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planetYES – gelingende weltweite Entwicklung auf Basis des inneren „Ja“
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek
The Tree<br> Interdisziplinäres Gesundheitszentrum und Consulting GmbH Wien<br> E-Mail: w.lalouschek@thetree.at
30
Min. Lesezeit
07.11.2019
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<p class="article-intro">Welche Welt würden wir uns wünschen? Vermutlich eine, die gesundes Leben auf einem gesunden Planeten ermöglicht. Doch warum scheint sich so vieles gegenteilig zu entwickeln? Und wie können wir wirksam gegensteuern? Denn Menschen wünschen sich ein Leben mit einem inneren „Ja“ in einem Rahmen, zu dem sie Ja sagen können.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Der massive Anstieg psychischer Erkrankungen ist in Zusammenhang mit aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen zu verstehen.</li> <li>Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen wir den Rahmen gestalten, in dem Gesellschaft, Wirtschaft und Leben stattfinden. Das Projekt planetYES gibt dazu Antworten.</li> </ul> </div> <h2>Das innere „Nein“</h2> <p>Uns allen sind die massiven ökologischen Gefahren durch tägliche Medienberichte mittlerweile wohlvertraut: Klimawandel, Artensterben, Verschmutzung der Ozeane und vieles mehr. Weniger im Vordergrund stehen bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen wie zum Beispiel eine explosive Zunahme der Vermögensungleichheit innerhalb der Länder und zwischen Ländern weltweit in den letzten 20 Jahren. Doch für uns Ärztinnen und Ärzte besonders relevant sind gesundheitliche Entwicklungen: In den letzten 20 Jahren kam es in industrialisierten Ländern zu einer massiven Zunahme von Krankenstandstagen und Berufsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen. Und die WHO prognostiziert, dass Depression 2030 die weltweit größte Krankheitslast („burden of disease“) mit sich bringen wird. Das heißt, die Welt wird nicht nur einige Grade wärmer, sondern von einer immer depressiver werdenden Menschheit bevölkert sein.<br /> Ist dies nicht paradox bei all dem Fortschritt, den wir sehen? Ebenso paradox wie der täglich raschere Anstieg an Treibhausgasemissionen trotz aller Technologien, Initiativen und Strategien. So haben die bisherigen Klimaschutzkonferenzen nach Schätzungen mehr Treibhausgase erzeugt, als durch die dort gefassten Beschlüsse eingespart wurden. Was sind die Hintergründe all dieser Entwicklungen?<br /> Neben wirtschaftlichen Interessen mächtiger Konzerne, der fehlenden Verbindung zwischen politischen Beschlüssen und deren Umsetzung und dem Vorhandensein zahlreicher dysfunktionaler Regelkreise in unserem Gesellschafts-Wirtschafts- System (z. B. Autos brauchen Straßen, die wiederum mehr Verkehr anziehen; oder die fehlende Kostenwahrheit in unserem Gesundheitssystem, die eine sinnvolle Verknüpfung ambulanter und stationärer Versorgung verhindert) müssen wir vor allem die menschlichen Wurzeln dieser Entwicklungen verstehen: Fehlannahmen des menschlichen Geistes über lineare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die in komplexen Systemen zu Fehlentscheidungen führen; das Streben nach immer mehr als Ausdruck einer uns innewohnenden Überlebens-Gier (z. B. nach Nahrung), die Ausdruck völlig anderer Umweltbedingungen ist, als wir sie heute vorfinden. Und schließlich ein Faktor, der erstaunlich wenig diskutiert wird: Die heutige Gesellschaft bringt immer mehr Menschen gefühlt und strukturell in einen Zustand der Isolation. Jede und jeder