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Die Substanzgebrauchsstörung – ein integraler Bestandteil des psychiatrischen Spektrums

<p class="article-intro">Substanzgebrauchsstörungen sind häufig und verursachen enormen volkswirtschaftlichen und sozialen Schaden. Sie sind oft mit somatischen und anderen psychiatrischen Erkrankungen kombiniert, daher besteht hoher Bedarf an kombinierter und integrierter Behandlung. Zusätzlich besteht eine komplexe Interaktion der Substanzgebrauchsstörungen mit komorbiden substanzbezogenen und zusätzlichen somatischen wie auch psychiatrischen Erkrankungen, woraus die Notwendigkeit einer adäquaten Behandlung der Grundkrankheit wie auch der jeweiligen Komorbiditäten resultiert.</p> <p class="article-content"><div id="s39KP.html" xml:lang="de-DE"> <div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Substanzgebrauchsst&ouml;rungen haben eine hohe Pr&auml;valenz und treten h&auml;ufig in Kombination mit somatischen und psychiatrischen Erkrankungen auf.</li> <li>Eine Abkl&auml;rung, ob eine Substanzgebrauchsst&ouml;rung vorliegt, ist grunds&auml;tzlich bei allen somatisch und/oder psychiatrisch Kranken indiziert, umgekehrt auch eine umfassende Erfassung komorbider psychiatrischer und somatischer Erkrankungen bei Patienten mit einer Substanzgebrauchsst&ouml;rung.</li> <li>F&uuml;r ein optimales Behandlungsergebnis bedarf es einer ad&auml;quaten Behandlung der Grundkrankheit und der jeweiligen Komorbidit&auml;ten. Substanzgebrauchs- und komorbide St&ouml;rungen, insbesondere unbehandelte und nicht diagnostizierte, beeinflussen sich gegenseitig negativ.</li> <li>Die Strategien zur Behandlung der einzelnen Erkrankungen m&uuml;ssen immer auf die jeweiligen Komorbidit&auml;ten abgestimmt sein.</li> </ul> </div> </div> <h2>Historische Entwicklung &ndash; von der S&uuml;nde zur behandlungsbed&uuml;rftigen Erkrankung</h2> <p>Beschreibungen eines &bdquo;ma&szlig;losen&ldquo; Konsums berauschender Substanzen existieren schon seit der Antike. Ein solches Verhalten wurde bis in das 17. Jahrhundert meist als &bdquo;S&uuml;nde&ldquo; oder &bdquo;s&uuml;ndhaftes Verhalten&ldquo; gewertet. Ab dem 17. Jahrhundert begannen sich zunehmend Mediziner mit diesem Ph&auml;nomen auseinanderzusetzen. Dadurch setzte sich nach und nach die Erkenntnis durch, dass es sich bei diesem Verhalten h&auml;ufig um eine Erkrankung handelt, bei der der Konsum zwanghaft wird und die freie Entscheidung daf&uuml;r eingeschr&auml;nkt ist. Schon in den ersten Beschreibungen der Suchterkrankung zeigten sich zwei unterschiedliche Zug&auml;nge, deren Grundz&uuml;ge bis heute erhalten sind. In Italien beschrieb Paolo Zacchia die &bdquo;hochgradige Trunkenheit&ldquo; als Geisteskrankheit, welche durch ein &bdquo;inneres S&auml;fteungleichgewicht&ldquo; bedingt sei. Parallel dazu vermutete der holl&auml;ndische Arzt Cornelius Bontekoe: Ein &bdquo;feines Oel&ldquo; m&uuml;sse in den Getr&auml;nken vorhanden sein, dessen stete Zufuhr zur Notwendigkeit werden k&ouml;nne. Anfang des 19. Jahrhunderts kam schlie&szlig;lich die Vorstellung auf, dass der Suchtkranke an einer &bdquo;Krankheit des Willens&ldquo; leide. Im Jahr 1819 verfasste der in Moskau praktizierende Mediziner Constantin von Br&uuml;hl-Cramer eine erste umfassende medizinische Beschreibung der Alkoholabh&auml;ngigkeit, &bdquo;Ueber die Trunksucht und eine rationelle Heilmethode derselben&ldquo;. 