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Wir müssen die Richtung ändern

planetYES – gelingende weltweite Entwicklung auf Basis des inneren „Ja“

<p class="article-intro">Welche Welt würden wir uns wünschen? Vermutlich eine, die gesundes Leben auf einem gesunden Planeten ermöglicht. Doch warum scheint sich so vieles gegenteilig zu entwickeln? Und wie können wir wirksam gegensteuern? Denn Menschen wünschen sich ein Leben mit einem inneren „Ja“ in einem Rahmen, zu dem sie Ja sagen können.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Der massive Anstieg psychischer Erkrankungen ist in Zusammenhang mit aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und &ouml;kologischen Entwicklungen zu verstehen.</li> <li>Um diesen Herausforderungen zu begegnen, m&uuml;ssen wir den Rahmen gestalten, in dem Gesellschaft, Wirtschaft und Leben stattfinden. Das Projekt planetYES gibt dazu Antworten.</li> </ul> </div> <h2>Das innere &bdquo;Nein&ldquo;</h2> <p>Uns allen sind die massiven &ouml;kologischen Gefahren durch t&auml;gliche Medienberichte mittlerweile wohlvertraut: Klimawandel, Artensterben, Verschmutzung der Ozeane und vieles mehr. Weniger im Vordergrund stehen bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen wie zum Beispiel eine explosive Zunahme der Verm&ouml;gensungleichheit innerhalb der L&auml;nder und zwischen L&auml;ndern weltweit in den letzten 20 Jahren. Doch f&uuml;r uns &Auml;rztinnen und &Auml;rzte besonders relevant sind gesundheitliche Entwicklungen: In den letzten 20 Jahren kam es in industrialisierten L&auml;ndern zu einer massiven Zunahme von Krankenstandstagen und Berufsunf&auml;higkeit durch psychische Erkrankungen. Und die WHO prognostiziert, dass Depression 2030 die weltweit gr&ouml;&szlig;te Krankheitslast (&bdquo;burden of disease&ldquo;) mit sich bringen wird. Das hei&szlig;t, die Welt wird nicht nur einige Grade w&auml;rmer, sondern von einer immer depressiver werdenden Menschheit bev&ouml;lkert sein.<br /> Ist dies nicht paradox bei all dem Fortschritt, den wir sehen? Ebenso paradox wie der t&auml;glich raschere Anstieg an Treibhausgasemissionen trotz aller Technologien, Initiativen und Strategien. So haben die bisherigen Klimaschutzkonferenzen nach Sch&auml;tzungen mehr Treibhausgase erzeugt, als durch die dort gefassten Beschl&uuml;sse eingespart wurden. Was sind die Hintergr&uuml;nde all dieser Entwicklungen?<br /> Neben wirtschaftlichen Interessen m&auml;chtiger Konzerne, der fehlenden Verbindung zwischen politischen Beschl&uuml;ssen und deren Umsetzung und dem Vorhandensein zahlreicher dysfunktionaler Regelkreise in unserem Gesellschafts-Wirtschafts- System (z. B. Autos brauchen Stra&szlig;en, die wiederum mehr Verkehr anziehen; oder die fehlende Kostenwahrheit in unserem Gesundheitssystem, die eine sinnvolle Verkn&uuml;pfung ambulanter und station&auml;rer Versorgung verhindert) m&uuml;ssen wir vor allem die menschlichen Wurzeln dieser Entwicklungen verstehen: Fehlannahmen des menschlichen Geistes &uuml;ber lineare Ursache-Wirkungs-Zusammenh&auml;nge, die in komplexen Systemen zu Fehlentscheidungen f&uuml;hren; das Streben nach immer mehr als Ausdruck einer uns innewohnenden &Uuml;berlebens-Gier (z. B. nach Nahrung), die Ausdruck v&ouml;llig