hat das Gefühl und steht oft auch vor der realen Notwendigkeit, vor allem den eigenen Existenzkampf bestehen zu müssen. Der Eindruck des Eingebettetseins in ein System solidarischer und schützender sozialer Beziehungen geht verloren. Zusammen mit Arbeitsbedingungen, die uns den Erfolg der eigenen Bemühungen nicht mehr erkennen lassen, bildet dies den Nährboden für psychische Erkrankungen wie Angst und Depression, doch auch für Tendenzen von Ausgrenzung, Radikalisierung und das Phänomen des Hyperkonsums: Wir kaufen nur mehr ein, um zu besitzen, und nicht mehr, um zu benützen. All diese Phänomene haben auch ihre Profiteure – vor allem spaltende politische Bewegungen und Konsumanbieter.<br /> Doch zurück zur Gesundheit: All diese Phänomene – Angst, Depression oder auch Burnout – können in vielen Fällen auch gesehen werden als ein Ausdruck eines inneren „Nein“ von Menschen zu ihrem Leben und dessen Bedingungen. Doch jeder Mensch kommt mit einem lauten inneren „Ja“ zum Leben auf die Welt und jeder Mensch hat das Bedürfnis, zu seinem Leben und zu dem Rahmen, in dem er oder sie lebt, auch Ja sagen zu können. Auch viele gesunde Menschen können dies angesichts der derzeitigen Entwicklungen auf der Welt nicht mehr ehrlichen Herzens sagen. Gleichzeitig haben die meisten das Gefühl, all dies ohnehin nicht beeinflussen zu können. Doch sowohl das innere Nein wie auch das Gefühl der Ohnmacht machen krank und fördern psychische Erkrankungen, Ersatzbefriedigungen und Ablenkungen durch Konsum und Suchtmittel.</p> <h2>Das innere „Ja“</h2> <p>In Hunderten Gesprächen mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und in Krisensituationen habe ich meist schon im ersten Gespräch versucht herauszufinden, wohin die Sehnsucht des mir gegenübersitzenden Menschen geht. Kein einziges Mal war diese Sehnsucht etwas moralisch oder menschlich Negatives. (Menschen mit akuter Suizidalität nehme ich hier aus, da in diesem Zustand das „innere Ja“ oft gar nicht mehr spürbar ist.) Dies zeigt uns, dass „das Beste“ in uns Menschen, unsere guten Anteile, immer vorhanden ist – auch im Zustand der Krise. Das Streben nach guten Beziehungen, nach Kooperation und Solidarität, die uns innewohnende Neugier, eine Lust an eigener Leistung und unser natürliches Verantwortungsgefühl – all dies lässt sich bei Kleinkindern – sofern sie noch nicht durch ständiges iPad-Nutzen deformiert oder durch Gewalt oder Vernachlässigung traumatisiert sind – gut feststellen. Beobachten wir eine Gruppe von Kindergartenkindern, von denen jedes aus Samen das eigene Pflänzchen aufziehen kann, für das es verantwortlich ist: Hier sehen wir Neugier und Verantwortung von selbst entstehen.<br /> Doch wir Menschen haben eben nicht nur „gute“ Anteile, sondern auch andere: Gier, Furcht vor dem Fremden, Ängste, die sich wiederum in Aggression kanalisieren. Entscheidend für die Entwicklung einer Gesellschaft ist daher weniger die Frage, ob „der Mensch“ nun „gut oder schlecht“ ist, sondern welche Anteile vom jeweiligen gesellschaftlichen Rahmen gefördert werden. Die eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen fördern leider tendenziell die „schlechten“ Anteile, die dann statistisch häufiger werden und – wie schon erwähnt – zum Nutzen von Anbietern und politischen Parteien in Konsum, Suchtverhalten, Ausgrenzung und Verantwortungslosigkeit münden. Doch können wir den Rahmen, in dem wir leben, überhaupt gestalten? Ist dies nicht eine Utopie?