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Das Pankreaskarzinom „Pancreatic Cancer Club“

Ein „unmet medical need“ – nur zögerliche Verbesserung der Outcomes

<p class="article-intro">Mit der Veranstaltung „Pancreatic Cancer Club“, die am 29. September 2016 zum ersten Mal stattgefunden hat, hat die ABCSG ein neues Format ins Leben gerufen, das dafür gedacht ist, das aktuelle Know-how in Therapie und Diagnostik dieser Tumorentität zu präsentieren und anhand von Fallbeispielen zu erläutern.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1606_Weblinks_seite80.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Pr&auml;sident der ABCSG, Vorstand der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Chirurgie, Medizinische Universit&auml;t (MU) Wien, betonte in seinen einleitenden Worten den &bdquo;urgent need&ldquo; nach neuen Therapiekonzepten im Bereich dieser Tumorentit&auml;t: Zwar wurden durch die rezente Entwicklung im medikament&ouml;sen Bereich und durch die Standardisierung im Sinne einer interdisziplin&auml;ren Vorgehensweise Fortschritte erzielt. Nichtsdestotrotz geht die Diagnose eines Pankreaskarzinoms nach wie vor mit schlechten Outcomes einher, insbesondere wenn man die Entwicklung mit Malignomen wie dem Mamma- oder dem Kolorektalkarzinom vergleicht, bei denen in den letzten Jahrzehnten Meilensteine in der Verbesserung der Prognose erzielt worden sind. &bdquo;Wir sehen daher als Studiengruppe die Verpflichtung, auch beim Pankreaskarzinom unser Veranstaltungs-Know-how zur Verf&uuml;gung zu stellen&ldquo;, so Gnant, der gemeinsam mit dem internistischen Onkologen Univ.-Prof. Dr. Werner Scheithauer und dem Chirurgen Univ.-Prof. Dr. Martin Schindl, beide MU Wien, den Vorsitz der Veranstaltung innehatte.</p> <h2>Task Force Pankreas</h2> <p>Das Adenokarzinom (CA) des Pankreas geht nach wie vor mit der schlechtesten Prognose aller Malignome einher.<sup>1</sup> Die Behandlungskonzepte in &Ouml;sterreich f&uuml;hren zu einem medianen 5-Jahres-Gesamt&uuml;berleben (OS) von 7,9 % , was den Schluss zul&auml;sst, dass die Therapien im Vergleich zu vielen anderen europ&auml;ischen L&auml;ndern, in denen ein k&uuml;rzeres 5-Jahres-OS verzeichnet wird, effektiver sind.<sup>2</sup> Mit dem Ziel, die Prognose bei dieser Tumorentit&auml;t zu verbessern, wurde im Jahr 2010 durch die ABCSG die &bdquo;Task Force Pankreas&ldquo; gegr&uuml;ndet. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe werden Studien zum Pankreaskarzinom durchgef&uuml;hrt und auch ein &ouml;sterreichweites Register wurde initiiert, um systematisch Daten zu generieren und auszuwerten.<sup>3</sup></p> <div id="rot"> <p>&bdquo;Wir wissen, dass eine Prognoseverbesserung durch die komplette Tumorentfernung erreicht werden kann, sodass s&auml;mtliche Konzepte auf die Realisierbarkeit einer chirurgischen Behandlung ausgerichtet sind.&ldquo; - M. Schindl, Wien</p> </div> <h2>Resektabilit&auml;t &ndash; entscheidend f&uuml;r eine Verl&auml;ngerung des OS</h2> <p>Zweifelsohne spielt die Resektabilit&auml;t von Pankreas-CA eine enorme Rolle hinsichtlich des OS, unabh&auml;ngig davon, ob es sich um prim&auml;r resektable CA handelt oder eine Operation nach Durchf&uuml;hrung einer neoadjuvanten Chemotherapie (CTx) m&ouml;glich ist.