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Österreichs Diabetes-Selbsthilfegruppen trafen einander in Schladming

Dachverband: „wir sind diabetes“

<p class="article-intro">Vom 10. bis 12. Mai haben sich Vertreter der Aktiven Diabetiker Austria (ADA), der Österreichischen Diabetikervereinigung (ÖDV) und des Vereins DIABÄR zu einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung für Gruppenleiter getroffen. Im Herbst 2019 werden sich die Österreichischen Diabetes-Selbsthilfeorganisationen zum Dachverband „wir sind diabetes“ zusammenschließen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Z ur heurigen Gruppenleitertagung vom 10. bis 12. Mai in Schladming trafen sich erstmals &uuml;ber 70 Gruppenleiter aller drei Selbsthilfeorganisationen: Aktive Diabetiker Austria (ADA), &Ouml;sterreichische Diabetikervereinigung (&Ouml;DV) und der Verein DIAB&Auml;R. Neben umfangreicher Fortbildung zu medizinischen Themen konnten sich die Teilnehmer auch zu praxisrelevanten Aspekten der Gruppenleitert&auml;tigkeit austauschen und L&ouml;sungen f&uuml;r die t&auml;glichen Herausforderungen von Menschen mit Diabetes diskutieren.<br /> F&uuml;r die medizinische Fortbildung zeichnete Prim. Dr. Christian Schelkshorn, Leiter der 1. Medizinischen Abteilung im Landesklinikum Korneuburg-Stockerau und Mitglied des Vorstands der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft, verantwortlich. Finanzielle Unterst&uuml;tzung daf&uuml;r kam von Unternehmen: Abbott, Boehringer Ingelheim, A. Menarini Diagnostics, MSD, Novo Nordisk, Roche und Sanofi.</p> <h2>Begleitung und Motivation</h2> <p>Zum Auftakt der Tagung gab Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben, Ern&auml;hrungsfachmann und selbst seit Jahren Typ-1-Diabetiker, Einblicke in versteckte Zuckerfallen in Lebensmitteln und einfache Tipps f&uuml;r eine bewusstere Ern&auml;hrung. Dabei gelten f&uuml;r Menschen mit Diabetes kaum andere Regeln als f&uuml;r Menschen ohne Diabetes, sagt Steiner. Er sieht Diabetes sogar als Chance, da Menschen mit Diabetes dadurch unmittelbarer erleben, wie sich Ern&auml;hrungsfehler auf den K&ouml;rper und das Wohlbefinden auswirken.<br /> Den medizinischen Part teilte sich Prim. Schelkshorn mit Univ.-Prof. Dr. Julia Mader und Univ.-Doz. Dr. Gerd K&ouml;hler von der Klinischen Abteilung f&uuml;r Endokrinologie und Diabetologie der Medizinischen Universit&auml;t Graz. In den Vortr&auml;gen ging es darum, mit welchen besonderen Herausforderungen Jugendliche und &auml;ltere Menschen mit Diabetes konfrontiert sind und welche M&ouml;glichkeiten der Motivation es aus &auml;rztlicher Sicht gibt. K&ouml;hler gab einen &Uuml;berblick &uuml;ber die aktuell und in n&auml;chster Zeit verf&uuml;gbaren technischen Ger&auml;te &ndash; Blutzuckermessger&auml;te, Sensoren f&uuml;r die kontinuierliche Glukosemessung und Insulinpumpen &ndash;, die der Diabetesbehandlung in den letzten Jahren neue M&ouml;glichkeiten er&ouml;ffnet haben. Schelkshorn wies darauf hin, dass der technische Fortschritt, aber auch die Neuerungen bei den Medikamenten enorm dazu beigetragen haben, dass sich die Therapie heute &uuml;ber weite Strecken dem Menschen anpasst und nicht, wie fr&uuml;her &uuml;blich, der Mensch der Therapie. Er pl&auml;dierte f&uuml;r einen Schulterschluss von Patienten und &Auml;rzten, wenn es darum geht, die Versicherungstr&auml;ger von der Notwendigkeit der Erstattung moderner Behandlungsm&ouml;glichkeiten zu &uuml;berzeugen.</p> <h2>Was muss ich f&uuml;r die F&uuml;&szlig;e tun?