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Telemonitoring bei Herzinsuffizienz9. Konsensusmeeting Herzinsuffizienz, 26. 11. 2016, Innsbruck

Herzinsuffizienz – eine chronische Erkrankung

<p class="article-intro">Die Herzinsuffizienz erfüllt alle Kriterien einer chronischen Erkrankung und ist mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität assoziiert. Zudem kommt die Herzinsuffizienz häufig vor und wird in Anbetracht der Inzidenzzunahme im Alter und der Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten das Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen stellen. Umso wichtiger ist es, neben der Prävention der Herzinsuffizienz eine frühzeitige Diagnose und optimale Therapie zu gewährleisten. Dafür ist die Etablierung eines Herzinsuffizienznetzwerkes entscheidend.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Die chronische &shy;Herzinsuffizienz ist verbunden mit einer erheblichen &shy;Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t.</li> <li>Aufgrund des demografischen Wandels wird die Inzidenz in den n&auml;chsten Jahren deutlich steigen.</li> <li>Eine fr&uuml;he Diagnose und eine optimale Therapie sind entscheidend.</li> <li>Durch Herzinsuffizienznetzwerke sollen einerseits die Behandlung der Patienten optimiert und andererseits die Rehospitalisierungsraten minimiert werden.</li> </ul> </div> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_seite8.jpg" alt="" /></p> <h2>Allgemeine Aspekte</h2> <p>Eine <em>chronische Erkrankung</em> ist definiert als eine St&ouml;rung, die dauernde somatische oder psychische Sch&auml;den oder Behinderung zur Folge hat. Zudem ist ein zentraler Bestandteil einer chronischen Erkrankung die Tatsache, dass die Krankheit nicht ausheilt oder deren Ursache nicht beseitigt werden kann. Derzeit gelten ca. 20 % der Bev&ouml;lkerung als chronisch krank. Im Vergleich dazu starben im 19. Jahrhundert noch 80 % der Menschen an Infektionskrankheiten. <br />Die <em>Herzinsuffizienz</em> erf&uuml;llt alle Kriterien einer chronischen Erkrankung. Sie ist definiert als ein Syndrom, bei welchem Symptome (z.B. Dyspnoe) bestehen, die auf eine Abnormalit&auml;t der kardialen Struktur oder Funktion zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind. H&auml;ufig bestehen auch Zeichen einer Herzinsuffizienz (z.B. Bein&ouml;deme, Halsvenenstauung etc.), die aber zu Beginn der Erkrankung oder infolge guter medikament&ouml;ser Therapie f&uuml;r eine Definition einer Herzinsuffizienz nicht zwingend vorhanden sein m&uuml;ssen. Die ESC-Leitlinien von 2016 unterscheiden 3 Arten der Herzinsuffizienz (Tab. 1). Neben der Herzinsuffizienz mit reduzierter Linksventrikelfunktion (HFrEF) und der Herzinsuffizienz mit erhaltener Linksventrikelfunktion (HFpEF) wird nun auch eine Herzinsuffizienz mit gering reduzierter Linksventrikelfunktion (HFmrEF) unterschieden.<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Kardio_1702_Weblinks_seite9.jpg" alt="" /> <br />Ca. 1&ndash;2 % der erwachsenen Bev&ouml;lkerung leiden an einer Herzinsuffizienz. Die Neuerkrankungen an Herzinsuffizienz haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Eine von drei Personen im Alter von 55 Jahren entwickelt in ihrem weiteren Leben eine Herzinsuffizienz. Sowohl Inzidenz als auch Pr&auml;valenz der Herzinsuffizienz nehmen im Alter deutlich zu. Wenn man sich die Bev&ouml;lkerungsentwicklung in &Ouml;sterreich vor Augen h&auml;lt, ist von einer deutlichen Zunahme von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz &uuml;ber die n&auml;chsten Jahrzehnte auszugehen. Alarmierend ist auch, dass die 3-Jahres-Mortalit&auml;tsrate gerade bei &auml;lteren Patienten mit Herzinsuffizienz extrem hoch ist (ca. 57 % bei &gt;80-J&auml;hrigen). Damit ist die &shy;Mortalit&auml;tsrate der chronischen Herzinsuffizienz leider noch h&ouml;her als die des Mammakarzinoms oder des Prostatakarzinoms. <br />Neben der sehr schlechten Prognose ist aber auch der progressive Verlauf der Erkrankung mit rezidivierenden akuten Dekompensationen und damit verbundenen h&auml;ufigen station&auml;ren Aufnahmen problematisch. Die 30-Tage-Wiederaufnahmerate f&uuml;r Herzinsuffizienz liegt in Europa bei ca. 25 % , in &Ouml;sterreich liegt die 6-Monate-Wiederaufnahmerate bei 30&ndash;50 % . Dieser Umstand wird in Anbetracht der Bev&ouml;lkerungsentwicklung in den n&auml;chsten Jahrzehnten eine gro&szlig;e Herausforderung f&uuml;r uns als &Auml;rzte, aber auch f&uuml;r das gesamte Gesundheitssystem darstellen. Bereits jetzt machen die Ausgaben f&uuml;r Herzinsuffizienz in &Ouml;sterreich ca. 2&ndash;4 % des Gesundheitsbudgets aus. Dazu kommen noch indirekte Kosten durch vorzeitige Mortalit&auml;t und Produktivit&auml;tsverlust oder auch Pflegekosten.</p> <h2>Therapie der Herzinsuffizienz</h2> <p>Wenn man die Behandlungsziele f&uuml;r die chronische Herzinsuffizienz formuliert, ist neben der Prognoseverbesserung vor allem die Reduktion der Morbidit&auml;t entscheidend. Dies bedeutet in erster Linie eine Verbesserung der Lebensqualit&auml;t durch Reduktion von Symptomen und Zeichen der Herzinsuffizienz, aber auch eine Senkung der Rehospitalisationsrate. Idealerweise verhindert man &uuml;berhaupt das Auftreten einer Herzinsuffizienz &uuml;ber Pr&auml;vention von Myokardschaden beispielsweise nach einem Myokardinfarkt und optimale Behandlung der Risikoerkrankungen f&uuml;r Herzinsuffizienz. Entscheidend ist aber auch die Verhinderung der Progression durch eine stadiengerechte Behandlung. Es konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass eine optimale neurohumorale Therapie, bestehend aus ACE-Hemmer, Betablocker und Mineralkortikoidrezeptor-Antagonisten, die Prognose und Morbidit&auml;t von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz verbessern kann. Die neuen ESC-Richtlinien sprechen deshalb auch erstmals von &bdquo;disease-modifying drugs&ldquo;. Eine fr&uuml;he Diagnose und eine optimale Therapie sind entscheidend, um die formulierten Behandlungsziele bei Herzinsuffizienz &uuml;berhaupt erreichen zu k&ouml;nnen. Es konnte auch gezeigt werden, dass die suboptimale Behandlung mit insuffizienten ACE-Hemmer- und Betablocker-Dosierungen mit einer erh&ouml;hten Mortalit&auml;t einhergeht. Da die chronische Herzinsuffizienz eine h&auml;ufige, mit einer erheblichen Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t assoziierte Erkrankung ist und enorme Gesundheitskosten f&uuml;r ihre Behandlung anfallen werden, ist es notwendig, Herzinsuffizienznetzwerke zu bilden. Ziel dieser Netzwerkbildung ist es, die Behandlung von Patienten zu optimieren, damit sowohl die Prognose als auch die Lebensqualit&auml;t verbessert und die Rehospitalisierungsraten reduziert werden k&ouml;nnen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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