</p> <h2>Den Rahmen gestalten</h2> <p>Neben den geschilderten Auswirkungen des Lebensrahmens auf den Menschen selbst führen „Lösungen“ – neue Medikamente oder Technologien – im falschen Rahmen häufig zu dysfunktionalen, oft perversen Situationen. Denn dann bedeutet das Ansteigen psychischer Erkrankungen vor allem einen „Markt“, der zwischen Wellnessangeboten und der steigenden Zahl an Verordnungen von Psychopharmaka richtiggehend aufblüht. Dann geht es nicht um das Einsparen von Ressourcen und Energie, sondern darum, möglichst viele Windparks zu bauen und möglichst viel Müll zu produzieren, den man dann gewinnbringend „recyclen“ kann.<br /> Tatsächlich ist es nur begrenzt sinnvoll, auf einem Tanker, der auf Kurs in Richtung eines Eisbergs ist, an Deck in die andere Richtung zu gehen. Wir müssen die Richtung ändern! Das heißt, wir müssen mutig und vermessen genug sein, gemeinsam an einer Änderung des Rahmens zu arbeiten – und das heißt: an anderen Modellen eines Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Uns als Ärztinnen und Ärzten liegen allerdings hochpolitische, soziologische und ökonomische Grundsatzdiskussionen meist weniger am Herzen als die Frage: Ist der Patient am Ende tot oder am Leben? Dies bedeutet gleichzeitig neu zu denken und realistisch sowie orientiert an konkreter Wirkung zu sein. Ein Widerspruch? Keineswegs!<br /> Änderungen des gesamten Systems („Post-Kapitalismus“, andere nationale und internationale Gesetze etc.) werden zwar immer wieder gefordert, doch passieren sie nur zaghaft und in so kleinen Schritten, dass die Gegenkräfte des Systems weiter überwiegen. Der umgekehrte Verweis auf eine Verhaltensänderung des/der einzelnen Bürgers/Bürgerin oder Konsumenten/ Konsumentin ist eher ein Ablenkungsmanöver, denn so erreicht man nur geringe, besonders idealistische Teile der Bevölkerung („grüne Blase“). Im Gegenteil müssen wir in die Mitte der Bevölkerung, und dies in einem systemrelevanten Ausmaß! Dies kann dort gelingen, wo viele Menschen zusammenleben und einen persönlichen Bezug zu ihrem Lebensort haben: in Städten, Regionen und Gemeinden. Das bedeutet zunächst lokal vorzugehen, doch auf Basis einer umfassenden Strategie und Vernetzung, damit dies systemrelevant werden kann. Gleichzeitig müssen wir vom Menschen, seinen Bedürfnissen und Neigungen ausgehen, denn dies wird in technologiezentrierten Szenarien meist vernachlässigt. Dafür sind gerade wir Ärztinnen und Ärzte und andere, die täglich mit und für Menschen arbeiten, prädestiniert, denn hier sind wir Expertin und Experte. Geht es doch nicht nur um andere Arten, zu wirtschaften, sondern vor allem um andere Arten, mit Menschen – Jungen, Alten, Kranken und Gesunden – umzugehen. Und dies bedeutet neue Modelle von Bildung, Zusammenleben und Gesundheitsversorgung.</p> <h2>Materielle und immaterielle Ressourcen</h2> <p>Wenn wir verstehen, welche Unterschiede zwischen materiellen und immateriellen Ressourcen bestehen, wird ebenfalls klarer, was zu tun ist. Wir leben praktisch ausschließlich von Ressourcen, die ursprünglich aus der Natur stammen. Als materielle Ressourcen – Nahrung, Infrastruktur, bis zu einem gewissen Ausmaß auch Energie – benötigen diese zu ihrem Transport viele weitere Ressourcen, und dieser geht relativ langsam. Ebenso kann die Erfüllung der sozialen Grundbedürfnisse – Gesundheit, Bildung, Gemeinschaft – nicht beliebig weit weg vom Lebensort der betreffenden Menschen stattfinden. Materielle Ressourcen werden außerdem weniger, wenn wir sie teilen (wie z. B. ein Glas Wasser).