<sup>4</sup> &bdquo;Wir wissen, dass eine Prognoseverbesserung durch die komplette Tumorentfernung erreicht werden kann, sodass s&auml;mtliche Konzepte auf die Realisierbarkeit einer chirurgischen Behandlung ausgerichtet sind. Das Problem, mit dem wir beim Pankreaskarzinom konfrontiert sind, ist, dass prim&auml;r nur &lt;20 % resektabel sind, ein Gro&szlig;teil ist in einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Schindl, der in diesem Kontext ein Update zum Management des Pankreas-CA<sup>5</sup> zitierte, das 2015 unter dem Titel &bdquo;Surgery is not enough!&ldquo; erschienen ist: Neoadjuvante Therapien zwecks eines Down&shy;stagings und Erzielens einer Operabilit&auml;t haben inzwischen ihren fixen Stellenwert im Management dieser Tumorentit&auml;t. <br />Bei der Entscheidung pro oder kontra Resektabilit&auml;t sind die Chirurgen st&auml;ndig mit der Herausforderung konfrontiert, die richtige Balance zu finden zwischen einem m&ouml;glichst radikalen Ansatz und der Erkenntnis, wenn eine prim&auml;re Resektion nicht angestrebt werden kann.<sup>6</sup> Eine wesentliche Limitation bei lokal fortgeschrittenen Tumoren stellen die ven&ouml;sen und arteriellen Gef&auml;&szlig;e im Oberbauch dar. &bdquo;Darauf beruhen auch die Definitionen resektabel/,borderlineʻ resektabel und lokal fortgeschritten&ldquo;, erg&auml;nzte Schindl. <br />In den NCCN-Guidelines zur Definition der Resektabilit&auml;t<sup>7</sup> werden die resektablen von den nicht resektablen Karzinomen hinsichtlich der Venen und Arterien klar differenziert. Bei der Unterscheidung zwischen &bdquo;borderline&ldquo; resektabel und nicht resektabel spielt der Kontakt zwischen Tumor und Venen von &le; vs. &gt;180 Grad eine wesentliche Rolle. &bdquo;Jene Bereiche, wo die Gef&auml;&szlig;e mit dem Tumor in Kontakt kommen, stellen nat&uuml;rlich eine Problemzone dar, was die Realisierbarkeit einer R0-Resektion betrifft. Dieser Bereich, der seit einigen Jahren als Mesopankreas bezeichnet wird, ist auch insofern von Bedeutung, als hier die Dichte an Nervenfasern, Blut- und Lymphgef&auml;&szlig;en besonders hoch ist&ldquo;, erl&auml;uterte Schindl. <br />Beim Mesopankreas handelt es sich um die posteriore Fl&auml;che des Pankreas. Bereits 2007 wurde die Hypothese aufgestellt, dass er eine Schl&uuml;sselrolle in der perineuralen Tumorausbreitung spielen k&ouml;nnte und f&uuml;r die heimt&uuml;ckischen Eigenschaften dieses CA urs&auml;chlich ist, indem eine fr&uuml;he perineurale und lymphatische Infiltration erfolgt und das CA aufgrund der fr&uuml;hen Absiedelung von Tumorzellen mit rein chirurgischen Ma&szlig;nahmen nicht erfolgreich behandelbar ist.<sup>8</sup> &bdquo;Seit einigen Jahren gehen die Bestrebungen in die Richtung, die Gef&auml;&szlig;e &uuml;ber diesem Mesopankreas durch Pr&auml;paration und ggf. Resektion zu entfernen und so eine m&ouml;glichst hohe Resektabilit&auml;t zu erzielen&ldquo;, erg&auml;nzte Prof. Schindl.