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Adipositas – Abklärungen und konservative Therapiemöglichkeiten

<p class="article-intro">Adipositas ist eine chronische Erkrankung und bedarf einer chronischen Betreuung. Insbesondere gilt es eine sekundäre Gewichtszunahme zu verhindern, das Gesundheitsrisiko zu überwachen und Komorbiditäten zu behandeln.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Adipositas ist eine chronische metabolische Erkrankung durch eine &uuml;berm&auml;&szlig;ige Vermehrung des K&ouml;rperfetts. Die einfachste Klassifizierung erfolgt anhand des Body-Mass-Index (BMI). Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und K&ouml;rpergr&ouml;&szlig;e zum Quadrat. &Uuml;bergewicht ist definiert als ein BMI von 25 bis 29,9kg/m<sup>2</sup>, Adipositas als ein BMI =30kg/m<sup>2</sup> (Tab. 1).<br /> Mit dem BMI k&ouml;nnen Menschen mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r kardiovaskul&auml;re und metabolische Erkrankungen erfasst werden. Da der BMI au&szlig;erdem leicht zu erheben ist, wird an der bisherigen Klassifizierung festgehalten. Besonders die Anreicherung von abdominellem Fettgewebe ist mit einem h&ouml;heren metabolischen und kardiovaskul&auml;ren Risiko assoziiert. Ein gutes Ma&szlig; f&uuml;r abdominelles Fett ist der Bauchumfang (Taillenumfang). Ein erh&ouml;htes Risiko besteht f&uuml;r Frauen je nach Definition ab 80 bzw. 88cm und f&uuml;r M&auml;nner ab 94 bzw. 102cm.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1803_Weblinks_s26_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="518" /></p> <h2>Abkl&auml;rungen</h2> <p>In der Anamnese sind folgende Punkte zu eruieren: Ern&auml;hrungsgewohnheiten, k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t (Art und H&auml;ufigkeit), Essverhalten und eventuell vorhandene Essst&ouml;rungen (z.B. &bdquo;binge-eating&ldquo;, &bdquo;nighttimeeating&ldquo;, Bulimie), Familienanamnese, Depression oder andere psychische Erkrankungen, andere Determinanten der Adipositas (genetisch, Medikamente, psychosoziale Faktoren, Rauchstopp), der ethnische Hintergrund (teilweise gelten andere Grenzwerte), Folgekrankheiten, fr&uuml;here Adipositastherapien sowie Erwartungen und Motivation des Patienten. Zur k&ouml;rperlichen Untersuchung geh&ouml;rt eine Blutdruckmessung.<br /> Eine Basis-Laboruntersuchung sollte zumindest folgende Parameter enthalten: N&uuml;chternglukose, Lipidprofil, Harns&auml;ure, TSH und Leberfunktionsparameter. Bei erh&ouml;hten Leberparametern sind eine Sonografie und ggf. eine Biopsie angezeigt. Eine m&ouml;gliche Schlafapnoe sollte ebenfalls untersucht werden.<br /> Messungen des K&ouml;rperfettgehalts bzw. der K&ouml;rperzusammensetzung, z.B. mittels Dual-Energy-X-ray-Absorptiometrie (DXA), Luftverdr&auml;ngungsplethysmografie (Bod- Pod) oder Bioimpedanzanalyse (BIA), geh&ouml;ren nicht zur Routineabkl&auml;rung. Das Monitoring der Fettmasse und der fettfreien Masse (FFM) vor und w&auml;hrend der Therapie kann jedoch hilfreich sein.<br /> Die Diagnose des Cushing-Syndroms ist mit zunehmender Pr&auml;valenz der Adipositas erschwert. Viele Stigmata des Hyperkortisolismus k&ouml;nnen nicht verl&auml;sslich vom metabolischen Syndrom bei Adipositas differenziert werden. Umso wichtiger ist es, auf die antianabolen Effekte der Kortikosteroide zu achten: Osteoporose, Ekchymosen (mindestens 3 fl&auml;chige Hautblutungen &gt;1cm ohne Trauma) und d&uuml;nne Haut (&lt;2mm) erh&ouml;hen die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r die Diagnose Cushing-Syndrom erheblich. Zur Diagnosesicherung empfiehlt sich die Messung des freien Kortisols im 24h-Urin.