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WAAGO-Sitzung

Österreich ist im gynäkoonkologischen Studiensektor hochaktiv

<p class="article-intro">Die WAAGO-Sitzung, die traditionellerweise am Donnerstag im Rahmen der AGO-Tagung stattfindet, hat sich innerhalb der vergangenen Jahre zu einem erfolgreichen Programmfixpunkt etabliert. In dieser Session wird die Aktivität österreichischer Zentren im Bereich der Forschung im gynäkoonkologischen Sektor präsentiert, wobei es sich einerseits um rein österreichische Projekte und andererseits um klinische Studien handelt, an denen Österreich teilnimmt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>TRAGO und EARLAGO</h2> <p>Univ.-Doz. Mag. Dr. Heidi Fiegl, Medizinische Universit&auml;t (MU) Innsbruck, hat die aktuelle Forschungslandschaft der TRAGO (translationale Gruppe der AGO) und der EARLAGO (early phase clinical trial group der AGO) pr&auml;sentiert. Beide Gruppen wurden vor einigen Jahren von Univ.-Prof. Dr. Christian Marth, Direktor der Univ.-Klinik f&uuml;r Frauenheilkunde, MU Innsbruck, initiiert. Aktive Interessenten der MU Graz, Innsbruck und Wien finden sich zu regelm&auml;&szlig;igen Treffen ein, um geplante bzw. bereits laufende Projekte detaillierter zu diskutieren.<br />Das Bestreben der EARLAGO besteht darin, die Zahl fr&uuml;her klinischer Studien zu erh&ouml;hen und dabei die Entwicklungen neuer Therapieformen f&uuml;r Patientinnen mit gyn&auml;kologischen Malignomen zu beschleunigen. Eine enge Zusammenarbeit mit der TRAGO soll erm&ouml;glichen, dass translationale Konzepte verst&auml;rkt in Phase-I/II-Studien &uuml;berf&uuml;hrt werden k&ouml;nnen. Die EARLAGO wird von Univ.-Prof. Dr. Nicole Concin, MU Innsbruck, geleitet.</p> <h2>Beispiele f&uuml;r laufende Studien der EARLAGO</h2> <p>Als relevante Studienprojekte der EARLAGO nannte Fiegl das Lore-Saldow-Projekt, in dessen Rahmen die epigenetische Therapie mit Vorinostat an Histon&shy;acetylase-positiven uterinen Sarkomen und Mischtumoren des Uterus untersucht wird, und die Phase-Ib/II-Studie GANNET (NCT02012192). GANNET ist eine europ&auml;ische, EU-gef&ouml;rderte multizentrische Studie zur Behandlung des platinresistenten Ovarialkarzinoms (OC) mit dem Hitzeschockprotein (HSP) 90 als Zusatz zu Paclitaxel. Die Phase Ib zur Dosisfindung ist bereits erfolgreich abgeschlossen, dabei wurden keine dosislimitierenden Toxizit&auml;ten identifiziert. Die Ergebnisse der Phase II mit 133 Patientinnen werden mit Spannung f&uuml;r den Sommer 2017 erwartet.<br />Der Principal Investigator der Studie zur Untersuchung von Vorinostat im Rahmen der Pilotstudie SAHA-Pilot-S016 (EudraCT-Nummer: 2016-000782-22) ist Univ.-Prof. Dr. Edgar Petru, MU Graz. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das von Uwe Saldow ma&szlig;geblich finanziell unterst&uuml;tzt wird &ndash; dieser wurde im Rahmen der AGO-Tagung mit dem Humanity Award der AGO Austria ausgezeichnet. Dass es sich bei der epigenetischen Therapie von uterinen Sarkomen um ein vielversprechendes Konzept handelt, konnte u.a. bereits an M&auml;usen, denen Sarkomzelllinien implantiert worden sind, erfolgreich demonstriert werden: Unter der Therapie mit Vorinostat wurde eine 50 % ige Reduktion des Tumorvo&shy;lumens verzeichnet.