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Immunthrombozytopenie: stabile Thrombozytenwerte seit 1 Jahr mit Eltrombopag

<p class="article-intro">Ziel der palliativmedizinischen Versorgung ist eine möglichst hohe Funktionsfähigkeit verbunden mit einer gewissen Lebenszufriedenheit – auch wenn keine Heilung mehr möglich ist. Schmerzlinderung, Lebensqualität und Würde, Sinnstiftung und existenzielle Fragen stehen dabei im Vordergrund.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Ziel in der palliativmedizinischen Versorgung sind eine m&ouml;glichst hohe Funktionsf&auml;higkeit UND Lebenszufriedenheit, auch wenn keine Heilung mehr m&ouml;glich ist.</li> <li>Was z&auml;hlt, ist die Lebensqualit&auml;t!</li> <li>Die Psychoonkologie bzw. der psychotherapeutisch-existenzielle Zugang zum Menschen in der Palliativmedizin bejaht das Leben und sieht das Sterben als einen normalen Prozess an, der zum Leben dazugeh&ouml;rt.</li> </ul> </div> <p>Die Palliativmedizin leistet einen wichtigen Dienst am Menschen, indem der letzte Weg von Patienten m&ouml;glichst schmerzfrei und w&uuml;rdevoll bew&auml;ltigt werden kann. <br />Neben den bekannten Herausforderungen in der somatischen und psychischen Dimension menschlichen Lebens wird die Palliativmedizin bez&uuml;glich der Sinnfrage vor eine sehr gro&szlig;e Herausforderung gestellt. <br />Geht es einerseits darum, den terminal erkrankten Menschen mit medizinischem Wissen zu helfen, so ist die existenzielle Frage, was denn diese Phase des Lebens und Sterbens noch f&uuml;r einen Sinn hat, von gro&szlig;er Bedeutung. Geht der Betroffene doch einen letzten Weg, der noch dazu irreversibel ist. Ver&auml;nderung, Verg&auml;nglichkeit, Zerst&ouml;rung und schlie&szlig;lich eine Ungewissheit, f&uuml;r die bisher kein Wissen, aber in zarter Ann&auml;herung eine Glaubenshaltung L&ouml;sungen anbieten k&ouml;nnte &ndash; all das macht die Zeit des ausklingenden Lebens schwierig und f&uuml;hrt oft zu Hilflosigkeit im Umgang mit den Ph&auml;nomenen Leid und Tod. <br />Der Begr&uuml;nder der Existenzanalyse und Logotherapie, der Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl, hat unter dem existenzanalytischen Begriff &bdquo;Die tragische Trias&ldquo; die jedes Leben begleitenden Aspekte von Leid, Schuld und Tod zusammengefasst. Jeder Mensch leidet im Leben, fr&uuml;her oder sp&auml;ter, jeder stirbt einmal &ndash; das ist nach wie vor sicher &ndash; und zu dem gesellen sich Fragen der Schuld: Habe ich so gelebt, wie ich es mir gew&uuml;nscht hatte? Habe ich ein sinnvolles Leben gelebt? Welche Spuren hinterlasse ich in der Welt? <br />Auch das &auml;rztliche und pflegerische Personal ist mit der Frage konfrontiert, ob f&uuml;r den sterbenden Menschen genug getan wird &ndash; oder eventuell sogar zu viel. <br />Das Leben ist im Wesentlichen keine Funktionalit&auml;t und schon gar keine Sache. Das Leben ist ein st&auml;ndiger dynamischer Prozess, Erfahrung und Entwicklung. <br />Erich Fromm meint: &bdquo;Wer bin ich, wenn ich bin, was ich habe, und dann verliere, was ich habe?&ldquo; &bdquo;Haben&ldquo; wir unser Leben, oder f&uuml;hren wir es, leben wir es? Frankl verweist im diesem Sinne auf Karl Jaspers (Psychiater und Philosoph): &bdquo;Menschsein ist entscheidendes Sein.&ldquo; Und erg&auml;nzt: &bdquo;Verantwortung haben bedeutet, dem Leben auf die Fragen des Lebens zu antworten.&ldquo;</p> <h2>Die innere Haltung &auml;ndern</h2> <p>Wie sollen wir nun die innere Haltung der leidenden Menschen und der Helfenden und Begleitenden beeinflussen, damit auch die letzten Schritte im Leben mit Zuversicht und Vertrauen, im Gef&uuml;hl von Sinnhaftigkeit bew&auml;ltigt werden k&ouml;nnen? Nach Viktor Frankl kann der Mensch &bdquo;Einstellungswerte&ldquo; verwirklichen. Bei schicksalshaften unab&auml;nderlichen Lebensverl&auml;ufen ist es fast immer m&ouml;glich, noch die innere Haltung, den Blickwinkel auf eine belastende Lebenslage zu ver&auml;ndern. So k&ouml;nnen die letzten Wochen oder sogar einzelne verbleibende Tage f&uuml;r einen Menschen wichtig und erf&uuml;llend sein. <br />Sp&auml;te Erkenntnisse, was im Leben wichtig war, was doch trotz aller Widrigkeiten gelungen ist, k&ouml;nnen Patienten zur Einsicht bringen, dass ihr Leben mehr Sinn hatte, als sie vermeinten.