</p> <h2>Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Setting</h2> <p>Die Chirurgie hat ihren Stellenwert auch bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten Tumoren, wobei die Entscheidungen pro oder kontra Operation auf einer individuellen Basis getroffen werden m&uuml;ssen. F&uuml;r dieses Kollektiv liegen mehrere Studien<sup>9</sup> vor, die allerdings retrospektiv durchgef&uuml;hrt worden sind und nur wenige Patienten umfassten. Daraus geht jedoch einheitlich hervor, dass die Resektion nach einer neoadjuvanten CTx in ausgew&auml;hlten F&auml;llen in Betracht gezogen werden soll und mit einer OS-Verl&auml;ngerung einhergeht. &bdquo;Die Chirurgie hat in diesen Patientenkollektiven sehr wohl in selektionierten F&auml;llen ihren Sinn, jedoch muss das Erkrankungsstadium detailliert betrachtet und dahingehend die Strategie abgestimmt werden. All diese gro&szlig;en chirurgischen Eingriffe sind jedoch nur im Rahmen eines multimodalen Behandlungskonzeptes zu rechtfertigen&ldquo;, res&uuml;mierte Schindl.</p> <div id="rot"> <p>&bdquo;Wir haben bereits 47 Patienten im Rahmen eines ,Expanded access&lsquo;-Programms mit nal-IRI/5-FU/LV behandelt. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Nebenwirkungen sehr &auml;hnlich jenen unter FOLFIRI sind, d.h., wir verzeichnen v.a. Diarrh&ouml; und Erbrechen. Diese Toxizit&auml;ten sind aber mit entsprechenden Begleitma&szlig;nahmen ganz gut managebar.&ldquo; - G. Prager, Wien</p> </div> <h2>Therapie des nicht resektablen Patienten</h2> <p>F&uuml;r eine lange Zeit standen f&uuml;r das nicht resektable Adeno-CA des Pankreas keine effektiven Behandlungsoptionen zur Verf&uuml;gung. Mit der Einf&uuml;hrung von Gemcitabin (Gem) im Jahr 1997 konnte eine zwar signifikante, aber dennoch nur moderate Verl&auml;ngerung des OS vs. den damaligen SOC (&bdquo;standard of care&ldquo;) 5-FU erzielt werden (5,65 vs. 4,41 Monate; p=0,0025).<sup>10</sup> <br />Danach wurden f&uuml;r lange Zeit keine Innovationen verzeichnet, viele Studien fielen negativ aus und/oder die untersuchten Substanzen haben zu keinem zus&auml;tzlichen Benefit gef&uuml;hrt. Im Jahr 2007 wurde mit Gem + Erlotinib die Kombinationsstrategie etabliert, die gegen&uuml;ber einer Gem-Monotherapie zu einer 1-Jahres-OS-Rate von 23 vs. 17 % gef&uuml;hrt hat.<sup>11</sup> Sultana et al<sup>12</sup> haben in einer Metaanalyse die &Uuml;berlegenheit einer Kombination von Gem mit anderen CTx vs. eine Gem-Monotherapie nachgewiesen. <br />In der franz&ouml;sischen Studie ACCORD-11<sup>13</sup> wurde die intensivierte Kombinationsstrategie mit FOLFOXIRI (Oxaliplatin, Irinotecan, Fluorouracil und Leucovorin) vs. Gem als Erstlinientherapie bei Patienten mit metastasiertem Pankreas-CA untersucht. Damit konnte erstmals eine eindeutige Verl&auml;ngerung des OS um mehrere Monate (11,1 vs. 6,8; p &lt;0,0001) erzielt werden. Auch hinsichtlich der objektiven Responserate (31,6 vs. 9,4 % ; p=0,0001), der Krankheitskontrollrate (70,2 vs. 50,9 % ; p=0,0003) und des progressionsfreien &Uuml;berlebens (6,4 vs. 3,3 Monate; p &lt;0,0001) wurde eine signifikante &Uuml;berlegenheit von FOLFOXIRI vs. Gem belegt. Allerdings muss angemerkt werden, dass dieses intensivierte CTx-Schema nur f&uuml;r fitte Patienten &ndash; die Studienteilnehmer wiesen einen ECOG-Performancestatus (PS) von maximal 1 auf &ndash; geeignet ist. &bdquo;Nach 18 Monaten waren im FOLFOXIRI-Arm noch 3x so viele Patienten am Leben wie im Gem-Arm&ldquo;, unterstrich Univ.