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Zervixkarzinom

Sauerstoffmangel macht Tumorzellen zu „Schläfern“

<p class="article-intro">Bisher galt als gesichert, dass das durch humane Papillomaviren (HPV) ausgelöste Zervixkarzinom auf zwei bestimmte Virusproteine angewiesen ist. Wenn sie fehlen, dann wird das Wachstum der Krebszellen dauerhaft gestoppt. Doch das stimmt nicht. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>F&uuml;r das Entstehen und das Wachstum des Zervixkarzinoms sind die HPV-Proteine E6 und E7 verantwortlich. Sie verhindern die Seneszenz, also die Zellalterung, die zu einem irreversiblen Wachstumsstopp f&uuml;hrt. Werden die beiden Proteine blockiert, stellen die Krebszellen ihr Wachstum ein. E6 und E7 gelten als ideale molekulare Angriffsziele f&uuml;r eine zielgerichtete Behandlung HPV-bedingter Tumoren, an der intensiv geforscht wird. &bdquo;Unser Wissen &uuml;ber die Funktionen von E6 und E7 beruht jedoch gr&ouml;&szlig;tenteils auf Ergebnissen aus Zellkulturen, wo man mit hoher Sauerstoffs&auml;ttigung arbeitet. In vielen Krebsgeschw&uuml;ren gibt es aber Regionen mit Sauerstoffmangel, weil sie nicht ausreichend von Blutgef&auml;&szlig;en versorgt werden. Wir wollten nun wissen, was unter Sauerstoffmangel passiert&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Felix Hoppe-Seyler vom Deutschen Krebsforschungszentrum.</p> <h2>&bdquo;Schl&auml;fer&ldquo; durch Sauerstoffmangel</h2> <p>Die Wissenschaftler senkten die Sauerstoffkonzentration in den Zellkulturen ab, bis sie derjenigen in schlecht versorgten Tumoren entsprach. Die Krebszellen drosselten daraufhin die Produktion der Proteine und stellten ihr Wachstum ein. Sie starben jedoch nicht ab, sondern fielen in einen Schlafzustand. Wurde die Sauerstoffkonzentration wieder gesteigert, erwachten die Zellen und setzten ihre Zellteilung fort. Solche Schl&auml;fer sind resistenter gegen&uuml;ber Chemotherapie, da diese sich vor allem gegen sich teilende Zellen richtet. Zudem entziehen sie sich der Immunabwehr, da sie keine HPV-Proteine mehr ausbilden, an denen sie die Abwehrzellen erkennen k&ouml;nnten.</p> <p>&bdquo;F&uuml;r Patienten mit HPV-bedingten Tumoren stellen die Schl&auml;ferzellen eine latente Gefahr dar: Schrumpft ein Tumor, beispielsweise nach einer erfolgreichen Therapie, und erhalten &uuml;berlebende Schl&auml;fer wieder Anschluss an Gef&auml;&szlig;versorgung und Sauerstoffzufuhr, so k&ouml;nnten sie f&uuml;r eine Wiederkehr der Erkrankung sorgen&ldquo;, sagte Hoppe-Seyler und erg&auml;nzte: &bdquo;Bei der Entwicklung neuer Therapien d&uuml;rfen wir uns nicht allein auf die Zielmolek&uuml;le E6 und E7 konzentrieren, sondern m&uuml;ssen auch Strategien entwickeln, um die Schl&auml;ferzellen auszuschalten.&ldquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros Digital_Gyn_1701_Weblinks_meldung3_web.jpg" alt="" width="590" height="342" /><br />Geb&auml;rmutterhalskrebs: In den gr&uuml;n gef&auml;rbten Bereichen des Tumors herrscht Sauerstoffmangel. Dort bilden die Krebszellen kein HPV-E7 (orange). Zellkerne sind blau, Blutgef&auml;&szlig;e rot markiert.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Quellen: <br />● Mitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung; Hoppe-Seyler K et al: Induction of dormancy in hypoxic human papillomavirus-positive cancer cells. Proc Natl Acad Sci U S A 2017; pii: 201615758. Epub ahead of print (doi: 10.1073/pnas.1615758114) <br />● <a href="https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Induction+of+dormancy+in+hypoxic+human+papillomavirus-positive+cancer+cells" target="_blank">https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Induction+of+dormancy+in+hypoxic+human+papillomavirus-positive+cancer+cells</a></p> </div> </p>
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