</h2> <p>ADA-Pr&auml;sident Dr. Adalbert Strasser, Facharzt f&uuml;r Chirurgie mit gro&szlig;er Erfahrung in der Behandlung des diabetischen Fu&szlig;syndroms, referierte &uuml;ber die Grundregeln der Fu&szlig;vorsorge bei Diabetes. Die Kennzeichen eines diabetischen Fu&szlig;es sind oft sehr variabel: u. a. Taubheitsgef&uuml;hl, Kribbeln, herabgesetztes Schmerzempfinden, rosig warme, trockene oder rissige Haut und verz&ouml;gerte Wundheilung als Ausdruck der Nervensch&auml;digung, im Gegensatz zu kalten F&uuml;&szlig;en, blass-bl&auml;ulicher, d&uuml;nner oder pergamentartiger Haut, Kr&auml;mpfen und Schmerzen bei l&auml;ngerem Gehen bei Durchblutungsst&ouml;rungen. Damit Komplikationen fr&uuml;hzeitig erkannt werden, m&uuml;ssen die F&uuml;&szlig;e t&auml;glich auf Druckstellen, Schwellungen, R&ouml;tungen, Risse und Verformungen untersucht werden. Eine &auml;rztliche Kontrolle soll zumindest einmal j&auml;hrlich erfolgen und es soll behandelt werden, wenn Ver&auml;nderungen an den F&uuml;&szlig;en wahrgenommen werden, da aus kleinen Verletzungen schnell gro&szlig;e, mitunter schwer behandelbare Wunden entstehen k&ouml;nnen. Am 1. Juli 2019 er&ouml;ffnete Strasser das Wundzentrum Wien Donaustadt, eine auf die Behandlung chronischer Wundheilungsst&ouml;rungen spezialisierte Ordination mit dem Behandlungsschwerpunkt diabetisches Fu&szlig;syndrom.</p> <h2>Stress, Psyche und Stoffwechsel, alles h&auml;ngt zusammen</h2> <p>Dr. Christian Tatschl, Mediziner und Kommunikationsexperte aus Wien, erkl&auml;rte, wie sich Stress, Angst und Frustration auf K&ouml;rper und Psyche auswirken. Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Angstst&ouml;rungen sind &uuml;ber das komplexe Zusammenspiel der Hormone Dopamin, Serotonin, Adrenalin/Noradrenalin und Cortisol im &bdquo;psycho-metabolischen Syndrom&ldquo; verbunden. Um dem zu entkommen, sollten Menschen mit und ohne Diabetes gezielt darauf achten, positiven Empfindungen im Alltag Raum zu geben. Konkrete Vorschl&auml;ge: mehr selber kochen und in netter Gesellschaft essen, einen Bezug zu den verwendeten Zutaten entwickeln und weniger Gesundes in Ma&szlig;en, aber ohne Reue genie&szlig;en. Bewegung machen, die einem liegt und Spa&szlig; macht, f&uuml;r Abwechslung sorgen und viel Zeit bei Tageslicht, m&ouml;glichst im Gr&uuml;nen verbringen.</p> <h2>&bdquo;wir sind diabetes&ldquo; &ndash; Dachverband der Diabetes-Selbsthilfegruppen</h2> <p>Im Rahmen der Tagung wurde der neue &bdquo;Dachverband der Diabetes Selbsthilfe &Ouml;sterreich &ndash; wir sind diabetes&ldquo; erstmals &ouml;ffentlich vorgestellt. Derzeit werden die Vereinsstatuten finalisiert, die offizielle Gr&uuml;ndung erfolgt im Herbst 2019. Pr&auml;sentiert wurde auch das Logo des Dachverbandes: eine Menschenkette in leuchtendem Gelb, in Form einer Sonne. Es symbolisiert einerseits die Vielfalt der Menschen, die mit Diabetes leben, andererseits Zusammenhalt, Kraft und Zuversicht, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Dieses Logo von &bdquo;wir sind diabetes&ldquo; verweist auf die Gr&uuml;ndungsidee des Dachverbandes, die Kr&auml;fte aller, die sich zum Wohl der rund 600 000 Menschen mit Diabetes in &Ouml;sterreich engagieren, zu b&uuml;ndeln.<br /> Der Zusammenschluss der Vereine ADA, &Ouml;DV und DIAB&Auml;R gr&uuml;ndet auf der &Uuml;berzeugung, dass die Diabetes-Selbsthilfe in &Ouml;sterreich eine gemeinsame starke Stimme ben&ouml;tigt, damit die Anliegen der Betroffenen geh&ouml;rt und ernst genommen werden. Der Dachverband ersetzt nicht die einzelnen Selbsthilfeorganisationen und wird auch nicht deren Aufgaben &uuml;bernehmen. Ziel ist es vielmehr, im Dialog mit der Politik den verschiedenen Playern im Gesundheitssystem geeint aufzutreten, Synergien zu nutzen und st&auml;rkere Akzente in der &Ouml;ffentlichkeit setzen zu k&ouml;nnen.