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ÖGP 2019

Krank durch E-Zigaretten

<p class="article-intro">Anders als oft suggeriert, atmet der Raucher von E-Zigaretten keinen Wasserdampf, sondern ein Aerosol ein, das verschiedene, teils toxische Substanzen enthält. Dies führt zu einem neuen Krankheitsbild, der sogenannten akuten Dampferkrankheit.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Zwar haben klinische, epidemiologische und experimentelle Studien mit E-Zigaretten Risiken f&uuml;r Atemwege, Lunge, Kapillaren und Arterien aufgezeigt, aber diese scheinen geringer zu sein als bei Tabakzigaretten. Sie sind jedoch nicht allein aus Zahl und Masse der Giftstoffe abzuleiten. Vielmehr spielt die lungendeponierbare Oberfl&auml;che (LDSA) eine Rolle f&uuml;r die respiratorische und kardiovaskul&auml;re Toxizit&auml;t. Die LDSA ist auch entscheidend f&uuml;r immunologische und karzinogene Wirkungen.<br /> In den USA wurden allein bis Anfang Oktober 1299 Verdachtsf&auml;lle der akuten &bdquo;Dampferkrankheit&ldquo; gemeldet sowie 26 Todesf&auml;lle, die Tage bis Wochen nach dem Konsum von E-Zigaretten auftraten. Zu Beginn kam es bei den &uuml;berwiegend jungen und gesunden E-Zigaretten-Nutzern zu gastrointestinalen Beschwerden. Respiratorische Symptome setzten erst danach ein und f&uuml;hrten in schweren F&auml;llen zum akuten Atemnotsyndrom (ARDS) mit der Notwendigkeit k&uuml;nstlicher Beatmung und teilweise letalem Ausgang (Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1906_Weblinks_jatros_pneumo_1906_s19_tab1_neuberger.jpg" alt="" width="250" height="140" /></p> <h2>Diagnostik und klinische Symptome</h2> <p>Charakteristisch f&uuml;r Pneumonien im Rahmen der Dampferkrankheit ist das beidseitige Auftreten. Zu Beginn sind sie auskultatorisch sowie r&ouml;ntgenologisch oft schwer festzustellen und erst im CT eindeutig zu diagnostizieren. Typisch sind Milchglasverschattungen bei Aussparung der Mantelzonen. Die bronchoalveol&auml;re Lavage zeigt eine Neutrophilie und Lipidablagerungen in den Makrophagen.<br />Progrediente Verl&auml;ufe k&ouml;nnen zur Zerst&ouml;rung alveokapill&auml;rer Membranen mit Blutungen in die Alveolen f&uuml;hren, aber auch zu interstitiellen Pneumonien, die im Verlauf karnifizieren. Eosinophile Pneumonien mit Pleuraerg&uuml;ssen und Septenverdickung wurden nicht nur bei &bdquo;Dampfern&ldquo; gesehen, sondern in Japan auch mit dem Konsum von erhitztem Tabak (IQOS) in Zusammenhang gebracht.<br />Die bei Dampfern in den USA beschriebene Lipidpneumonie wurde schon 2011 von McCauley et al. auf E-Zigaretten zur&uuml;ckgef&uuml;hrt. &Auml;hnliche Lungenver&auml;nderungen zeigten Versuchstiere, die dem Aerosol von E-Zigaretten ausgesetzt waren &ndash; unabh&auml;ngig vom Nikotingehalt. Die Sch&auml;digung von Membranproteinen und -lipiden der Alveolarmakrophagen und Pneumozyten Typ II sowie des Surfactant durch die Propylenglykol- und Glyzerinaerosole f&uuml;hrte dabei zu einem Zusammenbruch von Lungenabwehr und -funktion. An menschlichen Lungenzellen konnten experimentell &auml;hnliche Ver&auml;nderungen induziert werden.</p> <h2>Heterogenes klinisches Bild</h2> <p>Die klinisch beobachtete Vielfalt der Symptomatik und Lungenbefunde d&uuml;rfte nicht nur auf die individuelle Disposition, sondern auch auf die unterschiedlichen Inhaltsstoffe in verschiedenen E-Zigaretten- Sorten zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sein. Dar&uuml;ber hinaus k&ouml;nnen auch vom Anwender beigemischte Substanzen, f&uuml;r die es (leider auch in Europa) Anleitungen gibt (YouTube), daf&uuml;r verantwortlich sein.<br /> Gr&uuml;nde, warum in den USA mehr Erkrankungsf&auml;lle registriert wurden als in anderen L&auml;ndern, k&ouml;nnten die dort st&auml;rkere E-Zigaretten-Nutzung, der h&ouml;here Nikotingrenzwert und eine h&auml;ufige Beimischung von Cannabinoiden (THC) sein. Allerdings sind auch zahlreiche F&auml;lle ohne Beimischung von THC oder Vitamin E aufgetreten. In Kanada und Europa wurden bisher nur wenige F&auml;lle gemeldet oder publiziert. Eine zentrale Meldestelle fehlt jedoch in Europa, daher ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer hier deutlich h&ouml;her ist, w&auml;hrend die &bdquo;vaping disease&ldquo; in den USA bereits &uuml;berdiagnostiziert wird.<br /> &Ouml;sterreich hat E-Zigaretten bei Werbe-, Versandhandels- und Verwendungsverboten mit Tabakzigaretten gleichgestellt. Wir sollten zudem verhindern, dass Aerosolgeneratoren auf den &ouml;sterreichischen Markt kommen, die Propylenglykol und Glyzerin zu Nanopartikeln zerst&auml;uben, mit denen die in ihnen gel&ouml;sten Gifte in Alveolen und Blut gelangen.</p> <h2>Nicht f&uuml;r Ex- und Nichtraucher</h2> <p>E-Zigaretten k&ouml;nnen als Hilfe zum Ausstieg nur Tabakrauchern empfohlen werden, die schon alle verf&uuml;gbaren psychologischen und medikament&ouml;sen Methoden erfolglos versucht haben und das Ziel eines Nikotinstopps verfolgen. Fortgesetzter E-Zigaretten-Konsum f&uuml;hrt h&auml;ufig zu abwechselndem Gebrauch mit Tabakprodukten, wodurch das Gesundheitsrisiko noch h&ouml;her wird. Nichtrauchern ist von E-Zigaretten dringend abzuraten, vor allem Jugendlichen. Exraucher sollten E-Zigaretten ebenfalls meiden, weil sie damit etwa 68 % des Raucherrisikos eingehen oder einen R&uuml;ckfall in die Nikotinsucht und das Tabakrauchen riskieren.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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