© Vladimir_Timofeev iStockphoto

Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie und Rekonstruktive Beckenbodenchirurgie

Studienaufrufe: laufende wissenschaftliche Projekte

<p class="article-intro">Im Folgenden dürfen wir Ihnen unsere derzeit laufenden wissenschaftlichen Projekte vorstellen, die klinische Studien, aber auch Grundlagenforschungsprojekte aus dem Bereich der Urogynäkologie und der rekonstruktiven Beckenbodenchirurgie umfassen. Eine Inklusion passender Patientinnen ist über die Urogynäkologische Ambulanz der Universitätsfrauenklinik Wien möglich.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>1. Vergleich zwischen Vagina&shy;e&shy;fixatio sacrospinalis und McCall-Kuldoplastik zur Rezidivprophy&shy;laxe im Rahmen einer vaginalen Hysterektomie und Kolporrhaphie zur Behandlung von Becken&shy;or&shy;gan&shy;prolaps: prospektive, ran&shy;domisierte, kontrollierte Studie</p> <h2>Hintergrund</h2> <p>Der Beckenorganprolaps (BOP, Abb. 1) betrifft 25 % aller Frauen und geht h&auml;ufig mit einer deutlichen Einschr&auml;nkung der Lebensqualit&auml;t einher. Therapieoptionen umfassen sowohl konservative als auch operative Ma&szlig;nahmen. Bei fehlendem konservativem Therapieerfolg oder Wunsch nach einer operativen Sanierung kommen verschiedene chirurgische Therapiem&ouml;glichkeiten zum Einsatz (am h&auml;ufigsten in Form einer vaginalen Hysterektomie mit vorderer und/oder hinterer Kolporrhaphie). Die Sakrokolpopexie stellt ebenso eine chirurgische Therapiealternative dar, da eine suffiziente apikale Fixation das Prolapsrezidivrisiko deutlich senken kann. <br />Zur Vermeidung eines Prolapsrezidivs stehen zwei chirurgische &bdquo;Hauptmethoden&ldquo; zur Verf&uuml;gung: die sakrospinale Fixation (&bdquo;sacrospinous ligament fixation&ldquo; = SLF des Scheiden&shy;apex an das Ligamentum sacrospinale [subjektive Erfolgsrate liegt bei &gt;90 % ]) und die Kuldoplastik nach McCall (= Ligamenta sacrouterina werden in der Medianen vereinigt und der Scheidenapex hochgezogen, 1957 erstmals von McCall beschrieben). Bis dato existieren keine prospektiven klinischen Studien, welche die &Uuml;berlegenheit einer OP-Methode in Hinblick auf eine Prolapsrezidivsenkung untersucht haben.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1703_Weblinks_s31.jpg" alt="" width="1004" height="817" /></p> <h2>Studienziel</h2> <p>Vergleich des anatomischen Outcomes und Auftreten einer Rezidivsituation nach SLF oder McCall-OP bei Patientinnen, die eine vaginale Hysterektomie im Rahmen einer Deszensus-OP erhalten.</p> <h2>Einschlusskriterien</h2> <ul> <li>konservatives Therapieversagen (BBT, Pessar)</li> <li>symptomatischer BOP mit Senkung des apikalen Kompartiments</li> <li>geplanter vaginaler Zugang inklusive vaginaler Hysterektomie</li> <li>Alter zwischen 35 und 80 Jahren</li> <li>ausreichende Deutschkenntnisse und Reversf&auml;higkeit</li> </ul> <h2>2. Die Einstellung von Frauen mit Beckenorganprolaps zu ihrer Geb&auml;rmutter &ndash; ein Vergleich zwischen zwei verschiedenen Sprachr&auml;umen: prospektive, multizentrische Querschnitt-Fragebogenstudie</h2> <h2>Hintergrund</h2> <p>Obwohl sich viele Frauen einer Hysterektomie im Rahmen einer Prolapsoperation unterziehen, wei&szlig; man wenig dar&uuml;ber, ob Patientinnen den Erhalt der Geb&auml;rmutter oder deren Entfernung pr&auml;ferieren. Aus Studien, die sowohl eine Entfernung als auch den Erhalt des Uterus vergleichen, wei&szlig; man heutzutage, dass geb&auml;rmuttererhaltende Operationen mit einer geringeren Morbidit&auml;t verbunden sind. Es wurde berichtet, dass eine Hysterektomie einen m&ouml;glichen negativen Einfluss auf die sexuelle Funktion, das K&ouml;rperbild und die sozialen Beziehungen haben k&ouml;nnte. Im Gegensatz hierzu f&uuml;hre ein uteruserhaltender Eingriff zu einer verbesserten sexuellen Funktion und Zufriedenheit. In der &Auml;ra der patientenorientierten Gesundheitsversorgung und der rasanten Entwicklung der globalen Integrationsprozesse ist es unerl&auml;sslich, die kulturbezogenen Einstellungen der Patientinnen aus verschiedenen Regionen bei der Therapieentscheidung zu verstehen, um herauszufinden, welche Patientinnen von den uteruserhaltenden Eingriffen am besten profitieren k&ouml;nnten.