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Nachwuchsförderung

Klinik und Forschung auch in Zukunft unter einen Hut bringen

<p class="article-intro">Der Wissenszuwachs in der Onkologie ist enorm, die Behandlungsoptionen werden immer komplexer und spezieller. Aufgrund dieser fachinhärenten Herausforderungen ist es besonders wichtig, die Onkologie auch dem medizinischen Nachwuchs schmackhaft zu machen. Wir sprachen mit Dr. Christoph Suppan über seinen persönlichen Werdegang und wie angehende Onkologen seiner Meinung nach am besten ausgebildet und gefördert werden können.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Warum haben Sie sich f&uuml;r das Fach der Onkologie entschieden?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Als ich 2012 mit dem Turnus in Linz begonnen habe, war die erste Station, die mir zugeteilt wurde, die H&auml;matoonkologie. Die Entscheidung fiel also eigentlich zuf&auml;llig. Von Anfang an war die Arbeit mit den Patienten irgendwie anders, als ich das zuvor von anderen Abteilungen kannte. Au&szlig;erdem hat mir das Onkologie-Team in Linz sehr gut gefallen und dadurch bin ich ziemlich schnell in das Fach hineingewachsen. Im Rahmen des Turnus arbeitete ich etwa 6 Monate auf der H&auml;matoonkologie-Station. Im Anschluss habe ich im Zuge des weiteren Turnus auf anderen Stationen bemerkt, dass ich eigentlich nichts anderes als Onkologie machen m&ouml;chte. In Linz hatte ich Holger Rumpold als Unterst&uuml;tzer. Er war damals mein Mentor und gab mir den Rat, an eine Uniklinik zu wechseln. Schlussendlich habe ich mich, weil ich auch schon in Graz studiert habe, dort auf der klinischen Abteilung f&uuml;r Onkologie beworben und bin seitdem dort t&auml;tig.</p> <p><strong>Welche Herausforderungen birgt das onkologische Fach?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Ein Aspekt ist, dass man nat&uuml;rlich mit den Schicksalsschl&auml;gen von den unterschiedlichsten Menschen konfrontiert ist &ndash; das ist einerseits nat&uuml;rlich schwierig. Andererseits bekommt man von den Patienten im Zuge der Beratung und Betreuung aber sehr viel zur&uuml;ck. Es gibt auch viele sch&ouml;ne Momente, wenn Patienten die Krankheit hinter sich lassen k&ouml;nnen und doch in gewisser Weise besiegen. Oder wenn Patienten bei langen Verl&auml;ufen gut mit der Krankheit leben k&ouml;nnen. F&uuml;r mich pers&ouml;nlich &uuml;berwiegt insgesamt das Positive und ich finde es bereichernd &ndash; ansonsten k&ouml;nnte ich mir diesen Beruf auf die Dauer nicht vorstellen.<br /> Das Besondere am Fach Onkologie ist, dass es sehr dynamisch ist. Es tut sich enorm viel bei den verf&uuml;gbaren Therapieoptionen. Ich finde es sehr spannend, dass man st&auml;ndig am Ball bleiben und Neues dazulernen muss, um am aktuellen Stand zu sein. Das macht f&uuml;r mich das Fach aus.</p> <p><strong>Auf welche Teilgebiete der Onkologie haben Sie sich spezialisiert?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Ich besch&auml;ftige mich haupts&auml;chlich mit dem Mammakarzinom, weil es f&uuml;r mich anfangs wissenschaftlich am interessantesten war, und &uuml;ber die wissenschaftlichen Kompetenzen bin ich dann immer mehr in die klinischen Bereiche hineingekommen. Unsere Abteilung ist eine rein onkologische Abteilung ohne H&auml;matologie. Nat&uuml;rlich m&uuml;ssen wir &uuml;ber die Behandlung aller onkologischen Entit&auml;ten auf dem aktuellen Stand sein. Aber wir versuchen, dass jene Kollegen, die sich auf bestimmte Teilgebiete spezialisiert haben, vorrangig die entsprechenden Patienten betreuen. Wir haben bereits vor einigen Jahren begonnen, Tumor-Teams zu bilden, in denen wir uns haupts&auml;chlich mit 1&ndash;2 Entit&auml;ten besch&auml;ftigen. Dadurch ist es inzwischen so, dass ich viele Patientinnen mit Mammakarzinom betreue. Aber nat&uuml;rlich muss ich auch bei der Behandlung des Kolon-, Lungen- oder Nierenzellkarzinoms auf dem aktuellen Stand sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns untereinander austauschen und im Team absprechen.