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Onkologie

Kleine Hodentumoren operieren oder überwachen?

<p class="article-intro">Laut einer aktuellen Studie aus Großbritannien spielt bei zufällig entdeckten Hodenneoplasien die Größe der Veränderung eine Rolle bei der Entscheidung, ob sie gut- oder bösartig ist. Tumormarker sind dagegen kein geeignetes Kriterium zur Beurteilung der Malignität.<sup>1</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>F&uuml;r ihre Untersuchung selektierten die Wissenschaftler um Dr. Glenda Scandura vom Barts Cancer Institute, Queen Mary University of London, aus mehr als 2600 Pathologieberichten Patienten mit Hodentumoren unter 10 mm Gr&ouml;&szlig;e. Sofern vorhanden, wurden klinische Befunde, Werte von Serummarkern, demografische Daten der Patienten etc. erfasst und ausgewertet. Insgesamt konnten 81 Berichte analysiert werden, wobei in 20 % der F&auml;lle (16/81) die Ver&auml;nderungen kleiner als 5 mm waren. Obwohl keine dieser L&auml;sionen sich als maligne herausstellte, wurde bei 15 Patienten aufgrund der Bildgebung und /oder Tumormarkerbestimmung eine Orchiektomie und bei einem eine teilweise Orchiektomie vorgenommen. Insgesamt hatten 56 Patienten eine gutartige Neoplasie; die 25 b&ouml;sartigen Ver&auml;nderungen unterteilten sich in 15 Seminome und 10 Nichtseminome.</p> <p>Bei gut der H&auml;lfte der M&auml;nner (47/81) waren die Tumormarker alpha-Fetoprotein (AFP) und Lactat-Dehydrogenase (LDH) bestimmt worden. Von diesen 47 Patienten litten 16 an einem malignen Tumor, w&auml;hrend die L&auml;sion bei den &uuml;brigen gutartig war. Die Tumormarker waren jedoch bei keinem der Malignome erh&ouml;ht, sehr wohl jedoch bei 7 der gutartigen L&auml;sionen.</p> <p>Aufgrund dieser Ergebnisse warnen die Autoren davor, sich bei der Therapieentscheidung auf die Messung von Tumormarkern zu verlassen. Vor allem bei kleinen Neoplasien unter 5 mm raten sie dazu abzuwarten und regelm&auml;&szlig;ig Ultraschallkontrollen vorzunehmen. Wegen der guten Heilungsaussichten bei Hodentumoren sei dieses Vorgehen nur mit einem minimalen Risiko verbunden. Eine Operation sei dagegen eindeutig eine &Uuml;bertherapie, betonen Scandura und Kollegen und bezeichneten die Patienten als &bdquo;Opfer der modernen Bildgebung&ldquo; (Victims of Modern Imaging Technology, VOMIT).&nbsp;</p> <h2>Vorgehen in der Praxis</h2> <p>F&uuml;r M&auml;nner, bei denen w&auml;hrend einer Ultraschalluntersuchung zuf&auml;llig ein Hodentumor unter 10 mm entdeckt wird, haben die Wissenschaftler einen Algorithmus entwickelt. Bei negativen oder nicht eindeutigen Tumormarken sollen Bildgebung und Bestimmung der Tumormarker drei Monate sp&auml;ter wiederholt werden. Ist das Ergebnis unver&auml;ndert, kann der Patient nach Aufkl&auml;rung &uuml;ber die Selbstuntersuchung in die haus&auml;rztliche Versorgung entlassen werden. Ist die Neoplasie in dieser Zeit um weniger als 20 % gewachsen, raten die &Auml;rzte zu Wiederholungsuntersuchungen im Abstand von drei Monaten. Bei einer Gr&ouml;&szlig;enzunahme &uuml;ber 20 % und anf&auml;nglich positiven Tumormarkern empfehlen sie, eine chirurgische Abkl&auml;rung im multidisziplin&auml;ren Team zu diskutieren.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Scandura G et al.: Incidentally detected testicular lesions &lt; 10 mm in diameter: can orchidectomy be avoided? BJU Int 2017; DOI: 10.1111/bju.14056 (online 15. Oktober 2017)</p> </div> </p>
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