</p> <h2>Studienziel</h2> <p>Ziel der vorliegenden Studie ist es, bei Patientinnen mit Beckenorganprolaps zu erheben, ob es einen Unterschied bez&uuml;glich der Einstellung der deutsch- und jener der russischsprachigen Patientinnen zu ihrem Uterus gibt und welche Faktoren die Therapieentscheidung bez&uuml;glich geb&auml;rmutter&shy;erhaltender versus nicht geb&auml;rmutter&shy;erhaltender Operation beeinflussen.</p> <h2>Ablauf</h2> <p>Die deutschsprachigen Patientinnen mit Prolaps werden w&auml;hrend der urogyn&auml;kologischen Sprechstunden in &Ouml;sterreich (Universit&auml;tsfrauenklinik Wien und Graz) und in Deutschland (Baden-W&uuml;rttemberg, Tettnang) rekrutiert. Die russischsprachigen Patientinnen werden an Beckenbodenzentren Zentralrusslands (Moskauer Region), Nordwestrusslands (Sankt Petersburg) sowie S&uuml;drusslands (Krasnodar) in die Studie eingebracht. Der Fragebogen besteht aus 5 Dom&auml;nen und beinhaltet Fragen zur Erhebung der Anamnese, einen auf Russisch und Deutsch validierten Wissensfragebogen, &bdquo;Benefit of uterus&ldquo;- und &bdquo;Benefit of not having uterus&ldquo;-Skalen sowie Fragen zu Besonderheiten der Sexualfunktion bei Patientinnen mit Genitalprolaps, die die Therapieentscheidung beeinflussen k&ouml;nnten (FSFI). Anschlie&szlig;end werden die Patientinnen gefragt, ob sie eine uteruserhaltende Prolapsoperation oder eine Entfernung der Geb&auml;rmutter im Rahmen des Eingriffes pr&auml;ferieren w&uuml;rden.</p> <h2>3. Protein-Biomarker bei &uuml;beraktiver Blase bei M&auml;nnern und Frauen: Fall-Kontroll-Studie</h2> <h2>Hintergrund</h2> <p>&Uuml;beraktive Blase (OAB) ist definiert als &bdquo;Drang mit oder ohne Dranginkontinenz, &uuml;blicherweise mit H&auml;ufigkeit und Nykturie assoziiert&ldquo; (International Continence Society). Die Pr&auml;valenz der OAB liegt bei etwa 13 % der Frauen und 10&ndash;26 % der M&auml;nner. Die &Auml;tiologie der nicht neurogenen OAB erscheint nach wie vor unklar, wobei davon auszugehen ist, dass neuronale, myogene und inflammatorische Faktoren eine Rolle spielen d&uuml;rften. Die proteomische Urinanalyse (&bdquo;liquid chromatography&ldquo;, &bdquo;mass spectrometry&ldquo;) erm&ouml;glicht einen &Uuml;berblick &uuml;ber Proteine, die m&ouml;glicherweise eine Assoziierung zur OAB aufweisen, im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe. Die Identifizierung des kompletten Urinproteoms bei Patientinnen und Patienten mit OAB k&ouml;nnte einen weiteren Schritt in Richtung Verst&auml;ndnis der &Auml;tiologie der Erkrankung bedeuten und gleichzeitig neue Therapiem&ouml;glichkeiten aufzeigen.</p> <h2>Studienziel</h2> <p>Ziel ist es, ein spezifisches Proteommuster im Urin von Patienten mit OAB im Vergleich zu gesunden Probanden zu identifizieren. Zus&auml;tzliche Zielsetzungen beinhalten: Bestimmung endogen zirkulierender hormoneller Parameter aus dem Blut und quantitativen Vergleich dieser Parameter zwischen Fall- und Kontrollgruppe.</p> <h2>4. Lokale pr&auml;operative &Ouml;strogen&shy;gabe bei postmenopausalen Patientinnen mit Beckenorgan&shy;prolaps: prospektive, randomi&shy;sierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie</h2> <h2>Hintergrund</h2> <p>Mit steigendem Alter nehmen Inzidenz und Pr&auml;valenz des Beckenorganprolaps (BOP) zu, wobei die Menopause ein relevanter Risikofaktor in der Entstehung des Beckenorganprolaps ist. Zahlreiche Studien berichten, dass topische &Ouml;strogene in Form von Cremes, Pessaren, Vaginaltabletten etc. eine effektive und sichere Therapie bei Harninkontinenz sowie bei vaginaler Atrophie darstellen. Studien, welche die Wirkung lokaler &Ouml;strogene bei BOP untersuchen, sind sp&auml;rlich und solche, die den &Ouml;strogeneinfluss hinsichtlich subjektiver (prolapsspezifische Symptome) und objektiver Verbesserungen evaluieren, fehlen g&auml;nzlich.</p> <h2>Studienhypothese</h2> <p>Es kommt zu einer subjektiven Verbesserung von prolapsspezifischen Beschwerden nach pr&auml;operativer lokaler &Ouml;strogengabe im Vergleich zu pr&auml;operativem Placebo bei postmenopausalen Frauen mit BOP.