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Latest News zu Magen-, Ösophagus- und Pankreaskarzinom

<p class="article-intro">Beim ASCO-Meeting 2016 hat es bezüglich des Pankreaskarzinoms in der adjuvanten Therapie eine durchaus praxisrelevante und den derzeitig gültigen Standard ändernde Studie gegeben, ansonsten beziehen sich die neuen Daten zum Magenkarzinom und Ösophaguskarzinom auf zukunftsweisende Studien. Praxisrelevante Veränderungen hat es hier nicht gegeben.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Als praxisrelevante &Auml;nderung f&uuml;r das Pankreaskarzinom im kurativen Setting zeigt sich die adjuvante Therapie mit Gemcitabin und Capecitabin als derzeitig neuer Standard.</li> <li>Beim Magenkarzinom kann kein Vorteil f&uuml;r eine postoperative Radiochemotherapie nach pr&auml;operativer Chemotherapie im adjuvanten Setting gezeigt werden.</li> <li>In der palliativen Therapie ist die Claudin-Inhibition ein vielversprechender neuer Ansatz, der erst in einer Phase-III-Studie bewertet werden kann.</li> <li>Beim &Ouml;sophaguskarzinom ist f&uuml;r das Adenokarzinom eine pr&auml;operative kombinierte Radiochemotherapie nach Induktionschemotherapie bez&uuml;glich des Gesamt&uuml;berlebens einer reinen Induktionschemotherapie nicht &uuml;berlegen, wobei die pCR-Rate deutlich h&ouml;her ist und sich beim Gesamt&uuml;berleben ein Trend zeigt.</li> <li>In der palliativen Therapie des &Ouml;sophaguskarzinoms spricht viel f&uuml;r die Fortsetzung der Chemotherapie bis zum Progress.</li> <li>Die neuen Daten zur Checkpoint-Inhibition sind auch bei Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts vielversprechend, ein wesentlicher Schritt wird auch hier die Entwicklung von pr&auml;diktiven Markern sein.</li> <li>Vermutlich ist eine duale Blockade besser als eine Monotherapie, wobei auch hier die endg&uuml;ltigen Dosisschemata und die besten Konzepte noch in Erarbeitung sind.</li> </ul> </div> <h2>Adjuvante Therapie des Pankreaskarzinoms</h2> <p>Derzeit ist in der adjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms eine Monotherapie mit Gemcitabin f&uuml;r R0- und R1-resezierte Patienten &uuml;ber 6 Monate der Standard. Eine 5-FU-h&auml;ltige Monotherapie ist dieser Therapie gleichwertig, jedoch aufgrund der schwierigen Durchf&uuml;hrbarkeit bei uns seltener im Einsatz. Die ESPAC-4-Studie ist eine randomisierte Phase-III-Studie, die den bisherigen Standard Gemcitabin Tag 1 und 8 und 15 gegen&uuml;ber Gemcitabin Tag 1 und 8 und 15 kombiniert mit Capecitabin Tag 1&ndash;21 mit 1.660mg/m<sup>2</sup> an 730 R0- und R1-resezierten Patienten mit einem Adenokarzinom des Pankreas untersucht hat. Dabei wurde R1 als Abstand der Tumorzellen zum Resektionsrand von weniger als 1mm definiert. Insgesamt deckt die Studie eine realistische Situation ab. 52 % der Patienten hatten einen Grad-II-Tumor, 38 % einen Grad-III-Tumor und 82 % waren Lymphknoten-positiv. Die Toxizit&auml;t der Studie ist durchaus vertretbar, wie zu erwarten gab es im experimentellen Arm etwas mehr F&auml;lle von Hand-/Fu&szlig;syndrom und Diarrh&ouml;. Bemerkenswert sind die Ergebnisse der Studie: Mit einer Hazard-Ratio von 0,82 ergibt sich eine Verl&auml;ngerung des medianen &Uuml;berlebens von 25,5 Monaten im Kontrollarm auf 28 Monate im experimentellen Arm. Dies ergibt eine Verbesserung der 5-Jahres-Gesamt&uuml;berlebensrate von 16 % auf 29 % . Dieser Fortschritt ist durchaus klinisch relevant und setzt den neuen Standard in der adjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms.<br /> In der Subgruppe der R1-resezierten Patienten zeigte sich dieser Effekt weniger deutlich. M&ouml;glicherweise ist ein Grund daf&uuml;r die lange Zeit zwischen Operation und Randomisierung in die Studie zwischen 21 und 111 Tagen, im Mittel 64 Tage.<br /> Dennoch sollte aus meiner Sicht diese Therapie derzeit bei Patienten ohne Kontraindikation f&uuml;r Capecitabin den bisherigen Standard Gemcitabin-Monotherapie ersetzen. Mit Spannung d&uuml;rfen die Ergebnisse der laufenden Studien mit modifiziertem Folfirinox versus Gemcitabin und mit Gemcitabin +/&ndash; Nab-Paclitaxel abgewartet werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite115_1.