</p> <h2>Therapieziele</h2> <p>Neben der Gewichtsreduktion geht es auch um eine allgemeine Risikoreduktion und Verbesserung der Gesundheit. Ein signifikanter Benefit ist bereits mit einer moderaten Gewichtsreduktion, d.h. um 5-10 % des K&ouml;rpergewichts, und einer Lebensstil&auml;nderung zu erreichen. Die Therapie der Komorbidit&auml;ten sowie eine Verbesserung von Lebensqualit&auml;t und Wohlbefinden sind wesentliche Ziele.<br /> Die Abnahme der Fettmasse und die Erhaltung der FFM sind besonders wichtig. Zu beachten ist, dass grunds&auml;tzlich jede Gewichtsreduktion mit einer Reduktion der Muskelmasse einhergeht, bei einer Wiederzunahme wird zuerst die Fettmasse wieder aufgebaut. Es besteht die Gefahr einer &bdquo;sarcopenic obesity&ldquo;.<br /> Bereits eine geringe bis moderate Gewichtsreduktion f&uuml;hrt zu einer Verbesserung der Betazellfunktion, einer erh&ouml;hten Insulinsensitivit&auml;t in der Leber und im Skelettmuskel sowie im Fettgewebe, zu einer Abnahme des intrahepatischen Triglyzeridgehalts und des intraabdominalen Fettgewebes und zu einer Ver&auml;nderung der Zellbiologie des Fettgewebes.<br /> Die drei S&auml;ulen der konservativen Adipositastherapie sind die Anpassung der Ern&auml;hrung, eine Steigerung der k&ouml;rperlichen Aktivit&auml;t und eine &Auml;nderung des Essverhaltens. Eine Di&auml;t soll kalorienreduziert sein, mit einem Energiedefizit von 500 oder 750kcal/d oder 30 % . Angepasst an den individuellen Bedarf entspricht dies meist 1200-1500 kcal/d bei Frauen und 1500-1800 kcal/d bei M&auml;nnern. Keine Di&auml;t hat sich als ideal f&uuml;r die Gewichtsreduktion erwiesen, keine einer anderen prinzipiell &uuml;berlegen. Bei fehlender oder nachlassender Wirksamkeit einer Di&auml;t kann auf eine andere Kostform gewechselt werden. An k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t ist ein moderates aerobes Training, z.B. forciertes Gehen im Ausma&szlig; von zumindest 150min/Woche, zu empfehlen. Im Verlauf muss dies auf 200-300min/Woche gesteigert werden, um das Gewicht zu halten. Strukturierte Verhaltenstherapieprogramme haben die beste Evidenz. Ein Achtsamkeitstraining kann sich zus&auml;tzlich positiv auswirken.<br /> Bei den Medikamenten stehen uns neben dem bekannten Orlistat neuerdings auch Liraglutid 3,0mg (Saxenda) und Naltrexon/Bupropion (Mysimba) zur Verf&uuml;gung. Mit beiden Pr&auml;paraten kann eine zus&auml;tzliche Gewichtsabnahme von im Mittel ca. 5&ndash;6 % gegen&uuml;ber Placebo erreicht werden. Der Anteil der Patienten, die &gt;5 % bzw. &gt;10 % des Ausgangsgewichts abnehmen k&ouml;nnen, ist signifikant gr&ouml;&szlig;er. Bei beiden Medikamenten gibt es Responder und Non-Responder, die jedoch nicht vor Therapiebeginn erkannt werden k&ouml;nnen. Wird daher nach 12 bzw. 16 Wochen das Gewicht nicht um mindestens 5 % reduziert, kann das Medikament abgesetzt werden. Beide Pr&auml;parate werden von den Krankenkassen nicht verg&uuml;tet.<br /> Hormonelle Adaptationen und Ver&auml;nderungen der K&ouml;rperzusammensetzung f&uuml;hren bei einer Gewichtsreduktion zu einer Abnahme des Energieverbrauchs und einem gr&ouml;&szlig;eren Hungergef&uuml;hl. Diese physiologischen Anpassungen erschweren es, das Gewicht im Verlauf zu halten, und beg&uuml;nstigen eine neuerliche Gewichtszunahme. Die Wiederzunahme wird sowohl in allen l&auml;nger dauernden Studien als auch im klinischen Alltag h&auml;ufig beobachtet.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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