1829 erfolgte die Erweiterung des Suchtbegriffes auf die &bdquo;Opiumsucht&ldquo; durch Christoph Wilhelm Hufeland, wobei der Opiatkonsum zu diesem Zeitpunkt in Europa noch kaum verbreitet war, es handelte es sich vorwiegend um die Beschreibungen von &bdquo;Opiatessern&ldquo; im &bdquo;orientalischen&ldquo; bzw. persischen Raum.<br />Ab 1900 setzte sich erstmalig das Paradigma der Trunksucht als &bdquo;Krankheit&ldquo; durch. Daraus ergaben sich verschiedene Konsequenzen. Einerseits er&ouml;ffnete sich dadurch die M&ouml;glichkeit der Einweisung von Patienten zur Zwangstherapie, andererseits wurde die Trunksucht aber auch in die deutsche Reichsversicherungsordnung aufgenommen. Daraus resultierte auch ein Recht auf Behandlung. <br />Die damalige, auch bei heutiger Betrachtung moderne Grundhaltung zeigt sich in einem Zitat aus einer Abhandlung aus dem fr&uuml;hen 20. Jahrhundert: &bdquo;Die Trunks&uuml;chtigen haben ,nicht mehr ges&uuml;ndigt als Schwinds&uuml;chtige&lsquo;; ihre Krankheit bestehe lediglich darin, ,dass sie nicht m&auml;&szlig;ig trinken k&ouml;nnen&lsquo;. Eine moralische Verurteilung sei daher unangemessen und &uuml;berdies v&ouml;llig zwecklos; was ihnen helfe, sei einzig v&ouml;llige Abstinenz&ldquo; (Wiesemann, zitiert nach Spode 1993). Schlie&szlig;lich kam es aber im 20. Jahrhundert, nicht nur im Nationalsozialismus, zu einer zunehmend &bdquo;sozialdarwinistischen&ldquo; Beschreibung von Suchtkranken als &bdquo;degenerierten&ldquo; Personen, deren fr&uuml;her Tod &bdquo;Alkoholausj&auml;te&ldquo; sei. Notwendige Ma&szlig;nahmen seien das &bdquo;Ausmerzen&ldquo; und die &bdquo;Asylierung&ldquo; Suchtkranker (Auguste Forel 1920). Erst ab den 1950er/60er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde diese &bdquo;Degenerationstheorie&ldquo; wieder verlassen. 1952 kam es auf Initiative Elvin Morton Jellineks zur ersten WHO-Klassifikation, mit im Grunde bis heute g&uuml;ltigen Kriterien wie Zwanghaftigkeit, Dosissteigerung und chronischem Verlauf. <br />2013 wurde schlie&szlig;lich im Rahmen der &Uuml;berarbeitung des DSM die Unterteilung in Suchterkrankung und sch&auml;dlichen Gebrauch zugunsten des Sammelbegriffes &bdquo;Substanzgebrauchsst&ouml;rung&ldquo; aufgehoben. Die Zusammenf&uuml;hrung von Substanzmissbrauch und -abh&auml;ngigkeit zu einem gemeinsamen St&ouml;rungsbild macht Sinn, da &bdquo;Missbrauch&ldquo; und &bdquo;Abh&auml;ngigkeit&ldquo; zwei Faktoren repr&auml;sentieren, die stark miteinander korrelieren, und die Differenzierung von Missbrauch und Abh&auml;ngigkeit oft schwierig ist. Als neues Merkmal der Substanzgebrauchsst&ouml;rung wurde das Kriterium des &bdquo;Craving&ldquo; (Suchtdruck) hinzugef&uuml;gt, welches in der ICD-10 bereits enthalten war, jedoch nicht im DSM-IV. Daf&uuml;r wurde das Kriterium &bdquo;wiederkehrende Probleme mit dem Gesetz&ldquo; entfernt, weil es sich als nicht brauchbar erwiesen hatte. Die vollst&auml;ndigen DSM-V-Kriterien sind in Tabelle 1 dargestellt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1704_Weblinks_s39_1.jpg" alt="" width="2150" height="978" /></p> <h2>Epidemiologie der Substanzgebrauchsst&ouml;rung und ihrer Komorbidit&auml;ten</h2> <p>Die Substanzgebrauchsst&ouml;rung ist eine h&auml;ufige Erkrankung, wobei die genaue Pr&auml;valenz schwierig zu ermitteln ist. Sch&auml;tzungen gehen von 1 600 000 nikotinabh&auml;ngigen und 330 000 alkoholabh&auml;ngigen Menschen in &Ouml;sterreich aus. Dazu kommen noch gesch&auml;tzte 120 000 Menschen mit einer Arzneimittelabh&auml;ngigkeit (vor allem von Benzodiazepinen) sowie 25 000 Personen, die von illegalen Substanzen abh&auml;ngig sind (Konsensusstatement &Ouml;GPP). Bev&ouml;lkerungsrepr&auml;sentative Prim&auml;rstudien aus Deutschland zeigen &auml;hnliche Zahlen, wobei von 7,3 % nikotinabh&auml;ngigen Personen (5,5 Millionen Menschen), 2,4 % Alkoholabh&auml;ngigen (1,9 Millionen Menschen) und 3,8 % (2,6 Millionen Menschen) die sch&auml;dlichen Gebrauch von Alkohol machen, ausgegangen wird. Auch in Deutschland sind deutlich weniger Personen von illegalen Substanzen abh&auml;ngig, so geht man von 0,6 % Abh&auml;ngigen und 0,3 % sch&auml;dlich Gebrauchenden aus, das sind etwa 600 000 Menschen (K&uuml;ffner 2010, Pabst et al. 2013). Die Daten zeigen auch, dass die Substanzgebrauchsst&ouml;rung eine m&auml;nnlich dominierte Erkrankung ist, vor allem die Alkoholabh&auml;ngigkeit (4,8 % der M&auml;nner, 1,3 % der Frauen). Ein &auml;hnliches Bild bietet sich bei der Tabakabh&auml;ngigkeit (39 % der M&auml;nner, 30 % der Frauen), wobei hier die Zahl der m&auml;nnlichen Raucher im Sinken begriffen ist, die Zahl der weiblichen Raucher dagegen im Steigen. Lediglich bei der Medikamentenabh&auml;ngigkeit sind Frauen mit 3,2 % verglichen zu 2,5 % der M&auml;nner h&auml;ufiger vertreten (Kraus 2001, K&uuml;fner 2002).<br />Die WHO erhob 2010 die Hauptrisiken f&uuml;r die Entstehung von Erkrankungen (&bdquo;Global Burden of Disease Study&ldquo;). Dabei zeigte sich, dass Substanzkonsum bzw. Substanzgebrauchsst&ouml;rungen ein wesentlicher Faktor in der Entstehung von Folgekrankheiten sind und die Folgen der Substanzgebrauchsst&ouml;rung erhebliche soziale und gesundheitliche Auswirkungen haben. So konnte f&uuml;r Deutschland erhoben werden, dass &uuml;berm&auml;&szlig;iger Alkoholkonsum die f&uuml;nfth&auml;ufigste Ursache f&uuml;r die Entstehung k&ouml;rperlicher Erkrankungen bei M&auml;nnern ist. Alkohol- und Tabakkonsum zusammengenommen bedingen 20 % des Risikos f&uuml;r die Gesamtheit aller Erkrankungen bei M&auml;nnern. Andere Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland t&auml;glich rund 200 Todesf&auml;lle auf zu hohen Alkoholkonsum zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind, j&auml;hrlich liegt die Zahl bei 74 000 (G&auml;rtner et al. 2013). Diese Zahlen beziehen sich auf Todesf&auml;lle sowohl durch akute Alkoholwirkungen (das Unfallrisiko steigt mit dem Grad der Blutalkoholkonzentration stark an, es vervierfacht sich bei 0,8 Promille und steigt um den Faktor 25 bei 1,5 Promille) als auch durch Folgeerkrankungen (Baden-W&uuml;rttembergischer Landesverband f&uuml;r Pr&auml;vention und Rehabilitation 2013). Untersuchungen &uuml;ber Gr&uuml;nde der Aufnahme auf somatischen Krankenhausabteilungen belegen, dass alkoholassoziierte Erkrankungen bei 29 % der M&auml;nner und 9 % der Frauen, die wegen einer somatischen Erkrankung im Allgemeinkrankenhaus waren, der Aufnahmegrund waren. Die h&auml;ufigsten Diagnosen waren Verletzungen und Frakturen, delirante Zustandsbilder, Krampfanf&auml;lle und Leberzirrhosen (Gerke et al.1997). Die H&auml;ufigkeit von Leberzirrhosen korreliert auch mit dem Alkoholkonsum pro Kopf (Ramstedt 2001), ein Drittel aller Leberzirrhosen geht auf Alkoholkonsum zur&uuml;ck (Roulot et al.2011). Daneben ist Alkoholkonsum auch die &uuml;berwiegende pr&auml;disponierende Ursache f&uuml;r die chronische Pankreatitis im Erwachsenenalter (Hoffmeister et al.2012). Neben den gravierenden sozialen Auswirkungen entstehen daraus auch enorme finanzielle Kosten. Diese betragen in Deutschland fast 30 Mrd. Euro pro Jahr und liegen an der Spitze aller durch psychische St&ouml;rungen verursachten Kosten (Effertz et al. 2013). Die Gesamtkosten f&uuml;r Depressionen liegen im Vergleich dazu bei 15 bis 22 Mrd. Euro pro Jahr. In diese Berechnungen sind allerdings nicht nur direkte Folgekosten wie medizinische Behandlungskosten inkludiert, sondern auch gesamtwirtschaftliche, etwa durch Produktivit&auml;tsausfall (alkoholabh&auml;ngige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wesentlich h&auml;ufiger vom Arbeitsplatz entfernt, h&auml;ufiger krank sowie nach Unf&auml;llen l&auml;nger abwesend).