anderer Umweltbedingungen ist, als wir sie heute vorfinden. Und schlie&szlig;lich ein Faktor, der erstaunlich wenig diskutiert wird: Die heutige Gesellschaft bringt immer mehr Menschen gef&uuml;hlt und strukturell in einen Zustand der Isolation. Jede und jeder hat das Gef&uuml;hl und steht oft auch vor der realen Notwendigkeit, vor allem den eigenen Existenzkampf bestehen zu m&uuml;ssen. Der Eindruck des Eingebettetseins in ein System solidarischer und sch&uuml;tzender sozialer Beziehungen geht verloren. Zusammen mit Arbeitsbedingungen, die uns den Erfolg der eigenen Bem&uuml;hungen nicht mehr erkennen lassen, bildet dies den N&auml;hrboden f&uuml;r psychische Erkrankungen wie Angst und Depression, doch auch f&uuml;r Tendenzen von Ausgrenzung, Radikalisierung und das Ph&auml;nomen des Hyperkonsums: Wir kaufen nur mehr ein, um zu besitzen, und nicht mehr, um zu ben&uuml;tzen. All diese Ph&auml;nomene haben auch ihre Profiteure &ndash; vor allem spaltende politische Bewegungen und Konsumanbieter.<br /> Doch zur&uuml;ck zur Gesundheit: All diese Ph&auml;nomene &ndash; Angst, Depression oder auch Burnout &ndash; k&ouml;nnen in vielen F&auml;llen auch gesehen werden als ein Ausdruck eines inneren &bdquo;Nein&ldquo; von Menschen zu ihrem Leben und dessen Bedingungen. Doch jeder Mensch kommt mit einem lauten inneren &bdquo;Ja&ldquo; zum Leben auf die Welt und jeder Mensch hat das Bed&uuml;rfnis, zu seinem Leben und zu dem Rahmen, in dem er oder sie lebt, auch Ja sagen zu k&ouml;nnen. Auch viele gesunde Menschen k&ouml;nnen dies angesichts der derzeitigen Entwicklungen auf der Welt nicht mehr ehrlichen Herzens sagen. Gleichzeitig haben die meisten das Gef&uuml;hl, all dies ohnehin nicht beeinflussen zu k&ouml;nnen. Doch sowohl das innere Nein wie auch das Gef&uuml;hl der Ohnmacht machen krank und f&ouml;rdern psychische Erkrankungen, Ersatzbefriedigungen und Ablenkungen durch Konsum und Suchtmittel.</p> <h2>Das innere &bdquo;Ja&ldquo;</h2> <p>In Hunderten Gespr&auml;chen mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und in Krisensituationen habe ich meist schon im ersten Gespr&auml;ch versucht herauszufinden, wohin die Sehnsucht des mir gegen&uuml;bersitzenden Menschen geht. Kein einziges Mal war diese Sehnsucht etwas moralisch oder menschlich Negatives. (Menschen mit akuter Suizidalit&auml;t nehme ich hier aus, da in diesem Zustand das &bdquo;innere Ja&ldquo; oft gar nicht mehr sp&uuml;rbar ist.) Dies zeigt uns, dass &bdquo;das Beste&ldquo; in uns Menschen, unsere guten Anteile, immer vorhanden ist &ndash; auch im Zustand der Krise. Das Streben nach guten Beziehungen, nach Kooperation und Solidarit&auml;t, die uns innewohnende Neugier, eine Lust an eigener Leistung und unser nat&uuml;rliches Verantwortungsgef&uuml;hl &ndash; all dies l&auml;sst sich bei Kleinkindern &ndash; sofern sie noch nicht durch st&auml;ndiges iPad-Nutzen deformiert oder durch Gewalt oder Vernachl&auml;ssigung traumatisiert sind &ndash; gut feststellen. Beobachten wir eine Gruppe von Kindergartenkindern, von denen jedes aus Samen das eigene Pfl&auml;nzchen aufziehen kann, f&uuml;r das es verantwortlich ist: Hier sehen wir Neugier und Verantwortung von selbst entstehen.