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Highlights vom ASH 2016: multiples Myelom

<p class="article-intro">Aus der Fülle der am ASH Meeting präsentierten Daten zum multiplen Myelom berichte ich hier über eine Auswahl von meines Erachtens besonders interessanten Präsentationen, gegliedert nach Therapiegruppen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_1web810x300.png" alt="" width="810" height="400" /></h2> <h2>Patienten, die f&uuml;r eine Transplantation geeignet sind</h2> <p><strong>Transplantation vs. konventionelle Chemotherapie</strong> <br />Michel Cavo pr&auml;sentierte die Ergebnisse der 1.510 Patienten umfassenden EMN02-Studie, welche Transplantation mit konventioneller Chemotherapie und VRd-Konsolidierung vs. keine Konsolidierung vergleicht. Die Hochdosistherapie mit Transplantation f&uuml;hrte zu einer signifikanten Verl&auml;ngerung des progressionsfreien &Uuml;berlebens (PFS) (Abb. 1: Medianes PFS in ITT-Gruppe, VMP: 42,5 Monate vs. nicht erreicht im HDM-Arm; PFS nach 3 Jahren: 57,5 % vs. 66 % ). Ein Vorteil bez&uuml;glich des Gesamt&uuml;berlebens (OS) ist derzeit nicht nachweisbar.</p> <p><strong>Konsolidierung mit VRd nach ASCT</strong> <br />Pieter Sonneveld pr&auml;sentierte die Ergebnisse der zweiten Randomisierung in der EMN02-Studie, in der Patienten einer Konsolidierungstherapie mit 2 Zyklen VRd beziehungsweise einem Kontrollarm zugewiesen wurden. Die Patienten, die eine Konsolidierung mit 2 Zyklen VRd erhalten hatten, zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikant l&auml;ngeres PFS (Abb. 2, PFS nach 3 Jahren: noch nicht erreicht vs. 62 % ).</p> <p>&nbsp;<img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s12.jpg" alt="" width="1455" height="1807" /></p> <p><strong>ASCT + Erhaltungstherapie mit Lenalidomid (L) vs. ASCT + Konsolidierung + L vs. Tandem-ASCT + L</strong> <br />Edward Stattmauer pr&auml;sentierte die Ergebnisse der vom Blood and Marrow Transplant Clinical Trials Network durchgef&uuml;hrten StaMINA-Studie, die drei Therapiekonzepte verglichen hatte. A: Transplantation + Lenalidomid-Erhaltungstherapie, B: Doppeltransplantation + Lenalidomid-Erhaltungstherapie und C: Transplantation + VRd-Konsolidierung x 4 + Lenalidomid-Erhaltungstherapie. &Uuml;berraschenderweise konnte kein Unterschied im PFS zwischen den drei Therapiegruppen nachgewiesen werden.</p> <p><strong>Carfilzomib + Lenalidomid + Dexamethason bei NDMM</strong> <br />Von Martin Zimmermann wurde die Endauswertung der Phase-II-Studie mit KRd bei Patienten mit NDMM vorgestellt. Insgesamt wurden 4 Zyklen KRd vor und nach der ASCT verabreicht, danach wurde KRd als Erhaltungstherapie in reduzierter Intensit&auml;t f&uuml;r weitere 15 Zyklen verabreicht. Mit diesem intensiven Protokoll wurde nach 18 Zyklen bei 94 % bzw. 84 % der Patienten eine sehr gute partielle Remission (VGPR) bzw. eine sCR erreicht. Besonders eindrucksvoll ist die Rate an MRD&ndash;-Patienten, die nach 18 Zyklen bei 74 % lag.</p> <p><strong>Lenalidomid-Erhaltungstherapie</strong> <br />Erfreulich ist auch die Best&auml;tigung der Bedeutung der Erhaltungstherapie mit Lenalidomid durch die MRC-XI-Studie, in die 1.551 Patienten eingeschlossen wurden. Graham Jackson zeigte sowohl bei j&uuml;ngeren transplantierten Patienten (HR: 0,47; PFS: 50 vs. 28 Monate; p&lt;0,0001) als auch bei &auml;lteren, nicht f&uuml;r eine Transplantation geeigneten Patienten (HR: 0,42; PFS 24 vs. 11 Monate; p&gt;0,0001) eine signifikante Verl&auml;ngerung des PFS mit einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie. Daten zum Gesamt&uuml;berleben wurden allerdings nicht vorgestellt.