-Prof. Dr. Gerald Prager die Effektivit&auml;t dieses Schemas. Die intensivierte Strategie ging allerdings auch mit einem entsprechend h&ouml;heren Nebenwirkungsprofil einher, was sich v.a. in einer h&ouml;heren Neutropenierate manifestiert hat (46 vs. 19 % ). <br />Im Jahr 2013 kam erstmalig eine liposomale Formulierung von Paclitaxel (Pac) zur Zulassung, die sich dadurch auszeichnet, dass das von einer Albuminh&uuml;lle umgebene Pac eine bessere Transzytose erm&ouml;glicht und durch Freisetzung der Pac-Partikel im subendothelialen Bereich eine h&ouml;here Bioverf&uuml;gbarkeit gew&auml;hrleistet ist.<sup>14</sup> Gegen&uuml;ber einer Gem-Monotherapie hat die Kombination nab-Pac + Gem in der Studie IMPACT zu einer OS-Verl&auml;ngerung von 2,1 Monaten gef&uuml;hrt (8,7 vs. 6,6 Monate; p &lt;0,001). Relevant ist, dass H&auml;ufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen unabh&auml;ngig vom PS zu Baseline waren. Im Gegensatz zu herk&ouml;mmlichem Paclitaxel waren die unter nab-Pac verzeichneten Neuropathien nach 1&ndash;2 Monaten bereits wieder abgeklungen.<sup>15</sup> &bdquo;Dar&uuml;ber hinaus ist bemerkenswert, dass Patienten mit einem schlechteren Performancestatus, h&ouml;heren CA-19-9-Werten und einer hohen Tumorlast zu Baseline besonders von der Kombination profitiert haben&ldquo;, berichtete Assoc. Prof. PD Dr. Gerald Prager &uuml;ber die Ergebnisse einer Subgruppenanalyse.<sup>15</sup></p> <h2>Stellenwert der Zweitlinientherapie</h2> <p>Analog zu nab-Pac wurde in der Studie NAPOLI-1 nanoliposomales Irinotecan (nal-IRI) gepr&uuml;ft und initial vs. 5-FU/Leucovorin (LV) untersucht. Nachdem bei diesem Design keine signifikanten Unterschiede im OS nachgewiesen werden konnten, wurde mittels Amendment des Studienprotokolls ein dritter Arm bestehend aus nal-IRI + 5-FU/LV hinzugef&uuml;gt. Diese Kombination f&uuml;hrte zu einer signifikanten &Uuml;berlegenheit im prim&auml;ren Endpunkt, dem OS, vs. eine 5-FU/LV-Monotherapie (6,1 vs. 4,2 Monate; p=0,0009) (Abb. 1). Auch hinsichtlich des PFS konnte eine signifikante Verl&auml;ngerung im nal-IRI-Arm verzeichnet werden (3,1 vs. 1,5 Monate; p=0,0001).<sup>16, 17</sup> <br />&bdquo;Wir haben bereits 47 Patienten im Rahmen eines ,Expanded accessʻ-Programms mit nal-IRI/5-FU/LV behandelt. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Nebenwirkungen sehr &auml;hnlich jenen unter FOLFIRI sind, d.h., wir verzeichnen v.a. Diarrh&ouml; und Erbrechen. Diese Toxizit&auml;ten sind aber mit entsprechenden Begleitma&szlig;nahmen ganz gut managebar&ldquo;, berichtete Prof. Prager. Au&szlig;erdem werden unter nal-IRI/5-FU/LV bei ca. 20 % der Patienten Neutropenien der Grade &ge;3 beobachtet.<sup>16, 17</sup></p> <h2>NCCN-Guidelines</h2> <p>Die neue Kombination nal-IRI/5-FU/LV ist bereits in die neuen NCCN-Guidelines<sup>18</sup> aufgenommen worden und wird f&uuml;r Patienten mit einer Gem-basierten Erstlinientherapie als Kategorie-1-Empfehlung angef&uuml;hrt. &bdquo;Erstmalig k&ouml;nnen wir beim metastasierten Pankreaskarzinom von einer Drittlinientherapie sprechen: Es besteht die M&ouml;glichkeit, in der Erstlinie nab-Pac+Gem, in der Zweitlinie nal-IRI+5-FU/LV zu verabreichen. Nachdem diese Patienten bis dahin noch mit keinem Platin behandelt worden sind, kann in der Drittlinie das FOLFOX-Schema zur Anwendung kommen&ldquo;, erl&auml;uterte Prof. Prager die erweiterten Therapieoptionen durch die Einf&uuml;hrung des nal-IRI-Schemas (Abb. 2). <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1606_Weblinks_seite84_1.jpg" alt="" width="" height="" /> <img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1606_Weblinks_seite84_2.