<br /> Doch wir Menschen haben eben nicht nur &bdquo;gute&ldquo; Anteile, sondern auch andere: Gier, Furcht vor dem Fremden, &Auml;ngste, die sich wiederum in Aggression kanalisieren. Entscheidend f&uuml;r die Entwicklung einer Gesellschaft ist daher weniger die Frage, ob &bdquo;der Mensch&ldquo; nun &bdquo;gut oder schlecht&ldquo; ist, sondern welche Anteile vom jeweiligen gesellschaftlichen Rahmen gef&ouml;rdert werden. Die eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen f&ouml;rdern leider tendenziell die &bdquo;schlechten&ldquo; Anteile, die dann statistisch h&auml;ufiger werden und &ndash; wie schon erw&auml;hnt &ndash; zum Nutzen von Anbietern und politischen Parteien in Konsum, Suchtverhalten, Ausgrenzung und Verantwortungslosigkeit m&uuml;nden. Doch k&ouml;nnen wir den Rahmen, in dem wir leben, &uuml;berhaupt gestalten? Ist dies nicht eine Utopie?</p> <h2>Den Rahmen gestalten</h2> <p>Neben den geschilderten Auswirkungen des Lebensrahmens auf den Menschen selbst f&uuml;hren &bdquo;L&ouml;sungen&ldquo; &ndash; neue Medikamente oder Technologien &ndash; im falschen Rahmen h&auml;ufig zu dysfunktionalen, oft perversen Situationen. Denn dann bedeutet das Ansteigen psychischer Erkrankungen vor allem einen &bdquo;Markt&ldquo;, der zwischen Wellnessangeboten und der steigenden Zahl an Verordnungen von Psychopharmaka richtiggehend aufbl&uuml;ht. Dann geht es nicht um das Einsparen von Ressourcen und Energie, sondern darum, m&ouml;glichst viele Windparks zu bauen und m&ouml;glichst viel M&uuml;ll zu produzieren, den man dann gewinnbringend &bdquo;recyclen&ldquo; kann.<br /> Tats&auml;chlich ist es nur begrenzt sinnvoll, auf einem Tanker, der auf Kurs in Richtung eines Eisbergs ist, an Deck in die andere Richtung zu gehen. Wir m&uuml;ssen die Richtung &auml;ndern! Das hei&szlig;t, wir m&uuml;ssen mutig und vermessen genug sein, gemeinsam an einer &Auml;nderung des Rahmens zu arbeiten &ndash; und das hei&szlig;t: an anderen Modellen eines Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Uns als &Auml;rztinnen und &Auml;rzten liegen allerdings hochpolitische, soziologische und &ouml;konomische Grundsatzdiskussionen meist weniger am Herzen als die Frage: Ist der Patient am Ende tot oder am Leben? Dies bedeutet gleichzeitig neu zu denken und realistisch sowie orientiert an konkreter Wirkung zu sein. Ein Widerspruch? Keineswegs!<br /> &Auml;nderungen des gesamten Systems (&bdquo;Post-Kapitalismus&ldquo;, andere nationale und internationale Gesetze etc.) werden zwar immer wieder gefordert, doch passieren sie nur zaghaft und in so kleinen Schritten, dass die Gegenkr&auml;fte des Systems weiter &uuml;berwiegen. Der umgekehrte Verweis auf eine Verhaltens&auml;nderung des/der einzelnen B&uuml;rgers/B&uuml;rgerin oder Konsumenten/ Konsumentin ist eher ein Ablenkungsman&ouml;ver, denn so erreicht man nur geringe, besonders idealistische Teile der Bev&ouml;lkerung (&bdquo;gr&uuml;ne Blase&ldquo;). Im Gegenteil m&uuml;ssen wir in die Mitte der Bev&ouml;lkerung, und dies in einem systemrelevanten Ausma&szlig;! Dies kann dort gelingen, wo viele Menschen zusammenleben und einen pers&ouml;nlichen Bezug zu ihrem Lebensort haben: in St&auml;dten, Regionen und Gemeinden. Das bedeutet zun&auml;chst lokal vorzugehen, doch auf Basis einer umfassenden