</p> <p><strong>Die Komplexit&auml;t der Behandlungen und die Subspezialisierungen nehmen immer mehr zu. Wie wird es Ihrer Meinung nach auch in Zukunft m&ouml;glich sein, alle Teilgebiete der Onkologie mit gut ausgebildetem Nachwuchs zu versorgen?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Es ist nat&uuml;rlich nicht immer einfach, den medizinischen Nachwuchs f&uuml;r das onkologische Fach zu begeistern. F&uuml;r uns in der Uniklinik ist es etwas einfacher, weil wir durch die Vorlesungen schon direkt mit den Studenten im Kontakt sind. Wir laden sie ein, zum Beispiel im Rahmen von Diplomarbeiten mitzuarbeiten. So kommen immer wieder Junge nach, die sehr motiviert sind und sich bewerben. Auch in der &Ouml;sterreichischen Gesellschaft f&uuml;r H&auml;matologie &amp; Medizinische Onkologie (OeGHO) gibt es in dieser Hinsicht Ambitionen, so k&ouml;nnen die Studenten kostenlos an den Tagungen teilnehmen und in das Fach reinschnuppern. Das ist auch der richtige Weg, beim Nachwuchs Interesse an der Onkologie zu wecken.<br /> Am Anfang ist es f&uuml;r Junge immer schwierig, in das Fach hineinzuwachsen, weil man nat&uuml;rlich mit allem &uuml;berfordert ist. Bei den meisten ist es so, dass sie sich zu Beginn mit einer Entit&auml;t intensiv besch&auml;ftigen. Die meisten kommen dazu &uuml;ber die wissenschaftlichen Interessen. In diesem Spezialgebiet bildet man sich aus und dies stellt quasi einen Anker dar, w&auml;hrend die allgemeine Ausbildung nebenbei weiterl&auml;uft. F&uuml;r uns ist es aber momentan gar nicht so schwierig, den Nachwuchs zu rekrutieren.<br /> Aus meiner Sicht stellt sich generell die Frage, wie sich die Onkologie in Zukunft entwickeln wird. Neue Therapieoptionen, wie etwa Immuntherapien, stellen uns vor ganz neue Herausforderungen, die sehr oft eine internistische &Uuml;berwachung ben&ouml;tigen. Manche operative F&auml;cher, die nur teilweise Krebspatienten behandeln, sto&szlig;en hier verst&auml;ndlicherweise schnell an ihre Grenzen.</p> <p><strong>Was braucht es Ihrer Meinung nach im Fortbildungsbereich, um bei allen Behandlungsoptionen immer auf dem aktuellen Stand zu sein, speziell im Hinblick auf den Nachwuchs?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> In Graz haben wir wie in anderen St&auml;dten oft Fortbildungen, die man besuchen sollte und die meistens abends nach der regul&auml;ren Arbeitszeit stattfinden. Das ist nicht immer einfach. In Spitzenzeiten bzw. nach gr&ouml;&szlig;eren Kongressen sind das oft 2&ndash;3 Veranstaltungen in der Woche, was schwer mit dem normalen Alltag zu vereinbaren ist. Dann gibt es nat&uuml;rlich auch spannende Fortbildungen in anderen Bundesl&auml;ndern, die man besuchen m&ouml;chte und die oft ebenfalls w&auml;hrend der Woche am Abend stattfinden. Wenn es beispielsweise in Wien eine gro&szlig;e Veranstaltung gibt, ist es f&uuml;r uns in Graz dann aber schon schwierig, unter der Woche daran teilzunehmen. Deswegen glaube ich, dass es wichtig ist, dass in Zukunft mehr Fortbildungen virtuell stattfinden. Gerade jetzt in der Coronakrise hat sich diesbez&uuml;glich innerhalb k&uuml;rzester Zeit