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„From bench to bedside“ – Forschung für eine bessere Patientenversorgung

<p class="article-intro">Die Abteilung für Innere Medizin am Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz ist vor allem eine Schwerpunktklinik mit der Aufgabe, Patienten zu betreuen. Doch auch die wissenschaftliche Arbeit kommt nicht zu kurz. Prim. Univ.-Prof. Martin Clodi und Dr. Michael Resl erläutern im Gespräch mit JATROS Diabetologie & Endokrinologie die Forschungsschwerpunkte im Bereich Diabetes und Endokrinologie.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Herr Professor Clodi, Herr Dr. Resl, Sie sind beide in der Diabetesforschung sehr aktiv. Welches sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?<br /><br /> M. Clodi:</strong> Einer der Schwerpunkte unserer Arbeitsgruppe ist die Vorhersage von kardiovaskul&auml;ren Risiken bei Diabetikern anhand von Biomarkern. Das hei&szlig;t, dass wir geeignete Marker suchen, um kardiovaskul&auml;re Risiken zuverl&auml;ssig anzuzeigen. Damit einher geht die Forschung dazu, wie man kardiovaskul&auml;re Komplikationen bei Diabetikern reduzieren kann.<br /><br /> <strong>M. Resl:</strong> Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist der Ern&auml;hrungsstatus von Patienten im Spital. Dabei geht es vorwiegend um Mangelern&auml;hrung, die &ndash; und das ist kein Widerspruch &ndash; auch bei &uuml;bergewichtigen Patienten vorkommt. Au&szlig;erdem machen wir Probandenstudien mit gesunden Teilnehmern, zum Beispiel aktuell eine Studie, die den Zusammenhang zwischen dem Cholesterinsystem und dem Auftreten einer Sepsis untersucht.<br /><br /><strong> Welche Biomarker f&uuml;r kardiovaskul&auml;re Risiken bei Diabetes konnten Sie identifizieren?<br /><br /> M. Resl:</strong> Zuverl&auml;ssige Biomarker sind zum Beispiel das N-terminale pro-B-Typnatriuretische Peptid (NT-proBNP), der &bdquo;growth differentiation factor&ldquo; 15 (GDF15), Troponin T, das mittregionale pro-atriale natriuretische Peptid (MRproANP) und das C-terminale Proendothelin- 1 (CT-proET-1). Wir haben jedoch festgestellt, dass ihre Aussagekraft nicht f&uuml;r alle Patienten gleich ist, sondern mit der Krankheitsdauer variiert. So sind f&uuml;r Patienten mit k&uuml;rzerer Krankheitsdauer andere Marker relevant als f&uuml;r solche, die bereits l&auml;nger an Diabetes leiden.<br /><br /><strong> In dieses Gebiet geh&ouml;rt auch die sogenannte personalisierte Medizin. Spielt sie beim Diabetes eine Rolle?<br /><br /> M. Resl:</strong> Das ist ein etwas schwieriges Thema. Der Begriff &bdquo;personalisierte Medizin&ldquo; ist gerade sehr modern und in aller Munde. In der Diabetestherapie kommt es nat&uuml;rlich auch darauf an, f&uuml;r jeden Patienten die passende Therapiestrategie zu finden. Das ist viel einfacher geworden, weil wir inzwischen zahlreiche Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zur Verf&uuml;gung haben. Trotzdem m&uuml;ssen wir die Pathophysiologie noch besser verstehen und noch mehr wissen, um tats&auml;chlich personalisiert behandeln zu k&ouml;nnen.<br /><br /> <strong>M. Clodi:</strong> Dem stimme ich zu. Wir arbeiten daran, die Grundlagenforschung noch besser mit der klinischen Forschung zu vernetzen und so wichtige Erkenntnisse f&uuml;r die Therapie zu gewinnen.<br /><br /> <strong>In einer alternden Bev&ouml;lkerung steigt auch die Zahl der (multimorbiden) Diabetiker an. Gibt es Forschungsinitiativen f&uuml;r diese Patienten?<br /><br /> M. Resl:</strong> Daran wird geforscht, aber es bleibt noch viel zu tun. Ich warne aber davor, die Gleichung &bdquo;Alt ist gleich multimorbid&ldquo; aufzustellen. Wir sehen auch j&uuml;ngere Patienten, die bereits mehrere Begleiterkrankungen haben, und &auml;ltere, die noch sehr fit sind. Das hat unter anderem viel mit dem Lebensstil zu tun. Wir k&ouml;nnen versuchen, mit unserer Behandlung das Auftreten von diabetesbedingten Komplikationen hinauszuz&ouml;gern oder sie zu reduzieren.