Strategie und Vernetzung, damit dies systemrelevant werden kann. Gleichzeitig m&uuml;ssen wir vom Menschen, seinen Bed&uuml;rfnissen und Neigungen ausgehen, denn dies wird in technologiezentrierten Szenarien meist vernachl&auml;ssigt. Daf&uuml;r sind gerade wir &Auml;rztinnen und &Auml;rzte und andere, die t&auml;glich mit und f&uuml;r Menschen arbeiten, pr&auml;destiniert, denn hier sind wir Expertin und Experte. Geht es doch nicht nur um andere Arten, zu wirtschaften, sondern vor allem um andere Arten, mit Menschen &ndash; Jungen, Alten, Kranken und Gesunden &ndash; umzugehen. Und dies bedeutet neue Modelle von Bildung, Zusammenleben und Gesundheitsversorgung.</p> <h2>Materielle und immaterielle Ressourcen</h2> <p>Wenn wir verstehen, welche Unterschiede zwischen materiellen und immateriellen Ressourcen bestehen, wird ebenfalls klarer, was zu tun ist. Wir leben praktisch ausschlie&szlig;lich von Ressourcen, die urspr&uuml;nglich aus der Natur stammen. Als materielle Ressourcen &ndash; Nahrung, Infrastruktur, bis zu einem gewissen Ausma&szlig; auch Energie &ndash; ben&ouml;tigen diese zu ihrem Transport viele weitere Ressourcen, und dieser geht relativ langsam. Ebenso kann die Erf&uuml;llung der sozialen Grundbed&uuml;rfnisse &ndash; Gesundheit, Bildung, Gemeinschaft &ndash; nicht beliebig weit weg vom Lebensort der betreffenden Menschen stattfinden. Materielle Ressourcen werden au&szlig;erdem weniger, wenn wir sie teilen (wie z. B. ein Glas Wasser).<br /> Doch es gibt eine genuin menschliche Ressource &ndash; unseren Geist. Die Erzeugnisse unseres Geistes &ndash; Wissen und Innovation &ndash; k&ouml;nnen wir fast ohne Aufwand in Echtzeit um den gesamten Erdball schicken. Und Wissen wird durch Teilen mehr.<br /> So kommen wir zu folgender Frage: Was passiert, wenn wir materielle Ressourcen und unmittelbare Grundbed&uuml;rfnisse st&auml;rker als derzeit aus der Stadt oder Region heraus erschaffen, in der die betreffenden Menschen leben, und somit die damit verbundene Wertsch&ouml;pfung auch in h&ouml;herem Ausma&szlig; dort halten als derzeit &uuml;blich? Denn im jetzigen System werden Ressourcen und vor allem Wertsch&ouml;pfung aus St&auml;dten und Regionen wie mit einem Drainagesystem abgeleitet &ndash; ein Beispiel daf&uuml;r sind die am Rand von St&auml;dten entstandenen Shoppingzentren, die jeglichen Kleinhandel zerst&ouml;ren und deren Gewinn nur in einem verschwindenden Ausma&szlig; der Stadt oder Gemeinde zugutekommt, in der diese Zentren angesiedelt sind. Wenn also Wertsch&ouml;pfung st&auml;rker (nicht v&ouml;llig!) vor Ort gehalten wird &ndash; aus den Bereichen Nahrungserzeugung und sonstigen Wirtschaftsbereichen, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Energie &ndash; dann kann analog zum Humusaufbau eines Feldes &bdquo;&ouml;konomischer Humus&ldquo; aufgebaut werden. Dies bedeutet, dass die lokal erbrachte Wertsch&ouml;pfung effizienter eingesetzt wird als derzeit &ndash; zusammen mit den M&ouml;glichkeiten der Digitalisierung k&ouml;nnen somit neue Lebensarbeitszeitmodelle entwickelt werden und es werden Zeitressourcen frei. Hier kommen wir nun zu den Bereichen, die f&uuml;r uns besonders interessant sind: Gesundheit und Bildung.