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Hochkontagiöse Erreger

Notfallübung an der MedUni Innsbruck

<p class="article-intro">Ebola, Lassa, Marburg – alles Namen potenziell tödlicher Erkrankungen, die in Österreich kaum vorkommen. Was muss aber geschehen, wenn doch so ein Fall nach Österreich kommt? Über den Notfallplan der MedUni Innsbruck für hochkontagiöse Erkrankungen berichtet Univ.-Prof.<sup>in</sup> Rosa Bellmann-Weiler.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><em><strong>Welche Erreger fallen unter die von Ihnen verwendete Definition von hochkontagi&ouml;s? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Das sind alle Erreger, die auch in die Gruppe 4 der Gefahrenstoffe fallen &ndash; also Viren wie Ebola, Lassa, Marburg, Krim-Kongo, im Grunde alle viralen Erreger von lebensbedrohlichen h&auml;morrhagischen Fiebersyndromen aus Afrika und S&uuml;damerika, aber auch MERS oder SARS sowie Vogelgrippeviren.</p> <p><em><strong>Wie oft finden &Uuml;bungen gem&auml;&szlig; dem Notfallplan statt? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Eine gr&ouml;&szlig;ere &Uuml;bung machen wir einmal j&auml;hrlich, aber wir bieten regelm&auml;&szlig;ig Schulungen an, die &uuml;ber das ganze Jahr verteilt stattfinden.</p> <p><em><strong>Wie viele Personen nehmen an einer gr&ouml;&szlig;eren &Uuml;bung teil? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> An einer &Uuml;bung sind alle Personalgruppen beteiligt: Sicherheitsdienst, Krisenstab, Transportdienst, &Ouml;kologie, Labordiagnostik und nat&uuml;rlich &Auml;rzte und Pflegepersonal. Auch die Krankenhaushygiene und die PRAbteilung sind involviert. Das d&uuml;rften &uuml;ber 100 Personen sein, denke ich.</p> <p><em><strong>Was muss passieren, damit der Notfallplan in Gang gesetzt wird? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Es muss einen dringenden Verdachtsfall geben, wobei der Verdacht von einem daf&uuml;r kompetenten Facharzt ausgesprochen wird. Der Patient k&ouml;nnte, angek&uuml;ndigt &uuml;ber den Amtsarzt, aus dem niedergelassenen Bereich zugewiesen werden oder direkt an die Notfallaufnahme kommen. Nat&uuml;rlich ist dabei die Reiseanamnese des Patienten wichtig, ebenso wie die Kenntnis &uuml;ber aktuelle Ausbr&uuml;che. Diese werden an der Anmeldeleitstelle der Notfallaufnahme angeschlagen. <br />In Innsbruck wird nach Feststellung des Verdachts ein Infektionskonsil eingeholt. Zur Zeit des Ebolaausbruchs in Westafrika wurde sogar ein infektiologischer Bereitschaftsdienst eingerichtet.</p> <p><em><strong>K&ouml;nnten Sie kurz die wichtigsten Eckpunkte des Notfallplans beschreiben? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Das Wichtigste ist, dass der Patient sofort, schon in der Notfallaufnahme, isoliert wird. Pfleger und &Auml;rzte, die dort in Kontakt mit dem Patienten kommen, m&uuml;ssen sich sofort mit einem Schutzanzug ausr&uuml;sten. Der Rest der Notfallaufnahme wird ger&auml;umt. <br />Gleichzeitig wird &uuml;ber die Telefonzentrale eine Informationskette in Gang gesetzt. <br />Die Sonderisolierstation wird hochgefahren. Das hei&szlig;t: Zun&auml;chst werden die daf&uuml;r bestimmten Isolationszimmer mit Unterdruck freiger&auml;umt, in weiterer Folge die ganze Station. Eines der beiden Isolationszimmer ist f&uuml;r den Patienten bestimmt, ein zweites wird zum Labor.</p> <p><em><strong>Gibt es zu diesen Notfallma&szlig;nahmen internationale Standards, die einzuhalten sind? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Es gibt Standards der WHO, was die Ausr&uuml;stung angeht. Und es gibt nat&uuml;rlich auch Vorschriften, was zum Beispiel die Entsorgung des Abfalls in so einer Situation betrifft. Wir haben da mit M&uuml;nchen und mit D&uuml;sseldorf zusammengearbeitet und unsere Abl&auml;ufe aufeinander abgestimmt. Diese Vernetzung, in der man einander hilft, ist zumindest im deutschsprachigen Raum schon sehr gut etabliert.</p> <p><em><strong>Gibt es solche &Uuml;bungen und Notfallpl&auml;ne auch an anderen Krankenh&auml;usern in &Ouml;sterreich? </strong></em><br /><em><strong>R. Bellmann-Weiler:</strong></em> Laut &ouml;sterreichischem Strukturplan Gesundheit sind derzeit drei Zentren f&uuml;r die Behandlung hochkontagi&ouml;ser Erkrankungen vorgesehen: das KFJ-Spital in Wien, das LKH Graz S&uuml;d-West und die Universit&auml;tsklinik Innsbruck. Aber dar&uuml;ber hinaus muss jedes Krankenhaus in &Ouml;sterreich in der Lage sein, mit potenziell hochinfekti&ouml;sen Patienten zumindest so lange umzugehen, bis der Transfer an eines der erw&auml;hnten Zentren in die Wege geleitet ist. Da geht es um den Schutz des Patienten, des Personals und der Umgebung. Daher m&uuml;ssten diese Notf&auml;lle in allen Krankenh&auml;usern &Ouml;sterreichs ge&uuml;bt werden.</p> <p><em><strong>Wir danken f&uuml;r dieses Gespr&auml;ch!</strong></em></p></p>
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