© LordHenriVoton E+

Bernese Hip Symposium 2018

Expertentreff für junge Hüften

<p class="article-intro">Die Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie in Bern gilt als «Mekka» der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie. Der Einladung von Prof. Dr. med. Klaus A. Siebenrock zum diesjährigen Berner Hüftsymposium folgten deshalb auch hochrangige Hüftspezialisten aus aller Welt.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Alle zwei Jahre l&auml;dt die Berner Klinik im Februar zum &laquo;Bernese Hip Symposium &raquo;, um aktuelle Fragen der H&uuml;ftchirurgie auf hohem Niveau zu diskutieren. Auch dieses Jahr kamen Referenten von nah und fern, um vom Berner Team zu lernen und ihrerseits interessante Methoden und neue Erkenntnisse mitzubringen.</p> <p>&laquo;Sowohl der Versorgungsschwerpunkt als auch der wissenschaftliche Schwerpunkt der Berner Klinik liegt auf h&uuml;ftgelenkerhaltenden Korrekturm&ouml;glichkeiten&raquo;, erkl&auml;rt Prof. Siebenrock. &laquo;Das heisst, wir behandeln hier vorwiegend junge Patienten bis 35 Jahre, aber auch Kinder und Heranwachsende mit Fehlstellungen, die wir operieren, um eine Arthrose zu verhindern. &raquo; F&uuml;r diese spezielle Thematik ist das Berner H&uuml;ftsymposium weltweit die bekannteste und renommierteste Veranstaltung. An drei Tagen werden aktuelle Themen wie H&uuml;ftinstabilit&auml;t, neue Aspekte der Pathophysiologie, moderne bildgebende Verfahren und Resultate von Revisionsoperationen besprochen. Dieses Jahr folgten Teilnehmer u.a. aus England, den USA und sogar Japan der Einladung nach Bern, geniesst die Klinik doch Weltruf als spezialisiertes Zentrum. &laquo;Das ist aber nicht allein mir zu verdanken&raquo;, wehrt Siebenrock bescheiden ab, &laquo;sondern dem ganzen Team, das die Forschung vorantreibt, sowie meinem Vorg&auml;nger Reinhold Ganz, der die Grundlage daf&uuml;r geschaffen hat, dass wir jetzt auf jahrzehntelange Erfahrung mit gelenkerhaltender H&uuml;ft- und Beckenchirurgie zur&uuml;ckgreifen k&ouml;nnen.&raquo;</p> <p>Weil auch immer &ouml;fter j&uuml;ngere Patienten eine endoprothetische Versorgung ben&ouml;tigen &ndash; wenn zum Beispiel der Knorpelschaden schon zu gross ist, um gelenkserhaltend zu operieren &ndash; war der letzte Veranstaltungstag dieser Thematik gewidmet. Siebenrock: &laquo;Auch f&uuml;r diese Sessions konnten hochrangige Experten gewonnen werden, wie etwa Javad Parvizi aus Philadelphia.&raquo;</p> <p>Ehrengast war Prof. Moritoshi Itoman aus Japan, eine &laquo;Ikone auf dem Gebiet der Umstellungsosteotomien&raquo;, so Siebenrock, den insbesondere die ungew&ouml;hnlichen Operationstechniken aus Japan beeindruckten: &laquo;Es gibt verschiedene Varianten, wie man einen Knochen am Becken schwenken kann. In Japan wird zum Beispiel der Knochen kreisrund ausgeschnitten, bei uns eckig. Es ist sehr interessant f&uuml;r uns alle, sich &uuml;ber die Erfolge der verschiedenen Methoden auszutauschen.&raquo;<br /> Auch die Ansichten, wann welche Fehlstellungen operiert werden sollen, gehen international auseinander. Einigkeit besteht dar&uuml;ber, dass instabile H&uuml;ften korrigiert werden m&uuml;ssen, aber ab welchem Schweregrad, wird unterschiedlich gehandhabt.</p> <p>Fehlstellungen der H&uuml;fte oder des Beckens verursachen oft schon in jungen Jahren Schmerzen. Operationen, die das Gelenk vor der drohenden Arthrose sch&uuml;tzen, m&uuml;ssen fr&uuml;hzeitig erfolgen. &laquo;Ziel ist es, das Gelenk zu erhalten und den Gelenksersatz nicht nur zu verz&ouml;gern, sondern im besten Fall ganz zu vermeiden&raquo;, sagt Siebenrock. Seine j&uuml;ngsten Patienten sind 4&ndash;5 Jahre alt. In Bern kommen f&uuml;r gelenkerhaltende Operationen Patienten unter 35 Jahren infrage, bei denen z.B. Drehfehler des Oberschenkels oder Fehlstellungen im Beckenbereich vorliegen und noch kein Knorpelschaden besteht. &laquo;In Japan werden auch Patienten, die wesentlich &auml;lter als 35 Jahre sind, noch gelenkerhaltend operiert &raquo;, berichtet Siebenrock.