<br /> Wenn in regionalen Gemeinschaften Zeitressourcen frei werden, k&ouml;nnen diese auch in gesellschaftlich relevante T&auml;tigkeiten investiert werden. Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen k&ouml;nnen sich im Bildungssystem engagieren, Schulen k&ouml;nnen zu Orten des Lebens in einem Mix aus Jugendlichen- und Erwachsenenbildung, kleineren Betrieben und praxisnahem Lernen und Arbeiten werden. Schulklassen k&ouml;nnten sich national und international vernetzen und sich auf diese Weise gewisserma&szlig;en die ganze Welt sowie deren Menschen und Kulturen ins Klassenzimmer holen. So k&ouml;nnen regionales Handeln und globales Miteinander-Denken funktionieren. Eine regionale Gemeinschaft &ndash; z. B. eine Gemeinde, eine Kleinstadt, eine Region &ndash; kann sich gemeinsame Gesundheitsziele setzen. Mithilfe sinnvoller Nutzung von Digitalisierung und Logistik kann hochqualitative ambulante medizinische Versorgung zeitnah und zum Kassentarif angeboten werden. Hierf&uuml;r gibt es funktionierende Beispiele, deren Multiplikation nur an der derzeitigen Tr&auml;gheit des &ouml;ffentlichen Systems scheitert. Gerade ein schlechtes Bildungs- und Gesundheitsangebot ist aber Haupttreiber der galoppierenden Abwanderung aus l&auml;ndlichen Regionen und verhindert, dass sich jemals wieder Familien mit Kindern dort ansiedeln.<br /> Bildung und Gesundheit k&ouml;nnen so zur gesellschaftsdurchdringenden Aufgabe werden und nicht &ndash; wie bisher &ndash; ausschlie&szlig;lich an Bereiche und Personen delegiert werden, die sich &bdquo;professionell&ldquo; um Kleinkinder, Schulkinder und &auml;ltere Menschen k&uuml;mmern. Denn soziale Versorgung ausschlie&szlig;lich mittels Delegieren funktioniert nicht &ndash; wir sehen das Ergebnis t&auml;glich.</p> <h2>Erfolgsfaktor Kooperation</h2> <p>Besonders wichtig ist hierbei die F&ouml;rderung einer am Gemeinwohl orientierten Haltung zusammen mit kooperativen Modellen des Wirtschaftens, in denen auch &bdquo;Non-Profit&ldquo;-T&auml;tigkeiten ad&auml;quat bewertet werden. Oft wird argumentiert, dass &bdquo;der Mensch&ldquo; letztlich immer egoistisch zum haupts&auml;chlichen Eigenwohl handeln w&uuml;rde. Doch dies ist ein Mythos, der vor allem aufrechterhalten wird, um die ordnende Funktion des &bdquo;freien Marktes&ldquo; zu beschw&ouml;ren &ndash; belegen doch die &ouml;kologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Reallabor Welt, dass genau dieser &bdquo;freie Markt&ldquo; zu unglaublichen Unterschieden in der Verteilung von Ressourcen und zu ausbeuterisch- egoistischem Handeln beitr&auml;gt. Und ganz im Gegenteil hat die Wirtschaftsnobelpreistr&auml;gerin von 2009, Elinor Ostrom, auf Basis jahrzehntelanger Forschung belegt, dass gemeinschaftlich verwaltete Regionen lange Zeit an vielen verschiedenen Orten in der Welt funktioniert haben &ndash; bis ihnen gewaltsam die Ressourcen von einigen wenigen Herrschenden entzogen wurden. Ostrom konnte zeigen, dass n&auml;mlich in solchen Gemeinschaften &ndash; mithilfe einiger klarer Regeln &ndash; eine gemeinwohlorientierte Haltung entsteht. M&ouml;gliche Sanktionen bei Verst&ouml;&szlig;en &ndash; z. B. Ausn&uuml;tzen einer gemeinsamen Ressource durch einen Einzelnen &ndash; sind nur in Ausnahmef&auml;llen n&ouml;tig. Denn die Menschen agieren aus einer Haltung, die sich am Gesamtwohl aller orientiert, da ein solcher Rahmen die uns innewohnenden sozialen und verantwortungsvollen Anteile f&ouml;rdert.