</p> <h2>Aufgaben der Selbsthilfegruppen</h2> <p>In den Diabetes-Selbsthilfegruppen k&ouml;nnen sich Menschen mit Diabetes und deren Angeh&ouml;rige mit anderen Betroffenen vernetzen, orientieren, informieren und sich gegenseitig unterst&uuml;tzen. Der Austausch in der Gruppe f&ouml;rdert die Motivation zur Lebensstil&auml;nderung und Therapiedurchf&uuml;hrung und leistet dadurch auch einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Folgeerkrankungen. Weitere Aufgaben sind die &Ouml;ffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung kollektiver Patientenrechte gegen&uuml;ber Gesundheitswesen und Politik. Die Arbeit in den Gruppen wird &uuml;berwiegend ehrenamtlich geleistet. Durch die dezentrale Struktur der Selbsthilfeorganisationen haben die Gruppenleiter vor Ort anspruchsvolle und verantwortungsvolle Funktionen als Ansprechpartner und Informationsvermittler f&uuml;r ihre Gruppenmitglieder.</p> <h2>ADA &ndash; Aktive Diabetiker Austria</h2> <p>Die Aktiven Diabetiker Austria (ADA) wurden 1997 gegr&uuml;ndet und haben &ouml;sterreichweit mehrere Tausend Mitglieder. Leitbild des Vereins: Menschen mit Diabetes sind nicht Patienten (Leidende), sondern Menschen mit vielseitigen Bed&uuml;rfnissen, die Diabetes mit ihrem Leben positiv in Einklang bringen wollen. Aktivit&auml;ten sind Information und Erfahrungsaustausch in den Selbsthilfegruppen sowie die Organisation von Veranstaltungen. ADA-Mitglieder erhalten viermal pro Jahr das Magazin &bdquo;ADAJournal&ldquo; mit aktuellen Terminen und Einladungen, Berichte &uuml;ber Vereinsaktivit&auml;ten sowie Zusammenfassungen von Referaten und News.</p> <h2>DIAB&Auml;R &ndash; Verein f&uuml;r Diabetiker der Universit&auml;tskinderklink Graz</h2> <p>Der Verein wurde 1995 von Betroffenen gegr&uuml;ndet. Vereinsziele sind die Verbesserung der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes in p&auml;dagogischen Einrichtungen sowie die Vertretung von deren Interessen gegen&uuml;ber Dritten. Der Verein versucht diese Ziele durch Fachvortr&auml;ge, Gespr&auml;chsrunden, Schulungen und sportliche Aktivit&auml;ten zu erreichen. Im Vordergrund stehen die j&auml;hrlichen Schulungs-, Sport- und Abenteuercamps f&uuml;r Kinder und Jugendliche, in denen der Umgang mit Diabetes im Alltag spielerisch ge&uuml;bt wird. Die medizinische Qualit&auml;t wird in Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Kinder und Jugendheilkunde sowie f&uuml;r Innere Medizin Graz gew&auml;hrleistet. Beim Informationsund Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen, Eltern und Angeh&ouml;rigen in Familienwochenenden k&ouml;nnen bereits die Kleinsten ein &bdquo;Mini-Camp&ldquo; erleben. Die Vereinszeitung &bdquo;Diabetes News&ldquo; informiert halbj&auml;hrlich &uuml;ber die Aktivit&auml;ten und Angebote von DIAB&Auml;R, &uuml;ber Forschungsprojekte sowie neue Therapieangebote.</p> <h2>&Ouml;sterreichische Diabetikervereinigung (&Ouml;DV)</h2> <p>Die &Ouml;sterreichische Diabetikervereinigung wurde 1977 gegr&uuml;ndet und ist mit aktuell 50 Gruppen, 8 Beratungsstellen und mehr als 90 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die gr&ouml;&szlig;te und &auml;lteste Diabetes-Selbsthilfeorganisation &Ouml;sterreichs. Schwerpunkte sind die Interessenvertretung und die Schulung von Menschen mit Diabetes und Angeh&ouml;rigen, Erfahrungsaustausch in den Gruppen und Gespr&auml;chsrunden sowie Informationsveranstaltungen, darunter der &Ouml;sterreichische Diabetestag, Familienschulungswochenenden, Schulungs- und Erholungscamp f&uuml;r Kinder von 8 bis 12 Jahren, Diabetes- Up-Date f&uuml;r Jugendliche von 13 bis 18 Jahren, mobile Diabetes-Beratung in Kinderg&auml;rten/Schulen (Wien), Diabetes- Nannys (Salzburg, Tirol). Au&szlig;erdem gibt die &Ouml;DV viermal j&auml;hrlich das Diabetes- Magazin &bdquo;Mein Leben&ldquo; heraus.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1903_Weblinks_jatros_dia_1903_s7_gruppenfoto.jpg" alt="" width="550" height="369" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Gruppenleitertagung der Österreichischen Diabetes- Selbsthilfeorganisationen, 10.–12. Mai 2019, Schladming </p>
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