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Magenkarzinom</h2> <p>Beim Magenkarzinom ist der derzeitige Standard in der perioperativen Therapie die Durchf&uuml;hrung einer perioperativen Chemotherapie. Ob eine postoperative Strahlenchemotherapie in diesem Setting nach neoadjuvanter Chemotherapie einen Vorteil bringt, ist bis dato nicht klar. Diese Fragestellung wird von der CRITICS-Studie bearbeitet. In dieser gro&szlig;en Phase-III-Studie wurden 788 Patienten mit Adenokarzinomen des Magens und des gastro&ouml;sophagealen &Uuml;berganges (16 % ) im Stadium Ib bis IVa randomisiert. Alle Patienten erhielten pr&auml;operativ drei Zyklen EOX oder ECF, wurden anschlie&szlig;end operiert und erhielten im Kontrollarm postoperativ weitere drei Zyklen Chemotherapie oder eine kombinierte Radiochemotherapie mit 54Gy in 25 Dosen.<br /> Wie zu erwarten, konnten 84 % der Patienten die pr&auml;operative Therapie abschlie&szlig;en, w&auml;hrend nur die H&auml;lfte der Patienten den postoperativen Therapieteil abschlie&szlig;en konnte. Die Ergebnisse in dieser Studie sind ern&uuml;chternd: Insgesamt zeigt sich eine hohe 5-Jahres-PFS-Rate in beiden Gruppen von 39 % sowie eine hohe 5-Jahres-Gesamt&uuml;berlebensrate von 41 % . In beiden Gruppen besteht jedoch kein signifikanter Unterschied, sodass die postoperative Strahlenchemotherapie derzeit keinen Standard darstellt. &Uuml;ber den Einsatz der Strahlentherapie beim Magenkarzinom in der perioperativen Therapie werden uns die Studien TOPGEAR sowie ARTIST 2 und CRITICS 2 in den n&auml;chsten Jahren neue Informationen geben.<br /> In der palliativen Therapie des Magenkarzinoms gab es zum HER2-positiven Magenkarzinom beim heurigen ASCO-Meeting keine neuen Daten. Beim ASCO-GI wurden die leider negativen Daten der GATSBY-Studie vorgestellt, die keinen Vorteil f&uuml;r eine T-DM1-Therapie gegen&uuml;ber einer taxanh&auml;ltigen Therapie in der Zweitlinientherapie des HER2-positiven Magenkarzinoms ergibt. Subgruppenanalysen und biologische Analysen dieser Studie sind jedoch noch abzuwarten, um eine endg&uuml;ltige Bewertung vorzunehmen. Eine Schw&auml;che dieser Studie ist sicherlich im Zeitpunkt der HER2-Testung zu sehen, die durchaus aus Material des prim&auml;ren Tumorgewebes durchgef&uuml;hrt werden konnte und damit einer m&ouml;glichen Heterogenit&auml;t, Diskordanz oder klonalen Evolution nicht Rechnung tr&auml;gt. Ein weiterer Schwachpunkt der Studie ist das Fehlen eines dritten Armes, der eine Trastuzumab-Therapie mit Chemotherapie nach dem Progress unter Trastuzumab untersucht.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite115_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Claudin-&uuml;berexprimierendes Magenkarzinom</h2> <p>Spannende Phase-II-Daten wurden beim Claudin-&uuml;berexprimierenden Magenkarzinom in der FAST-Studie berichtet. Hier wurden 161 Patienten im palliativen Setting, die Claudin m&auml;&szlig;ig oder stark &uuml;berexprimierten, in der ersten Therapielinie randomisiert in einer Therapie mit EOX oder EOX mit dem monoklonalen Antik&ouml;rper gegen Claudin 18.2 (IMAB362). Claudin ist ein Adh&auml;sionsmolek&uuml;l des Magens, das bei unterschiedlichen Tumorerkrankungen, insbesondere auch beim Magenkarzinom, in etwa der H&auml;lfte der F&auml;lle &uuml;berexprimiert ist. Da Claudin im normalen Gewebe praktisch nicht vorkommt und im Magen durch die &bdquo;tight junctions&ldquo; nicht zug&auml;nglich ist, ist es ein ideales Target f&uuml;r eine zielgerichtete Therapie. In dieser Studie konnte das mittlere progressionsfreie &Uuml;berleben von 4,8 Monaten (Kontrollarm) auf 7,9 Monate verl&auml;ngert werden. Auch das Gesamt&uuml;berleben wurde von 8,4 Monaten auf 13,2 Monate im Median verl&auml;ngert, das entspricht einer HR von 0,51 und ist statistisch signifikant. Dabei ist die Toxizit&auml;t dieser Therapie durchaus vertretbar. Noch deutlicher ist das Ergebnis bei den Patienten, die Claudin in hohem Ausma&szlig; &uuml;berexprimieren. Bei diesen ergab sich eine Verl&auml;ngerung des Gesamt&uuml;berlebens von 9 Monaten auf 16,7 Monate. Mit Spannung k&ouml;nnen damit die Daten einer Phase-III-Studie erwartet werden. Mithilfe des positiv pr&auml;diktiven Markers ist m&ouml;glicherweise auch eine Patientenselektion m&ouml;glich.