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2><span style="font-size: 70 % ;">Fallbeispiel 1</span><br />Neoadjuvante Therapie beim lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom</h2> <p><strong>Patientenpr&auml;sentation </strong><br /> Eine 61-j&auml;hrige Patientin ohne einschl&auml;gige Familienanamnese hinsichtlich eines Pankreas-CA und ohne Komorbidit&auml;ten wurde zwecks Abkl&auml;rung einer milden akuten Pankreatitis im Krankenhaus der Elisabethinen vorstellig.</p> <p><strong>Diagnose</strong><br /> Die CA-19-9-Werte waren mit 2.703U/ml enorm erh&ouml;ht (Befundung vom 12. Februar 2016). In der CT-Bildgebung fanden sich ein Tumor mit diffus begrenzter Struktur im Bereich des Pankreascorpus sowie ein Leberherd im Segment IV. Eine Abgrenzung zum Truncus coeliacus und zur A. hepatica sinistra war nicht m&ouml;glich. Die Tumorausbreitung war unklar. Daraufhin wurde eine perkutane Stanzbiopsie durchgef&uuml;hrt, die zur Diagnose eines ein wenig differenzierten Adeno-CA des Pankreas f&uuml;hrte. Eine zweimalige Biopsie des Leberherdes fiel negativ aus, es lag kein Nachweis f&uuml;r eine Fern&shy;metastasierung vor.</p> <p><strong>Therapie</strong><br /> Aufgrund des lokal fortgeschrittenen Befundes wurde im Tumorboard die Entscheidung f&uuml;r die Gabe einer neoadjuvanten Chemotherapie mit FOLFIRINOX f&uuml;r 3 Zyklen getroffen. Beim Restaging am 22. Juni 2016 waren die CA-19-9-Spiegel auf 65U/l gefallen, die OP wurde am 26. Juni 2016 durchgef&uuml;hrt: Dabei erfolgte eine erweiterte Linksresektion einschlie&szlig;lich einer Splenektomie und einer Cholezystektomie. Die Schichtfindung bei der Lymphadenektomie, der Pr&auml;paration im Ligamentum hepatoduodenale und v.a. bei der A. hepatica communis gestaltete sich als m&uuml;hsam. Die Lymphadenektomie wurde im Bereich des Ligaments die A. hepatica communis und den Truncus coeliacus entlang hinunter bis zur Aorta durchgef&uuml;hrt. Makroskopisch war der Tumor bis links lateral an die V. portae ausgedehnt, der Pankreaskopf war makroskopisch frei &ndash; es erfolgte eine Linksresektion unter Mitnahme eines Teils des Pankreaskopfes; der Schnellschnitt des Pankreaskopfresektionsrandes wurde als negativ befundet. Abschlie&szlig;end wurde die Pankreasresektionsfl&auml;che &uuml;bern&auml;ht, geklebt und mit einer Drainage versorgt.</p> <p><strong>Histologischer Befund</strong><br /> Die Histologie ergab folgende Einstufung: ypT3, ypN1 (2/33 Lymphknoten waren befallen), R0, L1, Pn1, G3, womit ein wenig differenziertes Karzinom vorlag. Die maximale Tumorausdehnung am Schnitt lag bei 15mm, der negative Resektionsrand konnte best&auml;tigt werden. Die Response auf die CTx wurde als moderat beurteilt (Regressionsgrad 2). Im Restparenchym fand sich eine Low-Grade-PanIN (&bdquo;pancreatic intraepithelial neoplasia&ldquo;). Es lag eine ausgedehnte Fibrosierung um die Gef&auml;&szlig;e vor.