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Der Präeklampsiemarker „sFlt-1/PlGF-Quotient“

Hilfe in der Diagnostik und Prognose

<p class="article-intro">Eine einfache Blutuntersuchung unterstützt Ärzte bei der Diagnostik und Prognose der Präeklampsie. Der Quotient der beiden Biomarker „Elecsys® sFlt-1 („soluble Fms-like Tyrosinkinase-1“) und Elecsys® PlGF („placental growth factor“) ist ein objektives Tool für die Diskriminierung zwischen „gesund und krank“ und zwischen der Präeklampsie und anderen Formen hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Eine einfache Blutuntersuchung liefert jetzt eindeutige, zuverl&auml;ssige Ergebnisse, mit denen die Patientinnen, bei denen das Risiko f&uuml;r diese m&ouml;glicherweise lebensgef&auml;hrliche Schwangerschaftserkrankung besteht, identifiziert werden k&ouml;nnen.</li> <li>Die Bestimmung des Quotienten aus sFlt-1/PlGF erlaubt eine zuverl&auml;ssige Diagnose der Pr&auml;eklampsie und stellt somit eine Hilfestellung vor allem in klinisch/laborchemisch unklaren F&auml;llen dar.</li> <li>Je nach Testergebnis k&ouml;nnen &Auml;rzte die Entwicklung der Pr&auml;eklampsie kurzfristig zuverl&auml;ssig ausschlie&szlig;en oder vorhersagen.</li> </ul> </div> <p>Die Pr&auml;eklampsie ist traditionell definiert durch das Auftreten von Hypertonie und Proteinurie ab der 20. Schwangerschaftswoche. Es mehren sich jedoch die Beobachtungen, dass es auch F&auml;lle vor diesem Zeitpunkt gibt bzw. dass sich das Vollbild erst nach der Geburt manifestiert. Aufgrund der unterschiedlichen Pathophysiologie und des unterschiedlichen Risikoprofils wird grunds&auml;tzlich zwischen fr&uuml;her (&bdquo;early onset&ldquo;, &lt;34+0 SSW) und sp&auml;ter Manifestation (&bdquo;late onset&ldquo;, &ge;34+0 SSW) unterschieden. Seit dem Bericht einer Task-Force des ACOG (American College of Obstetricians and Gynecologists) stehen wir aber vor einem Paradigmenwechsel. Der betreuende Arzt soll auch dann an eine Pr&auml;eklampsie denken, wenn es neben der Hypertonie andere Zeichen gibt (Tab. 1). Die Proteinurie verliert somit ihre diagnostische Bedeutung. Klinische (Verdachts-)Symptome einer Pr&auml;eklampsie wie starke Kopfschmerzen, pl&ouml;tzliches Anschwellen von Gesicht, H&auml;nden und F&uuml;&szlig;en sowie Schmerzen im Oberbauch k&ouml;nnen mit Blutdruckmessen und Harnstreifentest nicht immer als Pr&auml;eklampsie diagnostiziert werden. In diesem Licht war der Bedarf an einem laborchemischen Test sehr gro&szlig;, der die tats&auml;chlichen pathophysiologischen Mechanismen dieser Erkrankung erfasst und somit eine sichere Diagnose, ein effektives klinisches Management und ein verbessertes Outcome f&uuml;r Mutter und Kind erm&ouml;glicht. <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1702_Weblinks_seite15.jpg" alt="" /></p> <h2>Pathogenese und Diagnose</h2> <p>Die Pr&auml;valenz der Pr&auml;eklampsie liegt bei 2&ndash;5 % weltweit. Die Komplikationen der Pr&auml;eklampsie sind f&uuml;r die hohe m&uuml;tterliche und kindliche Morbidit&auml;t und Mortalit&auml;t verantwortlich. Die Ursachen einer Pr&auml;eklampsie sind derzeit noch immer nicht eindeutig gekl&auml;rt. In den letzten Jahren wurden Substanzen identifiziert, die von der Plazenta gebildet werden und bei der Pr&auml;eklampsie eine essenzielle Bedeutung haben: Angiogenesefaktoren. Diese spielen bei der Bildung der plazentaren Blutgef&auml;&szlig;e und damit f&uuml;r die Versorgung des F&ouml;tus eine wichtige Rolle. Der Proangiogenesefaktor PIGF (&bdquo;placental growth factor&ldquo;) stimuliert die Gef&auml;&szlig;bildung. W&auml;hrend einer normalen Schwangerschaft sind Gef&auml;&szlig;bildung und -funktion ausgeglichen und an die Versorgung des F&ouml;tus angepasst. Bei einer Pr&auml;eklampsie wird der Antiangiogenesefaktor sFlt-1 (&bdquo;soluble Fms-like Tyrosinkinase-1&ldquo;) im &Uuml;berma&szlig; produziert. Seine starke Bindungsaffinit&auml;t zum proangiogenen PIGF resultiert in einem Abfall der PIGF-Konzentration und damit in einem Ungleichgewicht, das zur Unterdr&uuml;ckung der plazentaren Blutgef&auml;&szlig;bildung und Unterversorgung des F&ouml;tus f&uuml;hren kann.