© TLFurrer iStockphoto

Gastritis und Oberbauchschmerzen

<p class="article-intro">Zahlreiche Erkrankungen können zu akuten Oberbauchschmerzen führen. Um bei der differenzialdiagnostischen Abklärung von Patienten mit akuten Oberbauchschmerzen nichts zu übersehen, ist es zu empfehlen, systematisch vorzugehen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li><span xml:lang="de-DE">Grunds&auml;tzlich k&ouml;nnen Oberbauchschmerzen Anzeichen f&uuml;r drei Erkrankungsarten sein: &shy;Erkrankungen von Oberbauch&shy;</span><span xml:lang="de-DE">organen, thorakale Erkrankungen</span><span xml:lang="de-DE"> und Stoffwechselerkrankungen.</span></li> <li><span xml:lang="de-DE">Bei der Diagnose einer Gastritis sind die Autoimmungastritis (Typ A), die Helico&shy;bacter-Gastritis (Typ B) und die chemische &shy;Gastritis (Typ C) voneinander zu unterscheiden.</span></li> <li><span xml:lang="de-DE">Aufgrund h&auml;ufiger Clarithromycin-</span><span xml:lang="de-DE">Resistenzen sollte eine 7-Tage-Tripeltherapie ohne vorherige Resistenztestung in &Ouml;sterreich nicht mehr zur H.p.-Eradikation eingesetzt werden.</span></li> </ul> </div> <p>Die m&ouml;glichen Ursachen von akuten Oberbauchschmerzen lassen sich prim&auml;r in drei Gruppen von Erkrankungen einteilen:</p> <p>1. Erkrankungen von Oberbauchorganen: Zu dieser Gruppe z&auml;hlen unter anderem Erkrankungen des Magens (z.B. Ulcus ventriculi, Gastritis, Reizmagensyndrom), des Duodenums (z.B. Ulcus duodeni), der Leber (z.B. akute Hepatitis, Stauungsleber), der Gallenblase (z.B. akute oder chronische Cholezystitis), des Gallengangsystems (z.B. Choledocholithiasis, Cholangitis), des Pankreas (z.B. akute und chronische Pankreatitis), der Milz (z.B. Milzinfarkt), des D&uuml;nndarms (z.B. Isch&auml;mie, Ileus), des Dickdarms (z.B. isch&auml;mische Kolitis) und des Gef&auml;&szlig;systems (z.B. Aorten&shy;aneurysma).</p> <p>2. Thorakale Erkrankungen, die in den Oberbauch ausstrahlen k&ouml;nnen: Zu dieser Gruppe z&auml;hlen potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen wie der akute Hinterwandinfarkt oder das Aneurysma dissecans sowie Erkrankungen, die zu einer Affektion der basalen Pleura f&uuml;hren k&ouml;nnen (z.B. basale Pneumonie, Pleuritis oder Pulmonalinfarkt).</p> <p>3. Stoffwechselerkrankungen, die zu akuten abdominellen Schmerzen f&uuml;hren k&ouml;nnen: Zu dieser Gruppe von Erkrankungen z&auml;hlen akute Porphyrien, das famili&auml;re Mittelmeerfieber, Pseudoperitonitis diabetica sowie Ur&auml;mie.</p> <p>Eine ersch&ouml;pfende Diskussion der genannten Erkrankungen w&uuml;rde ein ganzes Lehrbuch f&uuml;llen. In weiterer Folge soll lediglich die Differenzialdiagnose der Gastritis diskutiert werden.</p> <p>Der Begriff Gastritis beschreibt eine entz&uuml;ndliche Affektion der Magenschleimhaut, die sehr unterschiedliche Ursachen haben kann. Die drei h&auml;ufigsten Ursachen f&uuml;r eine chronische Gastritis sind eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori (H.p., sogenannte Gastritis Typ B), die Autoimmungastritis (Gastritis Typ A) sowie die chemische Gastritis (Gastritis Typ C), hervorgerufen meist durch die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika oder einen Reflux von Galle in den Magen. Andere Ursachen einer Gastritis wie lymphozyt&auml;re Gastritis, Morbus Crohn, Sarkoidose, eosinophile Gastritis oder Gastritis im Rahmen einer Vaskulitis sind selten.</p> <p>Bei der Diagnose Gastritis handelt es sich im Wesentlichen um eine Diagnose, die nur histologisch gesichert werden kann und die klinisch lediglich vermutet werden kann. Von Gastritiden m&uuml;ssen funktionelle St&ouml;rungen des oberen Verdauungstraktes wie das Reizmagensyndrom abgegrenzt werden. Eine Gastritis ist nicht notwendigerweise mit Symptomen wie Oberbauchschmerzen, V&ouml;llegef&uuml;hl oder &Uuml;belkeit verbunden. Ganz im Gegenteil sind viele Patienten mit Gastritis klinisch v&ouml;llig asymptomatisch. Da das Reizmagensyndrom sehr h&auml;ufig ist, sind Oberbauchbeschwerden bei bestehender Gastritis h&auml;ufig nicht durch die Gastritis, sondern durch ein gleichzeitig bestehendes Reizmagensyndrom verursacht, sodass eine kausale Therapie der Gastritis nicht immer zu einem Verschwinden der Symptome f&uuml;hrt.</p> <h2>Helicobacter-Gastritis (Typ-B-Gastritis)</h2> <p>Nach einer Infektion mit H.p. entwickelt sich zun&auml;chst bei allen Patienten eine Antrumgastritis, die auch als B-Gastritis bezeichnet wird. Diese verl&auml;uft meist asymptomatisch oder verursacht nur unspezifische Symptome wie leichte Oberbauchschmerzen. Nur ein kleiner Teil aller Infizierten entwickelt im weiteren Verlauf Folgeerkrankungen der H.p.