<br /> F&uuml;r Immuncheckpoint-Inhibitoren liegt beim Magenkarzinom eine Reihe von Untersuchungen vor, die durchaus Effektivit&auml;t zeigen. In diesen fr&uuml;hen Phase-I/Phase-II-Studien konnten der Effekt sowohl der Anti-PD-1- als auch der Anti-PD-L1-Therapie, aber auch die Kombination einer Anti-PD-1-Therapie mit einer Anti-CTLA4-Therapie untersucht werden. Endg&uuml;ltig l&auml;sst sich diesbez&uuml;glich noch keine Aussage treffen, die Ansprechraten liegen bei 10&ndash;15 % bei schwer vorbehandelten Patienten, wobei Patienten, die auf die Therapie ansprechen, durchaus lange progressionsfreie Intervalle zeigen.<br /> Interessant wird f&uuml;r das Magenkarzinom zweifelsfrei die M&ouml;glichkeit eines f&uuml;r die Immuntherapie positiv pr&auml;diktiven Markers sein. Hier sind aufgrund der molekularen Typisierung des Magenkarzinoms vermutlich besonders der EBV-assoziierte Subtyp und der mikrosatelliteninstabile Subtyp des Magenkarzinoms f&uuml;r zuk&uuml;nftige Studien interessant. Erste Ergebnisse, die auch beim ASCO-Meeting vorgestellt wurden, zeigen bei einigen wenigen Patienten, die mikrosatelliteninstabil sind, bei Magenkarzinom besonders gute Ansprechraten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite116.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>&Ouml;sophaguskarzinom</h2> <p>F&uuml;r das &Ouml;sophaguskarzinom wurde in der neoadjuvanten Therapie die Langzeitnachbeobachtung der POET-Studie vorgelegt. In dieser ausgezeichnet designten Phase-III-Studie der deutschen Studiengruppe wurde randomisiert bei Patienten mit operablem Adenokarzinom des &Ouml;sophagus in eine Induktionschemotherapie mit 5 FU/Cisplatin oder eine Induktionschemotherapie mit 5 FU/Cisplatin, gefolgt von einer Radiochemotherapie mit Cisplatin und Etoposid.<br /> Insgesamt konnte hier eine R0-Resektionsrate in der kombinierten Radiochemotherapie von 88 % gegen&uuml;ber 77 % im Kontrollarm erreicht werden, mit einer histologisch kompletten pathologischen Remission von 14,3 % im experimentellen Arm gegen&uuml;ber lediglich 1,9 % im Kontrollarm. Dabei war die Toxizit&auml;t bei kombinierter Radiochemotherapie wie zu erwarten etwas h&ouml;her. Leider waren die Gesamt&uuml;berlebensdaten nicht statistisch signifikant, obwohl sich ein Trend zu einer verbesserten Langzeit&uuml;berlebensrate im kombinierten Radiochemotherapiearm zeigte. Aufgrund der fehlenden Signifikanz (m&ouml;glicherweise aufgrund der geringen Patientenzahl) kann diese Studie jedoch den derzeitigen Standard nicht &auml;ndern und es m&uuml;ssen weitere Untersuchungen abgewartet werden.<br /> In der palliativen Therapie des &Ouml;sophaguskarzinoms hat es keine wesentlichen Neuerungen gegeben. Lediglich eine Studie unterstreicht die Notwendigkeit der Chemotherapie zur Verbesserung der Lebensqualit&auml;t. In dieser Studie (E-DIS) wurden Patienten mit metastasiertem inoperablem &Ouml;sophaguskarzinom f&uuml;r 6 Wochen mit einer 5-FU/Platin-basierten Chemotherapie behandelt. Nach 6 Wochen wurden Patienten, die nicht progredient waren, randomisiert und erhielten entweder beste unterst&uuml;tzende Therapiema&szlig;nahmen oder beste unterst&uuml;tzende Therapiema&szlig;nahmen mit Fortsetzung der Chemotherapie.<br /> Auch wenn in beiden Gruppen das Gesamt&uuml;berleben gleich war, zeigte sich doch eine signifikante Verl&auml;ngerung des progressionsfreien &Uuml;berlebens durch die Fortsetzung der Chemotherapie. Dies &uuml;bersetzte sich auch in eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Zeit bis zur Verschlechterung des globalen Gesundheitsstatus, sodass einer kontinuierlichen Chemotherapie bez&uuml;glich des Endpunkts Lebensqualit&auml;t und progressionsfreies &Uuml;berleben &ndash; und das sind sicher die relevanten Faktoren in einer fortgeschrittenen Situation &ndash; der Vorzug gegeben werden muss.</p></p>
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