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DGP 2018

Tödliche Mischung: COPD, Exazerbationen, systemische Inflammation

<p class="article-intro">COPD ist in erheblichem Maß mit kardiovaskulären Komorbiditäten assoziiert. Ein ursächlicher Zusammenhang wird insofern angenommen, als COPD die systemische Inflammation verstärkt und damit zur Atherosklerose beiträgt. Diese Komorbiditäten sollen unabhängig von der COPD leitliniengerecht behandelt werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Inzidenzen der verschiedenen kardiovaskul&auml;ren Erkrankungen und Komplikationen sind bei COPD zum Teil dramatisch erh&ouml;ht.<sup>1</sup> Dabei zeigt sich auch eine Abh&auml;ngigkeit von der Schwere der COPD, wie zum Beispiel f&uuml;r die periphere arterielle Verschlusskrankheit demonstriert werden konnte.<sup>2</sup> Die Konsequenzen kardiovaskul&auml;rer Komorbidit&auml;ten sind erheblich, wie Prim. Univ.-Prof. Dr. Otto Burghuber vom Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner H&ouml;he, Otto-Wagner- Spital, Wien, betont: &bdquo;Komorbidit&auml;t bei COPD ist ein Faktor f&uuml;r erh&ouml;hte Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t.&ldquo; Das Vorhandensein einer zus&auml;tzlichen Herzerkrankung verl&auml;ngert bei COPD-Patienten, die in ein Krankenhaus aufgenommen werden, signifikant den Krankenhausaufenthalt und f&uuml;hrt auch zu erh&ouml;hter Mortalit&auml;t.<sup>3</sup> Burghuber: &bdquo;Wir wissen auch aus der TORCH-Studie, dass Patienten im COPD-Stadium 2 oder 3 zwar prim&auml;r wegen respiratorischer Ursachen sterben, dass aber 27 Prozent der Todesf&auml;lle einen kardiovaskul&auml;ren Hintergrund haben.&ldquo;</p> <h2>Systemische Inflammation</h2> <p>Nicht vollst&auml;ndig gekl&auml;rt ist die Frage nach dem pathophysiologischen Hintergrund der h&auml;ufigen kardiovaskul&auml;ren Komorbidit&auml;ten. Eine wesentliche Hypothese zu dieser Fragestellung geht, so Burghuber, von der systemischen Inflammation aus. Besonderheiten der Zytokin-Spiegel und anderer Entz&uuml;ndungsmarker wurden bei COPD-Patienten nachgewiesen, die sich insofern sowohl von Gesunden als auch von Rauchern ohne COPD unterscheiden. Diese Auff&auml;lligkeiten waren bei mehreren Kontrollen &uuml;ber die Zeit stabil.<sup>4</sup> Dar&uuml;ber hinaus wirkt auch die Obstruktion direkt auf das kardiovaskul&auml;re Risiko. Dieses ist am deutlichsten erh&ouml;ht, wenn Obstruktion und Inflammation zusammenkommen.<sup>5</sup> Zu &auml;hnlichen Ergebnissen gelangte die Rotterdam City Study, die nicht nur bei Patienten mit COPD eine h&ouml;here Mortalit&auml;t durch pl&ouml;tzlichen Herztod fand als bei Gesunden und bei COPD mit h&auml;ufigeren Exazerbationen eine weitere Erh&ouml;hung der Mortalit&auml;t feststellte. Als besonders t&ouml;dliche Mischung erwies sich in dieser Kohorte jedoch die Kombination von COPD, Exazerbationen und hohem CRP.<sup>6</sup> Burghuber: &bdquo;Weitere Analysen dieser Daten zeigten, dass vor allem das CRP das Risiko eines pl&ouml;tzlichen Todes erh&ouml;ht.&ldquo; Gemeinsame Risikofaktoren sind bekannt. Ganz oben auf der Liste steht das Rauchen, das sowohl mit COPD als auch mit kardiovaskul&auml;ren Erkrankungen assoziiert ist. Weiters gehe man, so Burghuber, heute davon aus, dass die COPD &uuml;ber die lokale Inflammation zur systemischen Inflammation und damit letztlich zur Atherosklerose beitr&auml;gt. Diese Hypothese wird durch eine Studie gest&uuml;tzt, die bei COPDPatienten ohne relevante kardiovaskul&auml;re Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes oder Dyslipid&auml;mie Hinweise auf eine endotheliale Dysfunktion fand.<sup>7</sup> Auch eine h&ouml;here arterielle Steifigkeit konnte in mehreren Studien bei COPD-Patienten nachgewiesen und mit systemischer Inflammation korreliert werden.</p> <h2>Einsatz von Betablockern</h2> <p>Damit stellt sich naheliegenderweise die Frage, ob und wie sich das erh&ouml;hte kardiovaskul&auml;re Risiko von Patienten mit COPD beeinflussen l&auml;sst. Eine Antwort besteht im Einsatz von Betablockern, die lange Zeit bei COPD als kontraindiziert betrachtet wurden. Burghuber verweist auf eine Reihe retrospektiver Studien, die bei COPDPatienten unter Therapie mit Betablockern eine signifikante Reduktion der Mortalit&auml;t fanden. Dies konnte insbesondere f&uuml;r Patienten demonstriert werden, die unter COPD mit kardiovaskul&auml;ren Komorbidit&auml;ten leiden. Eine weitere Medikamentengruppe, die in diesem Zusammenhang diskutiert wird, sind Statine. Burghuber: &bdquo;Wir haben eine randomisierte kontrollierte Studie mit einem negativen Ergebnis.&ldquo; Diese Studie wurde allerdings kritisiert, weil Patienten mit kardiovaskul&auml;ren Komorbidit&auml;ten ausgeschlossen waren. Andere prospektive, randomisierte Studien zeichnen ein anderes Bild. Eine Metaanalyse fand einen g&uuml;nstigen Einfluss von Statinen auf alle relevanten Endpunkte, darunter Lungenfunktion, Lebensqualit&auml;t oder 6-Minuten-Gehtest.<sup>8</sup> Burghuber: &bdquo;Das unterstreicht, was bereits in den GOLDGuidelines steht, dass n&auml;mlich bei Auftreten von Komorbidit&auml;ten einerseits die Therapie der COPD unver&auml;ndert weiterlaufen soll, dass zus&auml;tzlich die Komorbidit&auml;ten aber so behandelt werden sollten, als h&auml;tte der Patient keine COPD. Das trifft besonders auf die Betablocker zu.&ldquo;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), 14.–17. März 2018, Dresden </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Chen W et al.: Lancet Respir Med 2015; 3(8): 631-9 <strong>2</strong> Brusselle G et al.: Am J Respir Crit Care Med 2017; 195(2): 148-50 <strong>3</strong> Hartl S et al.: E ur R espir J 2 016; 4 7(1): 1 13-21 <strong>4</strong> Agust&iacute; A et al.: PLoS One 2012; 7(5): e37483 <strong>5</strong> Sin DD, Man SF: Circulation 2003; 107(11): 1514-9 <strong>6</strong> Lahousse L et al.: Eur Heart J 2015; 36(27): 1754-61 <strong>7</strong> Eickhoff P et al.: Am J Respir Crit Care Med 2008; 178(12): 1211-8 <strong>8</strong> Zhang W et al.: Chest 2017; 152(6): 1159-68</p> </div> </p>
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