</p> <h2>Erstlinientherapie bei Patienten, die f&uuml;r eine Transplantation nicht geeignet sind</h2> <p><strong>Finale Ergebnisse der FIRST-Studie</strong> <br />Thierry Facon best&auml;tigte die in fr&uuml;heren Berichten festgestellten Vorteile einer kontinuierlichen Behandlung mit Lenalidomid-Dexamethason (Rd), welche eine signifikante Verl&auml;ngerung sowohl von PFS als auch von OS im Vergleich zur &uuml;ber 18 Zyklen verabreichten MPT-Therapie brachte: PFS: 26,0 vs. 21,0 vs. 21,9 Monate f&uuml;r jeweils Rd kontinuierlich, Rd18 und MPT; PFS-Rate nach 4 Jahren: 32,6 % vs. 14,3 % vs. 13,6 % ; OS-Rate nach 4 Jahren: 59,1 vs. 62,3 vs. 49,1 Monate. Patienten, die ein besonders gutes Ansprechen unter Lenalidomid-Dexamethason erreichten, profitierten am meisten von der kontinuierlichen Behandlung. Eine Subgruppenanalyse zeigte Vorteile f&uuml;r fast alle Patientengruppen au&szlig;er f&uuml;r jene mit Hochrisiko-Zytogenetik, bei denen die Ergebnisse zwischen den beiden Armen nicht unterschiedlich waren. Der dritte Therapiearm mit Lenalidomid &uuml;ber 72 Wochen zeigte gegen&uuml;ber MPT keine Verl&auml;ngerung des PFS, jedoch ein signifikant l&auml;ngeres OS. Interessanterweise war das OS bei Patienten mit kontinuierlich verabreichtem Rd und jenen, die Rd nur &uuml;ber 72 Wochen verabreicht bekamen, nicht unterschiedlich.</p> <h2>Patienten mit rezidivierter oder refrakt&auml;rer Erkrankung</h2> <p><strong>Selinexor, Venetoclax und Daratumumab</strong> <br />F&uuml;r Patienten mit rezidivierter oder refrakt&auml;rer Erkrankung wurden zahlreiche Phase-II-Studien mit verschiedenen Protokollen pr&auml;sentiert, wobei die Ergebnisse der Studie von Dan Vogl mit Selinexor, einem &bdquo;Nuclear transport&ldquo;-Inhibitor, sowie die Studie von Philippe Moreau mit Venetoclax besondere Beachtung fanden. Selinexor f&uuml;hrt &ndash; als Monosubstanz verabreicht &ndash; zu Remissionsraten von 21 % , und dies bei sogenannten &bdquo;Quad-refractory&ldquo;- oder sogar &bdquo;Penta-refractory&ldquo;-Patienten; allerdings wurden betr&auml;chtliche Nebenwirkungen, wie M&uuml;digkeit, &Uuml;belkeit und Asthenie, beobachtet. Venetoclax zeigte hohe Aktivit&auml;t als Monotherapie bei Patienten mit hochreguliertem Bcl2 und erzielte daher bei Patienten mit t(11; 14)-Translokation eine Ansprechrate von 40 % , w&auml;hrend diese bei Patienten ohne t(4; 14) bei 6 % lag.</p> <p>Im Weiteren wurden Ergebnisse mit einer Reihe von monoklonalen Antik&ouml;rpern vorgestellt, wobei die Studien mit Daratumumab besonders eindrucksvoll sind. Ein Update der POLLUX- (Philippe Moreau) und der CASTOR-Studie (Maria-Victoria Mateos) best&auml;tigte die starke Reduktion des Risikos f&uuml;r eine Progression mit der Kombination von Daratumumab und Lenalidomid-Dexamethason (Abb. 3: HR: 0,37; PFS-Rate nach 18 Monaten: 76 % vs. 48 % ) sowie der Kombination mit Bortezomib und Dexamethason (HR: 0,33; PFS-Rate nach 12 Monaten: 60 % vs. 22 % ). Besonders bemerkenswert sind die hohen Raten an MRD-Negativit&auml;t bei vorbehandelten Patienten, insbesondere in der POLLUX-Studie (MRD 10&ndash;4: 31,8 % vs. 8,8 % ). Die Kombination von Daratumumab mit Lenalidomid-Dexamethason (DRd) hat im Vergleich zu Rd bei MRD+-Patienten zu einer Verl&auml;ngerung des PFS gef&uuml;hrt, w&auml;hrend bei MRD&ndash;-Patienten kein zus&auml;tzlicher Nutzen durch die Kombination nachweisbar war (Abb. 4). Interessant f&uuml;r die klinische Praxis ist die subkutane Applikationsform von Daratumumab, die innerhalb von 30 Minuten appliziert werden kann und mit weniger infusionsbedingten Nebenwirkungen (22 % ) verbunden ist (Saad Usmani, PAVO-Studie).