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Neuromuskuläre Erkrankungen

Noch in den Kinderschuhen: Versorgungsstrukturen für Erwachsene

<p class="article-intro">Die Österreichische Muskelforschung lud Ende Jänner zur Tagung „UpDate Muskelforschung“. Diskutiert wurden aktuelle medizinische Studien, neue und teils vielversprechende Therapiemöglichkeiten, aber auch darüber, mit welchen Herausforderungen muskelkranke Jugendliche in der Phase der Adoleszenz und des Erwachsenwerdens konfrontiert sind.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In &Ouml;sterreich leben rund 20 000 Menschen mit einer Muskelerkrankung, mehr als die H&auml;lfte davon sind Kinder und Jugendliche. Viele f&uuml;hren bereits im Kindesalter ein Leben im Rollstuhl mit zunehmendem Verlust der Mobilit&auml;t und einer Lebenserwartung von etwa 30 Jahren.</p> <h2>Behandlungsstandards kombiniert mit neuen Therapien</h2> <p>Grunds&auml;tzlich ist die Stimmungslage, was die Entwicklung neuer Therapien betrifft, positiv. &bdquo;Die letzten Jahre haben einige Innovationen hervorgebracht. Man muss sich aber mit Innovationen immer optimistisch und auch kritisch auseinandersetzen&ldquo;, berichtet Prof. Dr. G&uuml;nther Bernert, Vorstand der Abteilung f&uuml;r Kinder- und Jugendheilkunde am SMZ S&uuml;d und Pr&auml;sident der &Ouml;sterreichischen Muskelforschung, betont aber gleichzeitig, &bdquo;selbst wenn man von neuen Therapien, die einen Mehrwert bringen, begeistert ist, so gibt es eine Basis, die sogenannten Standards of Care, die man nicht vergessen oder in den Hintergrund stellen darf.&ldquo;<br /> Eine dieser Therapieneuerungen ist Nusinersen, ein Medikament zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA). &bdquo;Lange gab es keine medikament&ouml;se Therapie f&uuml;r SMA. Mit Nusinersen haben wir nun endlich eine Option, die noch dazu sehr gute Resultate liefert&ldquo;, sagt Dr. Andrea Klein, Leitende &Auml;rztin der Neuro- und Entwicklungsp&auml;diatrie am Universit&auml;tskinderspital Basel.</p> <h2>Eine fr&uuml;he Diagnose ist wichtig</h2> <p>Wie bei vielen anderen Erkrankungen gilt auch bei SMA die Grundregel: je fr&uuml;her, desto besser. &bdquo;Am effektivsten w&auml;re es, mit der Behandlung bereits vor Ausbruch der Erkrankung zu beginnen&ldquo;, so Prof. Dr. Wolfgang M&uuml;ller-Felber, Kinder- und Jugendarzt, Neurologe und Psychiater, &Auml;rztliche Leitung Motorik- und Metabolik-Haus am Klinikum der Universit&auml;t M&uuml;nchen. &bdquo;Mit einer m&ouml;glichst fr&uuml;hen Intervention k&ouml;nnten wir den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.&ldquo; F&uuml;r eine m&ouml;glichst fr&uuml;he Diagnose ist es unerl&auml;sslich, dass auch die Allgemein&auml;rzte und andere Fachmediziner &uuml;ber die Symptomatik von Muskelerkrankungen Bescheid wissen. &bdquo;Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, in unterschiedlichen F&auml;chern pr&auml;sent zu sein, und werden immer h&auml;ufiger von unterschiedlichen Fachbereichen zu Vortr&auml;gen eingeladen&ldquo;, berichtet Prof. Bernert.</p> <h2>Mangelhafte Betreuung im Erwachsenenalter</h2> <p>Der Kinderarzt k&uuml;mmert sich um alle Facetten seiner Patienten, Kinder mit Muskelerkrankungen werden bei ihm umfassend behandelt. Als Erwachsener mit einer Muskelerkrankung ist es aber aufgrund der variablen Symptomatik mitunter schwer, einen zust&auml;ndigen Facharzt zu finden. &bdquo;Wenn man Pech hat, wird man bei sechs verschiedenen Fach&auml;rzten vorstellig und entscheidet sich dann f&uuml;r jenen Arzt, der die wichtigsten Symptome behandelt. Daher finden viele Jugendliche und ihre Eltern die Phase der Transition sehr belastend&ldquo;, so Prof. Bernert.<br /> Dr. Klein erkl&auml;rt: &bdquo;Studien zu Muskelerkrankungen untersuchen Kinder in unterschiedlichen Altersklassen. Neurologen, die Erwachsene behandeln, sind damit nicht konfrontiert und &uuml;ber die aktuelle Forschung weniger informiert.&ldquo; Es bestehe daher ein gewisser Informationsmangel. Erwachsene Patienten w&uuml;rden sich folglich oft nicht ernst genommen f&uuml;hlen und wieder beim Kinderarzt um Rat fragen. &bdquo;Viele Kinder mit neuromuskul&auml;ren Erkrankungen kommen jetzt ins Erwachsenenalter, daher muss auch in den Versorgungsstrukturen f&uuml;r die Erwachsenen das Know-how zur weiteren Therapie vorhanden sein. Wissenstransfer und Kompetenzaufbau sind am Entstehen, dies erfolgt leider nur sehr langsam&ldquo;, so Prof. M&uuml;ller-Felber.<br /><br /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1801_Weblinks_s19_abb.jpg" alt="" width="1458" height="642" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressefrühstück „UpDate Muskelforschung“, 19. Jänner 2018, Wien </p>
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