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Arbeitsfähigkeit erhalten

<p class="article-intro">Sowohl individuelle als auch Verhältnis-assoziierte Aspekte beeinflussen die Arbeitsfähigkeit. Im Folgenden sind die verschiedensten Einflussfaktoren übersichtlich dargestellt, welche diese Fähigkeit gefährden können. Gleichzeitig werden mögliche Lösungsansätze aufgezeigt, damit wieder ein Gleichgewicht hergestellt werden kann.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Arbeitsf&auml;higkeit umfasst sowohl individuelle Aspekte wie Gesundheit, Fertigkeiten, F&auml;higkeiten und Kompetenzen als auch Verh&auml;ltnis-assoziierte Aspekte wie Arbeitsbedingungen oder die F&uuml;hrungs- und Unternehmenskultur. Sie beschreibt demnach expressis verbis nicht nur die individuellen Voraussetzungen eines Menschen, um die gestellten Arbeitsanforderungen zu erf&uuml;llen, sondern umfasst beide Aspekte zu gleichen Teilen. Es geht daher um eine ausgewogene Balance zwischen den individuellen F&auml;higkeiten eines Menschen und den spezifischen Bedingungen und Anforderungen der Arbeit bzw. eines Arbeitsplatzes (&bdquo;life-domain balance&ldquo;). Vor diesem Hintergrund werden der Arbeit verschiedene Funktionen zugeschrieben (vgl. Jahoda, 1976): Struktur, Wertsch&auml;tzung, Finanzen &ndash; Sicherheit, Soziales und Weiterentwicklung.<br /> Ein bekanntes Modell der Arbeitsf&auml;higkeit, das diesen &Uuml;berlegungen Rechnung tr&auml;gt, stammt von dem finnischen Wissenschaftler Juhani Ilmarinen (2009), der in seinem &bdquo;Haus der Arbeitsf&auml;higkeit&ldquo; diese wesentlichen Faktoren abbildet (Abb. 1). In vier Etagen werden die Einflussfaktoren in Bezug auf die Arbeitsf&auml;higkeit eines Menschen dargestellt: Gesundheit, Kompetenz, Werte und Arbeitsbedingungen. Zus&auml;tzlich werden Moderatoren ber&uuml;cksichtigt, durch welche die individuelle Arbeitsf&auml;higkeit beeinflusst werden kann (z.B. Familie, pers&ouml;nliches Umfeld, Umgebung sowie Gesellschaft, Kultur, Politik etc.).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s34_abb1.jpg" alt="" width="725" height="730" /></p> <h2>Warum ist Arbeitsf&auml;higkeit wichtig?</h2> <p>Eine gute Arbeitsf&auml;higkeit ist eine wesentliche Grundlage f&uuml;r das Wohlbefinden des Einzelnen. Die Arbeitsf&auml;higkeit der Besch&auml;ftigten entscheidet mit &uuml;ber Leistung, Produktivit&auml;t und Innovationsf&auml;higkeit von Unternehmen. Die Arbeitsf&auml;higkeit der Erwerbst&auml;tigen eines Landes oder einer Region hat wesentliche Auswirkungen auf die Balance der sozialen Sicherungssysteme. Sie ist die Voraussetzung f&uuml;r die Besch&auml;ftigungsf&auml;higkeit der Bev&ouml;lkerung. Die betrieblichen und individuellen Auswirkungen einer ganzheitlichen betrieblichen Betrachtung der Arbeitsf&auml;higkeit sind im &bdquo;Konzept der Arbeitsf&auml;higkeit&ldquo; skizziert. Demnach ist die nachhaltige F&ouml;rderung der Arbeitsf&auml;higkeit der Besch&auml;ftigten das Resultat von Pr&auml;ventionsma&szlig;nahmen in vier Handlungsfeldern:</p> <ol style="list-style-type: lower-latin;"> <li>individuelle Gesundheit,</li> <li>Arbeitsinhalt und Arbeitsumgebung,</li> <li>Aspekte der Arbeitsorganisation und F&uuml;hrung sowie</li> <li>professionelle Kompetenz der Arbeitnehmer (Abb. 2).</li> </ol> <p>Das F&uuml;hrungsverhalten hat nach finnischen Beobachtungen den gr&ouml;&szlig;ten Einfluss auf die Arbeitsf&auml;higkeit, gefolgt von Ma&szlig;nahmen der Arbeitsgestaltung und der Arbeitsorganisation sowie der individuellen Gesundheitsf&ouml;rderung.<br /> Daraus folgt, dass (betriebliche) Pr&auml;ventionsarbeit nicht mittels Gie&szlig;kannenprinzip f&uuml;r alle Besch&auml;ftigten erfolgen kann. Pr&auml;ventionsarbeit muss immer auch eine individuenzentrierte Komponente haben.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1710_Weblinks_s34_abb2.jpg" alt="" width="1442" height="661" /></p> <h2>Evaluierungsans&auml;tze f&uuml;r die arbeitspsychologische T&auml;tigkeit</h2> <p>Die Ermittlung und Bewertung der folgenden Faktoren erm&ouml;glicht die Wahl geeigneter Pr&auml;ventionsma&szlig;nahmen.