</p> <h2>Avaskul&auml;re Femurkopfnekrose: h&uuml;ftkopferhaltende Behandlungsm&ouml;glichkeiten</h2> <p>&laquo;Gemeinhin wird die avaskul&auml;re Femurkopfnekrose oft mit einem H&uuml;ftgelenksersatz behandelt. Alternative Ans&auml;tze versuchen nun wieder, das H&uuml;ftgelenk doch zu erhalten&raquo;, erkl&auml;rt Siebenrock. In einer Live-OP beim Berner H&uuml;ftsymposium zeigte er, wie das H&uuml;ftgelenk ge&ouml;ffnet, der Kopf aus der Pfanne gehoben, die nekrotische Zone ausgefr&auml;st, der Defekt mit eigenem Knochenmaterial gef&uuml;llt und mit Knorpelmaterial &uuml;bern&auml;ht wird. &laquo;Dazu wird entweder der eigene Knorpellappen oder eine k&uuml;nstliche Membran verwendet. &raquo; Die Injektion von Wachstumsfaktoren oder das Einbringen von Metallschirmen stellen weitere neue Behandlungsmethoden dar.<br /> Auch bei der klassischen Umstellungsosteotomie, mit dem Ziel, die nekrotische Zone aus der Hauptbelastungszone herauszubringen, gibt es neue Techniken, wie Siebenrock berichtet. Ebenfalls aus Japan kommt die Methode einer Rotationsosteotomie, die hierzulande un&uuml;blich ist. Dabei wird der ganze obere Anteil des Oberschenkelknochens um 90 Grad geschwenkt. &laquo;Der internationale Austausch zeigt uns, wie viel wir voneinander noch lernen k&ouml;nnen&raquo;, so Siebenrock.</p> <h2>Femoroacetabul&auml;res Impingement</h2> <p>F&uuml;r das H&uuml;ftimpingement gibt es im Prinzip zwei Behandlungsm&ouml;glichkeiten: die offene Chirurgie und die Arthroskopie. &laquo;Arthroskopisch kann behandelt werden, wenn die Verformung des H&uuml;ftkopfes nicht zu stark ausgepr&auml;gt ist und vor allem, wenn sie gut erreichbar, also vorne oder oben am H&uuml;ftgelenk lokalisiert ist&raquo;, erkl&auml;rt Siebenrock. &laquo;Grobe, ausgedehnte und voroperierte Verformungen werden bei uns mit offener Chirurgie versorgt, weil sie arthroskopisch nur ungen&uuml;gend korrigiert werden k&ouml;nnen und wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Ergebnisse dann unbefriedigend sind.&raquo; Prof. Siebenrock warnt davor, ausgepr&auml;gte Impingementfehlformen arthroskopisch zu versorgen: &laquo;Wenn Restbefunde bestehen bleiben, kommen die Patienten meist nach zwei bis drei Jahren wieder.&raquo; Einfache Verformungen wie das CAMImpingement k&ouml;nnen aber &uuml;berwiegend arthroskopisch behandelt werden. &laquo;Die H&uuml;ftarthroskopie hat ganz klar ihren Stellenwert, aber man muss wissen, wo ihre Grenzen sind&raquo;, fasst Siebenrock zusammen.</p> <h2>Live-Operationen und Vorkurs</h2> <p>Ein Highlight des diesj&auml;hrigen Symposiums war die Live-&Uuml;bertragung von zwei Operationen. &laquo;Das Format der Live-Operation bei solchen Veranstaltungen halte ich f&uuml;r besonders lehrreich&raquo;, so Siebenrock. Er selbst f&uuml;hrte einen gelenkserhaltenden Eingriff vor laufender Kamera durch. Via Satellit wurde eine H&uuml;ftgelenksersatzoperation aus den USA live in den H&ouml;rsaal &uuml;bertragen: Prof. William J. Hozack vom Rothman Institute in Philadelphia implantierte eine H&uuml;fttotalendoprothese &uuml;ber einen minimal invasiven vorderen Zugang bei einem Patienten mit komplexer H&uuml;ftdeformit&auml;t.</p> <p>Zum ersten Mal in der langen Geschichte des Berner H&uuml;ftsymposiums wurde dieses Jahr auch ein Grundlagen- und Refresher-Kurs angeboten, der auf sehr grosses Interesse stiess und deswegen auch schon als Programmpunkt f&uuml;r das n&auml;chste Symposium 2020 vorgesehen ist. Der Kurs war praxisnahe orientiert mit Patientendemonstrationen von typischen Befunden, einer systematischen Analyse der Beckenr&ouml;ntgenbilder und einer Einf&uuml;hrung in das Lesen von MRI-Befunden. An echten Pr&auml;paraten wurde die relevante Anatomie der H&uuml;fte demonstriert. Die Teilnehmer erhielten auch einen Behandlungsalgorithmus, mithilfe dessen konkrete F&auml;lle diskutiert wurden.</p> <p>Der Termin f&uuml;r das n&auml;chste Berner H&uuml;ftsymposium steht bereits fest: Im Schaltjahr 2020 werden die Experten vom 27. bis 29. Februar zusammentreffen. N&auml;here Informationen sowie Videos von den Live-OPs und Vortr&auml;gen der bisherigen H&uuml;ftsymposien sind verf&uuml;gbar auf: <a href="http://www.hip-symposium-bern.ch">www.hip-symposium-bern.ch</a>.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Leading Opinions_Ortho_1802_Weblinks_lo_ortho_1802_s24_bilder.jpg" alt="" width="2186" height="1855" /></p></p>
Back to top