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s13_1.jpg" alt="" width="1454" height="843" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s13_2.jpg" alt="" width="1455" height="840" /></p> <p><strong>Pembrolizumab und CAR-T-Zellen</strong> <br />Bemerkenswert sind auch die Ergebnisse von Pembrolizumab in Kombination mit Pomalidomid-Dexamethason, welche, wie von Ashraf Badros pr&auml;sentiert, eine ORR von 65 % bei Patienten mit RRMM zeigten. Adam Cohen berichtete &uuml;ber Therapieergebnisse mit CAR-T-Zellen gegen BCMA. Die Verabreichung von autologen T-Zellen, die mit einem gegen BCMA gerichteten Rezeptor transfiziert wurden, f&uuml;hrte zu einer Tumorreduktion bei etwa 30 % der Patienten, allerdings mit zum Teil betr&auml;chtlichen Nebenwirkungen wie einem &bdquo;Zytokin-Release&ldquo;-Syndrom.</p> <h2>&bdquo;Key Findings&ldquo; weiterer interessanter Pr&auml;sentationen</h2> <p><strong>Elotuzumab, Nelfinavir, Ixazomib, Isatuximab und MOR202</strong> <br />Aufgrund von Platzgr&uuml;nden sind hier nur in Kurzform (wie auch in Tab. 1) weitere interessante Berichte angef&uuml;hrt. Irene Ghobrial konnte mit der Kombination von Elotuzumab mit Rd bei Patienten mit Hochrisiko-SMM eine Ansprechrate von 84,6 % mit einer VGPR- bzw. CR-Rate von 26,1 % bzw. 8,4 % erreichen, was ein wenig unter den Erwartungen blieb, da eine signifikante Verl&auml;ngerung des PFS nur bei Patienten mit sehr guter partieller Remission (VGPR) oder besser zu erwarten ist, sodass, kritisch betrachtet, beim Gro&szlig;teil der behandelten Patienten kein Vorteil durch eine fr&uuml;hzeitig eingeleitete Behandlung erwartet werden kann. Christoph Driessen konnte im Rahmen von In-vitro-Untersuchungen nachweisen, dass der Proteaseinhibitor Nelfinavir die UPR (&bdquo;unfolded protein response&ldquo;) aktiviert und damit zu einem synergistischen Effekt mit Bortezomib f&uuml;hrt. Diese Beobachtung konnte in der Klinik best&auml;tigt werden, da mit der Kombination von Nelfinavir mit Bortezomib-Dexamethason bei 65 % der Bortezomib-resistenten Patienten ein Ansprechen erreicht werden konnte. M&ouml;glicherweise kann in Zukunft eine erh&ouml;hte c-myc-Expression in Myelomzellen als Pr&auml;diktor f&uuml;r eine Sensitivit&auml;t gegen&uuml;ber Proteasominhibitoren herangezogen werden, da Patienten in der TOURMALINE-Studie (Ixazomib-Rd vs. Rd), die diesen Kriterien entsprachen, ein besseres Ergebnis mit der Dreifachkombination erreichten (Di Bacco A et al). Zwei neue Anti-CD38-Antik&ouml;rper erwiesen sich als Monotherapie erfolgreich bei Patienten mit RRMM; mit Isatuximab konnte eine Ansprechrate von 34 % und mit MOR202 von 32 % erreicht werden (Richardson P et al, Raab MS et al).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1701_Weblinks_s14.jpg" alt="" width="1419" height="1323" /></p> <p><strong>Amyloidose</strong> <br />Gro&szlig;e Fortschritte wurden auch bei Patienten mit Amyloidose berichtet. Die Kombination von Bortezomib mit der Standardtherapie MD war der alleinigen Standardtherapie in Bezug auf h&auml;matologisches Ansprechen und PFS signifikant &uuml;berlegen. Gro&szlig;e Erwartungen werden auch an die neuen Antik&ouml;rper gegen bestimmte Epitope an Amyloidfibrillen gekn&uuml;pft. Erste Ergebnisse zeigen sowohl mit NEOD001 als auch mit dem Antik&ouml;rper 11-1F1 eine deutliche Verbesserung verschiedener Organfunktionen. So wurde mit NEOD001 eine Verbesserung der kardialen Funktion bei 53 % und der PNP bei 82 % beobachtet; mit dem Antik&ouml;rper 11-1F1 wurde eine Funktionsverbesserung bei 65 % der Patienten berichtet.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Diese Ausf&uuml;hrungen zeigen den rasanten Fortschritt in der Entwicklung neuer erfolgreicher Therapien beim multiplen Myelom, die eine weitere Verbesserung der Therapieergebnisse erwarten lassen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> <p>&nbsp;</p> </div> </p>
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