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Fallbericht polyartikuläre Gicht

Was tun, wenn alles versagt bzw. vieles nicht gegeben werden kann?

<p class="article-intro">Im Folgenden wird der Fall eines Patienten vorgestellt, bei dem aufgrund einer polyartikulären Gicht rezidivierende arthritische Schübe auftraten, zusätzlich litt der Patient unter einer Reihe an Komorbiditäten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_DAM_Allgemeinm_1609_Weblinks_seite18.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Anamnese</h2> <p>Bei einem 54-j&auml;hrigen Mann wurde 2014 bei einer klinisch vorliegenden seronegativen Polyarthritis unter der Verdachtsdiagnose einer Pfropfpolyarthritis vom Hausarzt eine systemische Steroidtherapie eingeleitet, wovon der Patient prompt profitierte; die daraufhin etablierte Basistherapie mit Methotrexat (MTX) f&uuml;hrte aber nicht zu der gew&uuml;nschten Steroideinsparung, sondern es waren trotz MTX Steroiddosen von mind. 10mg Prednisolon&auml;quivalent (P&Auml;) t&auml;glich zur Schub- und Schmerzkontrolle notwendig. Deswegen wurde der Patient 2015 erstmalig rheumatologisch vorgestellt, wobei die Diagnose der Polyarthritis anhand von Anamnese, Gelenksstatus, Nativr&ouml;ntgen und Gelenkssonografie im Sinne einer polyartikul&auml;ren Gicht pr&auml;zisiert wurde. Bei genauer Befragung gab der Patient an, bereits anamnestisch immer wieder phasenweise Allopurinol aufgrund einer Hyperurik&auml;mie eingenommen und vor Jahren auch schon Podagrasch&uuml;be gehabt zu haben.</p> <h2>Therapieverlauf</h2> <p>Die Basistherapie mit MTX wurde beendet, zus&auml;tzlich zum Steroid wurden neuerlich Allopurinol und auch Colchicin etabliert. Trotzdem kam es auch weiterhin zu anhaltenden Arthritissch&uuml;ben mit multiplen Gelenksschwellungen (zwischen 6 und 13 geschwollene Gelenke). Bei einem Harn&shy;s&auml;ure(HS)-Wert von 7,0mg/dl wurde Allopurinol zun&auml;chst von 300mg auf 400mg Tagesdosis gesteigert, bei gleichbleibender HS in der Kontrolle wurde dann aber auf Febuxos&shy;tat 80mg gewechselt &ndash; darunter fiel die HS auf 4,65mg/dl ab, allerdings erlitt der Patient nach wie vor arthritische Sch&uuml;be trotz einer Steroid&shy;dosis von 10mg P&Auml;. Der Patient litt an mehreren Begleiterkrankungen: Erw&auml;hnt werden soll ein Diabetes mellitus Typ 2, di&auml;tetisch und mit Metformin eingestellt, der sich unter der mittlerweile aufgrund der Schubh&auml;ufigkeit kontinuierlichen Steroidtherapie verschlechterte: das HbA1c stieg auf 7,2 % an. Zus&auml;tzlich bestand eine arterielle Hypertonie, die unter den auch notwendigen begleitenden NSAR &auml;u&szlig;erst schlecht einzustellen war. Somit war der Patient schmerzgeplagt, litt unter klinisch und laborchemisch feststellbaren Entz&uuml;ndungsvorg&auml;ngen mit rezidivierenden polyartikul&auml;ren Arthritis-urica-Sch&uuml;ben und war au&szlig;erdem, was die internistischen Komorbidit&auml;ten betrifft, schlecht eingestellt.</p> <p>Nach genauer Evaluierung ergab sich somit der seltene Fall der Indikation f&uuml;r eine Interleukin-1(IL-1)-Blockade (mehr als 3 Gichtsch&uuml;be im Jahr, unzureichende Wirkung von NSAR und Colchicin bzw. systemischen Steroiden mit negativer Auswirkung dieser Therapien auf die begleitenden internistischen Komorbidit&auml;ten), sodass bei der zust&auml;ndigen Krankenkasse ein Antrag auf Bewilligung einer Injektion mit Canakinumab 150mg gestellt wurde. Nach Nachfrage des chef&auml;rztlichen Dienstes und neuerlicher genauer Begr&uuml;ndung erfolgte schlie&szlig;lich die Bewilligung und einmalige Applikation des Pr&auml;parates.</p> <p>Der Patient berichtete bereits 3 Tage sp&auml;ter &uuml;ber eine rasche Besserung der Polyarthritis und &uuml;ber eine deutliche Schmerzreduktion. Im weiteren Verlauf konnte zun&auml;chst die systemische Steroiddosis kontinuierlich jede Woche um 2,5mg P&Auml; reduziert werden, nach 10 Wochen konnte die Steroidtherapie ganz beendet werden. Colchicin wurde als Schubprophylaxe mit 0,372mg, 1&ndash;0&ndash;1, beibehalten, Febuxostat war in einer Dosierung von 80mg t&auml;glich als Urikostatikum ausreichend (HS 4,42mg/dl). NSAR waren nach 10 Wochen nur mehr bei Bedarf notwendig.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>F&uuml;r die schwere schubhafte Gicht, die unter NSAR, Steroiden und Colchicin nicht ausreichend einzustellen ist, bzw. wenn Komorbidit&auml;ten vorliegen, bei denen diese Therapien kontraindiziert oder hinsichtlich der Dosis oder der zeitlichen Anwendung limitiert sind, ist Canakinumab 150mg s.c. als Einmalinjektion (nach fach&auml;rztlicher Verschreibung) zugelassen. Canakinumab, ein IL-1&beta;-Antagonist, ist prim&auml;r f&uuml;r die Therapie von Cryopyrin-assoziierten periodischen Fiebersyndromen (CAPS) wie z.B. dem Muckle-Wells-Syndrom oder dem schweren famili&auml;ren autoinflammatorischen K&auml;ltesyndrom (FCAS) etc. zugelassen. Der Einsatz bei der schweren, therapierefrakt&auml;ren Gichtarthritis ist die Ausnahme. Canakinumab erwies sich in diesem speziellen, die Verschreibungsrichtlinien f&uuml;r dieses sehr teure Pr&auml;parat erf&uuml;llenden Fall einer Arthritis urica als effiziente und sichere Therapie. Eine neuerliche Applikation ist laut Verschreibungsrichtlinien fr&uuml;hes&shy;tens 12 Wochen nach Erst&shy;applikation m&ouml;glich.</p> </div></p>
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