von Studienergebnissen &uuml;ber innovative Antidiabetika die erfreuliche Entwicklung hinsichtlich einer besseren Behandelbarkeit des Diabetes und erlaubt es uns, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.</p></p>
Back to top