<p class="article-intro">Interessante neue Details aus der Infektiologie berichtete Univ.-Prof. Florian Thalhammer bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin in Salzburg.</p>
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<p class="article-content"><p>Die vielleicht beste Neuigkeit aus dem, oder eigentlich: für das Fach „Innere Medizin und Infektiologie“ ist, dass die Befristung dafür gefallen ist. Das Sonderfach „Innere Medizin und Infektiologie“ wird es also dauerhaft geben. Dass Infektiologen auch notwendig sind und Kosten sparen, geht aus zahlreichen Studien und Daten klar hervor.</p>
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<p class="article-intro">Interessante neue Details aus der Infektiologie berichtete Univ.-Prof. Florian Thalhammer bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin in Salzburg.</p>
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<p class="article-content"><p>Die vielleicht beste Neuigkeit aus dem, oder eigentlich: für das Fach „Innere Medizin und Infektiologie“ ist, dass die Befristung dafür gefallen ist. Das Sonderfach „Innere Medizin und Infektiologie“ wird es also dauerhaft geben. Dass Infektiologen auch notwendig sind und Kosten sparen, geht aus zahlreichen Studien und Daten klar hervor.</p> <p><strong>Chinolone</strong><br />Die Präparate wurden in letzter Zeit in ihrer Anwendung behördlich eingeschränkt, da sie eine Reihe von Nebenwirkungen aufweisen. Allerdings sind Chinolone neben Betalaktamantibiotika auch die wirksamste orale Antibiotikaklasse. Sie sollten nicht bei Bagatellinfektionen eingesetzt werden, und die Patienten müssen über mögliche Nebenwirkungen ausreichend aufgeklärt werden. Es gibt jedoch keinen Grund, diese wirksamen Antibiotika nicht mehr zu verwenden.</p> <p><strong>Lyme-Borreliose</strong><br />Die Krankheit ist zu einem Modewort geworden. Viele Menschen glauben, an sogenanntem „Chronic Lyme“ erkrankt zu sein, obwohl es dafür oft keinerlei Beweise gibt. Studien zeigten, dass weniger als 10 % derjenigen, die glaubten, an Borreliose erkrankt zu sein, tatsächlich an dieser Erkrankung litten. Demgemäß waren auch weit über 80 % der Antibiotikatherapien unwirksam. Viele Patienten litten an psychischen Problemen wie Burnout, posttraumatischer Stressreaktion oder Depression, auch orthopädische und rheumatische Erkrankungen kamen häufig vor.</p> <p><strong>COPD-Exazerbationen</strong><br />Dabei werden sehr häufig Antibiotika verschrieben, die aber nicht immer indiziert sind. Einer neuen Studie zufolge ist es sinnvoll, sich in diesen Fällen am CRPWert zu orientieren. Dies führt zu einer signifikant geringeren Rate an Antibiotikaverschreibungen, ohne dass dies nachteilig für die Patienten wäre.</p> <p><strong>Procalcitonin (PCT)</strong><br />Das Prohormon des Calcitonins wird als möglicher Marker für den Gebrauch von Antibiotika bei unteren Atemwegsinfektionen verwendet. Eine neue Studie zeigte allerdings, dass die Verwendung von PCTAssays im Vergleich zu herkömmlicher Indikationsstellung keinen Vorteil hinsichtlich der Verwendung von Antibiotika bei unteren Atemwegsinfektionen brachte.</p> <p><strong>Bakterielle Pneumonien</strong><br />Diese werden natürlich mit Antibiotika behandelt. Heute wird die notwendige Behandlungsdauer mit fünf bis sieben Tagen angegeben. Häufig werden Pneumonien jedoch länger behandelt. Zu Unrecht, wie neue Daten zeigen. Längere Antibiotikatherapien bringen keine besseren Therapieerfolge, jedoch ein höheres Maß an unerwünschten Wirkungen.</p> <p><strong>Oral vs. parenteral</strong><br />Die infektiöse Endokarditis ist ein Krankheitsbild, das bei Gebrauchern intravenöser Drogen stark ansteigt. Auch die Sepsis kommt in dieser Gruppe häufiger vor als bei nicht drogenabhängigen Patienten. Bei stabiler linksseitiger Endokarditis ist der Umstieg von intravenöser auf orale Antibiotikaverabreichung ohne Wirkverlust möglich. Allerdings sollte dies nur bei klar definierten Patienten gemacht werden. Sicher nicht dafür geeignet sind Patienten mit einem Complianceproblem. Ob dieses Vorgehen auch bei Endokarditis durch MRSA oder <em>E. faecium</em> geeignet ist, ist nicht geklärt.