<br /> Sie k&ouml;nnen gemeinsam mit betreuenden Personen, auch durch eine angemessene psychologische Unterst&uuml;tzung, noch entdecken, welche Spuren sie in ihrem Leben hinterlassen und welche wertvollen Zeiten und Erlebnisse sie in ihrem Leben gehabt haben. Unsere Patienten leben diese M&ouml;glichkeiten teilweise ja vor: der Verg&auml;nglichkeit noch ein &bdquo;Trotzdem&ldquo; entgegenzusetzen.<br /> Selbstverst&auml;ndlich sind der Schweregrad der Erkrankung und der jeweilige Allgemeinzustand der Betroffenen immer wieder limitierend, wenn es darum geht, einer akuten und hoffnungslosen Situation noch einen Sinn abzuringen. Der St. Petersburger Psychiater und Hospizleiter I. W. Dobriakow meinte k&uuml;rzlich: &bdquo;Wir k&ouml;nnen Perspektiven geben, wo es eigentlich keine Perspektiven mehr gibt.&ldquo;</p> <h2>Den Menschen nicht aus den Augen verlieren</h2> <p>Was hei&szlig;t nun &bdquo;die innere Haltung &auml;ndern&ldquo;? <br />Ein sehr kranker Mensch kann sich immer noch wertvoll f&uuml;hlen, einfach weil die Person noch am Leben, IN diesem Leben ist. Dieser Mensch kann wichtig sein &ndash; f&uuml;r die Angeh&ouml;rigen: Die Anwesenheit hat Bedeutung, sei es, indem man mit dem Menschen sprechen kann oder indem Angeh&ouml;rige darauf zu vertrauen lernen, dass es vielleicht auch f&uuml;r einen sehr dementen oder komat&ouml;sen Patienten noch etwas geben k&ouml;nnte, wof&uuml;r es wichtig ist, dass er noch lebt, auch wenn die Au&szlig;enstehenden mit dem Anblick des Leidens und Sterbens Schwierigkeiten haben. <br />Wir wissen ja nicht wirklich, was sich da noch im Inneren eines Menschen tut, welche Gef&uuml;hle und Gedanken dieser Mensch noch hat, welche Erinnerungen wieder auftauchen und vielleicht, wenn auch nur f&uuml;r Sekunden, eine Bedeutung haben, deren Sinn sich f&uuml;r die helfenden Begleiter nicht erschlie&szlig;en l&auml;sst. <br />Frankl sprach vom Wesen des Menschen als &bdquo;geistiger Person&ldquo;. Diese geistige Person kann nicht erkranken. Sie verbirgt sich manchmal hinter den &bdquo;Mauern der Krankheit&ldquo;, jedoch dahinter ist der Mensch immer noch Person. <br />&bdquo;Personare&ldquo; bedeutet: durcht&ouml;nt sein, in Resonanz mit einer Dimension des Menschseins, die dem rein strikten Naturwissenschaftler nicht erkl&auml;rbar ist, welche sich dennoch dem sensiblen und humanistisch denkenden Menschen und Arzt als Ph&auml;nomen auftut. Das hei&szlig;t: Wir sehen und erkennen den Menschen nicht nur, wir f&uuml;hlen den Menschen auch in seiner Einzigartigkeit und Einmaligkeit. <br />Im Buch &bdquo;Der veruntreute Himmel&ldquo; schrieb Franz Werfel: &bdquo;Wie die Geburt das schmerzliche* Geheimnis ist zwischen Mutter und Kind, so ist der Tod das schmerzliche Geheimnis zwischen Gott und dem Menschen.&ldquo; [* Schmerzlich ist hier als: &bdquo;innig und unergr&uuml;ndbar&ldquo; zu verstehen.] <br />Marianne Kloke (Spezialistin f&uuml;r Palliativmedizin, Essen, D) weist in ihrer Arbeit darauf hin, &bdquo;&hellip; dass das traditionelle F&uuml;rsorgeprinzip keine Konkurrenz zur Autonomie darstellt, sondern dass F&uuml;rsorge die Antwort des Arztes auf den Hilferuf des autonomen Patienten ist. Das ist dann in absoluter Konkordanz mit der Haltung und dem Geist von Palliativmedizin.