<br /> Doch es gibt eine genuin menschliche Ressource – unseren Geist. Die Erzeugnisse unseres Geistes – Wissen und Innovation – können wir fast ohne Aufwand in Echtzeit um den gesamten Erdball schicken. Und Wissen wird durch Teilen mehr.<br /> So kommen wir zu folgender Frage: Was passiert, wenn wir materielle Ressourcen und unmittelbare Grundbedürfnisse stärker als derzeit aus der Stadt oder Region heraus erschaffen, in der die betreffenden Menschen leben, und somit die damit verbundene Wertschöpfung auch in höherem Ausmaß dort halten als derzeit üblich? Denn im jetzigen System werden Ressourcen und vor allem Wertschöpfung aus Städten und Regionen wie mit einem Drainagesystem abgeleitet – ein Beispiel dafür sind die am Rand von Städten entstandenen Shoppingzentren, die jeglichen Kleinhandel zerstören und deren Gewinn nur in einem verschwindenden Ausmaß der Stadt oder Gemeinde zugutekommt, in der diese Zentren angesiedelt sind. Wenn also Wertschöpfung stärker (nicht völlig!) vor Ort gehalten wird – aus den Bereichen Nahrungserzeugung und sonstigen Wirtschaftsbereichen, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Energie – dann kann analog zum Humusaufbau eines Feldes „ökonomischer Humus“ aufgebaut werden. Dies bedeutet, dass die lokal erbrachte Wertschöpfung effizienter eingesetzt wird als derzeit – zusammen mit den Möglichkeiten der Digitalisierung können somit neue Lebensarbeitszeitmodelle entwickelt werden und es werden Zeitressourcen frei. Hier kommen wir nun zu den Bereichen, die für uns besonders interessant sind: Gesundheit und Bildung.<br /> Wenn in regionalen Gemeinschaften Zeitressourcen frei werden, können diese auch in gesellschaftlich relevante Tätigkeiten investiert werden. Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen können sich im Bildungssystem engagieren, Schulen können zu Orten des Lebens in einem Mix aus Jugendlichen- und Erwachsenenbildung, kleineren Betrieben und praxisnahem Lernen und Arbeiten werden. Schulklassen könnten sich national und international vernetzen und sich auf diese Weise gewissermaßen die ganze Welt sowie deren Menschen und Kulturen ins Klassenzimmer holen. So können regionales Handeln und globales Miteinander-Denken funktionieren. Eine regionale Gemeinschaft – z. B. eine Gemeinde, eine Kleinstadt, eine Region – kann sich gemeinsame Gesundheitsziele setzen. Mithilfe sinnvoller Nutzung von Digitalisierung und Logistik kann hochqualitative ambulante medizinische Versorgung zeitnah und zum Kassentarif angeboten werden. Hierfür gibt es funktionierende Beispiele, deren Multiplikation nur an der derzeitigen Trägheit des öffentlichen Systems scheitert. Gerade ein schlechtes Bildungs- und Gesundheitsangebot ist aber Haupttreiber der galoppierenden Abwanderung aus ländlichen Regionen und verhindert, dass sich jemals wieder Familien mit Kindern dort ansiedeln.<br /> Bildung und Gesundheit können so zur gesellschaftsdurchdringenden Aufgabe werden und nicht – wie bisher – ausschließlich an Bereiche und Personen delegiert werden, die sich „professionell“ um Kleinkinder, Schulkinder und ältere Menschen kümmern. Denn soziale Versorgung ausschließlich mittels Delegieren funktioniert nicht – wir sehen das Ergebnis täglich.