</p> <h2>Einschlusskriterien</h2> <ul> <li>Postmenopause</li> <li>symptomatischer Beckenorgan&shy;pro-laps</li> <li>geplante Deszensus-OP (Indikation und/oder Wunsch)</li> </ul> <h2>Methodik</h2> <p>Patientinnen in der Interventionsgruppe erhalten pr&auml;operativ ein vaginal appliziertes &Ouml;strogen (&Ouml;stradiol, Linoladiolcreme) &uuml;ber 6 Wochen: Initialdosis Woche 1: 1 Applikator t&auml;glich f&uuml;r eine Woche; Erhaltungsdosis Woche 2: 1 Applikator alle 48 Stunden f&uuml;r eine Woche; Erhaltungsdosis Woche 3 bis Woche 6: 1 Applikator 2x/Woche f&uuml;r 4 Wochen. Patientinnen in der Kontrollgruppe erhalten ein lokales Placebo &uuml;ber 6 Wochen. Die Deszensus-OP erfolgt in beiden Gruppen im Anschluss daran.</p> <h2>5. Die Rolle von Tenascin-X bei physiologischen und pathologischen Ver&auml;nderungen des weiblichen Beckenbodens: Fall-Kontroll-Studie</h2> <h2>Hintergrund</h2> <p>Verschiedene Studien konnten bei Frauen mit Beckenbodenschw&auml;che molekularbiologische/immunhistochemische Ver&auml;nderungen des Bindegewebes und der Muskulatur des unteren Urogenitaltraktes identifizieren, wobei die Ergebnisse oft unterschiedlich waren. Trotz der epidemiologischen Bedeutung dieser Erkrankung ist das Wissen &uuml;ber die pathophysiologischen Ursachen gering und konnte auch in den letzten Jahren kaum vertieft werden.</p> <h2>Studienziel</h2> <p>Im Rahmen des vorliegenden Projektes werden immunhistochemische und molekularbiologische Parameter des weiblichen Beckenbodens und des unteren Urogenitaltraktes erforscht und deren Bedeutung in der Entstehung von Beckenbodenfunktionsst&ouml;rungen. Hauptzielvariable ist Tenascin-X, ein 450kDa-Glykoprotein der extrazellul&auml;ren Matrix, welches Zell-Zell-Interaktionen moduliert. Es ist Bestandteil der extrazellul&auml;ren Matrix (EZM) von Haut, Sehnen, Muskulatur und Blutgef&auml;&szlig;en.</p> <h2>Ablauf</h2> <p>Prospektive, fallkontrollierte, nicht therapeutische medizinische Grundlagenforschung an menschlichem Gewebe, wobei folgende anatomische Strukturen dazu herangezogen werden:</p> <ul> <li>PE der Cervix uteri</li> <li>PE des Ligamentum sacrouterinum</li> <li>PE der Vaginalhaut</li> <li>PE des Dammes</li> </ul> <p>Die Patientinnen werden in zwei Gruppen eingeteilt: Frauen mit symptomatischem Beckenorganprolaps, die aus diesem Grund zu einer Deszensusoperation terminiert werden (Gruppe 1 &ndash; die Probenentnahmen erfolgen im Rahmen des Routineeingriffes), sowie Alters-, BMI-, Parit&auml;ts- und Menopausenstatus-gematchte Frauen ohne Beckenorganprolaps, die aufgrund einer benignen gyn&auml;kologischen Erkrankung eine Geb&auml;rmutterentfernung ben&ouml;tigen (Gruppe 2 = Kontrollgruppe).</p> <h2>6. Prospektive multizentrische Studie zur Evaluierung der Blasenfunktion vor und nach Chirurgie bei tief infiltrierender Endometriose</h2> <h2>Hintergrund</h2> <p>Die h&auml;ufigsten Lokalisationen der tief infiltrierenden Endometriose beinhalten den Douglas-Raum, die Ligamenta sacrouterina, das Septum rectovaginale und die Vagina. Es hat sich gezeigt, dass beispielsweise das Ligamentum sacrouterinum eine betr&auml;chtliche Menge an autonomem Nervengewebe enth&auml;lt, das eine enge Beziehung zum Plexus hypogastricus inferior hat. Studien weisen darauf hin, dass eine tief infiltrierende Endometriose die Blasenfunktion beeinflusst, auch wenn die Patientinnen pr&auml;operativ noch keine Symptome des Harntraktes angeben.</p> <h2>Studienziel</h2> <p>Es soll die Blasenfunktion bei Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose vor und nach der Operation mittels Urodynamik und standardisierter validierter Frageb&ouml;gen evaluiert werden.</p> <h2>Methodik/Ablauf</h2> <p>Alle Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose, die sich einer Operation zur Entfernung der Endometriose unterziehen, k&ouml;nnen in die Studie ein&shy;geschlossen werden. Es erfolgt eine ausf&uuml;hrliche urodynamische Untersuchung (Uroflowmetrie, Zystomanometrie, Stress&shy;test) vor und drei Monate nach der Operation.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
Back to top