Weltkongress in Lissabon

Fokusthemen beim 7. ADHD-Weltkongress

<p class="article-intro">Der alle zwei Jahre stattfindende Weltkongress der Fachgesellschaft für ADHD führte in Lissabon unter der Leitung von Prof. Luis Rohde, Department für Psychiatrie der Universität von Rio Grand do Sul, Porto Alegre, Brasilien, 1600 Ärzte und Psychologen sowie Grundlagenwissenschaftler aus 64 Ländern zusammen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Neben vielf&auml;ltigen Fortbildungsworkshops und Trainingsseminaren fanden State-of-the-Art-Vortr&auml;ge, teilweise hochinteressante Pro-Con-Debatten und vielf&auml;ltige Pr&auml;sentationen aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse statt. Die gut besuchte und hochrangig moderierte Posterpr&auml;sentation (295 Poster) bildete den aktuellen wissenschaftlichen Stand ab, mit einer gewissen Betonung von Elektrophysiologie, Neurofeedback und modernen computergest&uuml;tzen Methoden.<br /> Die Teilnehmer, wie h&auml;ufig bei den ADHD- Kongressen mit starker Pr&auml;senz der schweizerischen, holl&auml;ndischen und englischen Kollegen, aber auch erfreulich vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem Nahen Osten und den asiatischen L&auml;ndern sowie S&uuml;damerika, verfolgten insbesondere die Pro-Con-Debatten sehr aufmerksam; beispielsweise zum Thema, ob &laquo;unterschwellige ADHD-Symptome&raquo; behandelt werden sollten, im Sinne einer Fr&uuml;hintervention, oder ob zun&auml;chst das klinische Vollbild abgewartet werden soll. Hierzu stellten Prof. Joseph Biederman, Massachusetts General Hospital, Boston, und Prof. David Coghill, Royal Melbourne Hospital, ihre mit vielf&auml;ltigen empirischen Daten gest&uuml;tzten Positionen dar.<br /> Inhalt war eine neue Untersuchung eines weltweiten Konsortiums zum Thema der genetischen Pr&auml;dispositionen zu ADHD und gleichzeitigem Cannabisabusus.<br /> Unter therapeutischem Aspekt dominieren weiterhin die Kombination und der individuelle Einsatz von Psychotherapie und Pharmakotherapie, wobei weiterhin weltweit festzustellen ist, dass maximal 10 Prozent aller behandlungsbed&uuml;rftigen ADHD- Patienten erreicht werden.<br /> Das Nichterkennen der Diagnose und die Option einer reinen Pharmakotherapie stellen in vielen auch hochentwickelten L&auml;ndern weiterhin ein Problem dar.<br /> Hilfreich sind bei der individualisierten Therapieplanung flexibel m&ouml;gliche Dosierungen und unterschiedliche galenische Formen, wie sie sehr unterschiedlich von den Pharmaunternehmen angeboten werden.<br /> Die Industriepr&auml;senz bei diesem 7. ADHD-Weltkongress war im Gegensatz zu fr&uuml;heren Kongressen ausgesprochen &uuml;berschaubar, neben zwei Technikfirmen und Patientenorganisationen sowie einer Buchhandlung stellten genau zwei Pharmafirmen ihre mittlerweile seit einigen Jahren auf dem Markt befindlichen Produkte und Informationsmaterialien dar.<br /> Es ist nicht abzusehen, dass in der &laquo;Pipeline&raquo; pharmazeutischer Unternehmen aktuelle grunds&auml;tzlich neue Entwicklungen vorliegen. Die langfristige Vertrautheit der Anwender mit den Darreichungsformen, Dosierungen und Anwendungsm&ouml;glichkeiten steht im pharmakologischen Bereich im Vordergrund, w&auml;hrend im psychotherapeutischen Bereich, auch aufgrund des allseits beklagten Ressourcenmangels, Kurzinterventionen und Intensivinterventionen eine h&ouml;here Bedeutung bekommen.<br /> F&uuml;r die spezifische Situation in der Schweiz und in &Ouml;sterreich bedeutet dies, dass die in beiden L&auml;ndern im weltweiten Vergleich hochausgebaute kinder- und jugendpsychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (fach-)politisch im Sinne der Klienten und ihrer Familien zu sichern ist und sowohl unn&ouml;tige und ggf. stigmatisierende &Uuml;bertherapien als auch eine Verharmlosung schwerer, gegebenenfalls komorbider ADHS-F&auml;lle zu vermeiden ist. In vielen Vortr&auml;gen und Seminaren wurde in diesem Kontext auf die hohe Bedeutung leitliniengerechter Differenzialdiagnostik verwiesen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 7<sup>th</sup> World Congress on ADHD, 25. bis 28. April 2019, Lissabon </p>
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