</p> <h2>Erfolgsfaktor Kooperation</h2> <p>Besonders wichtig ist hierbei die Förderung einer am Gemeinwohl orientierten Haltung zusammen mit kooperativen Modellen des Wirtschaftens, in denen auch „Non-Profit“-Tätigkeiten adäquat bewertet werden. Oft wird argumentiert, dass „der Mensch“ letztlich immer egoistisch zum hauptsächlichen Eigenwohl handeln würde. Doch dies ist ein Mythos, der vor allem aufrechterhalten wird, um die ordnende Funktion des „freien Marktes“ zu beschwören – belegen doch die ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Reallabor Welt, dass genau dieser „freie Markt“ zu unglaublichen Unterschieden in der Verteilung von Ressourcen und zu ausbeuterisch- egoistischem Handeln beiträgt. Und ganz im Gegenteil hat die Wirtschaftsnobelpreisträgerin von 2009, Elinor Ostrom, auf Basis jahrzehntelanger Forschung belegt, dass gemeinschaftlich verwaltete Regionen lange Zeit an vielen verschiedenen Orten in der Welt funktioniert haben – bis ihnen gewaltsam die Ressourcen von einigen wenigen Herrschenden entzogen wurden. Ostrom konnte zeigen, dass nämlich in solchen Gemeinschaften – mithilfe einiger klarer Regeln – eine gemeinwohlorientierte Haltung entsteht. Mögliche Sanktionen bei Verstößen – z. B. Ausnützen einer gemeinsamen Ressource durch einen Einzelnen – sind nur in Ausnahmefällen nötig. Denn die Menschen agieren aus einer Haltung, die sich am Gesamtwohl aller orientiert, da ein solcher Rahmen die uns innewohnenden sozialen und verantwortungsvollen Anteile fördert.</p> <h2>Schlüsselfaktor Wissen und Innovation</h2> <p>Wenn wir nun regionale Gemeinschaften noch mit einem systematischen Modul „Forschung und Innovation“ versehen – in Kooperation mit zentralen Forschungseinrichtungen –, bringen wir gleichsam das „Gehirn“ zu diesem Organismus hinzu – es entsteht eine „denkende“ regionale Gesellschaft.<br /> Nun können wir aber all solche Gemeinschaften – Städte, Regionen, Gemeinden – hinsichtlich Innovation und Wissen miteinander vernetzen, die sich gegenseitig anreichern und vermehren können. Innovationen können in Echtzeit zwischen Regionen und Städten geteilt und somit für viele andere Menschen nutzbar gemacht werden. Die Entwicklung einer besseren landwirtschaftlichen Klimawandelanpassung in einer lateinamerikanischen Region kann in der gleichen Sekunde für alle andere in diesem Netzwerk beteiligten Städten, Gemeinden und Regionen weltweit nutzbar gemacht werden. Millionen Menschen erhalten so eine bessere Chance, ihre Heimat nicht verlassen zu müssen, um überleben zu können. Gleichzeitig wird diese Innovation sehr rasch von anderen im Netzwerk verfeinert und verbessert. So erhalten wir ein Netzwerk dezentraler, nachhaltiger Generatoren von Innovation – ein „worldwide innovative sustainable environment“ – WISE. Weisheit bedeutet eben nicht nur Wissen und „Smart“heit, sondern auch das Wissen darum und die Verantwortung, dieses Wissen nachhaltig einzusetzen.</p> <h2>planetYES – eine analog-digitale Wirkungsplattform</h2> <p>Wie soll dies ins Leben kommen? Genau dies ist das Ziel von planetYES. Denn neben der Frage, warum etwas zu tun ist und was zu tun ist, müssen wir auch die Frage beantworten, wie dies geschehen kann. Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir nochmals erkennen, dass Abertausende Initiativen und Hunderte Tonnen globaler Strategiepapiere bislang keine signifikante Trendwende hinsichtlich der bedrohlichsten ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erreicht haben. Zu viel Aktion ohne Strategie und zu viel Strategie ohne Aktion. Denn zwischen lokalen Initiativen und strategischen Organisationen besteht oftmals keine Verbindung. Genau diese Verbindung ist dringend nötig – zwischen allen Akteuren und Stakeholdern, die für nachhaltigen Wandel relevant sind – Universitäten, internationalen Organisationen, Unternehmen, PraktikerInnen, Medien und der Bevölkerung selbst. Doch nicht nur zwischen Akteuren, sondern vielmehr zwischen deren Missionen: Denn jeder Mensch und jede Organisation, jedes Unternehmen hat etwas, das er oder sie anstrebt: die Mission, die eine nach vorne gewandte Energie besitzt – das innere Ja zu einem bestimmten Ziel.