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Tumorchirurgie beim Mammakarzinom

Resektionsränder – ein ewiges Thema oder alles klar?

<p class="article-intro">Eine von drei Frauen mit einem Mammakarzinom ist nach einer brusterhaltenden Operation Kandidatin für eine Nachresektion. Aktuelle Empfehlungen können zur Optimierung der Therapie herangezogen werden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Optimale Resektionsr&auml;nder beim invasiven Mammakarzinom: Negative Resektionsr&auml;nder, definiert als &bdquo;keine Tusche am Tumor&ldquo;, wirken sich g&uuml;nstig auf das Risiko eines Lokalrezidivs aus. Breitere Resektionsr&auml;nder haben keinen signifikanten Einfluss auf eine Reduktion des Risikos f&uuml;r ein Lokalrezidiv.</li> <li>Optimale Resektionsr&auml;nder beim DCIS: Resektionsr&auml;nder von zumindest 2mm f&uuml;hren zur Verringerung des Risikos f&uuml;r ein Lokalrezidiv in Relation zu schm&auml;leren Resektionsr&auml;ndern nach brusterhaltender Therapie und Strahlentherapie.</li> </ul> </div> <p>In einer l&auml;ngeren Beobachtungszeit zeigte sich, dass das Auftreten eines Lokalrezidivs nach Therapie eines invasiven Mammakarzinoms mit einem k&uuml;rzeren &Uuml;berleben assoziiert ist<sup>1</sup> und dass das Risiko f&uuml;r ein Lokalrezidiv bei positiven Resektionsr&auml;ndern (Tusche auf den Tumorzellen des Resektionsrandes) steigt.<sup>2</sup></p> <h2>Resektionsr&auml;nder beim invasiven Mammakarzinom</h2> <p>Der optimale Resektionsrand bei invasivem Mammakarzinom nach brusterhaltender Operation und adjuvanter Strahlentherapie wurde jedoch bisher nicht definiert. In einer Metaanalyse von 33 Studien mit insgesamt 28.162 Patienten wurde diese Frage untersucht.<sup>3</sup> Nach einem medianen Follow-up von 6,6 Jahren betrug die Rate der ipsilateralen Rezidive des Mammakarzinoms (&bdquo;ipsilateral breast tumor recurrence&ldquo;, IBTR) 5,3 % . Das erste statistische Modell zeigte, dass der Resektionsrandstatus (positiv vs. negativ) und nicht der Resektionsrandabstand mit einer statistisch signifikanten Reduktion des Lokalrezidivs verbunden ist. Ein positiver Resektionsrandstatus war mit einem auf das Zweifache erh&ouml;hten Risiko eines Lokalrezidivs assoziiert (Tab. 1, 2). <br />In einem zweiten Modell hat sich dieses Ergebnis best&auml;tigt. Au&szlig;erdem zeigte sich, dass weder ein 2mm noch ein 5mm breiter Resektionsrand im Vergleich zum 1mm breiten Resektionsrand zu einer statistisch signifikanten Reduktion des Risikos f&uuml;r ein Lokalrezidiv f&uuml;hren. Im Speziellen betr&auml;gt die absolute Reduktion des Risikos f&uuml;r ein Lokalrezidiv bei einem 5mm breiten Resektionsrand 1 bis 2 % ; ein Wert, der ohne klinische Bedeutung ist (Tab. 3). <br />Im Consensus Statement der Society of Surgical Oncology und der American Society for Radiation Oncology<sup>4</sup> wurde mit einem hohen Evidenzgrad festgehalten:</p> <ul> <li> <p><strong>Positive Resektionsr&auml;nder, &bdquo;ink on tumor&ldquo;</strong> (Tusche auf den Tumorzellen des Resektionsrandes, invasiv oder intraduktal) sind mit einem &gt;2-fach erh&ouml;hten Risiko eines Lokalrezidivs verbunden. Dieses Risiko kann nicht durch eine adjuvante systemische Therapie, Strahlentherapie oder durch einen g&uuml;nstigen biologischen Subtyp beeinflusst werden.</p> </li> <li> <p><strong> Negative Resektionsr&auml;nder</strong> (keine Tusche auf den Tumorzellen) wirken sich g&uuml;nstig auf das Lokalrezidivrisiko aus. Breitere Resektionsr&auml;nder haben keinen signifikanten Einfluss auf eine Reduktion des Risikos f&uuml;r ein Lokalrezidiv.</p> </li> </ul> <p>Basierend auf einer geringeren Evidenz wurde zus&auml;tzlich empfohlen:</p> <ul> <li> <p><strong> Breitere Resektionsr&auml;nder</strong> als &bdquo;no ink on tumor&ldquo; sind nicht indiziert bei ung&uuml;nstigem biologischem Subtyp, jungem Alter, lobul&auml;rer Histologie oder ausgedehnter intraduktaler Komponente.</p> </li> </ul> <p>Limitierende Faktoren f&uuml;r die Interpretation der Ergebnisse sind einerseits technische Aspekte in der Verarbeitung des resezierten Gewebes (Artefakte, Variabilit&auml;t der Resektionsrandanalyse) und andererseits Aspekte der Methodik (vorwiegend retrospektive Daten, kein prospektiver Vergleich zwischen 1mm-Resektionsrand vs. &bdquo;no ink on tumor&ldquo;). <img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Gyn_1606_Weblinks_seite8.jpg" alt="" width="1400" height="758" /></p> <h2>Die Situation beim intraduktalen Carcinoma in situ</h2> <p>Eine &auml;hnliche Problematik besteht nach der Diagnose eines intraduktalen Carcinoma in situ (DCIS). Es ist bekannt, dass eine von drei Patientinnen nach brusterhaltender Therapie eine Nachresektion erhalten wird, da ein positiver Resektionsrand das Lokalrezidivrisiko signifikant erh&ouml;ht; im Speziellen sind 50 % der Lokalrezidive invasive Mammakarzinome.