</p> <h2>Substanzgebrauchsst&ouml;rung und psychiatrische Komorbidit&auml;ten</h2> <p>Die Substanzgebrauchsst&ouml;rung ist mit einer Reihe verschiedener komorbider psychischer Erkrankungen assoziiert, insbesondere affektiven St&ouml;rungen, aber auch Psychosen, Angsterkrankungen und Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen (Weaver et al. 2003). Die enge Verzahnung mit anderen psychiatrischen Erkrankungen zeigt sich sowohl in Populationen prim&auml;r suchtkranker Patienten, welche deutlich erh&ouml;hte Pr&auml;valenzen weiterer psychiatrischer Erkrankungen zeigen, als auch bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen, bei welchen eine deutlich erh&ouml;hte Wahrscheinlichkeit besteht, zus&auml;tzlich an einer Substanzgebrauchsst&ouml;rung zu leiden. Beiden Patientengruppen ist gemeinsam, dass sie ein hohes Risiko tragen, zus&auml;tzlich an einer Erkrankung des jeweils anderen Diagnosespektrums zu erkranken.<br />Betrachtet man die psychiatrischen Komorbidit&auml;ten von Patienten, die sich prim&auml;r wegen einer Suchterkrankung in Behandlung begeben, zeigt sich folgendes Bild: Alkoholabh&auml;ngige Patienten leiden besonders h&auml;ufig unter affektiven St&ouml;rungen (20&ndash;73 % ), Angstst&ouml;rungen (bis zu 69 % ) sowie Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen (je nach St&ouml;rung zwischen 10 und 50 % ). Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenbereich sind mit 2&ndash;8 % nicht so h&auml;ufig repr&auml;sentiert, jedoch h&auml;ufiger als in der Normalbev&ouml;lkerung. Daneben leiden alkoholabh&auml;ngige Patienten nat&uuml;rlich auch h&auml;ufig an weiteren Suchterkrankungen, vor allem Nikotinabh&auml;ngigkeit (bis 85 % ) und Abh&auml;ngigkeit von Benzodiazepinen (bis 29 % ). Ein &auml;hnliches Bild bietet sich bei opiatabh&auml;ngigen Patienten, auch unter ihnen sind affektive St&ouml;rungen (vor allem Depressionen) sowie Angst- und Pers&ouml;nlichkeitsst&ouml;rungen weitaus h&auml;ufiger als in der nicht suchtkranken Bev&ouml;lkerung (Lindenmeyer 2005, COBRA-Studie 2008). <br />Umgekehrt leiden viele wegen anderer psychiatrischer Erkrankungen in Behandlung befindliche Patienten zus&auml;tzlich an einer Substanzgebrauchsst&ouml;rung. So sind &uuml;ber 80 % der an Schizophrenie erkrankten Patienten gleichzeitig auch tabakabh&auml;ngig. Nicht ganz so h&auml;ufig, jedoch immer noch deutlich h&auml;ufiger als in der gesunden Bev&ouml;lkerung ist bei Schizophrenen auch der Missbrauch von Alkohol (10&ndash;50 % ), der Konsum von Cannabis (10&ndash;40 % ), von Opiaten oder Kokain. Das Risiko schizophrener Patienten, irgendeine psychoaktive Substanz mit Ausnahme von Nikotin in pathologischer Weise zu konsumieren, liegt je nach Studie zwischen 36 und 58 % . &Uuml;ber 50 % aller Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis machen im Laufe ihres Lebens zumindest einmal eine Phase mit Substanzmissbrauch durch (Wobrock 2005, Tandon 2009, Gaebel 2010).