</p> <p>Die automatisierte Messung der Elecsys&reg;-sFlt1/PlGF-Biomarker von Roche steht bereits seit einigen Jahren zur Verf&uuml;gung. Der Quotient von Elecsys&reg; sFlt-1 und Elecsys&reg; PlGF hat sich als wertvoller erwiesen als die beiden Parameter einzeln. Die Bestimmung der Ratio erlaubt eine pr&auml;zise Diagnose der Pr&auml;eklampsie und stellt somit eine Hilfestellung vor allem in klinisch/laborchemisch unklaren F&auml;llen dar. Der Quotient dieser beiden Biomarker ist ein objektives Tool f&uuml;r die Diskriminierung zwischen &bdquo;gesund und krank&ldquo; und zwischen der Pr&auml;eklampsie und anderen Formen hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen. Bei einem Wert von &uuml;ber 85 vor der 34. Schwangerschaftswoche bzw. 110 nach der 34. Schwangerschaftswoche gilt die Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit als best&auml;tigt (Abb. 1). Als besonders wertvoll hat sich der Einsatz des Quotienten in jenen F&auml;llen gezeigt, in denen zwischen der Aggravierung einer Grunderkrankung (Leber- oder Nierenkrankheiten) oder Autoimmunerkrankung, z.B. Lupus erythemadodes, und der Pr&auml;eklampsie unterschieden werden muss. <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Gyn_1702_Weblinks_seite14.jpg" alt="" /></p> <h2>Zuverl&auml;ssige Prognose m&ouml;glich</h2> <p>Die Erfahrung lehrt, dass sich die Pr&auml;eklampsie als eine progressive und unvorhersehbare Erkrankung pr&auml;sentiert. Die Geburt stellt bis dato die einzige kausale Therapie dar. Die klinische Manifestation und der weitere klinische Verlauf einer Pr&auml;eklampsie sind sehr unterschiedlich, wodurch die Einsch&auml;tzung des Krankheitsverlaufs deutlich erschwert werden kann. Die Pr&auml;eklampsie ist eine Multisystemerkrankung; deshalb lassen Blutdruckmessung und die Eiwei&szlig;ausscheidung nicht immer auf ihren Schweregrad r&uuml;ckschlie&szlig;en. Die Resultate der PROGNOSIS-Studie belegen den prognostischen Wert des Elecsys&reg;-Pr&auml;eklampsie-Tests, n&auml;mlich dass es mithilfe des Quotienten &le;38 nun m&ouml;glich ist, die Entwicklung einer Pr&auml;&shy;eklampsie innerhalb einer Woche mit fast 100 % iger Wahrscheinlichkeit auszuschlie&szlig;en (NPV 99,3 % ). Bei einem Wert zwischen 38 und 85 (&bdquo;early onset&ldquo;) bzw. 110 (&bdquo;late onset&ldquo;) geh&ouml;rt die Schwangere in die Gruppe mit intermedi&auml;rem Risiko. In diesem Fall erh&ouml;hen die Blutdruckselbstmessung und der Harnstreifentest plus Bestimmung des Quotienten im Intervall die Chance, eine sichere Diagnose zeitnah zu erheben. Die PROGNOSIS-Studie best&auml;tigte dar&uuml;ber hinaus, dass ein sFlt-1/PlGF-Quotient &uuml;ber 38 vorhersagen kann, ob sich bei Schwangeren mit Verdacht auf eine Pr&auml;eklampsie die Erkrankung innerhalb von vier Wochen entwickeln wird (Best&auml;tigung der Erkrankung). <br />Das Testergebnis erm&ouml;glicht es &Auml;rzten einerseits, durch zuverl&auml;ssigen Ausschluss einer Pr&auml;eklampsie f&uuml;r eine Woche unn&ouml;tige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Andererseits k&ouml;nnen sie durch die Vorhersage eines hohen Risikos f&uuml;r Pr&auml;&shy;eklampsie, die eine optimale Vorsorge erlaubt, den Ausgang der Schwangerschaft f&uuml;r Mutter und Kind verbessern. Im Management dieser Schwangerschaftserkrankung helfen diese beiden Marker, jene Patientinnen zu identifizieren, die eine intensivierte Therapie ben&ouml;tigen. In kritischen Situationen mit unspezifischen klinischen Bildern helfen diese beiden objektiven Parameter bei der klinischen Entscheidungsfindung und rechtzeitigen Intervention. Die neuen Daten setzen neue Ma&szlig;st&auml;be in der Schwangerschaftsvorsorge, indem unn&ouml;tige Krankenhauseinweisungen vermieden und unbegr&uuml;ndete &Auml;ngste der Mutter und ihrer Familie abgebaut werden.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Der Elecsys&reg;-sFlt-1/PlGF-Quotient ist ein hervorragendes Tool in der Diagnostik und Prognose der Pr&auml;eklampsie. Die Anwendung bringt Sicherheit sowohl f&uuml;r den betreuenden Arzt wie auch die schwangere Frau durch Optimierung des Managements. Ein Algorithmus wird noch erarbeitet, wie dieser einfache Test im klinischen Kontext richtig eingesetzt und interpretiert wird.</p> </div> <p>&nbsp;</p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8049" data-locked="0">zur&uuml;ck zum Themenschwerpunkt zur OEGGG Jahrestagung</a></span></p> <p>&nbsp;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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