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WCD 2019

Eine neue Ära für die globale Dermatologie

<p class="article-intro">Alle 4 Jahre treffen sich die Dermatologen aus aller Welt am World Congress of Dermatology. Dementsprechend beeindruckend ist der Umfang dieser Veranstaltung. So gab es in diesem Jahr über 150 Sitzungen für mehr als 14 000 Teilnehmer. Wir haben für Sie ein paar Rosinen aus dem «Panettone» gepickt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Statineinnahme erh&ouml;ht das Risiko f&uuml;r Ekzemerkrankungen</h2> <p>Statine geh&ouml;ren aufgrund ihrer kardioprotektiven Wirkung zu den h&auml;ufig verordneten Medikamenten bei Patienten mit Dyslipid&auml;mien und Herzerkrankungen.<sup>1</sup> Sie blockieren die hepatische Cholesterinsynthese und verst&auml;rken zus&auml;tzlich die Aufnahme von Cholesterin in die Hepatozyten. Dar&uuml;ber hinaus wurde berichtet, dass Statine &uuml;ber immunmodulierende Effekte auch Einfluss auf Ekzeme oder atopische Dermatitis nehmen k&ouml;nnen. Wie h&auml;ufig dies der Fall ist, wurde bisher noch nicht untersucht. In einer Kohortenstudie werteten Dr. med. Kevin Cheung, J. Roy und A. Lucille vom Carver College of Medicine der University of Iowa und Kollegen Daten aus den Akten von Patienten dieser Universit&auml;tsklinik aus. Diese retrospektive Analyse verglich Herzpatienten, die vor 2012 ein Statin einnahmen, mit Herzerkrankten, denen nie ein Statin verschrieben worden war. F&uuml;r beide Gruppen wurde die H&auml;ufigkeit von Ekzemen und atopischer Dermatitis &uuml;ber einen Zeitraum von 6 Jahren ermittelt. Dabei fand eine Stratifizierung nach Faktoren wie z. B. Alter, Geschlecht, BMI, Alkoholkonsum und Rauchen statt. Patienten mit Statinmedikation wiesen eine signifikant h&ouml;here Ekzeminzidenz von 6,77 % im Vergleich zu jenen, die keine Statine einnahmen (1,68 % ; p&lt;0,001), auf. Daraus ergab sich ein mehr als 4-fach erh&ouml;htes Ekzemrisiko bei den Statinpatienten. M&auml;nner waren h&auml;ufiger betroffen als Frauen. In der Altersgruppe &uuml;ber 60 stieg das relative Risiko f&uuml;r die Entwicklung eines Ekzems sogar auf das 7-Fache an, wenn ein Statin eingenommen wurde. Als N&auml;chstes wollen die Forscher untersuchen, ob es Unterschiede in Abh&auml;ngigkeit davon gibt, welches Statin verordnet wurde.</p> <h2>IL-17A-Inhibition als neue Therapie bei Hidradenitis suppurativa</h2> <p>In L&auml;sionen bei Hidradenitis suppurativa (HS) konnten in der Vergangenheit erh&ouml;hte Interleukin(IL)-17A-Spiegel nachgewiesen werden.<sup>2</sup> Deshalb untersuchte Prof. Alexandra B. Kimball von der Harvard Medical School, Boston, zusammen mit Kollegen im Rahmen einer randomisierten, doppelblinden Multicenterstudie die Wirkung des IL-17A-Blockers CJM112 auf HS. Die Studienpopulation bestand aus Erwachsenen mit chronischer HS im Stadium 2 oder 3 der Hurley-Klassifikation, die entweder mit 300 mg CJM112 oder einem Placebo behandelt wurden. Der prim&auml;re Endpunkt bestand in einer Reduktion von 2 Punkten im Hidradenitis Suppurativa Physician&rsquo;s Global Assessment (HS-PGA) Score in Woche 16. Er wurde von 32 % der Patienten mit CJM112 erreicht im Vergleich zu 13 % bei Behandlung mit Placebo (Abb. 1). Ausserdem kontrollierten die Untersucher den Einfluss der Therapie auf die Anzahl entz&uuml;ndlicher L&auml;sionen sowie Sicherheit und Vertr&auml;glichkeit von CJM112. Die Summe der L&auml;sionen sank bei Therapie mit CJM112 um 56 % versus 30 % in der Placebogruppe. Beobachtete Nebenwirkungen traten in den Studiengruppen vergleichbar h&auml;ufig auf und waren haupts&auml;chlich leichter bis moderater Natur. &laquo;Diese Studie ist der erste richtige Beleg daf&uuml;r, dass eine IL-17A-Blockade f&uuml;r die Behandlung der HS n&uuml;tzlich sein kann&raquo;, hob Prof. Dr. med. Brian Kirby vom St. Vincent&rsquo;s University Hospital, Dublin, hervor.