-Infektion wie eine gastroduodenale Ulkuskrankheit, ein MALT-Lymphom des Magens oder ein Magenkarzinom (Abb. 1 und 2). Der Nachweis einer H.p.-Infektion kann im Rahmen einer Gastroskopie mittels Urease-Schnelltest, Histologie oder H.p.-Kultur oder nicht invasiv durch C13-Atemtest oder Antigenbestimmung im Stuhl erfolgen. Idealerweise sollte ein Patient vor einem geplanten H.p.-Nachweis mindestens vier Wochen lang keine Antibiotika und mindestens zwei Wochen lang keinen Protonenpumpenhemmer (PPI) eingenommen haben, da andernfalls durch eine Suppression von H.p. falsch negative Testergebnisse auftreten k&ouml;nnen. Serologische Tests auf H.p. sind zur Bestimmung des Eradikationserfolges nicht geeignet, da auch nach erfolgreicher H.p.-Eradikation Antik&ouml;rper gegen H.p. noch jahrelang im Serum persistieren k&ouml;nnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Infekt_1702_Weblinks_s20.jpg" alt="" width="2150" height="1108" /></p> <p>Mit der Etablierung effizienter Antibiotikaregime zur H.p.-Eradikation wurde eine kausale Therapie sowohl der H.p.-Gastritis als auch zahlreicher Folgekrankheiten der H.p.-Gastritis m&ouml;glich. Die viele Jahre hindurch angewandten 7-Tage-Tripeltherapien (Clarithromycin + Amoxicillin + PPI bzw. Clarithromycin + Metronidazol + PPI) sollten in &Ouml;sterreich nicht mehr (ohne vorhergehende Resistenzbestimmung) zur H.p.-Eradikation eingesetzt werden, da Clarithromycin-Resistenzen in &Ouml;sterreich inzwischen sehr h&auml;ufig sind (21,1 % ). Vom aktuellen Maastricht V/Florence Consensus Report und vom amerikanischen Toronto Consensus werden f&uuml;r L&auml;nder mit einer Resistenzsituation wie in &Ouml;sterreich als First-Line-Therapie entweder eine &bdquo;concomitant therapy&ldquo; (bestehend aus Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol und PPI) oder eine Bismuth-basierte Quadrupeltherapie jeweils &uuml;ber 14 Tage empfohlen.</p> <h2>Autoimmungastritis (Typ-A-Gastritis)</h2> <p>Aufgrund einer Autoimmunreaktion kommt es bei der Autoimmungastritis zu einer chronischen Entz&uuml;ndung der Magenschleimhaut haupts&auml;chlich im Korpus- und Fundusbereich, die nach jahrelangem Verlauf zu einer Schleimhautatrophie in den proximalen Magenabschnitten f&uuml;hrt. Da im Magenkorpus und Magenfundus Magens&auml;ure und der f&uuml;r die Vitamin-B12-Resorption n&ouml;tige &bdquo;intrinsic factor&ldquo; gebildet werden, kommt es zu einer Abnahme der Magens&auml;ureproduktion und zum Auftreten eines Vitamin-B12-Mangels mit Ausbildung einer hyperchromen makrozyt&auml;ren An&auml;mie und anderer Symptome wie neurologischer St&ouml;rungen (z.B. funikul&auml;re Myelose). Die Diagnose kann durch typische Laborver&auml;nderungen (hyperchrome makrozyt&auml;re An&auml;mie, erniedrigter Vitamin-B12-Spiegel, LDH-Erh&ouml;hung u.a.) vermutet werden und wird gastroskopisch/histologisch sowie mittels serologischen Nachweises von Parietalzell-Antik&ouml;rpern und Antik&ouml;rpern gegen den &bdquo;intrinsic factor&ldquo; gesichert. Da die Vitamin-B12-Resorption gest&ouml;rt ist, muss dieses Vitamin lebensl&auml;nglich parenteral substituiert werden. Patienten mit Autoimmungastritis sind mit einem deutlich erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r das Auftreten von Magenkarzinomen und neuroendokrinen Tumoren des Magens belastet. Regelm&auml;&szlig;ige endoskopische Kontrollen sind daher zu empfehlen.</p> <h2>Chemische Gastritis (Typ-C-Gastritis)</h2> <p>Die h&auml;ufigste Ursache einer chemischen Gastritis ist die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR). Als Komplikation k&ouml;nnen Ulcera duodeni und Ulcera ventriculi auftreten, die &ndash; bedingt durch die analgetische Wirkung dieser Substanzen &ndash; nicht selten erst durch Komplikationen wie Blutung oder Perforation klinisch manifest werden. Die Diagnose einer durch NSAR-Einnahme verursachten Sch&auml;digung der Magenschleimhaut kann bereits durch die Anamnese vermutet werden. Allerdings gestaltet sich die Anamnese im Hinblick auf die Einnahme von NSAR in der Praxis oft sehr schwierig, da viele Patienten NSAR nicht als Medikamente empfinden und daher erst auf wiederholte und gezielte Nachfrage &uuml;ber den Gebrauch von NSAR berichten. Die Therapie besteht im Absetzen der verursachenden NSAR. Erg&auml;nzend k&ouml;nnen zur rascheren Symptomlinderung bzw. zur Beschleunigung der Abheilung eventuell bestehender NSAR-Ulzera PPI verordnet werden. Es ist wichtig zu wissen, dass NSAR nicht nur zu Sch&auml;den im oberen Verdauungstrakt, sondern auch zu Entz&uuml;ndungen, Ulzerationen und Stenosen im Bereich von D&uuml;nndarm und Dickdarm f&uuml;hren k&ouml;nnen.</p></p>
Back to top