enorm viel getan und viele Kongresse werden bereits virtuell abgehalten. Das halte ich f&uuml;r ein sehr wichtiges Tool und das sollte auch nach der Krise weiter ausgebaut werden. Etwas schwierig bei dieser Art der Fortbildung sind die Diskussion und vor allem das Netzwerken, das aber von gro&szlig;er Bedeutung ist. Vonseiten der OeGHO gibt es einen Workshop, den OnConnect, mit dem versucht wird, den onkologischen Nachwuchs zu f&ouml;rdern und die Jungen mit den Erfahreneren zu vernetzen. Es gibt also seit einiger Zeit vermehrt Ambitionen, die J&uuml;ngeren zu f&ouml;rdern und auch mehr in die Entscheidungen einzubinden &ndash; nicht nur von der OeGHO, sondern auch von der Austrian Breast &amp; Colorectal Cancer Study Group (ABCSG), in der eine eigene Task Force &bdquo;FutureNow&ldquo; gegr&uuml;ndet wurde, die auch im Vorstand vertreten ist.</p> <p><strong>Welche F&ouml;rderungsprogramme gibt es f&uuml;r talentierte Nachwuchsmediziner derzeit?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Es gibt verschiedenste Stipendien der OeGHO, um die man sich regelm&auml;&szlig;ig bewerben kann. Man reicht Projekte ein, und wenn man Gl&uuml;ck hat, gewinnt man einen F&ouml;rderungspreis und kann dann mit dem Stipendium weiterarbeiten. Das ist meiner Meinung nach die beste Form der Talentf&ouml;rderung, weil so diejenigen beg&uuml;nstigt werden, die Ideen haben und sich engagieren. In &auml;hnlicher Form wird das auch von der ABCSG angeboten.</p> <p><strong>Gibt es an Ihrer Abteilung ein Mentorenprogramm?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Ein offizielles Mentorenprogramm haben wir nicht. Bei uns ist es so, dass man sich f&uuml;r ein Team, in dem man arbeiten will, entscheidet. Die Programmdirektoren sind die Mentoren. Man wird in dem Team gef&ouml;rdert, wenn man das auch will und aktiv mitarbeitet. Es m&uuml;ssen nat&uuml;rlich immer beide Seiten bereit daf&uuml;r sein: der Mentor, aber auch der Mentee.</p> <p><strong>Welche Unterst&uuml;tzung ben&ouml;tigen Jungmediziner, um nicht nur im klinischen Alltag, sondern auch in der klinischen Forschung erfolgreich t&auml;tig zu sein?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Was enorm sinnvoll und hilfreich ist, sind Freistellungen. Wenn man an einzelnen Tagen von der klinischen Arbeit freigestellt wird, kann man sich dann in dieser Arbeitszeit nur mit der klinischen Forschung besch&auml;ftigen. Das ist nat&uuml;rlich im klinischen Alltag nicht &uuml;berall m&ouml;glich, ist aber sehr motivierend und hilfreich, damit man die klinische Forschung nicht ausschlie&szlig;lich in der Freizeit betreiben muss. Gerade beim Einstieg ins Berufsleben ist der klinische Alltag sehr fordernd und anstrengend und die Arbeit ist eigentlich nie ganz getan. Deshalb w&auml;re es in dieser Zeit sehr hilfreich, wenn man sich an einzelnen Tagen nur auf die Forschung fokussieren kann. In einem kleineren Krankenhaus wird das nat&uuml;rlich nicht m&ouml;glich sein &ndash; wobei diejenigen, die klinisch forschen m&ouml;chten, dann selbst aktiv werden oder sich f&uuml;r eine Kooperation an eine Uniklinik wenden.</p> <p><strong>Welche Ziele verfolgen Sie selbst in den n&auml;chsten Jahren?</strong><br /> <strong>C. Suppan:</strong> Der erste Schritt ist das Fertigstellen meiner Dissertation in &bdquo;Medizinischer Wissenschaft&ldquo;. Dar&uuml;ber hinaus m&ouml;chte ich weiterhin in Graz t&auml;tig sein und als n&auml;chsten Schritt die Habilitation in Angriff nehmen.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p>
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