<sup>1</sup> Vorinostat ist ein Histonacetylase-Inhibitor, der oral (400mg/Tag) eingenommen wird. Generell wird bei uterinen Sarkomen eine vermehrte Histonacetylase-Expression nachgewiesen.<sup>2</sup></p> <h2>ATALANTE: Immuntherapie</h2> <h2>beim Ovarialkarzinom</h2> <p>Die Entwicklung von Immuncheckpoint&shy;-inhibitoren (ICP) hat zweifelsohne die Therapie von bestimmten Tumorentit&auml;ten revolutioniert. Publikationen zu Studien mit diesen Substanzen h&auml;ufen sich und sind auch f&uuml;r das OC bereits verf&uuml;gbar. Die bislang verzeichneten Responseraten sind mit 10&ndash;15 % als moderat einzustufen und es bleibt zu hoffen, dass bei den aktuell laufenden Studien bessere Erfolge erzielt werden k&ouml;nnen.<sup>3</sup><br />ATALANTE (NCT02891824) ist eine von der AGO geplante Phase-III-Studie zur Rezidivtherapie des nicht muzin&ouml;sen platinsensitiven OC, die in Frankreich bereits unter der Leitung von Prof. Dr. Jean-Emmanuel Kurtz, Universit&auml;t Stra&szlig;burg, im Gange ist. Die Patientinnen werden im 2:1-Schema zum Erhalt von Carboplatin/Bevacizumab +/&ndash; Atezolizumab bis zur Progression randomisiert (Abb. 1). Zu den Einschlusskriterien z&auml;hlen &ge;1 vorangegangene Chemotherapie (CTx), wobei &gt;6 Monate seit Verabreichung des letzten Platins vergangen sein m&uuml;ssen. Als CTx kann Carboplatin je nach Wahl des Pr&uuml;farztes mit pegyliertem Doxorubicin, Gemcitabin oder Paclitaxel zur Anwendung kommen. Atezolizumab wird nach Beendigung der CTx als Erhaltungstherapie in der Dosis von 1200mg i.v. alle 3 Wochen weiter verabreicht. <br />Als Endpunkte werden neben dem Gesamt&uuml;berleben (OS) nicht nur die Zeitspanne bis zur ersten Progression (PFS 1) und das PFS 2 (unter der ersten darauf folgenden Therapie), sondern auch die Zeitspanne bis zur ersten bzw. zweiten subsequenten Therapie (TFST und TSST) untersucht.<br />&bdquo;Die Dokumentation ist in dieser Studie sehr umfangreich und erfordert eine hohe Pr&auml;zision&ldquo;, berichtete Petru, der das Studiendesign vorstellte. So werden auch engmaschig Frageb&ouml;gen zur Lebensqualit&auml;t erhoben. Die Patientinnen m&uuml;ssen diesbez&uuml;glich alle 4 Wochen bzw. alle 12 Wochen bis zum Eintritt des PFS 2 in die Klinik kommen. Bei Patientinnen &ge;70 Jahre ist die Durchf&uuml;hrung von geriatrischen Assessments erforderlich. Dar&uuml;ber hinaus ist auch die Dokumentation von nicht therapiebezogenen Arztbesuchen und Hospitalisierungen vorgesehen, was insgesamt einen hohen zeitlichen Aufwand bedeutet.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1703_Weblinks_s12.jpg" alt="" width="1467" height="754" /></p> <h2>SHAPE (AGO 36)</h2> <p>Bis dato wurde keine Studie zur Effektivit&auml;t und Morbidit&auml;t der einfachen vs. der radikalen Hysterektomie (HE) bei Patientinnen mit Zervixkarzinom in fr&uuml;hen Stadien (IA2 und IB1) durchgef&uuml;hrt. Nachdem die radikale HE jedoch postoperativ mit einer hohen Rate an Komplikationen wie urologischen und rektalen Funktionsst&ouml;rungen von 10&ndash;15 % einhergeht<sup>4</sup>, wird in der Phase-III-Studie SHAPE (Simple