<br /> Bei Bakteriämie durch <em>Staphylococcus aureus</em> konnte – bei ausgewählten Patienten mit relativ niedrigem Risiko – am Tag 3 bis 9 ohne Wirkverlust auf orales Linezolid umgestellt werden, was eine frühere Entlassung aus dem Krankenhaus möglich machte. Auch Knochen- und Gelenksinfektionen konnten oral gleichwertig wie parenteral behandelt werden.</p> <p><strong>Clostridium difficile</strong><br />Infektionen mit <em>C. difficile</em> als Folge von Antibiotikatherapien sind ein erhebliches klinisches Problem. Ein systematischer Review, der 2018 publiziert wurde, ergab Folgendes: Die besten Resultate erzielte man mit Teicoplanin, gefolgt von Fidaxomicin, gefolgt von Vancomycin. Metronidazol und Rifaximin sind nicht zu empfehlen. Die Rolle von Tigecyclin sowie jene von Bezlotoxumab – einem monoklonalen Antikörper gegen das B-Toxin von <em>C. difficile</em>, der die Rezidivrate senkt – wird allerdings in diesem Review nicht beleuchtet.</p> <p><strong>Kolorektalchirurgie</strong><br />Vor dem Eingriff wirkt eine antibiotische Prophylaxe auch dann gegen Infektionen des Operationsgebiets („surgical site infections“ – SSI), wenn sie nicht mit einer mechanischen Darmvorbereitung verbunden ist. Zudem wurde gezeigt, dass die mechanische Darmvorbereitung auch ohne Antibiotika keine SSI-reduzierende Wirkung hat. Sie sollte daher aus den Empfehlungen entfernt werden.</p> <p><strong>Insertion von Harnkathetern</strong><br />Dabei wurde der Einsatz von 0,1 % Chlorhexidin mit jenem von 0,9 % Natriumchlorid verglichen. Es zeigte sich, dass durch Chlorhexidin sowohl asymptomatische Bakteriurien als auch Harnwegsinfekte reduziert werden konnten.</p> <p><strong>Alzheimer und Zahnfleisch</strong><br /><em>Porphyromonas gingivalis</em> ist das Hauptpathogen bei chronischer Parodontitis. Dieser Erreger wurde nun im Gehirn von Alzheimerpatienten gefunden, ebenso toxische Proteasen dieses Erregers, die Gingipains genannt wurden. Gingipains sind neurotoxisch und bauen das Tau-Protein ab, das für eine normale Nervenfunktion benötigt wird. Umgekehrt hemmt eine Blockade der Gingipains die bakterielle Last, die Neuroinflammation und den Abbau von Neuronen im Hippocampus.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <ul> <li>Die Infektiologie bleibt als Sonderfach in Österreich bestehen.</li> <li>Chinolone sollten weise verwendet, aber nicht verboten werden.</li> <li>Hinter dem Stichwort „Chronic Lyme“ verbirgt sich zumeist etwas anderes.</li> <li>Die Antibiotikaverwendung bei COPDExazerbationen kann durch CRP gesteuert werden.</li> <li>Die Bestimmung von Procalcitonin bei unteren Atemwegsinfektionen bringt keinen Vorteil.</li> <li>Ambulant erworbene Pneumonien sollten fünf bis sieben Tage lang behandelt werden, nicht länger.</li> <li>Bei stabilen Patienten ist bei vielen Indikationen, wie Endokarditis, Sepsis oder Knochen- und Gelenksinfektionen nach wenigen Tagen eine orale Antibiotikatherapie möglich.</li> <li>Metronidazol ist bei Infektionen mit <em>Clostridium difficile</em> obsolet.</li> <li>Vor Kolonchirurgie ist eine Antibiotikaprophylaxe sinnvoll.</li> <li>Eine Reinigung des Meatums mit 0,1 % Chlorhexidin vor Insertion eines Harnkatheters reduziert die Infektionsrate.</li> <li>Es gibt einen Zusammenhang zwischen Alzheimerdemenz und Porphyromonas gingivalis, dem Hauptpathogen bei Parodontose.</li> </ul> </div></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „What’s new, what’s hot – Infektiologie?“ Vortrag von
Univ.-Prof. Florian Thalhammer im Rahmen der 50. ÖGIM-Jahrestagung,
21. September 2019, Salzburg
</p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p>beim Vortragenden</p>
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