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E-Medikation auf unsere Kosten?

<p class="article-intro">Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hat mit dem Hauptverband eine Vereinbarung getroffen, die jeglicher wirtschaftlichen Vernunft entbehrt. Trotz Kritik wurde diese Vereinbarung in der Wiener Kammer abgesegnet.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Meine Einw&auml;nde, wie die L&auml;cherlichkeit der angebotenen Geldbetr&auml;ge, das Fehlen eines betriebswirtschaftlichen Gutachtens &uuml;ber die Mehrbelastungen und die Notwendigkeit einer Urbefragung unter den betroffenen &Auml;rzten vor einer Zustimmung, wurden leider ignoriert.<br /> Es hat ganz den Anschein, als ob meine Fraktion &bdquo;Liste Raunig &ndash; Liste f&uuml;r Haus&auml;rzte&ldquo; die einzige ist, die diese Vereinbarung kritisch hinterfragt und zu dem Schluss kommt, dass die Lobpreisung dieses Vertrages in keinster Weise nachvollziehbar ist. Zum Beispiel jubelt man &uuml;ber eine Abgeltung f&uuml;r die E-Medikation in der H&ouml;he von brutto 20 Euro monatlich pro Arzt, egal wie viele Patienten er zu betreuen hat. Bei einer &bdquo;1000-Schein-Praxis&ldquo; bedeutet das 6(!) Cent pro Patient im Quartal, bei gr&ouml;&szlig;eren Praxen entsprechend noch weniger. Diese l&auml;cherliche &bdquo;Abgeltung&ldquo; inkludiert auch die aufwendige, verpflichtende Beratung der Patienten &uuml;ber deren Recht auf Ausblenden von Medikamenten bei heiklen Diagnosen. Bekanntlich m&uuml;ssen wir oft auch Medikamente von Krankenh&auml;usern und Fachkollegen weiter verordnen, die Wechselwirkungen verursachen k&ouml;nnen.</p> <h2>Hoher Aufwand ohne Entsch&auml;digung</h2> <p>Da die Apotheker gar nicht wissen k&ouml;nnen, warum wir uns manchmal f&uuml;r eine bestimmte Kombination von Medikamenten mit m&ouml;glichen Wechselwirkungen entscheiden m&uuml;ssen, stehen uns auch noch laufend Telefonate mit den Pharmazeuten in den Apotheken und Gespr&auml;che mit vielen in den Apotheken verunsicherten Patienten bevor.<br /> Ich habe mich hier f&uuml;r Tarife eingesetzt, die unseren zus&auml;tzlichen finanziellen (f&uuml;r neue Superrechner und schnellere Software) und zeitm&auml;&szlig;igen Aufwand, der durch die E-Services (E-Zuweisung, E-&Uuml;berweisung, E-Verordnung, E-Medikation) auf uns und unser Personal zukommt, widerspiegeln. Schon das Wort &bdquo;Anschub&ldquo;-Finanzierung implementiert, dass nachher noch bedeutende Kosten auf uns zukommen werden, die wir dann selbst zu tragen haben, obwohl die E-Medikation nicht von uns &Auml;rzten, sondern von der Politik gew&uuml;nscht und am 15. Dezember 2017 durch die damalige Gesundheitsministerin Dr. Rendi-Wagner in die Wege geleitet wurde.<br /><br /> Inzwischen haben auch die Bef&uuml;rworter der E-Medikation, wie z.B. der Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse, Dr. Arno Melitopulos, erkannt, dass diese eher keine Ersparnisse bringen wird, sondern im Gegenteil viel kostet. W&auml;hrend wir mit einem geringen Betrag abgespeist werden, verdienen die Provider und die Softwarefirmen enorme Summen.</p> <h2>&Uuml;berbordende Elektronik</h2> <p>Der Begriff der &bdquo;&uuml;berbordenden Elektronik&ldquo; ersetzt somit den der &bdquo;&uuml;berbordenden B&uuml;rokratie&ldquo; und es wird eine zus&auml;tzliche extreme Belastung auf uns zukommen. Auch der Zeitaufwand bei der Rezeptausstellung in der E-Medikation durch die gro&szlig;e Anzahl an Generika, die von Apothekern abgegeben werden, wurde nicht bedacht. Unser soziales Gesundheitssystem und uns &Auml;rzte darf man nicht noch mehr finanziell und zeitm&auml;&szlig;ig belasten! Was immer wieder vergessen wird: Auch mit Elektronik braucht man Zeit, vielleicht sogar mehr als ohne.<br /><br /> Trotz meiner Forderung, eine solche Vereinbarung vor dem Abschluss einer betriebswirtschaftlichen Pr&uuml;fung zu unterziehen, hat man mit Begeisterung in der Wiener Kammer diesem Vertrag zwischen &Ouml;&Auml;K und Hauptverband zugestimmt.</p></p>
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