<br /> Gleichzeitig gibt es weltweit zahlreiche Leuchtturmbeispiele gelingenden nachhaltigen Wandels in verschiedenen Bereichen – Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Energie, Bauen usw. Doch sind diese Beispiele oft nur lokal bekannt und nur in einem dieser Sektoren wirksam. Daher braucht es auch eine Verbindung dieser weltweiten Lösungen für unterschiedlichste Herausforderungen. Gerade die Verknüpfung von Lösungen aus verschiedenen Bereichen wiederum bietet das Potenzial gänzlich neuer Systemeigenschaften und Synergien – warum nicht z. B. nachhaltige, regionale Landwirtschaft mit Angeboten für psychische und körperliche Gesundheit von Menschen, Bildung für Junge und Erwachsene und all dies wieder mit erneuerbarer Energie und Mobilitätskonzepten verknüpfen und diese Bereiche systematisch miteinander verbinden?<br /> Dies führt zum Konzept einer Wirkungsplattform die erstens Menschen, Missionen und Lösungen weltweit miteinander vernetzt, sie zweitens strategisch bündelt und neu zusammensetzt und drittens in gemeinsame konkrete Aktion in regionalen Projekten bringt. Gegenwärtige Plattformen und Datenbanken vernetzen zwar und stellen Wissen zur Verfügung, leisten aber gerade die wichtigen Schritte 2 und 3 nicht. Dadurch entsteht wenig reale Wirkung. planetYES – eine Initiative in einem Netzwerk von Universitäten, innovativen Unternehmen, Medien und Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen gelebter Praxis – hat in den wenigen Monaten seines Bestehens diese Funktion im realen, „analogen“ Bereich bereits nur aufgrund seines Bestehens in mehreren Praxisprojekten wahrgenommen – in Projekten von innovativer, nachhaltiger Stadtentwicklung und Regionalentwicklung, im Bündeln von Lösungen und im Zusammenbringen von ExpertInnen und Organisationen verschiedenster Bereiche, die normalerweise niemals miteinander in Berührung gekommen wären. Darunter das Zu kunftshofprojekt in Wien, in dem Städtebau und innovative, energieneutrale Landwirtschaft und Ernährungsproduktion mit lokaler Wirtschaft, Gesundheits- und Bildungsangeboten sowie kooperativen Modellen von Governance verknüpft werden; ein ganzheitliches Klimaforschungsprojekt in der Region Braunau mit 100 000 EinwohnerInnen als Ausgangspunkt ganzheitlicher Regionalentwicklung, ein transnationales, europäisches Projekt zu Klimawandelanpassung im Obstbau in Verbindung mit dem „inneren Ja“ als Basis ganzheitlicher Entwicklung der beteiligten Regionen; die Kooperation mit der „Sustainability Challenge“ an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Projekte an anderen Universitäten; bis hin zu ge planten Projekten mit weltweit tätigen Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit und internationales Wissensmanagement. Die nächste Stufe ist der strategische Aufbau eines planetYES-Instituts, in dem diese Funktion von einem professionellen Team und Netzwerk übernommen wird. Doch jetzt schon arbeiten wir an der Integration moderner digitaler Möglichkeiten, mit deren Hilfe ein selbstlernendes digitales System die Möglichkeit schaffen kann, die Wirkung von planetYES global zu skalieren.