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Der kritisch kranke CF-Patient

Wenn nichts mehr geht – der Weg zur Transplantation

<p class="article-intro">Obwohl sich Lebenserwartung und -qualität von Patienten mit zystischer Fibrose (CF) in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert haben, bleibt für viele Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium die Lungentransplantation nach wie vor die letzte Therapieoption.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung von Patienten mit zystischer Fibrose (CF) deutlich gestiegen. In den 1950er-Jahren hat nur die H&auml;lfte der Kinder mit CF das zweite Lebensjahr vollendet. Kontinuierlich stieg die Lebenserwartung an, jedoch blieb CF noch lange eine ausschlie&szlig;lich p&auml;diatrische Erkrankung und nur selten erreichte ein Patient mit CF das Erwachsenenalter.<br /> Heute sind &uuml;ber 50 % aller CF-Patienten Erwachsene. Nicht nur die Anzahl der Lebensjahre ist gestiegen, sondern auch die Lebensqualit&auml;t. Neugeborenen-Screening, intensive fr&uuml;hzeitige und aggressive Therapie haben zu diesem Erfolg gef&uuml;hrt. Neue Medikamente, wie die CFTR-Modulatoren, geben weitere Hoffnung auf ein l&auml;ngeres und besseres Leben f&uuml;r diese Patienten.<br /> Dennoch ist die CF weiterhin eine unheilbare Erkrankung, die mittlere Lebenserwartung liegt derzeit knapp unter 40 Jahren. Auch heute noch sto&szlig;en wir in der Behandlung von CF-Patienten an Grenzen und es kommt zu einer irreversiblen Progression der Erkrankung. Wenn trotz Aussch&ouml;pfung aller konservativen Ma&szlig;nahmen und optimaler Mitarbeit des Patienten keine Besserung oder Stabilisierung zu erzielen ist, ist die Lungentransplantation unsere letzte Therapieoption.</p> <h2>Wann Lungentransplantation?</h2> <p>Der richtige Zeitpunkt ist dabei entscheidend. Eine Lungentransplantation birgt viele Risiken und Gefahren, deshalb sollte sie keinesfalls zu fr&uuml;h erfolgen. Andererseits muss der Patient jedoch noch fit genug sein, d.h. Kraft und Reserven haben, um die Wartezeit, die Strapazen der Operation und die anstrengende postoperative Phase durchzustehen. Sowohl zu fr&uuml;h als auch zu sp&auml;t kann also gef&auml;hrlich sein &ndash; dazwischen findet sich das sogenannte &bdquo;Transplantfenster&ldquo;, der richtige Zeitpunkt zur Listung.<br /> In vielen Studien haben sich Faktoren f&uuml;r eine reduzierte Langzeitprognose f&uuml;r CF-Patienten herauskristallisiert, diese wurden in einem Positionspapier zusammengefasst und publiziert (Tab. 1). &Auml;hnliche Kriterien finden sich in den &bdquo;Standards of Care: Best Practice Guidelines&ldquo; der European Cystic Fibrosis Society (Tab. 2).<br /> Jedoch nicht f&uuml;r alle Patienten ist die Lungentransplantation eine Therapieoption. Absolute und relative Kontraindikationen sind in den Tabellen 3 und 4 zusammengefasst.<br /> Die Zusammenschau aller die Langzeitprognose reduzierenden Parameter, Ausschluss von Kontraindikationen und Ber&uuml;cksichtigung der individuellen Situation des Patienten helfen, den m&ouml;glichst optimalen Zeitpunkt f&uuml;r die Listung zu einer Lungentransplantation zu finden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1801_Weblinks_s14_tab1.jpg" alt="" width="992" height="975" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1801_Weblinks_s14_tab2.jpg" alt="" width="992" height="736" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1801_Weblinks_s14_tab3.jpg" alt="" width="992" height="711" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1801_Weblinks_s14_tab4.jpg" alt="" width="992" height="326" /></p> <h2>Wann und wie mit dem Patienten reden?