<br /><br /><strong> M. Clodi:</strong> Das ist richtig. Dabei ist auch zu beachten, dass wir die Patienten in der Regel erst dann sehen, wenn sie bereits krank sind und unter Komplikationen leiden. Eine Prim&auml;rpr&auml;vention mit Lebensstil&auml;nderungen k&ouml;nnte in vielen F&auml;llen sicher diabetesbedingte Komplikationen verhindern.<br /><br /> <strong>Wenn Sie bereits abgeschlossene Studien aus der letzten Zeit betrachten, welche interessanten Ergebnisse haben Sie f&uuml;r uns?<br /><br /> M. Clodi:</strong> Wir forschen haupts&auml;chlich auf nationaler Ebene. Allerdings nehmen wir auch an industriefinanzierten Phase-III-Studien teil und waren auch an der PONTIAC-Studie beteiligt, die unter der Leitung von Prof. Martin H&uuml;lsmann vom AKH Wien lief. Sie untersuchte die Prim&auml;rpr&auml;vention mit einer neurohumoralen Therapie bei Diabetikern mit hohem kardiovaskul&auml;rem Risiko, die anhand von NT-proBNP selektioniert worden waren. Es zeigte sich, dass der Marker gut geeignet ist, um Patienten zu identifizieren, die von dieser Intervention profitieren.<br /><br /><strong> Haben Sie aktuell Studien aufgelegt? Zu welchen Themen?<br /><br /> M. Resl:</strong> Im Rahmen einer Probandenstudie untersuchen wir gerade bei zehn gesunden M&auml;nnern die Einfl&uuml;sse einer &bdquo;Modell-Sepsis&ldquo;, welche mit Lipopolysacharid induziert wird, auf den Cholesterinmetabolismus. Das ist sehr interessant, denn das Cholesterinsystem ist offenbar am Abfangen von Endotoxinen beteiligt. Ger&auml;t es aus dem Gleichgewicht, kann dies dem Entstehen einer Sepsis Vorschub leisten. Au&szlig;erdem l&auml;uft derzeit eine Untersuchung zur Hypoglyk&auml;mie in Kooperation mit Dr. Lars Stechemesser vom Uniklinikum Salzburg. Und in Planung sind momentan eine Studie zur Ern&auml;hrung von alten, kranken Patienten, die PONTIAC-II-Studie in Zusammenarbeit mit dem AKH Wien und ein Register f&uuml;r Diabetes und Herzkrankheiten nach akutem Koronarsyndrom.<br /><br /><strong> Wo liegen die Herausforderungen im Bereich Diabetesforschung speziell am Spital der Barmherzigen Br&uuml;der in Linz?<br /><br /> M. Resl:</strong> Die gro&szlig;e Herausforderung ist, neben dem klinischen Betrieb die Zeit f&uuml;r die Umsetzung von wissenschaftlichen Projekten zu generieren. Wir sind ein Schwerpunktspital und versorgen daher sehr viele Patienten. Wir sind jedoch in der gl&uuml;cklichen Lage, dass wir von der Krankenhausleitung gro&szlig;e Unterst&uuml;tzung bekommen, um zu forschen. Die Bedingungen, die wir daf&uuml;r hier geboten bekommen, sind sehr gut.<br /><br /><strong> M. Clodi:</strong> Dem kann ich nur zustimmen. Wir konnten unsere Forschungsaktivit&auml;ten in den vergangenen ein bis zwei Jahren deutlich steigern. Was w&uuml;nschen Sie sich f&uuml;r die Zukunft hinsichtlich der Diabetesforschung? M. Resl: Wir haben zwar schon eine gute Kooperation mit anderen Diabeteszentren, aber ich w&uuml;rde mir w&uuml;nschen, dass diese Zusammenarbeit landesweit noch intensiver wird. Dies w&uuml;rde es uns erm&ouml;glichen, mehr Projekte zu entwickeln, damit &Ouml;sterreich in der internationalen Diabetesforschung eine noch gr&ouml;&szlig;ere Rolle spielt. Wir haben bereits ein gutes Standing, das aber noch besser werden kann.<br /><br /><strong> M. Clodi:</strong> Ich w&uuml;rde mir au&szlig;erdem w&uuml;nschen, dass die Wege zur Finanzierung von Studien in der Diabetesforschung vereinfacht werden, damit wir Projekte schneller und besser umsetzen k&ouml;nnen.<br /><br /> <strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p>
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