<br />Besonders hervorzuheben ist der lange viel zu wenig beachtete Zusammenhang zwischen der Diagnose &bdquo;Hyperaktivit&auml;t und Aufmerksamkeitsst&ouml;rung im Erwachsenenalter&ldquo; und Suchterkrankungen. Van Emmerik-van Oortmerssen f&uuml;hrte 2003 eine Erhebung in Ambulanzen zur Behandlung von Suchterkrankungen durch. Dabei wurde deutlich, dass ADHS-Patienten hochgradig gef&auml;hrdet sind, eine Substanzgebrauchsst&ouml;rung zu entwickeln. Um die h&auml;ufig gar nicht diagnostizierten Symptome des ADHS, wie etwa st&auml;ndige Unruhe, erh&ouml;hte emotionale Labilit&auml;t und Impulsivit&auml;t, zu reduzieren, konsumierten sie Substanzen zur Selbstbehandlung. Dies f&uuml;hrte zu hohem Konsum von psychoaktiven, abh&auml;ngig machenden Substanzen. Besonders h&auml;ufig war dabei naturgem&auml;&szlig; der Konsum von Kokain und anderen Stimulanzien, aber auch der Konsum von Cannabis. Die erhobenen Pr&auml;valenzraten sind in der Tabelle 2 dargestellt. In dieser Untersuchung wurde auch festgestellt, dass Patienten, die an ADHS und an einer Substanzgebrauchsst&ouml;rung litten, mit hoher Wahrscheinlichkeit (75 % ) noch von mindestens einer weiteren psychiatrischen Erkrankung zus&auml;tzlich betroffen waren. Patienten, die an einem kombinierten ADHS litten, also sowohl Merkmale des impulsiven als auch des unaufmerksamen Subtyps aufwiesen, zeigten die h&ouml;chsten Komorbidit&auml;tsraten (van Emmerik-van Oortmerssen 2013, Tab. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1704_Weblinks_s39_2.jpg" alt="" width="2151" height="733" /><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Neuro_1704_Weblinks_s39_3.jpg" alt="" width="2151" height="563" /></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Die Substanzgebrauchsst&ouml;rung mit ihren Folgeerkrankungen z&auml;hlt zu den h&auml;ufigsten Erkrankungen weltweit. Sie verursacht enormes menschliches Leid, welches sich einerseits in Form erh&ouml;hter und verfr&uuml;hter Sterblichkeit und Invalidit&auml;t der Betroffenen selbst, andererseits auch in Form sozialer Auswirkungen auf Angeh&ouml;rige darstellt. Sie verursacht aber auch enorme volkswirtschaftliche Kosten, dabei nur zu einem geringen Teil durch die Behandlungskosten der Substanzgebrauchsst&ouml;rung, aber vor allem durch Folgekosten wie f&uuml;r Produktivit&auml;tsausf&auml;lle und die Behandlungskosten der Folgeerkrankungen. <br />Im Sinne eines kombinierten und integrierten Behandlungsansatzes im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes muss neben der Therapie der Suchterkrankung auch allen psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen ein entsprechender Stellenwert einger&auml;umt werden. Ein integrierter Behandlungsansatz beinh&shy;altet daher auch eine ad&auml;quate Behandlung etwaiger zugrunde liegender Erkrankungen und eventueller Komorbidit&auml;ten. Eine integrierte Behandlung erscheint auch deshalb notwendig, weil eine komplexe Interaktion mit den komorbiden substanzbezogenen und somatischen bzw. psychiatrischen Erkrankungen besteht und sich alle diese Erkrankungen gegenseitig negativ beeinflussen. <br />Dementsprechend ist eine Abkl&auml;rung, ob eine Substanzgebrauchsst&ouml;rung vorliegt, bei allen somatisch und/oder psychiatrisch Kranken indiziert. Gleichzeitig bedarf es einer gr&uuml;ndlichen Erfassung komorbider psychiatrischer und somatischer Erkrankungen bei Patienten mit einer Substanzgebrauchsst&ouml;rung, um das Behandlungsergebnis zu optimieren.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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