<sup>5, 6</sup> Eine Reduktion des IBTR (nicht der Mortalit&auml;t) um 2,5 % kann durch die adjuvante Strahlentherapie erreicht werden. <br />In einer aktuellen Metaanalyse von 20 Studien mit einer Anzahl von 7.883 Patienten wurden die optimalen Resektionsr&auml;nder beim DCIS nach brusterhaltender Therapie untersucht. Etwa 70 % der Patientinnen hatten eine Strahlentherapie. Nach einem medianen Follow-up von 6,7 Jahren betrug die Rate des IBTR 8,3 % .<sup>7</sup> Positive Resektionsr&auml;nder waren definiert als 0mm-R&auml;nder (&bdquo;ink on tumor&ldquo;), negative Resektionsr&auml;nder als &gt;0mm (&bdquo;no ink on tumor&ldquo;). Das relative Risiko eines IBTR bei Resektionsr&auml;ndern von 2mm und 10mm verglichen mit positiven Resektionsr&auml;ndern war 0,99 (95 % CI: 0,61&ndash;1,64), ohne statistische Signifikanz. Der Vergleich von 2mm vs. 0 oder 1mm hat jedoch eine signifikante Reduktion des Risikos f&uuml;r IBTR gezeigt (OR 0,51; 95 % CI: 0,31&ndash;0,85; p=0,01; Tab. 4) <br />Im Consensus Statement der Society of Surgical Oncology, der American Society for Radiation Oncology und der American Society of Clinical Oncology<sup>8</sup> wurde mit einem hohen Evidenzgrad festgestellt:</p> <ul> <li> <p><strong>Positive Resektionsr&auml;nder</strong> (&bdquo;ink on DCIS&ldquo;) sind mit einem signifikanten Risiko eines Lokalrezidivs assoziiert.</p> </li> <li> <p><strong> Eine brusterhaltende Therapie ohne Strahlentherapie</strong> ist mit einem erh&ouml;hten Risiko eines Lokalrezidivs assoziiert (unabh&auml;ngig vom Resektionsrand) im Vergleich zur Resektion mit nachfolgender Strahlentherapie (auch bei Low-Risk-DCIS).</p> </li> <li> <p><strong>Negative Resektionsr&auml;nder</strong> (zumindest 2mm) f&uuml;hren zu einem geringeren Risiko eines Lokalrezidivs in Relation zu schm&auml;leren Resektionsr&auml;ndern nach brusterhaltender Therapie und Strahlentherapie.</p> </li> </ul> <p>Auch hier sind die Heterogenit&auml;t in der Gewebeverarbeitung und die retrospektive Datenanalyse bei der Interpretation der Ergebnisse zu ber&uuml;cksichtigen, wenn es um die Auswahl einer optimalen individuellen Therapie geht.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>F&uuml;r die optimale individuelle Therapie sollten sowohl die Ergebnisse der Metaanalysen als auch die deren Interpretation limitierenden Aspekte ber&uuml;cksichtigt werden.</p> </div> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2016_Jatros_Gyn_1606_Weblinks_seite9.jpg" alt="" width="1400" height="704" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Clarke M et al: Effects of radiotherapy and of differences in the extent of surgery for early breast cancer on local recurrence and 15-year survival: an overview of the randomised trials. Lancet 2005; 366: 2087-106 <strong>2</strong> Houssami N et al: Meta-analysis of the impact of surgical margins on local recurrence in women with early-stage invasive breast cancer treated with breast-conserving therapy. Eur J Cancer 2010; 46: 3219-32 <strong>3</strong> Houssami N et al: The association of surgical margins and local recurrence in women with early stage invasive breast cancer treated with breast conserving therapy: a metaanalysis. Ann Surg Oncol 2010; 46: 3219-32 <strong>4</strong> Moran MS et al: Society of Surgical Oncology &ndash; American Society for Radiation Oncology Consensus Guideline on margins for breast-conserving surgery with whole-breast irradiation in stages I and II invasive breast cancer. J Clin Oncol 2014; 32: 1507-15 <strong>5</strong> Narod SA et al: Breast cancer mortality after a diagnosis of ductal carcinoma in situ. JAMA Oncol 2015; 1: 888-96 <strong>6</strong> Morrow M et al: Surgeon recommendations and receipt of mastectomy for treatment of breast cancer. JAMA 2009; 302: 1551-6 <strong>7</strong> Marinovich ML et al: The association of surgical margins and local recurrence in women with ductal carcinoma in situ treated with breast-conserving therapy: a meta-analysis. Ann Surg Oncol 2016; 23: 3811-21 <strong>8</strong> Morrow M et al: Society of Surgical Oncology &ndash; American Society for Radiation Oncology &ndash; American Society of Clinical Oncology Consensus Guideline on margins for breast-conserving surgery with whole-breast irradiation in ductal carcinoma in situ. J Clin Oncol 2016; Epub ahead of print (DOI: 10.1200/JCO.2016.68.3573)</p> </div> </p>
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