</p> <p><strong>Postoperativer Verlauf</strong><br /> Der postoperative Verlauf ist als komplikationslos zu beurteilen. Die Drainamylase wurde regelm&auml;&szlig;ig bestimmt und lag bei maximal 152U/l. Die Patientin konnte an Tag 7 nach der OP entlassen werden. Im Tumorboard wurde daraufhin die Gabe von 3 weiteren FOLFIRINOX-Zyklen beschlossen. Zum Zeitpunkt der Pr&auml;sentation berichtete Prof. F&uuml;gger &uuml;ber einen sehr guten AZ der Patientin, die CTx wurde gut vertragen.</p> <p><strong>Univ.-Prof. Dr. Reinhold F&uuml;gger, Krankenhaus der Elisabethinen, Linz </strong></p> <h2><span style="font-size: 70 % ;">Fallbeispiel 2</span><br />Neoadjuvante Therapie beim lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinom</h2> <p><strong>Patientenpr&auml;sentation und Anamnese</strong><br /> Ein 64-j&auml;hriger Patient mit reduziertem AZ wurde zwecks Abkl&auml;rung eines Megacholedochus und ausgepr&auml;gter intrahepatischer Cholestasezeichen bei V.a. eine Raumforderung im Bereich des Pankreaskopfes im M&auml;rz 2012 an das Universit&auml;tsklinikum St. P&ouml;lten transferiert. Das Bilirubin lag bei 9mg/dl. Der Patient war zuvor aufgrund eines schmerzlosen Ikterus, heller St&uuml;hle und einer Manifestation eines Diabetes mellitus in einem anderen Krankenhaus station&auml;r aufgenommen worden. Anamnestisch liegen ein St.p. Billroth-II-Resektion aufgrund eines Ulkus und ein St.p. Cholezystektomie vor. Der Patient weist multiple Komorbidit&auml;ten &ndash; eine Hypertonie, einen chronischen Verschluss der distalen Aorta und der A. iliaca communis beidseits sowie eine COPD &ndash; auf.</p> <p><strong>Diagnose</strong><br /> Bei der Aufnahme im Universit&auml;tsklinikum St. P&ouml;lten lag das CA-19-9 bei 813,3U/l. Im Rahmen der ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie) erfolgte das Setzen eines 2er-Plastikstents in den stenosierten Ductus hepaticus communis. Bei der histologischen Befundung wurden karzinomat&ouml;se Epithelzellen detektiert. In Zusammenschau mit der Klinik wurde der V.a. das Vorliegen eines invasiv wachsenden Adenokarzinoms der Gallenwege oder des Pankreas ge&auml;u&szlig;ert. Im PET-CT vom 30. M&auml;rz 2012 wurde ein malignomsuspekter Hypermetabolismus im Bereich des Pankreaskopfes nachgewiesen. Es wurde die Diagnose eines prim&auml;r &bdquo;borderline&ldquo; resektablen Pankreas-CA mit Veneninfiltration (V. portae und A. mesenterica superior) gestellt.</p> <p><strong>Therapie</strong><br /> Im Tumorboard wurde die Entscheidung f&uuml;r die Verabreichung einer neoadjuvanten Radio-CTx getroffen. Nach 3 Zyklen Gemcitabin (1.000mg/m&sup2;) erfolgte ein Transfer ins AKH Wien zwecks Applikation der Strahlentherapie. Dabei handelte es sich um eine CT-gest&uuml;tzte Radiotherapie mit einer Gesamtdosis von 30Gy (Einzeldosis 3Gy) im Bereich der erweiterten Tumorregion, anschlie&szlig;end wurde unter Feldverkleinerung eine stereotaktische Radiotherapie mit 21Gy (3 Fraktionen &agrave; 7 Gy) durchgef&uuml;hrt. Die Gemcitabin-CTx wurde konkomitant in einer Dosierung von 400mg/m&sup2; fortgesetzt. Die Therapie wurde seitens des Patienten gut toleriert. Bei der CT-Untersuchung des Abdomens am 16. Mai 2012 wurde ein gutes Ansprechen best&auml;tigt, die CA-19-9-Spiegel waren auf 151,3U/l gesunken. Daraufhin wurde entschieden, die Gemcitabin-Therapie mit 1.000mg/m&sup2; ambulant fortzusetzen. Die CTx wurde am 19. Juni 2012 beendet. Im PET-CT vom 16. Juli wurde metabolisch eine deutliche Befundverbesserung