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ESOC 2019

Wichtigstes europäisches Forum für Schlaganfallforschung

<p class="article-intro">Die 5. Jahreskonferenz der European Stroke Organisation (ESOC) präsentierte Entwicklungen im vollen Umfang des Versorgungsspektrums – von akuten Eingriffen bis hin zur robotergestützten Rehabilitation und Sekundärprävention.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die European Stroke Organisation Conference (ESOC) ist aktuell die gr&ouml;&szlig;te Schlaganfallkonferenz. Man verzeichnete bei der diesj&auml;hrigen 5. Jahrestagung die doppelt so viele Teilnehmer wie bei der Er&ouml;ffnungsveranstaltung im Jahr 2015. Die ESOC 2019 er&ouml;ffnete mit Vortr&auml;gen aus einem umfangreichen Spektrum f&uuml;hrender Studien zur Schlaganfallpr&auml;vention, -behandlung, -therapie und -rehabilitation. Der Vorsitzende der Konferenzplanungsgruppe, Prof. Jesse Dawson, begr&uuml;&szlig;te die Delegierten: &bdquo;Ich glaube, dass eine gro&szlig;e Anzahl qualitativ hochwertiger Forschungst&auml;tigkeiten, die wir heute sehen werden, eine bemerkenswerte Ver&auml;nderung auf dem Gebiet der Schlaganfallforschung darstellt&ldquo;, sagte er. &bdquo;In den letzten Jahren hat sich die Dynamik auf diesen Konferenzen verschoben, sodass wir jetzt die Konferenzen mit Informationen verlassen, die die klinische Praxis ma&szlig;geblich ver&auml;ndern oder verbessern.&ldquo; Rund 5600 Neurologen und andere Experten f&uuml;r die Behandlung und Pflege von Schlaganfallpatienten aus 94 L&auml;ndern nahmen an den Symposien, Posterpr&auml;sentationen, Workshops und Netzwerkaktivit&auml;ten teil.</p> <h2>Robotergest&uuml;tztes Training f&uuml;r obere Extremit&auml;ten</h2> <p>Die RATULS-Studie<sup>1</sup> ist die gr&ouml;&szlig;te Studie zur Beurteilung, ob robotergest&uuml;tztes Training die Wiederherstellung der Funktion der oberen Extremit&auml;ten nach dem Schlaganfall verbessert. 770 Teilnehmer, die an vier Studienzentren eingeschrieben waren, wurden nach dem Zufallsprinzip wie folgt eingeteilt: i) roboterunterst&uuml;tztes Training, ii) verbesserte Therapie der oberen Extremit&auml;ten, iii) Standardversorgung durch das nationale Gesundheitssystem. Roboterunterst&uuml;tztes Training verbesserte die Funktion der oberen Extremit&auml;ten drei Monate nach dem Schlaganfall nicht signifikant im Vergleich zu den anderen beiden Therapieoptionen im Hinblick auf den prim&auml;ren Endpunkt. Es gab jedoch einige Verbesserungen bei den sekund&auml;ren Endpunkten. Verbesserte Pflege verbesserte jedoch die F&auml;higkeit, Aktivit&auml;ten des t&auml;glichen Lebens nach drei und sechs Monaten durchzuf&uuml;hren. <br />Obwohl RATULS ein neutrales Gesamtergebnis erzielte, erkl&auml;rte die Studienleiterin Prof. Helen Rodgers, dass das roboterassistierte Training m&ouml;glicherweise eine klinisch signifikante Verbesserung der Funktion zeigte: &bdquo;Hier gab es statistisch signifikante Unterschiede in einer Reihe anderer Faktoren, von denen jedoch keiner klinisch bedeutsam war. Die Studie hat aber viele interessante Informationen zu den potenziellen Vorteilen von roboterunterst&uuml;tzten Anwendungen geliefert.&ldquo;</p> <h2>MRT-gesteuerte Thrombolyse mit Alteplase</h2> <p>Die Thrombolyse zur Behandlung von Blutgerinnseln ist eine wirksame Behandlung f&uuml;r akute Schlaganf&auml;lle innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn. Es besteht jedoch weiterhin Unsicherheit dar&uuml;ber, wie Patienten zu behandeln sind, die mit Schlaganfallsymptomen aufwachen oder bei denen die Zeit, die seit Symptombeginn verstrichen ist, nicht bekannt ist. In der klinischen Phase-III-Studie THAWS sollte gepr&uuml;ft werden, ob eine niedrigere Thrombolysedosis wirksam und sicher ist bei jener Kohorte von Patienten, bei denen eine &bdquo;Nicht&uuml;bereinstimmung&ldquo; in der MRT-Bildgebung darauf hindeutet, dass der Schlaganfall nicht gut verlaufen ist.