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IASLC WCLC 2016

Gemeinsam gegen Lungenkrebs

<p class="article-intro">Auf der 17. World Conference on Lung Cancer (WCLC) vom 4. bis 7. Dezember 2016 in Wien wurden viele wichtige Themen diskutiert: zielgerichtete Therapie, Immuntherapie, prädiktive Biomarker, Diagnose, Screening und Prävention. Der Präsident der Konferenz, Univ.-Prof. Dr. Robert Pirker von der Medizinischen Universität Wien, hat mit uns über die Highlights der Weltkonferenz gesprochen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_istock-messewien-web.jpg" alt="" width="820" height="379" /></p> <p><strong>Herr Prof. Pirker, Sie waren Pr&auml;sident der 17. WCLC. Wie waren Ihre Eindr&uuml;cke vom Kongress? <br />R. Pirker: </strong>Es war eine sehr spannende, multidisziplin&auml;re Konferenz der International Association for the Study of Lung Cancer (IASCL) mit mehr als 6.500 Teilnehmern aus 93 L&auml;ndern, der die gesamte Bandbreite des Lungenkrebses abgedeckt hat: von der Pr&auml;vention bis zur Palliation.</p> <p><strong>Auf der WCLC wurden mehrere klinische Studien pr&auml;sentiert. Welche waren f&uuml;r Sie die wichtigsten und welche Auswirkungen haben diese auf den klinischen Alltag? <br />R. Pirker:</strong> Die Ergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie AURA3 waren beeindruckend. Patienten mit EGFR-mutierten Karzinomen, die resistent gegen eine Tyrosinkinaseinhibitor(TKI)-Therapie wurden und eine EGFRT790M-Mutation im Tumor aufwiesen, hatten bei der Behandlung mit dem neuen TKI Osimertinib einen Vorteil im progressionsfreien &Uuml;berleben (PFS) gegen&uuml;ber denjenigen im Chemotherapiearm (Abb.&nbsp;1).<sup>1</sup> In Zukunft werden also TKI-resistente Patienten mit einer T790M-Mutation bevorzugt mit Osimertinib behandelt werden. <br />Eine Phase-III-Studie aus China, die BRAIN-Studie, zeigte, dass EGFR-mutationspositive NSCLC-Patienten mit Hirnmetastasen von einer TKI-Behandlung mit Icotinib im Vergleich zur Strahlentherapie profitieren.<sup>2</sup> Deshalb k&ouml;nnen k&uuml;nftig Patienten mit Hirnmetastasen bei einem EGFR-mutierten Karzinom prim&auml;r mit einem EGFR-Tyrosinkinase&shy;inhibitor behandelt werden. <br />Die dritte wichtige Studie ist die ASCEND-4-Studie. Der ALK-Inhibitor Ceritinib zeigte in dieser Phase-III-Studie im Vergleich zur Erstlinien-Chemotherapie ein verl&auml;ngertes PFS &ndash; sowohl bei Patienten mit als auch jenen ohne Hirnmetastasen (Abb. 2).<sup>3</sup> Somit steht nun ein weiterer ALK-Inhibitor f&uuml;r die Erstlinientherapie zur Verf&uuml;gung. <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_seite66.jpg" alt="" /></p> <p><strong>Auf dem Kongress gab es eine eigene Session zu Checkpoint-Inhibitoren. Was waren hier die wichtigsten Erkenntnisse? <br />R. Pirker:</strong> Auf der WCLC wurden haupts&auml;chlich Daten zur Lebensqualit&auml;t und Subgruppenanalysen zu verschiedenen Checkpoint-Inhibitoren wie Atezolizumab, Pembrolizumab, Nivolumab oder Durvalumab pr&auml;sentiert. Ein Schwerpunkt beim Kongress waren auch pr&auml;diktive Faktoren f&uuml;r diese Wirkstoffe. In der Zukunft k&ouml;nnten Checkpoint-Inhibitoren einerseits in Fr&uuml;hstadien, andererseits in Kombination mit anderen Therapien eingesetzt werden; entsprechende Studien laufen bereits.</p> <p><strong>Biomarker und &bdquo;liquid biopsy&ldquo; wurden bei der Konferenz mehrfach thematisiert. Wie ist hier der aktuelle Stand? <br />R. Pirker:</strong> Die Frage der &bdquo;liquid biop&shy;sy&ldquo; steht eigentlich bei allen zielgerichteten Therapien im Raum. Das Ersetzen der Gewebebiopsie durch Blutabnahme w&uuml;rde nat&uuml;rlich die Biomarkertestung vereinfachen. Derzeit m&uuml;ssen beim Lungenkarzinom die Biomarker EGFR, ALK und ROS routinem&auml;&szlig;ig analysiert werden. Zus&auml;tzlich k&ouml;nnen noch weitere Marker evaluiert werden. Dies und auch die Frage, mit welchen Techniken diese Analysen durchgef&uuml;hrt werden sollten, wurden am Kongress diskutiert. Die &bdquo;liquid biopsy&ldquo; findet sich zurzeit zunehmend im Einsatz bei der Untersuchung der vorhin erw&auml;hnten T790M-Mutation.