</p> <h2>Schl&uuml;sselfaktor Wissen und Innovation</h2> <p>Wenn wir nun regionale Gemeinschaften noch mit einem systematischen Modul &bdquo;Forschung und Innovation&ldquo; versehen &ndash; in Kooperation mit zentralen Forschungseinrichtungen &ndash;, bringen wir gleichsam das &bdquo;Gehirn&ldquo; zu diesem Organismus hinzu &ndash; es entsteht eine &bdquo;denkende&ldquo; regionale Gesellschaft.<br /> Nun k&ouml;nnen wir aber all solche Gemeinschaften &ndash; St&auml;dte, Regionen, Gemeinden &ndash; hinsichtlich Innovation und Wissen miteinander vernetzen, die sich gegenseitig anreichern und vermehren k&ouml;nnen. Innovationen k&ouml;nnen in Echtzeit zwischen Regionen und St&auml;dten geteilt und somit f&uuml;r viele andere Menschen nutzbar gemacht werden. Die Entwicklung einer besseren landwirtschaftlichen Klimawandelanpassung in einer lateinamerikanischen Region kann in der gleichen Sekunde f&uuml;r alle andere in diesem Netzwerk beteiligten St&auml;dten, Gemeinden und Regionen weltweit nutzbar gemacht werden. Millionen Menschen erhalten so eine bessere Chance, ihre Heimat nicht verlassen zu m&uuml;ssen, um &uuml;berleben zu k&ouml;nnen. Gleichzeitig wird diese Innovation sehr rasch von anderen im Netzwerk verfeinert und verbessert. So erhalten wir ein Netzwerk dezentraler, nachhaltiger Generatoren von Innovation &ndash; ein &bdquo;worldwide innovative sustainable environment&ldquo; &ndash; WISE. Weisheit bedeutet eben nicht nur Wissen und &bdquo;Smart&ldquo;heit, sondern auch das Wissen darum und die Verantwortung, dieses Wissen nachhaltig einzusetzen.</p> <h2>planetYES &ndash; eine analog-digitale Wirkungsplattform</h2> <p>Wie soll dies ins Leben kommen? Genau dies ist das Ziel von planetYES. Denn neben der Frage, warum etwas zu tun ist und was zu tun ist, m&uuml;ssen wir auch die Frage beantworten, wie dies geschehen kann. Zur Beantwortung dieser Frage m&uuml;ssen wir nochmals erkennen, dass Abertausende Initiativen und Hunderte Tonnen globaler Strategiepapiere bislang keine signifikante Trendwende hinsichtlich der bedrohlichsten &ouml;kologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erreicht haben. Zu viel Aktion ohne Strategie und zu viel Strategie ohne Aktion. Denn zwischen lokalen Initiativen und strategischen Organisationen besteht oftmals keine Verbindung. Genau diese Verbindung ist dringend n&ouml;tig &ndash; zwischen allen Akteuren und Stakeholdern, die f&uuml;r nachhaltigen Wandel relevant sind &ndash; Universit&auml;ten, internationalen Organisationen, Unternehmen, PraktikerInnen, Medien und der Bev&ouml;lkerung selbst. Doch nicht nur zwischen Akteuren, sondern vielmehr zwischen deren Missionen: Denn jeder Mensch und jede Organisation, jedes Unternehmen hat etwas, das er oder sie anstrebt: die Mission, die eine nach vorne gewandte Energie besitzt &ndash; das innere Ja zu einem bestimmten Ziel.