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Urogynäkologie und Hormone

<p class="article-intro">Bei 40 % der postmenopausalen Frauen tritt eine Beckenbodenfunktionsstörung (z.B. Harninkontinenz, Beckenorganprolaps etc.) auf, zusätzlich leidet die Hälfte aller postmenopausalen Frauen unter den Symptomen einer vaginalen Atrophie. </p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Lokales E2 in Form von Cremen, Pessaren, vaginalen Tabletten, Ringen etc. ist effektiv und sicher in der Behandlung der Symptome der Vaginalatrophie in einer Dosierung von 10mcg und mehr.</li> <li>Sinnvoll auch bei HI mit subjektiv weniger Inkontinenzbeschwerden bei Patientinnen mit OAB und SUI (kombinierte Therapie mit BBT +/&ndash; Anticholinergika empfohlen)</li> <li>Pr&auml;operative lokale &Ouml;strogengabe vor einer Deszensus-OP sinnvoll &ndash; weniger fr&uuml;he postoperative HWI</li> <li>Lokale postoperative E2-Gabe nach TVT-OP sinnvoll &ndash; verminderter Harndrang und verminderte Miktionsfrequenz</li> <li>Keine Evidenz f&uuml;r lokale &Ouml;strogene in Therapie und Pr&auml;vention von BOP</li> <li>Bestm&ouml;gliche Dosierung und Langzeiteffekt unklar</li> <li>Systemische HRT verschlechtert Inkontinenzsymptome oder Neuentwicklung tritt auf &ndash; Aufkl&auml;rung!</li> </ul> </div> <p>Immunhistochemische Studien konnten &Ouml;strogenrezeptoren im kleinen Becken, speziell im Gewebe der Scheide, der Blase, der Urethra und der Beckenbodenmuskulatur, nachweisen. Die Funktion der &Ouml;strogene im kleinen Becken ist im Wesentlichen eine unterst&uuml;tzende, indem sie die Synthese und den Abbau von Kollagen regulieren. Weiters ist der weibliche Kontinenzmechanismus &ouml;strogensensitiv. &Ouml;strogene verbessern den urethralen Widerstand durch einen Anstieg der Anzahl an periurethralen Gef&auml;&szlig;en, au&szlig;erdem f&uuml;hren sie zu einer Reduktion der Frequenz und Amplitude von Detrusorkontraktionen und beg&uuml;nstigen somit die Detrusorrelaxation. Aus all diesen Gr&uuml;nden ist die Verringerung der &Ouml;strogene nach der Menopause ein wichtiger &auml;tiologischer Faktor f&uuml;r das Auftreten von Beckenboden(BB)-Funktionsst&ouml;rungen.</p> <h2>Zirkulierende endogene Sexualsteroide und BB-Funktionsst&ouml;rungen</h2> <p>Der Zusammenhang zwischen zirkulierenden endogenen Sexualsteroiden im Blut und dem Auftreten einer Beckenbodenfunktionsst&ouml;rung ist nach wie vor unklar. In der Literatur liegen unterschiedliche Ergebnisse vor, ob und wenn ja, welchen Einfluss endogen zirkulierende Sexualsteroide auf die Erkrankungsbilder Belastungsinkontinenz (SUI) und Beckenorganprolaps (BOP, Abb. 1) aus&uuml;ben. Sowohl negative als auch positive Korrelationen zwischen Hormonparametern im Blut und den Erkrankungsbildern SUI und BOP wurden in verschiedenen Studien beschrieben.</p> <h2>Lokale &Ouml;strogengabe in der Therapie von BB-Funktionsst&ouml;rungen</h2> <p>Ein systematischer Review (SR) von Weber et al. mit &uuml;ber 50 RCT untersuchte die lokale &Ouml;strogengabe bei der Behandlung von Beckenbodenfunktionsst&ouml;rungen (Vaginalatrophie, Harninkontinenz, Beckenorganprolaps). Zusammenfassend konnten die Autoren zeigen, dass die lokale &Ouml;strogengabe effektiv und sicher in der Behandlung der Symptome der Vaginal&shy;atrophie ist (in einer Dosierung von 10mcg und mehr, unabh&auml;ngig von der lokalen Verabreichungsform). Weiters kam es unter der lokalen E2-Gabe zu deutlich weniger subjektiven Inkontinenzbeschwerden sowohl bei OAB (&uuml;beraktive Blase) als auch SUI (Belastungsinkontinenz) im Vergleich zu Placebo. Aufgrund der fehlenden Evidenz konnte keine Aussage bez&uuml;glich lokaler &Ouml;strogengabe in der Therapie und Pr&auml;vention von Beckenorganprolaps (BOP) getroffen werden. Ein SR von Rahn et al. untersuchte zus&auml;tzlich den Einsatz lokaler &Ouml;strogene vor einer geplanten Deszensus-OP sowie postoperativ nach einer suburethralen Schlingen-OP bei postmenopausalen Patientinnen. 12 RCT konnten inkludiert werden, wobei die Evidenz der inkludierten Studien als &bdquo;poor-moderate&ldquo; beurteilt wurde. Im Wesentlichen zeigten sich bei Patientinnen, welche im Durchschnitt zwischen 2 und 12 Wochen eine lokale &Ouml;strogengabe vor einer Deszensus-OP erhielten, ein verbesserter vaginaler Reife&shy;index und eine erh&ouml;hte Vaginalepitheldicke zum Zeitpunkt der Operation. Weiters wurden (innerhalb des 1. Monats nach OP) deutlich weniger postoperative Bakteriurien/Harnwegsinfekte in der E2-Gruppe im Vergleich zu Placebo diagnostiziert. Der Einsatz von lokalem E2 postoperativ (12 Wo. bis 6 Mo.) nach einer TVT-OP f&uuml;hrte zu vermindertem Harndrang und verminderter Miktionsfrequenz. Ein Cochrane Review von Cody et al. konnte zeigen, dass die rein systemische (orale) &Ouml;strogengabe bei Patientinnen mit bereits bestehender Harninkontinenz (HI) zu einer Verschlimmerung der Symptome im Vergleich zu Placebo f&uuml;hrte. Frauen, welche bei der Einnahme einer HRT unter keiner HI litten, hatten ebenfalls ein h&ouml;heres Risiko, eine De-novo-HI zu entwickeln, im Vergleich zu Placebo.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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