</p> <ul> <li>Arbeitsmerkmale: Die Arbeit ist kompliziert, st&auml;ndige Konzentration, zu viele T&auml;tigkeiten auf einmal, hoher Druck, freundlich sein zu m&uuml;ssen, gro&szlig;e Verantwortung</li> <li>Organisationskultur: zu wenig Unterst&uuml;tzung durch Kollegen bzw. die F&uuml;hrung, zu wenig Feedback, Fortbildungsund Schulungsm&ouml;glichkeiten bzw. unzureichende Aufstiegs- und Entwicklungsm&ouml;glichkeiten, zu wenig Mitsprachem&ouml;glichkeit</li> <li>Arbeitsumgebung und Arbeitszeit: unzureichende Lichtverh&auml;ltnisse, Enge, unzureichende Arbeitsmittel, zu hohe Anforderungen, unzureichende Arbeitszeit, zu kurze Erholungsphasen oder Pausen</li> <li>Arbeitsabl&auml;ufe: Priorit&auml;ten sind unklar, Arbeitsauftr&auml;ge sind widerspr&uuml;chlich, Zust&auml;ndigkeiten bzw. Kompetenzen sind unklar, notwendige Informationen fehlen, Unterlagen fehlen bzw. sind unklar oder fehlerhaft.</li> </ul> <h2>Individuelle Aspekte</h2> <p>Durch die Mehrfachbelastung (z.B. Pflegef&auml;lle in der Familie, finanzielle Belastungen), durch Beziehungskonflikte, Probleme mit Kindern, Schicksalsschl&auml;ge und gro&szlig;e Lebensver&auml;nderungen sowie Krankheit ergibt sich ein zus&auml;tzlicher Energieverlust, der zu Leistungseinbu&szlig;en, fehlender oder zumindest reduzierter Motivation und Kreativit&auml;t, reduzierter Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung, aber auch zu einer erh&ouml;hten Ersch&ouml;pfungsneigung f&uuml;hren kann. Hohe Anspr&uuml;che an sich selbst, wenig Selbstwert (sich und anderen etwas beweisen m&uuml;ssen), maladaptive Stressbew&auml;ltigungsstrategien und fehlende Regenerationsf&auml;higkeit tragen ebenso zu einer Verschlechterung der kognitiven, emotionalen und physischen Leistungsf&auml;higkeit bei, sodass die allgemeine Funktionst&uuml;chtigkeit reduziert wird und der Leidensdruck steigt.<br /> Gerade vor dem Hintergrund stetig steigender Zahlen chronisch erkrankter Mitarbeiter liegt der Gedanke nahe, dass derartige Mechanismen zu einer weiteren Verschlechterung bzw. Imbalance der Gesamtsituation der Betroffenen f&uuml;hren. Die sogenannte &bdquo;work-life effectiveness&ldquo; (Arbeit sollte mit anderen Aspekten des Lebens gut harmonieren, Arbeit und Privatleben sind Verb&uuml;ndete, die Arbeit gilt als sinnstiftend, Erfolg sollte definiert werden, Kontrollambition und -gef&uuml;hl sind gegeben, es ist von einem &bdquo;gl&uuml;cklichen Arbeiten&ldquo; auszugehen) wird signifikant vermindert.</p> <h2>M&ouml;gliche L&ouml;sungsans&auml;tze</h2> <p>Man sollte konstruktive Feedbacks geben und positive Wertsch&auml;tzung vermitteln. Empathie, Psychoedukation, kognitive Rekonstruktion, &bdquo;mindfulness training&ldquo;, Aktivierung von Ressourcen, Genusstraining, &bdquo;life-domain balance&ldquo;, Ist-Soll-Analysen, Bew&auml;ltigungsstrategien erarbeiten, soziale Unterst&uuml;tzung, Zeit- und Stressmanagement sind weitere M&ouml;glichkeiten.<br /> Das Ziel der genannten Ma&szlig;nahmen sollte die Ausbildung eines professionellen Selbstverst&auml;ndnisses sein. Dieses ist gleichbedeutend mit der Identifizierung unrealistischer und &uuml;berh&ouml;hter Erwartungen und Anspr&uuml;che. Diesen sind optimistisch- realistische Erwartungen entgegenzusetzen. Das Ausarbeiten von Erinnerungsformeln ist hilfreich, um sich die ge&auml;nderten Zielvorstellungen ins Ged&auml;chtnis zu rufen.<br /> Ein weiterer L&ouml;sungsansatz ist die Desensibilisierung durch das Vorstellen problematischer Situationen im Zustand von Entspannung. In der Folge k&ouml;nnen Handlungsstrategien &uuml;berlegt, neue Verhaltensmuster identifiziert und das Zeitmanagement optimiert werden.<br /> Mit dem &bdquo;Arbeitsbew&auml;ltigungsindex&ldquo; (ABI oder auch WAI) l&auml;sst sich die Arbeitsf&auml;higkeit messen und somit nachweisen, ob durch diese oder &auml;hnliche spezifische Ma&szlig;nahmen eine Steigerung der Arbeitsf&auml;higkeit erzielt werden konnte. llmarinen zeigte exemplarisch in verschiedenen Studien, dass die Arbeitsf&auml;higkeit von Mitarbeitern insbesondere durch eine Kombination aus verschiedenen Ma&szlig;nahmen auf den Ebenen des Hauses der Arbeitsf&auml;higkeit erheblich gesteigert oder mit zunehmendem Alter erhalten werden konnte.<br /> Fest steht zudem, dass all diese Ma&szlig;nahmen darauf abzielen, die Resilienz (F&auml;higkeit, in der Auseinandersetzung mit Belastungen die eigene Gesundheit aufrechtzuerhalten bzw. wiederzuerlangen; Ryff, 2012) zu st&auml;rken.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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