<br /> Gleichzeitig gibt es weltweit zahlreiche Leuchtturmbeispiele gelingenden nachhaltigen Wandels in verschiedenen Bereichen &ndash; Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Energie, Bauen usw. Doch sind diese Beispiele oft nur lokal bekannt und nur in einem dieser Sektoren wirksam. Daher braucht es auch eine Verbindung dieser weltweiten L&ouml;sungen f&uuml;r unterschiedlichste Herausforderungen. Gerade die Verkn&uuml;pfung von L&ouml;sungen aus verschiedenen Bereichen wiederum bietet das Potenzial g&auml;nzlich neuer Systemeigenschaften und Synergien &ndash; warum nicht z. B. nachhaltige, regionale Landwirtschaft mit Angeboten f&uuml;r psychische und k&ouml;rperliche Gesundheit von Menschen, Bildung f&uuml;r Junge und Erwachsene und all dies wieder mit erneuerbarer Energie und Mobilit&auml;tskonzepten verkn&uuml;pfen und diese Bereiche systematisch miteinander verbinden?<br /> Dies f&uuml;hrt zum Konzept einer Wirkungsplattform die erstens Menschen, Missionen und L&ouml;sungen weltweit miteinander vernetzt, sie zweitens strategisch b&uuml;ndelt und neu zusammensetzt und drittens in gemeinsame konkrete Aktion in regionalen Projekten bringt. Gegenw&auml;rtige Plattformen und Datenbanken vernetzen zwar und stellen Wissen zur Verf&uuml;gung, leisten aber gerade die wichtigen Schritte 2 und 3 nicht. Dadurch entsteht wenig reale Wirkung. planetYES &ndash; eine Initiative in einem Netzwerk von Universit&auml;ten, innovativen Unternehmen, Medien und Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen gelebter Praxis &ndash; hat in den wenigen Monaten seines Bestehens diese Funktion im realen, &bdquo;analogen&ldquo; Bereich bereits nur aufgrund seines Bestehens in mehreren Praxisprojekten wahrgenommen &ndash; in Projekten von innovativer, nachhaltiger Stadtentwicklung und Regionalentwicklung, im B&uuml;ndeln von L&ouml;sungen und im Zusammenbringen von ExpertInnen und Organisationen verschiedenster Bereiche, die normalerweise niemals miteinander in Ber&uuml;hrung gekommen w&auml;ren. Darunter das Zu kunftshofprojekt in Wien, in dem St&auml;dtebau und innovative, energieneutrale Landwirtschaft und Ern&auml;hrungsproduktion mit lokaler Wirtschaft, Gesundheits- und Bildungsangeboten sowie kooperativen Modellen von Governance verkn&uuml;pft werden; ein ganzheitliches Klimaforschungsprojekt in der Region Braunau mit 100 000 EinwohnerInnen als Ausgangspunkt ganzheitlicher Regionalentwicklung, ein transnationales, europ&auml;isches Projekt zu Klimawandelanpassung im Obstbau in Verbindung mit dem &bdquo;inneren Ja&ldquo; als Basis ganzheitlicher Entwicklung der beteiligten Regionen; die Kooperation mit der &bdquo;Sustainability Challenge&ldquo; an der Wirtschaftsuniversit&auml;t Wien sowie Projekte an anderen Universit&auml;ten; bis hin zu ge planten Projekten mit weltweit t&auml;tigen Organisationen f&uuml;r Entwicklungszusammenarbeit und internationales Wissensmanagement. Die n&auml;chste Stufe ist der strategische Aufbau eines planetYES-Instituts, in dem diese Funktion von einem professionellen Team und Netzwerk &uuml;bernommen wird. Doch jetzt schon arbeiten wir an der Integration moderner digitaler M&ouml;glichkeiten, mit deren Hilfe ein selbstlernendes digitales System die M&ouml;glichkeit schaffen kann, die Wirkung von planetYES global zu skalieren.