<sup>3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Leading Opinions_Derma_1902_Weblinks_lo_derma_1902_s7_abb1.jpg" alt="" width="550" height="403" /></p> <h2>Atopische Dermatitis &ndash; topischer PD4-Inhibitor reduziert proinflammatorische Enzyme</h2> <p>Crisaborol ist ein PD4-Inhibitor, der 2016 von der FDA f&uuml;r die nichtsteroidale Therapie von leichter bis moderater atopischer Dermatitis (AD) zugelassen wurde.<sup>4</sup> Dieser Entscheidung lagen die Ergebnisse von zwei Studien der Phase 2 zugrunde, an denen mehr als 1500 Patienten teilnahmen. Dennoch ist die Wirkweise von Crisaborol nicht g&auml;nzlich gekl&auml;rt. Um in dieser Frage Licht ins Dunkel zu bringen, untersuchte eine aktuell auf dem WCD 2019 vorgestellte Phase- 2-Studie den Zusammenhang zwischen klinischer Besserung und Ver&auml;nderungen von Hyperplasie, Barrierefunktion und Immunbiomarkern in der Haut.<br /> Bei den 40 eingeschlossenen Patienten mit leichter bis moderater AD wurde jeweils ein Teil der L&auml;sionen mit Crisaborol und ein anderer Teil nur mit Vehikel behandelt. Die Therapie erfolgte jeweils &uuml;ber 15 Tage. Im Anschluss wurden Stanzbiopsien entnommen, die genetisch und immunhistochemisch untersucht wurden. Klinisch zeigten die mit Crisaborol therapierten L&auml;sionen zum Ende der Studie im &laquo;total sign score&raquo; eine gr&ouml;ssere Verbesserung als diejenigen, bei denen das Vehikel angewendet wurde. Gleiches galt f&uuml;r den Pruritus, der auf einer nummerischen Bewertungsskala gemessen wurde. Schon nach dem ersten Behandlungstag war der Juckreiz h&auml;ufig r&uuml;ckl&auml;ufig. Der transepidermale Wasserverlust war in der Crisaborol-Gruppe nach 8 Tagen signifikant gesunken. Die Untersuchung des bioptischen Materials ergab im Vergleich zum Ausgangsbefund zudem eine Reduktion von inflammatorischen Biomarkern. Dazu geh&ouml;rten Matrixmetalloproteinase 12, die mit genereller Inflammation assoziiert ist, und Marker der Th2- und Th17/Th22-Achsen, die eine Schl&uuml;sselrolle in der AD-Pathogenese spielen. Immunhistochemisch liess sich eine Verringerung von Hyperplasie und Infiltration durch Immunzellen in den L&auml;sionen nachweisen, auf die Crisaborol appliziert wurde. Die Studienautoren sahen eine Ver&auml;nderung des Transkriptoms in Richtung normaler Haut an den initialen L&auml;sionsstellen. Die molekularen und zellul&auml;ren Ver&auml;nderungen korrelierten ebenfalls mit der klinischen Besserung.</p> <h2>Risankizumab zeigt bei Psoriasis hohe Wirksamkeit &uuml;ber 2 Jahre</h2> <p>Im ersten Teil der randomisierten Doppelblindstudie IMMhance erlangten bereits signifikant mehr Patienten unter Risankizumab (n=407) einen der prim&auml;ren Endpunkte Psoriasis Area and Severity Index (PASI) 90 bzw. static Physician&rsquo;s Global Assessment (sPGA) 0/1, entsprechend einer vollst&auml;ndigen oder fast vollst&auml;ndigen Abheilung der Hautver&auml;nderungen in Woche 16 (p&lt;0,001).<sup>5</sup> Im zweiten Teil von IMMhance wurden die Patienten, die sPGA 0/1 erreicht hatten, erneut randomisiert und erhielten in Woche 28&ndash;104 je nach Gruppe entweder alle 12 Wochen eine kontinuierliche Behandlung mit 150 mg Risankizumab (n=111) oder Placebo (n=225). In dieser Studienphase wurde der prim&auml;re Endpunkt als Anteil der Psoriatiker festgelegt, die nach 1 Jahr ein sPGA von 0/1 hatten. Der sekund&auml;re Endpunkt bestand im Erreichen von sPGA 0/1 nach 2 Jahren. Beide Endpunkte wurden von den Patienten mit Risankizumab signifikant h&auml;ufiger erreicht (p&lt;0,001). Die Zeit