<br /> All dies ist in lebender und rascher Entwicklung. Doch die wichtigste Erkenntnis haben wir bereits gewonnen: die unglaubliche Zahl von Menschen und Organisationen aus verschiedensten Bereichen – Wissenschaft und Forschung, Bildung, Medizin, Wirtschaft, Medien, regionalen EntscheidungsträgerInnen und Menschen unterschiedlicher Berufs- und Gesellschaftsgruppen, von LandwirtInnen über WissensmanagerInnen und KleinkraftwerksbetreiberInnen und anderen mehr, von SchülerInnen und StudentInnen bis hin zu engagierten älteren Menschen – die uns immer wieder gefragt haben: „Was kann ich, was können wir beitragen?“ Auf Basis ihres inneren Ja und für einen Rahmen, zu dem wir alle Ja sagen können.</p> <p>Mehr Information über planetYES, den aktuellen Stand, Projekte und Entwicklungen sehen Sie auf: <a href="http://www.planetYES.com" target="_blank">www.planetYES.com</a></p> <p>Aktuelle Projekte: Möchten Sie auch etwas beitragen? Dann kontaktieren Sie uns unter: <a href="mailto:office@planetyes.com" target="_blank">office@planetyes.com</a></p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>• Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz: Nationale Strategie zur psychischen Gesundheit (3. Auflage), 2018. <a href="https://www.sozialministerium. % 20at/cms/site/attachments/0/8/8/CH3999/CMS 1383641380655/strategie_fassung_beirat_version_ 31.7.2018.pdf" target="_blank">https://www.sozialministerium. at/cms/site/attachments/0/8/8/CH3999/CMS 1383641380655/strategie_fassung_beirat_version_ 31.7.2018.pdf</a> • Bühring P: Psychische Erkrankungen: Dramatische Zunahme – kein Konzept. Deutsches Ärzteblatt 2010; 107(33): A-1548 / B-1380 / C-1360 • Helfrich S: Muster gemeinsamen Handelns. Acht Orientierungspunkte für das Commoning. In: Helfrich S, Bollier D (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld, 2015; 55-6 • Lalouschek W: Villlage Campus – ein alternatives Wirtschaftsmodell. Ö1, November 2018. <a href="https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/" target="_blank">https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/</a> • Lalouschek W: Weiter denken. Die Furche Podcast #3, 04/2019. <a href="https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/" target="_blank">https://planetyes.com/de/wir-in-den-medien/</a> • Lalouschek W: Burnout und Wetter – eine Kausalität? Systemische Notizen 2019; 01: 4-14. <a href="https://planetyes.com/files/planetyes/images/%20media/Burnout%20und%20Wetter%20-%20eine % 20 Kausalitaet.pdf" target="_blank">https://planetyes.com/files/planetyes/images/ media/Burnout%20und%20Wetter%20-%20eine % 20 Kausalitaet.pdf</a> • Mental health included in the UN Sustainable Development Goals. <a href="https://www.who.int/mental_ % 20health/SDGs/en/" target="_blank">https://www.who.int/mental_ health/SDGs/en/</a> • Ministerium Frauengesundheit: Österreichischer Gesundheitsbericht 2016. <a href="https://goeg.at/sites/ % 20default/files/2018-01/gesundheitsbericht2016.pdf">https://goeg.at/sites/ default/files/2018-01/gesundheitsbericht2016.pdf</a> • Ostrom E: Beyond Markets and States: Polycentric governance of complex economic systems. Nobelpreisrede. Stockholm 2009 • World Health Organization 2008, The Global Burden of Disease 2004 update. <a href="https://www. % 20who.int/healthinfo/global_burden_disease/GBD_report_ 2004update_full.pdf" target="_blank">https://www. who.int/healthinfo/global_burden_disease/GBD_report_ 2004update_full.pdf</a> • World Federation of Mental Health. Depression: a global crisis. 2012. <a href="http://www.who.int/mental_ % 20health/management/depression/wfmh_paper_depression_ wmhd _2012.pdf" target="_blank">www.who.int/mental_ health/management/depression/wfmh_paper_depression_ wmhd _2012.pdf</a></p>
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