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Tatiana
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Gewicht entscheidender als die Gene
Jatros Digital
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16.09.2019
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<p class="article-intro">Übergewicht beeinflusst das Diabetesrisiko deutlich stärker als genetische Faktoren oder der Lebensstil. Zudem gibt es die Hoffnung, dass sich der Anstieg der Diabetesinzidenz einbremst.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Unabhängig von einem etwaigen genetischen Risiko lässt sich die Wahrscheinlichkeit, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, in hohem Maß durch Gewichtskontrolle und gesunden Lebensstil beeinflussen. Das zeigen die Ergebnisse einer dänischen Registerstudie aus der Danish Prospective Diet, Cancer and Health Cohort mit fast 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (49,6 % Frauen, 50,4 % Männer, mittleres Alter 56,1 Jahre). Über einen Beobachtungszeitraum von 14,7 Jahren entwickelte fast die Hälfte der Probanden Typ-2-Diabetes. Übergewicht und Adipositas erwiesen sich in der Studie als die mit Abstand wichtigsten Risikofaktoren. Adipositas führte zu einer Erhöhung des individuellen Risikos um den Faktor 5,8. Neben dem Körpergewicht wurde in einer statistischen Risikorechnung die Bedeutung des genetischen Risikos (erhoben in Form eines Risiko-Scores auf Basis von 193 genetischen Varianten) sowie des Lebensstils berücksichtigt. Der Lebensstil wurde anhand der Faktoren Rauchen, moderater Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und gesunde Ernährung als „günstig“, „mittelmäßig“ und „ungünstig“ eingestuft. Die Studie ergab, dass sowohl das genetische Risiko als auch der Lebensstil das individuelle Diabetesrisiko der Probanden zwar beeinflussten, dies allerdings bei Weitem nicht so deutlich wie das Körpergewicht. So zeigte die höchste genetische Risikogruppe im Vergleich zur niedrigsten eine Verdoppelung des Risikos und ein ungünstiger Lebensstil führte gerade einmal zu einer Risikoerhöhung um 20 % .</p> <h2>Typ-2-Diabetes: Ist die Inzidenz wieder rückläufig?</h2> <p>Laut aktuellen Einschätzungen sieht die Zukunft düster aus. Die International Diabetes Federation spricht von 425 Millionen erwachsenen Diabetespatienten weltweit und rechnet bis 2045 mit einem Anstieg auf 600 Millionen. Angesichts aktueller, im Rahmen des EASD-Kongresses vorgestellter Daten könnte es möglicherweise nicht ganz so dramatisch kommen. Denn unter Berücksichtigung der steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der Diabetespatienten zwar weiterhin wachsen, der gefürchtete Anstieg der Diabetesinzidenz konnte jedoch gebremst werden, und sogar eine Trendwende scheint möglich. Zu diesem Schluss kommt eine australische Gruppe auf Basis einer Metaanalyse zahlreicher Kohortenstudien. In der Auswertung wurde die Diabetesinzidenz für die Perioden 1970–79, 1980–89, 1990–99, 2000–09 und 2010 bis heute errechnet und hinsichtlich bekannter Störfaktoren wie Alter und zum jeweiligen Zeitpunkt verwendete Grenzwerte adjustiert. Die Berechnungen ergaben einen Anstieg der Diabetesinzidenz von 0,53 % in der 1970er-Jahren auf 1,0 % seit 2010. Dabei zeigte sich auch eine starke Korrelation von Diabeteserkrankung und steigendem Alter. Darüber hinaus zeigt die Auswertung jedoch, dass der Anstieg im Zeitabschnitt seit 2010 abflacht und sogar ein Rückgang um fünf Prozent eingetreten ist, der jedoch die Signifikanz verfehlte. Die Autoren sehen das als möglichen Hinweis auf die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen. Die Studie zeigt auch, dass Personen europäischer Abstammung mittlerweile eine niedrigere Inzidenz von Typ-2-Diabetes zeigen als alle anderen Bevölkerungsgruppen – mit Ausnahme des Nahen Ostens und der pazifischen Inseln, wobei die Autoren auf die spärlichen Daten aus diesen Regionen hinweisen.</p> <p> </p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ol> <li>Jakupović H et al.: Obesity and unfavourable lifestyle increase type 2 diabetes-risk independent of genetic predisposition. EASD Annual Meeting 2019; Abstr. 376</li> <li>Magliano DJ et al.: Diabetes incidence over time: a systematic review. EASD Annual Meeting 2019; Abstr. 315</li> </ol>
</div>
</p>
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