&ldquo; <br />Kaiser Joseph II. hatte auf dem Gel&auml;nde des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien schon im Jahre 1784 Marmortafeln mit folgender Inschrift anbringen lassen: &bdquo;Saluti et Solatio Aegrorum&ldquo;: nicht nur der Heilung, sondern auch dem Troste der Menschen, der Kranken gewidmet. <br />So ist auch der Grundgedanke einer sinnstiftenden Palliativmedizin zu verstehen, die zu ihren gro&szlig;artigen Leistungen auf medizinischer Ebene auch die erw&auml;hnte &bdquo;geistige Person&ldquo;, den Menschen in ganzheitlicher Sicht, im Auge beh&auml;lt, bis zum letzten Atemzug. <br />Stein Huseb&oslash;, ein bekannter Palliativmedizinforscher aus Norwegen, meint zum sterbenden Menschen: &bdquo;Was der Sterbende mehr als alles braucht, ist, dass wir Verst&auml;ndnis und Respekt f&uuml;r seine Person aufbringen. Vielleicht sollten wir weniger mit den Sterbenden &uuml;ber Tod und Traurigkeit reden und stattdessen unendlich mehr tun, damit sie an das Leben erinnert werden.&ldquo; Auch das Sterben ist Teil des Lebensweges.</p> <h2>Jeder Augenblick z&auml;hlt</h2> <p>Bei gr&ouml;&szlig;ter Wertsch&auml;tzung f&uuml;r die naturwissenschaftlichen Aspekte der Medizin ist sie dar&uuml;ber hinaus auch Heilkunst und Zuwendung zum Menschen in seinem Wesen. Das &bdquo;Pallium&ldquo;, der Mantel, in der Palliativmedizin ist etwas, das neben strukturierter Hilfe auch menschliche W&auml;rme erm&ouml;glicht. Und schlie&szlig;lich macht der Tod das Leben erst sinnvoll, weil die Endlichkeit des Lebens uns auffordert, unsere Anliegen, unsere W&uuml;nsche, unsere Vorhaben zur rechten Zeit &ndash; also rechtzeitig &ndash; zu vollenden, eben in jener Weise und eben so weit, wie es dem einzelnen Menschen innerhalb seiner Bedingungen und seines Schicksals m&ouml;glich ist. Frankl meinte: &bdquo;Wenn das Leben einen Sinn hat, dann beh&auml;lt es diesen Sinn auch im Angesicht des Todes und in den letzten Phasen des Lebens, bis zum letzten Moment.&ldquo; <br />Jeder Augenblick z&auml;hlt und es kann die Aufgabe der Helfenden sein, diese Sinnhaftigkeit den Menschen zu verdeutlichen. Wenn wir die Patienten sp&uuml;ren lassen, dass sie auch uns wichtig sind, dass wir ihre Anwesenheit, ihr Dasein f&uuml;r wertvoll halten, dann wird der tr&ouml;stliche Aspekt dieser Einstellung sehr oft mit einem verbesserten Lebensgef&uuml;hl der Patienten belohnt. <br />Der gute Umgang mit dem Sterben und mit dem Tod f&uuml;hrt dazu, dass die betreuenden Personen die sterbenden Patienten zur &bdquo;passenden&ldquo; Zeit auch gehen lassen k&ouml;nnen. Diese Verantwortung und diese Haltung den Angeh&ouml;rigen zu vermitteln ist auch ein wesentlicher Beitrag zu einer sinnstiftenden palliativmedizinischen Versorgung. <br />Wenn Hermann Hesse in seinem Gedicht &bdquo;Stufen&ldquo; schreibt, dass wir &bdquo;heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat h&auml;ngen &hellip;&ldquo;, dann spiegeln seine Worte in ber&uuml;hrender Weise wider, wie der Lauf des Lebens gelingen kann. Und er beendet sein Gedicht mit den Gedanken:</p> <p>&bdquo;Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde <br />Uns neuen R&auml;umen jung entgegen senden, <br />Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, <br />Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!&ldquo;</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Bilek HP, Mori H: Synoptische Psychotherapie. Facultas Verlag, Wien, 2015 &bull; Frankl V: Die Psychotherapie in der Praxis. Wien: Deuticke, 1947 &bull; Frankl V: Der Wille zum Sinn. M&uuml;nchen: Piper, 1996 &bull; Hesse H: Stufen Ausgew&auml;hlte Gedichte. Berlin: Suhrkamp, 1972 &bull; Huseb&oslash; S, Mathis G: Palliativmedizin, 6. Auflage. Heidelberg: Springer Verlag, 2017 &bull; Kloke M, in Uhl B (Hrsg.): Palliativmedizin in der Gyn&auml;kologie. Stuttgart: Thieme, 2014 &bull; Werfel F: Der veruntreute Himmel. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 1989</p> </div> </p>
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