© whitehoune iStockphoto

3. Konferenz der European Stroke Organisation (ESOC)

Schlaganfall – keine Frage des Alters

<p class="article-intro">Die Zahl jener, die bereits in jungen Jahren – also vor dem 50. Lebensjahr – von einem Schlaganfall betroffen sind, ist weltweit im Steigen. Bei der ESOC in Prag war diesem Thema eine Session gewidmet, in der neue Ergebnisse zu Untersuchungen junger Schlaganfallpatienten präsentiert wurden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Suboptimaler Einsatz der Sekund&auml;rpr&auml;vention nach Schlaganfall</h2> <p>Fast jeder zweite Schlaganfallpatient im Alter von 18 bis 50 Jahren erlebt ein rezidivierendes Gef&auml;&szlig;ereignis. Obwohl etwa ein Drittel aller Schlaganf&auml;lle bei j&uuml;ngeren Patienten eine unbekannte Ursache hat, spielt in den verbleibenden zwei Dritteln die Atherosklerose oft eine Rolle. Dieser Umstand bietet Ansatzm&ouml;glichkeiten zur Sekund&auml;rpr&auml;vention.<br />Van Dongen et al. untersuchten die Verschreibung einer medikament&ouml;sen Sekund&auml;rpr&auml;vention nach einem Schlaganfall bei einer gr&ouml;&szlig;eren Anzahl junger Erwachsener (FUTURE Study). In die Studie eingeschlossen waren 656 Patienten im Alter von 18 bis 50 Jahren, die einen isch&auml;mischen Schlaganfall oder eine transitorische isch&auml;mische Attacke erlitten hatten. Analysiert wurde jener Anteil der Patienten, die nach dem Schlaganfall eine Sekund&auml;rpr&auml;vention erhielten.<br />Der Anteil jener, die mit Statinen behandelt wurden, stieg zwischen den Jahren 2000 und 2010 auf 51,8 % an. Der Anteil der Antihypertensiva-Einnahmen erh&ouml;hte sich von 16,1 % (1980&ndash;1989) auf 29,2 % (2000&ndash;2010) und die Verwendung von Thrombozyten-Inhibitoren von 63,6 % auf 80,1 % . Trotzdem blieben auch weiterhin vier von f&uuml;nf jungen Schlaganfallpatienten ohne Sekund&auml;rpr&auml;vention. Dies bietet die M&ouml;glichkeit zur weiteren Reduzierung von rezidivierenden vaskul&auml;ren Ereignissen bei jungen Schlaganfallpatienten (AS28-034).</p> <h2>Thrombolyse und Thrombektomie bei Kindern mit AIS</h2> <p>Intraven&ouml;se Thrombolyse (IVT) und/oder endovaskul&auml;re Therapie (ET) sind evidenzbasierte Behandlungsm&ouml;glichkeiten bei Erwachsenen mit einem akuten isch&auml;mischen Schlaganfall (AIS) &ndash; randomisierte kontrollierte Studien bei p&auml;diatrischen Patienten fehlen. Eine schweizerische Studie bewertete nun Durchf&uuml;hrbarkeit, Sicherheit und Ergebnis von IVT und ET bei Kindern mit AIS.<br />Die retrospektive Studie (2000&ndash;2015) untersuchte eine multizentrische, prospektive Kohorte von Patienten im Alter von einem Monat bis 16 Jahren, bei welchen ein AIS innerhalb von zw&ouml;lf Stunden nach Symptombeginn diagnostiziert wurde. Die klinischen und radiologischen Daten jener Patienten, die sich einer IVT oder ET unterzogen, wurden mit denen verglichen, die eine Standardpflege (SOC) erhielten. Die Ergebnisse wurden sechs Monate nach dem Schlaganfall anhand des Paediatric Stroke Outcome Measure (PSOM) beurteilt.<br />Von 216 p&auml;diatrischen AIS-Patienten wurden 81 innerhalb von 12 Stunden nach Symptombeginn diagnostiziert. 4 (5 % ) Patienten erhielten IVT und 11 (14 % ) ET. Patienten, die IVT/ET erhielten, waren &auml;lter (mittleres Alter 11,4 vs. 7,5 Jahre; p=0,01) und st&auml;rker betroffen (medianer pedNIHSS-Wert 13,0 vs. 7,0; p&lt;0,001). Todesereignisse und Blutungskomplikationen unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen, jedoch waren Patienten, die IVT/ET erhielten, eher von Schlaganfall-bezogenen Komplikationen (p=0,017) betroffen. Die medianen (IQR) PSOM-Werte 6 Monate nach einem AIS lagen in der IVT/ET-Kohorte bei 2,0 (1&ndash;3,4) und in der SOC-Kohorte bei 1,0 (0&ndash;1,75) (p=0,034). Aus diesen Ergebnissen schlie&szlig;en die Studienautoren, dass IVT und ET durchf&uuml;hrbare und sichere Behandlungsoptionen bei schwer betroffenen p&auml;diatrischen AIS-Patienten darstellen (AS28-020).