</p> <p>Aufgrund des vorzeitigen Stopps und der positiven Ergebnisse der WAKE-UPStudie wurde auch THAWS vorzeitig abgebrochen, nachdem 131 der geplanten 300 Patienten rekrutiert worden waren. THAWS zeigte keinen Unterschied im Anteil von Patienten ohne Symptome oder mit milden nicht behindernden Symptomen (mRS 0&ndash;1) nach 3 Monaten, im Risiko f&uuml;r eine Blutung im Gehirn sowie Tod. Der Principal Investigator, Professor Masatoshi Koga, kommentierte: &bdquo;Es gab keine Unterschiede im positiven Ergebnis zwischen den Gruppen. Die Sicherheit war vergleichbar mit jener der Standardbehandlung. <br />Aufgrund des vorzeitigen Studienabbruchs k&ouml;nnen jedoch keine endg&uuml;ltigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Zus&auml;tzliche Untersuchungen k&ouml;nnen gerechtfertigt sein.&ldquo;</p> <h2>&bdquo;Take Charge&ldquo; nach Schlaganfall</h2> <p>&bdquo;Take Charge&ldquo; ist ein Rehabilitationsprogramm zur Selbstverwaltung mit dem Ziel, Menschen zu bef&auml;higen, nach einem Schlaganfall die eigene Genesung zu steuern und so die gesundheitsbezogene Lebensqualit&auml;t zu verbessern. Eine &bdquo;Take Charge&ldquo;-Sitzung wird von einem geschulten Kliniker in der Form einer Gespr&auml;chstherapie beim Patienten zu Hause durchgef&uuml;hrt &ndash; fragend, um die Selbststeuerung zu erleichtern, aber nicht richtungsweisend. <br />400 Menschen aus 7 Zentren, die innerhalb von 16 Wochen nach ihrem Schlaganfall aus dem Spital entlassen wurden und wieder in ihrer gewohnten Umgebung lebten, wurden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Gruppen zugeteilt: i) einer einzelnen &bdquo;Take Charge&ldquo;-Sitzung, ii) zwei &bdquo;Take Charge&ldquo;-Sitzungen im Abstand von 6 Wochen oder iii) einer Kontrolle (sie erhielten Brosch&uuml;ren der Stroke Foundation). <br />Das &bdquo;Take Charge&ldquo;-Programm, ob als einzelne Sitzung oder als zwei Sitzungen, f&uuml;hrte zu einer Verbesserung der durch die Patienten berichteten gesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t nach einem Schlaganfall. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass &bdquo;Take Charge&ldquo; m&ouml;glicherweise eine kosteng&uuml;nstige Intervention zur Selbstverwaltung ist. <br />Die Studienleiterin, Dr. Vivian Fu, erkl&auml;rte: &bdquo;,Take Charge&lsquo; war der einfachen Kontrolle der Lebensqualit&auml;t, der Unabh&auml;ngigkeit und der Aktivit&auml;ten des t&auml;glichen Lebens &uuml;berlegen. Unsere kombinierte Metaanalyse ergab, dass von jeweils neun Patienten, die mit ,Take Charge&lsquo; behandelt wurden, einer nach 12 Monaten die Selbstst&auml;ndigkeit erreicht.&ldquo;</p> <h2>Beurteilung der akuten Schlaganfallbehandlung durch Rettungssanit&auml;ter</h2> <p>Die Thrombolyse nach einem akuten isch&auml;mischen Schlaganfall sollte innerhalb von 4,5 Stunden nach dessen Eintritt erfolgen. Ein rascher Transport des Patienten in eine Klinik ist also geboten. Die Optimierung des Service, um eine schnelle und kosteng&uuml;nstige Einlieferung in die Klinik zu erreichen, kann jedoch eine Herausforderung sein. In einer Studie wurde gepr&uuml;ft, ob die gezielte Beurteilung des Gesundheitszustandes durch die anwesenden Sanit&auml;ter die Thrombolyserate und ihre Kosteneffizienz im britischen Gesundheitswesen verbesserte. <br />Von 1214 Patienten, die in 3 Ambulanzdiensten und 15 Krankenh&auml;usern in Gro&szlig;britannien eingeschrieben waren, wurden 500 von in &bdquo;Paramedic Acute Stroke Treatment Assessment&ldquo; (PASTA) geschulten Personen (PASTA-Sanit&auml;ter) beurteilt, w&auml;hrend 714 von Standard-Pflegesanit&auml;tern bewertet wurden. Die PASTA-Intervention erh&ouml;hte nicht die Anzahl der Patienten, die eine Thrombolyse erhielten, und es zeigte sich ein nicht signifikanter Trend hin zu weniger Patienten, die eine Thrombolyse erhielten. Es gab jedoch eine nicht signifikante Verbesserung im Outcome nach drei Monaten. Dies f&uuml;hrte zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch k&uuml;rzere Krankenhausaufenthalte und zu einem geringeren Rehabilitationsbedarf. <br />Dr. Christopher Price stellte die Ergebnisse vor und erkl&auml;rte: &bdquo;Durch die Intervention konnten Kosten gespart werden. Speziell durch niedrigere Rehabilitationskosten und eine k&uuml;rzere Verweildauer im Krankenhaus, trotz niedrigerer Thrombolyseraten.&ldquo;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 5<sup>th</sup> European Stroke Organisation Conference, 22. bis 24. Mai 2019, Mailand </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Rodgers H et al.: Lancet 2019; 394: 51-62</p> </div> </p>
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