</h2> <p>CF-Patienten sind in der Regel sehr gut &uuml;ber ihre Erkrankung informiert und haben auch schon von der Transplantation geh&ouml;rt oder dar&uuml;ber gelesen. Viele haben Freunde oder Bekannte, die auch von CF betroffen und bereits transplantiert worden sind &ndash; mit unterschiedlichstem Ausgang. Wir halten es f&uuml;r sehr wichtig, fr&uuml;hzeitig prinzipiell diese Therapieoption zu besprechen, lange bevor es f&uuml;r den Betroffenen zum unmittelbaren Thema wird. Oft fragen auch die Patienten aktiv nach und wollen Informationen, obwohl es kein aktuelles Thema ist.<br /> Wenn sich dann der Gesundheitszustand trotz aller Bem&uuml;hungen verschlechtert, der Therapieaufwand ins Unermessliche steigt und die Lebensqualit&auml;t nahezu vollkommen verloren gegangen ist, ist es Zeit, die Listung vorzubereiten. Patienten reagieren sehr unterschiedlich, wenn sie erfahren, dass wir kein konservatives Therapieangebot mehr machen k&ouml;nnen. Die einen wollen es vorerst &uuml;berhaupt nicht wahrhaben und meinen, es werde sicher wieder besser, die anderen sind &uuml;berhaupt nicht &uuml;berrascht und haben bereits erwartet, dass die Lungentransplantation nun thematisiert wird. Mehrfache ausf&uuml;hrliche Gespr&auml;che mit dem Patienten und seiner Familie sind nun unumg&auml;nglich. Nochmals werden alle m&ouml;glichen Chancen diskutiert. Aber es werden auch alle m&ouml;glichen Komplikationen und Risiken detailliert und schonungslos angesprochen. Es ist ganz wichtig, dass der Patient wei&szlig;, worauf er sich einl&auml;sst. Nicht jede Komplikation ist gleichbedeutend mit endg&uuml;ltigem Scheitern, die Patienten sollen wissen, dass es Probleme geben kann, dass aber selbst nach vielen Hindernissen letztlich das Ziel erreicht werden kann, die Erkrankungsprogression durch die Transplantation nachhaltig zu stoppen. Es darf keinesfalls so weit kommen, dass ein Patient, bei dem es postoperativ nicht gut l&auml;uft oder der im schlimmsten Fall gar nicht von der Transplantation profitieren kann, sagt: &bdquo;H&auml;tte ich das gewusst, h&auml;tte ich mir das nie angetan.&ldquo; Zudem m&uuml;ssen der Ablauf von der Listung &uuml;ber die Vorbereitung bis zur Operation, Rehabilitation und das &bdquo;Leben danach&ldquo; besprochen werden. Es ist ausdr&uuml;cklich darauf hinzuweisen, dass die Lungentransplantation keine Heilung bedeutet und postoperativ weiterhin ein hohes Ma&szlig; an Disziplin erforderlich ist, insbesondere die exakte Einnahme der immunsuppressiven Therapie und die Einhaltung der ambulanten Kontrollen. Sowohl Patient als auch Familie werden im Gespr&auml;ch ermuntert, alle Fragen zu stellen, die ihnen am Herzen liegen. Auch bieten wir Gespr&auml;che mit bereits transplantierten Patienten an. Denn wer k&ouml;nnte diesen Weg authentischer beschreiben als Menschen, die ihn selbst gegangen sind? Letztlich bleibt die Entscheidung f&uuml;r oder gegen eine Transplantation beim Patienten.</p> <h2>Vorgehen w&auml;hrend der Zeit des Wartens auf ein Spenderorgan</h2> <p>Nach erfolgter Listung kommt die Zeit des Wartens auf ein passendes Spenderorgan, die physisch und psychisch sehr anstrengend und kr&auml;fteraubend f&uuml;r den Patienten sein kann.