bis zu einem Rezidiv (sPGA&gt;3) betrug f&uuml;r die Placebopatienten im Median 295 Tage. Ein entsprechender Wert konnte f&uuml;r die Risankizumab-Gruppe nicht ermittelt werden, da in dieser Gruppe zu wenige Rezidive auftraten (p&lt;0,01). Nach 2 Jahren erlangten 81,1 % der Patienten in der Verumgruppe ein sPGA von 0/1. Darunter waren vermehrt Patienten mit PASI 100 oder sPGA 0. Diejenigen der 153 Patienten in der Placebogruppe, die bei einem Rezidiv erneut mit Risankizumab therapiert wurden, erzielten rasch ein erneutes Ansprechen: 83,7 % dieser Patienten gelang eine vollst&auml;ndige oder fast vollst&auml;ndige Abheilung der Hautver&auml;nderungen. Therapiebedingte Nebenwirkungen waren innerhalb aller Studiengruppen vergleichbar. W&auml;hrend der Langzeittherapie &uuml;ber 2 Jahre kam es zu keinen neuen Nebenwirkungen.</p> <h2>Etanercept-Biosimilar erfolgreich bei Psoriasis und Psoriasisarthritis</h2> <p>Bisher gibt es wenig Daten zum Etanercept- Biosimilar SB4.<sup>6</sup> Eine Vorabauswertung der 1-Jahres-Daten einer 3-Jahres- Studie der Universit&auml;t von Rom konnte hier einen ersten Ausblick geben. Von den geplanten 350 Patienten der Studie konnten zuvor schon 91 eingeschlossen werden. 52 davon wurden bereits &uuml;ber 52 Wochen behandelt. Bei 38 Patienten lag eine Psoriasisarthritis vor, bei 14 eine Plaque-Psoriasis. Unter der Therapie mit SB4 verbesserte sich der PASI deutlich. Die Studienteilnehmer hatten zu Beginn einen mittleren PASI von 6,57, der bis zu Woche 24 1,2 erreichte, nach 1 Jahr sogar PASI 0,8. &Auml;hnlich erfolgreich erwies sich SB4 bei Psoriasisarthritis, deren Krankheitsaktivit&auml;t mit dem &laquo;Disease Activity Score in 28 joints&raquo;(DAS28)-CRP-Wert erfasst wurde. Der DAS28-CRP sank von initial 4,15 &uuml;ber 2,43 in Woche 24 auf 2,15 nach 1 Jahr. Das Biosimilar wurde insgesamt gut vertragen.<br /> Obwohl es sich um eine vorl&auml;ufige Auswertung handelt, schlossen die Autoren, das SB4 bei Psoriasis und Psoriasisarthritis wirksam ist. Zudem k&ouml;nnte die potenzielle Reduktion der Behandlungskosten den Zugang zu einer Biologikatherapie f&uuml;r eine gr&ouml;ssere Anzahl von Patienten erm&ouml;glichen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 24th World Congress of Dermatology (WCD) 2019, 10.–15. Juni, Mailand </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Cheung K et al.: A retrospective study on the incidence of eczema and use of statins. Poster presented at the WCD 2019, June 10&ndash;15, Milan <strong>2</strong> Kimball AB et al.: Hidradenitis suppurativa responds to a novel anti-IL17 antibody (CJM112) in a controlled clinical trial vs placebo. Poster presented at the WCD 2019, June 10&ndash;15, Milan <strong>3</strong> Kirby B: Biologics beyond TNF blockade. Symposium Hidradenitis suppurativa: the spectrum of management. WCD 2019, June 10&ndash;15, Milan <strong>4</strong> Guttman-Yassky E et al.: Changes in skin biomarkers following crisaborole treatment correlate with clinical improvement in atopic dermatitis. Poster presented at the World Congress of Dermatology 2019, June 10&ndash;15, Milan <strong>5</strong> Blauvelt AM et al.: Efficacy and safety of continuous Q12W risankizumab versus treatment withdrawal: 104 week results from the phase 3 IMMhance trial. Poster presented at the WCD 2019, June 10&ndash;15, Milan <strong>6</strong> Giunta A, Manfreda V, Esposito M et al.: Anti-TNF alpha biosimilars in the treatment of plaque-type psoriasis and psoriatic arthritis: a real-life single-center study on effectiveness, safety and pharmacoeconomic impact. Poster presented at the WCD 2019, June 10&ndash;15, Milan</p> </div> </p>
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