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SGAIM-Frühjahrskongress 2017

Interstitielle Lungenkrankheit, Schlafapnoesyndrom und Asthma: Update 2017

<p class="article-intro">In einer der beliebten Update-Sessions berichtete Prof. Dr. med. Jörg Leuppi, Liestal, am SGAIM-Frühjahrskongress über einige praxisrelevante Neuigkeiten in der Pneumologie. Das Thema «COPD» vertiefte er in einem Workshop, der im nächsten Artikel in dieser Ausgabe zusammengefasst ist. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Keypoints</p> <ul> <li>Interstitielle Lungenkrankheiten sind mit einer h&ouml;heren Gesamtmortalit&auml;t assoziiert.</li> <li>Nintedanib und Pirfenidon k&ouml;nnen bei idiopathischer Lungenfibrose den lungenfunktionellen Verlust bremsen und die Krankheitsprogression verlangsamen.</li> <li>Das obstruktive Schlafapnoe- syndrom ist ein Risikofaktor f&uuml;r die Entwicklung einer Hyper- tonie.</li> <li>CPAP zus&auml;tzlich zu einer antihypertensiven Behandlung kann bei Hypertonikern mit OSAS den Blutdruck weiter senken. Vorausgesetzt, der Patient ben&uuml;tzt das CPAP-Ger&auml;t mindestens vier Stunden pro Nacht.</li> <li>Asthmapatienten m&uuml;ssen regelm&auml;ssig kontrolliert werden und ihre Therapie ist dementsprechend anzupassen.</li> <li>Add-on von Tiotropium kann bei schlecht kontrolliertem Asthma unter ICS/LABA zu einer Verbesserung f&uuml;hren.</li> </ul> <p>Interstitielle Lungenkrankheit (&laquo;interstitial lung disease&raquo;, ILD) oder diffuse Lungenparenchymerkrankung (&laquo;diffuse parenchymal lung disease&raquo;, DPLD) sind Sammelbegriffe f&uuml;r eine ganze Reihe von Erkrankungen, die mit einer zunehmenden Fibrosierung des Lungenparenchyms einhergehen. Die Differenzialdiagnose ist sehr umfassend: Neben den ILD mit bekannter Ursache (Systemerkrankungen, wie Kollagenosen, Vaskulitiden, Sarkoidose und chronische Polyarthritis, inhalative und nicht inhalative Noxen, Infektionen und seltene Krankheiten, wie z.B. die Lymphangioleiomyomatose) gibt es die grosse Gruppe der idiopathischen ILD. <br />In einer 2016 im JAMA publizierten grossen prospektiven Studie, in der verschiedene Kohorten gepoolt worden waren (n=11 691), konnte erstmals gezeigt werden, dass interstitielle Ver&auml;nderungen der Lunge ein unabh&auml;ngiger Pr&auml;diktor f&uuml;r eine erh&ouml;hte Mortalit&auml;t der betroffenen Patienten sind.<sup>1</sup> <br />&laquo;Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) betrifft vor allem &auml;ltere Menschen und hat eine sehr schlechte Prognose&raquo;, sagte Leup-pi. Seit wenigen Jahren gibt es zwei Produkte, die einen positiven Effekt auf die Krankheit haben k&ouml;nnen. Der Antik&ouml;rper Nintedanib (Ofev&reg;), ein intrazellul&auml;rer Tyrosinkinaseinhibitor, hemmt die Fibro- blasten, wodurch es zu einer Verminderung der Fibrosierung kommt. Dadurch gelingt es, den lungenfunktionellen Verlust zu bremsen und die Krankheitsprogression zu verlangsamen.<sup>2</sup> Und dies unabh&auml;ngig davon, ob die Krankheit bereits weit fortgeschritten (forcierte Vitalkapazit&auml;t [FVC] &le;50 % ) oder weniger weit fortgeschritten (FVC &gt;50 % ) ist.<sup>3</sup> Auch mit dem wiederentdeckten Pirfenidon (Esbriet&reg;), das eine entz&uuml;ndungshemmende und antifibrotische Wirkung hat, kann die Verschlechterung der Lungenfunktion aufgehalten und die Progression verlangsamt werden.<sup>4</sup> Die Schweizer Pneumologen haben im Januar 2017 in &laquo;Respiration&raquo; ein Positionspapier zur Diagnose und Therapie der IPF publiziert, in welchem sie beide Medikamente empfehlen.<sup>5</sup> Da es keine direkten Vergleiche der beiden Substanzen in Bezug auf die Wirksamkeit gibt, beruht die Wahl des Pr&auml;parats auf dem jeweiligen Nebenwirkungsprofil, den Kontraindikationen und den Komorbidit&auml;ten.</p> <h2>OSAS und Hypertonie</h2> <p>Das obstruktive Schlafapnoesyndrom (OSAS) und die Hypertonie sind beide mit &Uuml;bergewicht assoziiert, zudem gibt es Hinweise darauf, dass OSAS und Hypertonie gegenseitig das Risiko f&uuml;r die andere Erkrankung erh&ouml;hen. Tats&auml;chlich konnte k&uuml;rzlich in einer prospektiven Studie mit einer Beobachtungszeit von mehr als sieben Jahren gezeigt werden, dass ein erh&ouml;hter Respiratory Disturbance Index (RDI) mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r eine Stadium-2-Hypertonie einhergeht.<sup>6</sup> Was die CPAP-Behandlung bei Patienten mit OSAS und Hypertonie betrifft, scheint ein fixer Beatmungsdruck f&uuml;r das Senken des Blutdrucks geeigneter zu sein als eine CPAP-Behandlung mit variablem Beatmungsdruck.<sup>7</sup> &laquo;Auch bei Patienten mit einer medikament&ouml;s behandelten Hypertonie kann der Blutdruck durch die CPAP-Therapie noch deutlich gesenkt werden&raquo;, so Leuppi. &laquo;Allerdings nur, wenn der Patient compliant ist und das Ger&auml;t gen&uuml;gend lang &ndash; mindestens 4 Std./Nacht &ndash; verwendet.