<br /> In unserer CF-Ambulanz erfolgen sehr engmaschige, monatliche Kontrollen, um fr&uuml;hzeitig rasante Verschlechterungen erkennen zu k&ouml;nnen und gegebenenfalls Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufzunehmen und die Dringlichkeitsstufe zu erh&ouml;hen. Zudem dienen diese engmaschigen Kontrollen dazu, eine optimale Therapieeinstellung zu gew&auml;hrleisten, und zur psychischen St&uuml;tzung, um diese schwere Zeit durchzustehen. Der Patient muss ein umfangreiches Physiotherapie- und Trainingsprogramm absolvieren. Dazu geh&ouml;ren auch eine zweimal w&ouml;chentliche professionelle ambulante Physiotherapie und ein ebenfalls zweimal w&ouml;chentliches Training unter physiotherapeutischer Kontrolle. W&auml;hrend wir generell bem&uuml;ht sind, die Patienten dabei zu unterst&uuml;tzen, ihre Erkrankung so gut wie m&ouml;glich in ihr Leben und den Alltag zu integrieren, bekommt w&auml;hrend der Wartezeit die Therapie, Erhaltung oder das Anstreben des bestm&ouml;glichen Ern&auml;hrungszustandes, Muskelstatus und einer ausreichenden Fitness h&ouml;chste und erste Priorit&auml;t. Dies sind nat&uuml;rlich sehr hohe Anspr&uuml;che und fordern den Patienten viel ab. Sie m&uuml;ssen fokussiert sein wie Leistungssportler, um am Tag des Wettkampfes ihre optimale Leistung abrufen zu k&ouml;nnen. Anders als Leistungssportler wissen unsere Patienten allerdings nicht, wann der Wettkampf stattfinden wird. Darum sei an dieser Stelle nochmals betont, wie wichtig es ist, dass die Patienten vom gesamten Betreuungsteam voll unterst&uuml;tzt werden. Alle Patienten wissen, dass es Fehlalarme geben kann, jedoch ist ein Fehlalarm f&uuml;r die Patienten immer enorm belastend. Ihr Weg gleicht oft einer Achterbahnfahrt der Gef&uuml;hle. Es gibt gute Tage, an denen sie meinen, es sei doch viel zu fr&uuml;h f&uuml;r die Listung gewesen. Schlimmer sind allerdings die schlechten Tage, begleitet von der Angst, dass sich alles nicht mehr ausgehen k&ouml;nnte. Insgesamt gestaltet sich das Leben der Patienten auf der Warteliste enorm anstrengend und die Gef&uuml;hlslage pendelt st&auml;ndig zwischen Hoffnung und Angst. Unsere Aufgabe ist es dabei, die &Auml;ngste in Zaum zu halten und die Hoffnung, den Mut und das Vertrauen zu n&auml;hren, dass das Ziel erreicht werden kann.<br /> Das Kilimandscharo-Projekt am Wiener AKH hat gezeigt, was m&ouml;glich ist: Menschen, f&uuml;r die aufgrund einer End-Stage- Lungenerkrankung das Gehen kurzer ebener Strecken nur mehr mit Pausen m&ouml;glich war und die Verrichtung von Alltagst&auml;tigkeiten wie Ankleiden trotz Sauerstoffinsufflation mit erheblicher Dyspnoe verbunden war, haben nun einen knapp 6000 Meter hohen Berg bestiegen und damit mehr als einen Gipfelsieg errungen. Die Transplantation der Teilnehmer lag 2 bis 15 Jahre zur&uuml;ck. Dieses Projekt ist eine beeindruckende Metapher daf&uuml;r, wie viel Leistungsf&auml;higkeit und Lebensqualit&auml;t durch eine Lungentransplantation gewonnen werden k&ouml;nnen.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Voraussetzung f&uuml;r den Erfolg einer Lungentransplantation sind die optimale Mitarbeit der Patienten und auch ein hohes Ma&szlig; an Disziplin nach der Transplantation. Ebenso unumg&auml;nglich ist eine optimale Unterst&uuml;tzung der Patienten durch das multiprofessionelle Team der CF-Ambulanz. Die Menschen brauchen gleicherma&szlig;en die fachliche Expertise und eine innige empathische Begleitung von jedem einzelnen Teammitglied. Und nicht zuletzt bedarf es auch einer gro&szlig;en Portion Gl&uuml;ck, um von einer Lungentransplantation wirklich profitieren zu k&ouml;nnen.</div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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