festgestellt, die Raumforderung war deutlich verkleinert, jedoch schwer abgrenzbar. <br />Am 1. August 2012 wurde eine erweiterte Duodenopankreatektomie einschlie&szlig;lich einer kompletten Lymphadenektomie und Resektion der Pfortader auf einer Strecke von 4cm und End-zu-End-Anastomose der Vena mesenterica superior mit der Vena portae durchgef&uuml;hrt. Der histologische Befund ergab ein invasiv wachsendes dr&uuml;senbildendes Karzinom G2, pT3, L0, V0, pN0 (0/25), Mx, R1 (oberfl&auml;chenbildend im Gebiet um die Pfortader) mit perineuralen Lymphscheideneinbr&uuml;chen sowie eine chronische Pankreatitis.</p> <p><strong>Postoperativer Verlauf</strong><br /> Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Bei einer neuerlichen Vorstellung im Tumorboard wurde entschieden, die CTx mit Gemcitabin (1.000mg/m&sup2;) fortzusetzen, aufgrund einer Verschlechterung des AZ wurde die Therapie jedoch nach einem Zyklus abgebrochen. In der CT-Bildgebung vom 30. November 2012 zeigte sich eine teilverschlossene Pfortader mit Kollateralisierung, dar&uuml;ber hinaus hatte der Patient einen Aszites entwickelt. Er wurde auf eine parenterale Ern&auml;hrung umgestellt. Bei der Kontrolluntersuchung am 11. Februar 2013 wies der Patient einen guten AZ auf, der Aszites hatte sich zur&uuml;ckgebildet. Auch bei einer neuerlichen Kontrolle im Mai 2013 wurde eindeutig eine klinische R&uuml;ckbildung des Aszites best&auml;tigt. In der CT-Kontrolluntersuchung fand sich intraabdominell kein Hinweis auf ein Rezidiv. Bei der letzten Kontrolle im Juni 2016 lag ebenfalls kein Hinweis auf ein Rezidiv vor.</p> <p><strong>Univ.-Prof. Dr. Peter G&ouml;tzinger, Universit&auml;tsklinikum St. P&ouml;lten </strong></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> de Angelis R et al: Lancet Oncol 2014; 15: 23-34 <strong>2</strong> Lepage C et al: Eur J Cancer 2015; 51: 2169-78 <strong>3</strong> <a href="http://www.abcsg.at/die-abcsg/task-force-pankreas/" target="_blank">http://www.abcsg.at/die-abcsg/task-force-pankreas/</a> <strong>4</strong> Cucchetti A et al: Pancreatology 2016; 16: 449-53 <strong>5</strong> Ansari D et al: World J Gastroenterol 2015; 21: 3157-65 <strong>6</strong> Barreto SG, Windsor JA: Lancet Oncol 2016; 17: e118-24 <strong>7</strong> Bockhorn M et al: Surgery 2014; 155: 977-88 <strong>8</strong> Gockel I et al: World J Surg Oncol 2007; 5: 44 <strong>9</strong> Tachezy M et al: Surgery 2016; 160: 136-44 <strong>10</strong> Burris H et al: J Clin Oncol 1997; 15: 2403-13 <strong>11</strong> Moore M et al: J Clin Oncol 2007; 25: 1960-6 <strong>12</strong> Sultana A et al: J Clin Oncol 2007; 25: 2607-15 <strong>13</strong> Conroy J et al: N Engl J Med 2011; 364: 1817-25 <strong>14</strong> Desai N et al: Clin Cancer Res 2006; 12: 1317-24 <strong>15</strong> Goldstein D et al: J Natl Cancer Inst 2015; doi: 10.1093/jnci/dju413 <strong>16</strong> Von Hoff D et al: Ann Oncol 2014; 25(Suppl 2): 105-6 (Abstract O-0003) <strong>17</strong> Chen LT et al: ASCO GI 2015; Abstract #234 <strong>18</strong> NCCN-Guidelines V 1.2016, <a href="https://www.nccn.org/professionals/physician_gls/f_guidelines.asp" target="_blank">https://www.nccn.org/professionals/physician_gls/f_guidelines.asp</a></p> </div> </p>
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