&raquo;<sup>8</sup></p> <h2>Asthma &ndash; GINA-Guidelines</h2> <p>In den GINA-Guidelines wurde bereits 2014 in den Vordergrund ger&uuml;ckt, dass Asthmapatienten in der Regel mehrere Symptome haben, also oft Husten und Atemnot, nicht Husten oder Atemnot.<sup>9</sup> &laquo;Zudem wird erwartet, dass wir versuchen, das Asthma zu beweisen, um Unter- und &Uuml;bertherapie zu vermeiden&raquo;, so Leup-pi. Ziel der Behandlung ist die Asthma- kontrolle, also eine Normalisierung der Lungenfunktion sowie das Erreichen einer Symptomarmut. Die Patienten sollen voll arbeitsf&auml;hig und beim Sport nicht eingeschr&auml;nkt sein, h&ouml;chstens zweimal pro Woche ein Notfallmedikament ben&ouml;tigen und nie durch das Asthma geweckt werden. Ist dies erreicht, darf die bestehende Therapie sukzessive reduziert werden. <br />Regelm&auml;ssige Kontrollen sind bei Asthmatikern sehr wichtig. Die GINA-Guidelines empfehlen, die Patienten in einem individuellen Rhythmus regelm&auml;ssig zu kontrollieren (inkl. Lungenfunktion), die Situation neu zu beurteilen und gest&uuml;tzt darauf die Therapie anzupassen (&laquo;cycle of care&raquo;; Abb. 1). Ein zentraler Punkt ist auch die Asthmaschulung. &laquo;In der Schweiz bieten die AHA und die Lungenligen solche Schulungen an. Ich empfehle Ihnen, Ihre Patienten zu einer solchen Schulung zu schicken. Je besser der Patient die Krankheit kennt und weiss, wie er reagieren muss, desto besser l&auml;sst er sich n&auml;mlich behandeln&raquo;, betonte Leuppi.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1703_Weblinks_s12.jpg" alt="" width="1458" height="1432" /><br />Das lang wirkende Anticholinergikum (LAMA) Tiotropium (Spiriva&reg;) ist inzwischen auch bei Asthma gut untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass Tiotropium bei ungen&uuml;gend kontrolliertem Asthma als Add-on zu inhalativen Steroiden (ICS) in Bezug auf Asthmakontrolle und Exazerbationsh&auml;ufigkeit dem lang wirkenden Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) Salmeterol nicht unterlegen ist und auch als Add-on zu ICS/Salmeterol (Seretide&reg;) zu einer Verbesserung der Asthmakontrolle f&uuml;hren kann.<sup>10, 11</sup> &laquo;Der Zusatz eines Anticholinergikums zu ICS/LABA bei symptomatischem Asthma wird deshalb nun auch von den GINA-Guidelines empfohlen&raquo;, so Leuppi. <br />Beim schweren unkontrollierten eosinophilen Asthma haben die Biologika in den GINA-Guidelines die systemischen Steroide als Therapie der ersten Wahl abgel&ouml;st. In der Schweiz sind derzeit der Anti-IgE-Antik&ouml;rper Omalizumab (Xolair&reg;) und der Anti-IL-5-Antik&ouml;rper Mepolizumab (Nucala&reg;) zugelassen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Putman RK et al: Association between interstitial lung abnormalities and all-cause mortality. JAMA 2016; 315: 672-81 <strong>2</strong> Richeldi L et al: Efficacy and safety of nintedanib in idiopathic pulmonary fibrosis. N Engl J Med 2014; 370: 2071-82 <strong>3</strong> Wuyts WA et al: First data on efficacy and safe- ty of nintedanib in patients with idiopathic pulmonary fibrosis and forced vital capacity of &le;50 % of predicted value. Lung 2016; 194: 739-43 <strong>4</strong> Noble P et al: Pirfenidone for idiopathic pulmonary fibrosis: analysis of pooled data from three multinational phase 3 trials. Eur Respir J 2016; 47: 243-53 <strong>5</strong> Funke-Chambour M et al: Idiopathic pul-monary fibrosis in Switzerland: diagnosis and treatment. Respiration 2017; 93: 363-78 <strong>6</strong> Pumarega-Cano I et al: Sleep apnea and hypertension: Are there gender differences? The Vitoria Sleep Cohort. Chest 2017 [epub ahead of print]<strong>7</strong> P&eacute;pin J et al: Fixed-pressure CPAP versus auto-adjust- ing CPAP: comparison of efficacy on blood pressure in obstructive sleep apnoea, a randomised clinical trial. Thorax 2016; 71: 726-33 <strong>8</strong> Thunstr&ouml;m E et al: Blood pressure response to losartan and continuous positive airway pressure in hypertension and obstructive sleep apnea. Am J Respir Crit Care Med 2016; 193: 310-320 <strong>9 </strong>Global Initiative for Asthma GINA: Global strategy for asthma management and prevention. Report 2014, updated 2017. www.asthmagina.com <strong>10</strong> Kerstjens HA et al: Tiotropium or salmeterol as add-on therapy to inhaled corticosteroids for patients with moderate symptomatic asthma: two replicate, double-blind, placebo-controlled, parallel-group, active-comparator, randomised trials. Lancet Respir Med 2015; 3: 367-76 <strong>11</strong> Rodrigo GJ, Castro-Rodr&iacute;guez JA: What is the role of tiotropium in asthma? A systematic review with meta-analysis. Chest 2015; 147: 388-96</p> </div> </p>
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