Hysterectomy And Pelvic node dissection in Early-stage low-risk cervical cancer; NCT01658930) die einfache (extrafasziale) vs. die radikale HE an 700 nicht vorbehandelten Patientinnen untersucht. Die pelvine Lymphadenektomie wird in beiden Armen durchgef&uuml;hrt. Per M&auml;rz 2017 waren 300 der geplanten 700 Patientinnen in die Studie eingeschlossen. Dr. Bettina Amann, MU Graz, die das Studiendesign vorstellte, wies auf die Relevanz der Einbringung von Patientinnen hin, da es sich bei SHAPE um die erste Studie handelt, die untersucht, wie umfassend die Radikalit&auml;t der HE beim fr&uuml;hen Zervixkarzinom sein muss.</p> <h2>Late Breaking News &ndash; AXAL</h2> <p>Als letztes Highlight im Rahmen der WAAGO-Sitzung wurde von OA Dr. Christian Schauer, Krankenhaus der Barmherzigen Br&uuml;der Graz, das Design der multizentrischen Phase-III-Studie AXAL bei Patientinnen mit metastasiertem Zervixkarzinom nach Versagen der Erstlinien-CTx pr&auml;sentiert. &bdquo;&Ouml;sterreich wird in AXAL zum zweiten Mal in der Gyn&auml;koonkologie die Leading Group weltweit sein, was den Erfolg untermauert, dass wir bei Studien &uuml;berdurchschnittlich gut rekrutieren&ldquo;, berichtete Schauer.<br />Die Studie zeichnet sich auch durch ein hochinteressantes Konzept aus, in dem attenuierte Listerien (L. monocytogenes; AXAL) als Antigenvektor fungieren: Mithilfe von biotechnologisch hergestellten Plasmiden wird ein Fusionsprotein generiert, das imstande ist, zytotoxische T-Zellen gegen den Tumor zu mobilisieren. Diese antiinfekti&ouml;se Therapie wird in Kombination mit einem CPI verabreicht, um so die Immunresponse zu verst&auml;rken. <br />Die Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit AXAL haben die Erwartungen bei Weitem &uuml;bertroffen: Das 12-Monats-OS lag bei 38 % , was einer Verbesserung um 52 % gleichkommt.<sup>5</sup> Diese Daten bezeugen eine bedeutende OS-Verbesserung gegen&uuml;ber allen bisher durchgef&uuml;hrten Studien in diesem Patientenkollektiv, weshalb die Hoffnungen bez&uuml;glich der Phase-III-Ergebnisse in AXAL gro&szlig; sind.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Hrzenjak A et al: SAHA induces caspase-independent, autophagic cell death of endometrial stromal sarcoma cells by influencing the mTOR pathway. J Pathol 2008; 216: 495-504 <strong>2</strong> Fr&ouml;hlich LP et al: Molecular mechanism leading to SAHA-induced autophagy in tumor cells: evidence for a p53-dependent pathway. Cancer Cell Int 2016; 16: 68 (doi: 10.1186/s12935-016-0343-0) <strong>3</strong> Gaillard SL et al: The role of immune checkpoint inhibition in the treatment of ovarian cancer. Gynecol Oncol Res Pract 2016; 3: 11 (doi: 10.1186/s40661-016-0033-6) <strong>4</strong> Benedetti-Panici P et al: Long-term bladder function in patients with locally advanced cervical carcinoma treated with neo&shy;adjuvant chemotherapy and type 3-4 radical hysterectomy. Cancer 2004; 100: 2110-7 <strong>5</strong> Basu P et al: ADXS11-001 immunotherapy targeting HPV-E7: final results from a phase 2 study in Indian women with recurrent cervical cancer. ASCO 2014; Abstract #5610</p> </div> </p>
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