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Weitere klinisch bedeutsame Studiendaten vom SABCS 2016

<p class="article-intro">Auch im Bereich der Palliativbetreuung, des präoperativen MRT sowie zu Risiken von Brustimplantaten gab es am SABCS 2016 interessante Daten und Analysen, über die der folgende Beitrag einen Überblick gibt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_3web810x300.png" alt="" width="810" height="400" /></h2> <h2>Pr&auml;diktoren von aggressiver Betreuung am Lebensende von Patientinnen mit mBC</h2> <p>Trotz Empfehlungen gegen eine aggressive interventionelle Betreuung von Patientinnen mit weit fortgeschrittenem Mammakarzinom erh&auml;lt dennoch eine betr&auml;chtliche Anzahl von Patientinnen eine solche. Accordino et al<sup>1</sup> haben die SEER-Database ben&uuml;tzt, um Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom zwischen 2002 und 2011 zu identifizieren. Der letzte Lebensmonat wurde einer Analyse unterzogen. Unter aggressiver interventioneller Betreuung im letzten Lebensmonat wurden folgende Umst&auml;nde/Konditionen subsumiert: &ge;2 Vorstellungen in der Notfallambulanz, &ge;2 station&auml;re Aufnahmen, Hospitalisierung &gt;2 Wochen, Aufnahme auf der Intensivstation, Aufnahme in einem Hospiz in den letzten 3 Lebenstagen und Applikation einer intraven&ouml;sen Chemotherapie in den letzten 14 Tagen des Lebens. <br />Hohe Gesundheitskosten wurden als jene definiert, die &uuml;ber der 75. Perzentile lagen. 5.064 Patientinnen waren auswertbar. 2.156 (43 % ) erhielten mindestens eine der genannten Ma&szlig;nahmen einer aggressiven interventionellen Betreuung im letzten Lebensmonat. Am h&auml;ufigsten waren Aufnahmen auf der Intensivstation (17 % ) und &gt;1 Vorstellung in der Notfallambulanz (14 % ). Die medianen Kosten f&uuml;r die Behandlung im letzten Lebensmonat betrugen 7.963 US-Dollar. Pr&auml;diktoren f&uuml;r aggressive Betreuung im letzten Monat waren schwarze Hautfarbe (OR 1,50), Familienstand verheiratet (OR 1,15) und ein Charlson-Komorbidit&auml;ts-Score von &ge;2 (OR 1,52). F&uuml;r die Gesamtpopulation blieben die Behandlungsaufwendungen im letzten Lebensmonat zwischen 2002 und 2012 unver&auml;ndert, stiegen aber f&uuml;r die 25 % der Patientinnen mit der schlechtesten Prognose signifikant (p&lt;0,0001).</p> <p><strong>Klinische Interpretation und Konsequenzen:</strong><br />Ein signifikanter Anteil von Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom erh&auml;lt im letzten Lebensmonat aggressiv-interventionelle Betreuungsma&szlig;nahmen. Im Bewusstsein der hohen Betreuungskosten sollte versucht werden, fr&uuml;hzeitig geeignete Patientinnen f&uuml;r solch sp&auml;te Interventionen zu identifizieren, insbesondere solche mit besonders schlechter Prognose.</p> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s42.jpg" alt="" width="681" height="841" /></p> <h2>Kein &Uuml;berlebensvorteil durch pr&auml;operatives MRT der Brust selbst f&uuml;r junge Patientinnen nach brusterhaltender Therapie</h2> <p>Huang et al<sup>2</sup> haben die Wertigkeit eines pr&auml;operativen MRT bei (jungen) Patientinnen mit Mammakarzinom und brusterhaltender Therapie im Zeitraum von 2007 bis 2013 retrospektiv untersucht. Von insgesamt 13.681 Patientinnen erhielten 5.823 (43 % ) ein pr&auml;operatives MRT. 40 % wiesen ein Stadium 0&ndash;I auf, 36 % ein Stadium II und 15 % ein Stadium III. Die Patientinnengruppen mit und ohne MRT wiesen einen vergleichbaren Lymphknotenstatus auf (35 vs. 36 % positive Lymphknoten; p=0,69). Die Anzahl der MRT-Untersuchungen stieg von 2007 mit 7 % bis 2013 mit 68 % kontinuierlich an. Patientinnen mit brusterhaltender Therapie erhielten eher eine MRT-Untersuchung als jene mit Mastektomie (p&lt;0,001). Die mittlere Nachbeobachtungsdauer in der MRT-Gruppe betrug 89 Monate und jene bei der Nicht-MRT-Gruppe 114 Monate, wobei bei 4 % und 6 % Brustkrebsrezidive auftraten. Lokoregion&auml;re Rezidive traten bei 1 % bzw. 2 % der F&auml;lle auf. Das rezidivfreie 5-Jahres-&Uuml;berleben betrug in beiden Gruppen jeweils 90 % . Das rezidivfreie lokoregion&auml;re 5-Jahres-&Uuml;berleben f&uuml;r die MRT- und Nicht-MRT-Gruppe betrug 97 % und 98 % (p=0,128). In der MRT-Gruppe wies die Operationsmethode (Brusterhalt vs. Mastektomie) keinen Einfluss auf die Rezidivrate auf.<br />Bei der Subgruppenanalyse der Frauen unter 45 Jahren, die mit brusterhaltender Therapie behandelt wurden, erhielten 699 Patientinnen ein pr&auml;operatives MRT und 419 Patientinnen keines. Die 5-Jahres-Rezidivfreiheitsraten der MRT-Gruppe und Nicht-MRT-Gruppe betrugen 96 % bzw. 95 % (p=0,231). Die lokoregion&auml;ren 5-Jahres-Rezidivfreiheitsraten betrugen 100 % bzw. 97 % (p=0,144).