</p> <p><strong>Welche Neuigkeiten gibt es in der Diagnose/Klassifikation des Lungenkarzinoms? <br />R. Pirker:</strong> Auf der WCLC wurde die 8. TNM-Klassifikation vorgestellt, die mit J&auml;nner 2017 in Kraft getreten ist. Durch die neue Klassifikation k&ouml;nnen Subgruppen mit unterschiedlicher Prognose noch besser als bisher erfasst werden. Ein Schwerpunkt im Zusammenhang mit der (Sub)Klassifikation waren nat&uuml;rlich molekulare Analysen.</p> <p><strong>Eine Frage, die immer wieder auftaucht, ist die Frage nach einem Screening-Programm zur Fr&uuml;herkennung eines Lungenkarzinoms. Was k&ouml;nnen Sie uns dar&uuml;ber berichten? <br />R. Pirker:</strong> Zu diesem Thema gab es beim Kongress sogar einen eigenen Workshop. Teilweise wird in manchen L&auml;ndern schon begonnen, Screenings mit CT-Kontrollen umzusetzen. In &Ouml;sterreich k&ouml;nnte man an bestimmten Zentren, wie zum Beispiel dem Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Fr&uuml;herkennungsplattformen in Kombination mit Raucherentw&ouml;hnungsprogrammen etablieren. Hierf&uuml;r m&uuml;ssten zuerst die Screening-Techniken etabliert und Follow-up-Untersuchungen genau festgelegt werden. Auch der zu testende Personenkreis m&uuml;sste vorab klar definiert werden. Schlie&szlig;lich sind ein Datenregister und die Vernetzung mit anderen Fr&uuml;herkennungszentren wichtige Voraussetzungen, dass das Screening immer weiter verbessert werden kann.</p> <p><strong>Welche weiteren Themen der WCLC waren f&uuml;r Sie interessant? <br />R. Pirker:</strong> Es wurde ganz bewusst ein Schwerpunkt auf die Pr&auml;vention von Lungenkrebs gesetzt, also Tabakkontrolle. In diesem Zusammenhang sind noch bessere Information und Aufkl&auml;rung am wichtigsten: Lungenkrebs ist vermeidbar, indem man nicht raucht! Ein Land, in dem die konsequente Umsetzung der in der &bdquo;WHO Framework Convention on Tobacco Control&ldquo; festgelegten Ma&szlig;nahmen (Tab. 1) gelungen ist, ist Uruguay. Dr. Tabar&eacute; V&aacute;zquez, der Pr&auml;sident von Uruguay, schilderte am Kongress seine beeindruckende Strategie im Kampf gegen den Lungenkrebs. Die Rahmenkonvention und ihre Auswirkungen auf die Weltgesundheit wurden von Dr. Vera Da Costa e Silva von der WHO pr&auml;sentiert. <br />Insgesamt hoffe ich, dass auch der Weltkongress dazu beigetragen hat, Lungenkrebs, die global h&auml;ufigste Krebserkrankung, besser in den Griff zu bekommen.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch! </strong></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Mok et al: Osimertinib or platinum-pemetrexed in EGFR T790M-positive lung cancer. N Engl J Med 2016; DOI: 10.1056/NEJMoa1612674 [Epub ahead of print] <strong>2</strong> Wu YL et al: BRAIN: a phase III trial comparing WBI and chemotherapy with icotinib in NSCLC with brain metastases harboring EGFR mutations (CTONG 1201): J Thorac Oncol 2017; 12(1): S6 <strong>3</strong> De Castro Jr G et al: First-line ceritinib cersus chemotherapy in patients with ALK-rearranged (ALK+) NSCLC: a randomized, phase 3 study (ASCEND-4). J Thorac Oncol 2017; 12(1): S7 <strong>4</strong> WHO Framework convention on tobacco control: <a href="http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/42811/1/9241591013.pdf?ua=1" target="_blank">http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/42811/1/9241591013.pdf?ua=1</a>. Letzter Zugriff: 20. 1. 2017</p> </div> </p>
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