<br /> All dies ist in lebender und rascher Entwicklung. Doch die wichtigste Erkenntnis haben wir bereits gewonnen: die unglaubliche Zahl von Menschen und Organisationen aus verschiedensten Bereichen &ndash; Wissenschaft und Forschung, Bildung, Medizin, Wirtschaft, Medien, regionalen Entscheidungstr&auml;gerInnen und Menschen unterschiedlicher Berufs- und Gesellschaftsgruppen, von LandwirtInnen &uuml;ber WissensmanagerInnen und KleinkraftwerksbetreiberInnen und anderen mehr, von Sch&uuml;lerInnen und StudentInnen bis hin zu engagierten &auml;lteren Menschen &ndash; die uns immer wieder gefragt haben: &bdquo;Was kann ich, was k&ouml;nnen wir beitragen?&ldquo; Auf Basis ihres inneren Ja und f&uuml;r einen Rahmen, zu dem wir alle Ja sagen k&ouml;nnen.</p> <p>Mehr Information &uuml;ber planetYES, den aktuellen Stand, Projekte und Entwicklungen sehen Sie auf: <a href="http://www.planetYES.com" target="_blank">www.planetYES.com</a></p> <p>Aktuelle Projekte: M&ouml;chten Sie auch etwas beitragen? Dann kontaktieren Sie uns unter: <a href="mailto:office@planetyes.com" target="_blank">office@planetyes.com</a></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Bundesministerium f&uuml;r Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz: Nationale Strategie zur psychischen Gesundheit (3. Auflage), 2018. <a href="https://www.sozialministerium. % 20at/cms/site/attachments/0/8/8/CH3999/CMS 1383641380655/strategie_fassung_beirat_version_ 31.7.2018.pdf" target="_blank">https://www.sozialministerium. at/cms/site/attachments/0/8/8/CH3999/CMS 1383641380655/strategie_fassung_beirat_version_ 31.7.2018.pdf</a> &bull; B&uuml;hring P: Psychische Erkrankungen: Dramatische Zunahme &ndash; kein Konzept. Deutsches &Auml;rzteblatt 2010; 107(33): A-1548 / B-1380 / C-1360 &bull; Helfrich S: Muster gemeinsamen Handelns. Acht Orientierungspunkte f&uuml;r das Commoning. In: Helfrich S, Bollier D (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld, 2015; 55-6 &bull; Lalouschek W: Villlage Campus &ndash; ein alternatives Wirtschaftsmodell. &Ouml;1, November 2018. <a href="https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/" target="_blank">https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/</a> &bull; Lalouschek W: Weiter denken. Die Furche Podcast #3, 04/2019. <a href="https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/" target="_blank">https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/</a> &bull; Lalouschek W: Burnout und Wetter &ndash; eine Kausalit&auml;t? Systemische Notizen 2019; 01: 4-14. <a href="https://planetyes.com/files/planetyes/images/%20media/Burnout%20und%20Wetter%20-%20eine % 20 Kausalitaet.pdf" target="_blank">https://planetyes.com/files/planetyes/images/ media/Burnout%20und%20Wetter%20-%20eine % 20 Kausalitaet.pdf</a> &bull; Mental health included in the UN Sustainable Development Goals. <a href="https://www.who.int/mental_ % 20health/SDGs/en/" target="_blank">https://www.who.int/mental_ health/SDGs/en/</a> &bull; Ministerium Frauengesundheit: &Ouml;sterreichischer Gesundheitsbericht 2016. <a href="https://goeg.at/sites/ % 20default/files/2018-01/gesundheitsbericht2016.pdf">https://goeg.at/sites/ default/files/2018-01/gesundheitsbericht2016.pdf</a> &bull; Ostrom E: Beyond Markets and States: Polycentric governance of complex economic systems. Nobelpreisrede. 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