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Was ist es: Rheuma oder Infekt?

<p class="article-intro">Bei der Abklärung von Entzündungen können positive serologische Befunde eine falsche Spur legen und die Behandlung rheumatischer Erkrankungen oft verzögern.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Fieber bedeutet nicht unbedingt eine Infektion.</li> <li>Eine Entz&uuml;ndung ist nicht mit einer Infektion gleichzusetzen.</li> <li>CRP ist ein Entz&uuml;ndungsparameter, kein Infektionsparameter.</li> <li>Positive serologische Befunde sind keine Garantie f&uuml;r eine Infektion.</li> </ul> </div> <p>Anhand zweier Fallberichte demonstrierte Prof. Dr. Stefan Winkler, Klinische Abteilung f&uuml;r Infektionen und Tropenmedizin, Medizinische Universit&auml;t Wien, wie schwierig es manchmal sein kann, eine rheumatische Entz&uuml;ndung von einer Infektion zu unterscheiden. Bei einem aus Russland stammenden 65-j&auml;hrigen Patienten mit hohem Fieber blieb die infektiologische Basisdiagnostik bis auf einen hohen CRP-Wert unauff&auml;llig. Er wurde empirisch antibiotisch behandelt &ndash; ohne Erfolg. Weitere Untersuchungen (Echokardiografie, Ganzk&ouml;rper-CT etc.) wurden durchgef&uuml;hrt. Ein positiver QuantiFERON- TB-Test machte schlie&szlig;lich zusammen mit der Herkunft des Patienten eine Tuberkuloseinfektion m&ouml;glich. Nach 10-w&ouml;chigem Spitalsaufenthalt wurde er mit einer Tbc-Diagnose und dementsprechender Medikation entlassen. Sein Hausarzt, der den schlechten Allgemeinzustand des weiterhin febrilen Patienten bemerkte, veranlasste eine neuerliche Einweisung. Nach der Aufnahme wurden eine An&auml;mie und eine Thrombozytose festgestellt, das CRP war unver&auml;ndert hoch, der Procalcitonin-Wert nicht erh&ouml;ht. Mittels PET-CT konnte schlie&szlig;lich neben einer schon bekannten Entz&uuml;ndung in den Nasennebenh&ouml;hlen eine Speicherung am unteren Nierenpol entdeckt werden. Die Biopsie zeigte eine fokal nekrotisierende Glomerulonephritis. Die darauf folgende immunologische Untersuchung f&uuml;hrte letztendlich zur richtigen Diagnose: Morbus Wegener.</p> <h2>Serologisch in der Sackgasse</h2> <p>Eine andere Patientin litt seit Wochen an Fiebersch&uuml;ben und massiven Gelenksschmerzen. Sie konnte die Arme nicht heben. Das CRP war konstant erh&ouml;ht. Erh&ouml;hte Antik&ouml;rpertiter gegen Chlamydien wurden festgestellt und eine Doxycyclin-Therapie eingeleitet &ndash; ohne Erfolg. &bdquo;Chlamydien zeigen eine hohe Kreuzaktivit&auml;t mit Umweltst&auml;mmen. Ein Basistiter ist daher sehr h&auml;ufig&ldquo;, erkl&auml;rt Winkler. Nur aufgrund einer positiven Serologie sollte daher keine Behandlung eingeleitet werden. &bdquo;Immer den direkten Keimnachweis anstreben!&ldquo;, so Winkler. Gleiches gilt f&uuml;r die Borrelienserologie: &bdquo;Chlamydien- und Borreliosediagnosen sind immer zu hinterfragen und zu &uuml;berpr&uuml;fen. Die serologischen Befunde sind oft falsch positiv.&ldquo; In Wahrheit litt die Frau an einer Polymyalgia rheumatica: Auf Kortison sprachen Klinik und das CRP sofort an.</p> <h2>Was hilft bei der Unterscheidung?</h2> <p>F&auml;lle dieser Art sind laut Winkler keine Seltenheit. &bdquo;Oft werden Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung wochenlang mit verschiedenen Antibiotika behandelt.&ldquo; Einen validen Test, um &bdquo;rheumatisches&ldquo; Fieber eindeutig von einer Infektion zu unterscheiden, gibt es nicht. Zum sogenannten &bdquo;Naproxen-Test&ldquo;, der zur Unterscheidung zwischen infekti&ouml;sem und Tumorfieber dienen soll, gibt es wenige Daten und er ist in der Praxis nicht etabliert. Das Serum-Procalcitonin ist diesbez&uuml;glich auch kein eindeutiger Parameter und liefert h&ouml;chstens Hinweise.<br /> Um verz&ouml;gerte Diagnosen und unn&ouml;tige Therapien zu vermeiden, r&auml;t Winkler zur modernen Infektionsdiagnostik (bakterielle Schnelldiagnostik, Direktnachweis von Infektionserregern mittels PCR) und zu einer genauen Anamneseerhebung: &bdquo;Eine Krankheitsdauer &uuml;ber mehrere Wochen ist f&uuml;r die meisten Infektionen eher atypisch.&ldquo; PET-CT bzw. MRT k&ouml;nnen bei der Diagnostik sehr hilfreich sein. Das Wichtigste bleibt aber, so Winkler, &bdquo;unabh&auml;ngig von der eigenen Spezialisierung einfach daran zu denken, dass es auch etwas anderes sein k&ouml;nnte.&ldquo;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 15. Wachauer Rheumatag, 22. April 2017, Spitz a. d. Donau </p>
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