</p> <h2>Kortikosteroidbehandlung verbessert Ergebnis nach FCA</h2> <p>Die fokale zerebrale Arteriopathie (FCA) ist die Ursache bei bis zu 35 % der arteriellen isch&auml;mischen Schlaganf&auml;lle bei Kindern und ein wichtiger Pr&auml;diktor f&uuml;r ein Schlaganfallrezidiv. Forscher aus Bern und Melbourne untersuchten Kinder mit FCA und verglichen jene, die mit einer Kombination aus Kortikosteroid- und antithrombotischer Therapie (CAT) behandelt wurden, mit jenen, die eine antithrombotische Behandlung (AT) allein erhielten.<br />Diese multizentrische retrospektive Kohortenstudie analysierte Kinder im Alter von einem Monat bis 18 Jahren, die von 1999 bis 2014 mit einem ersten AIS aufgrund einer FCA vorstellig wurden. Prim&auml;res Ergebnis waren bleibende neurologische Defizite 6 Monate nach dem AIS, sekund&auml;re Ergebnisse beinhalteten die Aufl&ouml;sung von Stenosen und rezidivierende Schlaganfallereignisse.<br />73 Kinder (51 % m&auml;nnlich) wurden identifiziert, 21 (29 % ) davon erhielten CAT. Das mittlere Alter zum Zeitpunkt des Schlaganfalls f&uuml;r die gesamte Gruppe war 7,9 Jahre (SD 4,7). Der mediane pedNIHSS-Wert lag bei 3 (IQR 2,0&ndash;8,0) in der CAT-Gruppe und bei 5 (IQR 3,0&ndash;9,0) in der AT-Gruppe (p=0,098). Der mediane PSOM-Wert 6 Monate nach AIS lag bei 0,5 (IQR 0&ndash;1,5) in der CAT-Gruppe, verglichen mit 1,0 (IQR 0,5&ndash;2,0) in der AT-Gruppe (p=0,035). Eine vollst&auml;ndige Aufl&ouml;sung der Stenose bei der letzten MRT wurde bei 17 Patienten (81 % ) in der CAT-Gruppe verglichen mit 24 Patienten (59 % ) in der AT-Gruppe (p=0,197) festgestellt. Wiederkehrende Schlaganfallereignisse wurden bei je einem Patienten in jeder Gruppe verzeichnet. Die Studienautoren res&uuml;mieren, dass eine zus&auml;tzliche Kortikosteroidbehandlung gegen&uuml;ber der isolierten antithrombotischen Behandlung zu einem Vorteil f&uuml;hrt, um das neurologische Ergebnis juveniler AIS aufgrund einer FCA zu verbessern (AS28-007).</p> <h2>Kognitive Dysfunktion bei jungen Schlaganfallpatienten</h2> <p>Die Pr&auml;valenz von jungen Patienten (55 Jahre und j&uuml;nger), die einen Schlaganfall erleiden, nimmt weltweit zu. Studien, die die Pr&auml;valenz von kognitiven Defiziten nach einem Schlaganfall bei jungen Patienten beurteilen, sind selten. Pinter et al. analysierten die Pr&auml;valenz und den Verlauf der kognitiven Dysfunktion in einer Stichprobe von jungen Schlaganfallpatienten bei der Krankenhausaufnahme (Baseline, BL) und beim 3-Monats-Follow-up (FU).<br />Von Februar bis November 2016 wurden 54 junge Patienten (59 % M&auml;nner, mittleres Alter 44,7+/&ndash;8,2 Jahre) mit einem isch&auml;mischen (90,7 % ) oder h&auml;morrhagischen Schlaganfall (9,3 % ) untersucht. In diesem Zeitraum nahmen 27 Patienten an der FU-Bewertung teil. Bei BL konnten Defizite (definiert durch 1,5 Standardabweichungen unterhalb des standardisierten Mittels) in der allgemeinen kognitiven Funktion (56,6 % ), der Verarbeitungsgeschwindigkeit (61,5 % ), der Aufmerksamkeit (42,3 % ), der Exekutivfunktion (44,2 % ) und der Wortfl&uuml;ssigkeit (33,3 %) festgestellt werden. In den meisten Bereichen blieb die kognitive Leistungsf&auml;higkeit bis zum FU stabil, mit Ausnahme der Verbesserungen der allgemeinen kognitiven Funktion, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Aufmerksamkeit. Bei etwa einem Drittel der Patienten waren auch drei Monate nach dem Schlaganfall noch betr&auml;chtliche kognitive Defizite vorhanden (allgemeine kognitive Funktion: 29,6 % , Exekutivfunktion: 33,3 % , Wortfluss: 30,2 % ).<br />Die hohe Pr&auml;valenz und in der Regel fehlende Verbesserung der kognitiven Defizite bis zu einem kurzfristigen FU bei jungen Schlaganfallpatienten heben die Bedeutung der kognitiven Bewertung in der Zeit nach dem Schlaganfall hervor. M&ouml;gliche Implikationen dieser Defizite (z.B. reduzierte Lebensqualit&auml;t, Schwierigkeiten bei der R&uuml;ckkehr zur Arbeit) machen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen einschlie&szlig;lich der Entwicklung gezielter kognitiver Rehabilitationsstrategien deutlich (AS28-013).</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 3rd European Stroke Organisation Conference, 16. bis 18. Mai 2017, Prag </p>
Back to top