</p> <p><strong>Klinische Interpretation und Konsequenzen:</strong><br />MRT-Untersuchungen der Brust werden bei Mammakarzinompatientinnen zunehmend h&auml;ufig vorgenommen und das insbesondere auch bei jungen Frauen. Dennoch kann durch die Anwendung des MRT bei der Gesamtgruppe der Patientinnen und auch jener der Frauen vor dem 45. Lebensjahr keine Verbesserung des rezidivfreien &Uuml;berlebens erzielt werden.</p> <h2>Brustimplantat-assoziiertes anaplastisch-gro&szlig;zelliges Lymphom (BIA-ALCL) &ndash; eine Analyse von 11&nbsp;F&auml;llen aus Gro&szlig;britannien</h2> <p>Johnson et al<sup>3</sup> berichteten von den Erfahrungen mit der BIA-ALCL, die ein seltenes Risiko von Brustimplantaten darstellt. H&auml;ufig manifestiert es sich mit pl&ouml;tzlicher dramatischer Serombildung im Bereich des Implantats oder fallweise auch mit einem Brusttumor. 11 F&auml;lle wurden beschrieben. Die Zeit bis zum Auftreten eines BIA-ALCL betrug im Durchschnitt 10&nbsp;Jahre. 8 Patientinnen im Stadium I mit rezidivierendem Serom wurden lediglich mittels Entfernung des Implantats und vollkommener Kapsulektomie behandelt. Davon hatten 4 Patientinnen eine beidseitige Brustaugmentation durchf&uuml;hren lassen, 2 eine beidseitige risikoreduzierende Mastektomie mit Implantatrekonstruktion, 2 eine unilaterale Mastektomie mit Implantatrekonstruktion nach Mammakarzinom, wobei eine von ihnen eine adjuvante Radio-, Chemo- und Antihormontherapie erhalten hatte.<br />Bei allen bis auf eine Patientin mit beidseitigen Implantaten wurden die Implantate entfernt und eine einseitige Kapsulektomie durchgef&uuml;hrt. Bei einer Patientin erfolgten eine einseitige Kapsulektomie und ein beidseitiger Austausch der Implantate.<br />Drei Patientinnen wiesen ein Stadium IIA auf. Die Behandlung einer Patientin bestand aus der Entfernung des Implantats, CHOP+ und Radiotherapie. Sie lebt seit 2 Jahren rezidivfrei. Bei einer weiteren Patientin erfolgte ein routinem&auml;&szlig;iger Austausch des Implantats, wobei ein Tumor an der Drainagestelle entstanden war. Sie erhielt eine lokale Exzision, adjuvantes CHOP und Radiotherapie. Sie lebt seit 4 Jahren rezidivfrei. Die dritte Patientin entwickelte einen rasch wachsenden Tumor neben dem Implantat und zeigte w&auml;hrend der CHOP-Therapie eine lokale Progression mit lebensbedrohlicher Infiltration der Thoraxwand. Sechs Zyklen einer neoadjuvanten Antik&ouml;rper-Therapie mit Brentuximab f&uuml;hrten zu einer kompletten Remission des BIA-ALCL mit nachfolgender Implantatentfernung und beidseitiger Kapsulektomie. <br /><strong>Klinische Interpretation und Konsequenzen:</strong> <br />Ein Brustimplantat-assoziiertes anaplastisch-gro&szlig;zelliges Lymphom manifestiert sich meist im Stadium I oder II. Es kann meist mittels operativer Therapie erfolgreich bek&auml;mpft werden. Bei lokal fortgeschrittenem Tumor ist eine Chemotherapie indiziert. Auch eine Therapie mit dem monoklonalen Antik&ouml;rper Brentuximab kann bei BIA-ALCL &uuml;berlegt werden.</p> <h2>Randomisierte, placebokontrollierte Studie von Duloxetin gegen Aroma&shy;tase&shy;hemmer-assoziierte muskulo&shy;skelettale Schmerzen beim BC</h2> <p>Henry et al<sup>4</sup> haben 299 postmenopausale Patientinnen, die in den Stadien I&ndash;II zwischen 3 Wochen und 3 Jahren Aromatasehemmer wegen eines Mammakarzinoms erhielten und Schmerzen &ge;4/10 laut Brief Pain Inventory aufwiesen, in zwei Gruppen randomisiert. Die eine Gruppe erhielt Placebo und die andere Duloxetin 30mg t&auml;glich f&uuml;r 7 Tage und danach 60mg f&uuml;r 11 Wochen. Schmerzen, Depression und Lebensqualit&auml;t wurden nach 2, 6, 12 sowie 24 Wochen evaluiert.<br />Eine signifikante Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualit&auml;t konnte durch Duloxetin erreicht werden.</p> <p><strong>Klinische Interpretation und Konsequenzen:</strong> <br />Bei starken muskuloskelettalen Schmerzen w&auml;hrend der Einnahme von Aromataseinhibitoren sollte an die Anwendung von Duloxetin gedacht werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Accordino MK et al: Predictors of aggressive end-of-life care in women with metastatic breast cancer. SABCS 2016, P5-08-03 <strong>2</strong> Huang N et al: Preoperative breast MRI would not benefit breast cancer patients survival even in young patients treated with breast-conserving surgery. SABCS 2016, P3-02-01 <strong>3</strong> Johnson L et al: Breast implant associated anaplastic large cell lymphoma &ndash; the UK experience and first reported case of neoadjuvant brentuximab. SABCS 2016, P5-03-02 <strong>4</strong> Henry NL et al: Randomized, placebo-controlled trial of duloxetine for aromatase inhibitor-associated musculoskeletal symptoms in early stage breast cancer. SABCS 2016, S5-06</p> </div> </p>
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