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Betreuung, Aufklärung, Prävention

FGM („female genital mutilation“) – eine interdisziplinäre Herausforderung

<p class="article-intro">Laut UNICEF werden alle 10 Sekunden die Genitalien eines Mädchens unter 12 Jahren verstümmelt. Weltweit müssen Millionen Mädchen und Frauen mit den Folgen des Eingriffs leben.<sup>1</sup> Auch in Österreich gibt es nach Erhebungen zwischen 6000 und 8000 von FGM Betroffene.<sup>2</sup> Die ganzheitliche Betreuung dieser Mädchen und Frauen stellt eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Aufklärungs- und Präventionsstrategien sind unerlässlich im Kampf gegen FGM.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Betreuung von Patientinnen nach FGM sollte &ndash; besonders in der Schwangerschaft &ndash; durch geschultes Personal in spezialisierten Zentren erfolgen.</li> <li>Durch die Defibulation im Rahmen der Geburt kann die Rate an geburtshilflichen Komplikationen und Kaiserschnitten deutlich gesenkt werden.</li> <li>Kultursensible Aufkl&auml;rung &ndash; sowohl in &Ouml;sterreich als auch in den L&auml;ndern, in denen FGM praktiziert wird &ndash; ist zur Pr&auml;vention von FGM bei M&auml;dchen und Frauen unerl&auml;sslich.</li> </ul> </div> <h2>Definition, Formen und Verbreitung</h2> <p>Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert FGM &ndash; &bdquo;female genital mutilation&ldquo; oder im Deutschen &bdquo;weibliche Genitalverst&uuml;mmelung&ldquo; &ndash; als &bdquo;alle Verfahren, die die teilweise oder vollst&auml;ndige Entfernung der weiblichen &auml;u&szlig;eren Genitalien oder deren Verletzung aus nicht medizinischen Gr&uuml;nden involvieren&ldquo;.<sup>3</sup><br /> FGM wird vorwiegend an M&auml;dchen im Alter zwischen 0 und 15 Jahren vorgenommen. In Abh&auml;ngigkeit von Region und lokaler Tradition sind jedoch auch Frauen vor der Hochzeit, im Rahmen der Schwangerschaft oder nach der Geburt betroffen. Die Praxis der Beschneidung wird religionsunabh&auml;ngig durchgef&uuml;hrt und ist bereits vor der Entstehung von Christentum oder Islam dokumentiert. FGM ist traditionell und regionsabh&auml;ngig in allen Glaubensgemeinschaften zu finden, obwohl keine religi&ouml;sen Schriften dies vorschreiben.</p> <p>In einer gemeinsamen Publikation internationaler Institutionen wie UNICEF, WHO und UNESCO wurden 2008 vier Formen von FGM definiert (Abb. 1):<br /> <strong>Typ I:</strong> teilweise oder vollst&auml;ndige Entfernung der Klitoris und/oder der Klitorisvorhaut<br /> <strong>Typ II:</strong> teilweise oder vollst&auml;ndige Entfernung der Klitoris und der inneren Schamlippen mit oder ohne Beschneidung der &auml;u&szlig;eren Schamlippen<br /> <strong>Typ III (Infibulation oder &bdquo;pharaonische Beschneidung&ldquo;):</strong> Verengung der Vaginal&ouml;ffnung mit Bildung eines deckenden Verschlusses mittels der Beschneidung und Vern&auml;hung der inneren und/ oder &auml;u&szlig;eren Schamlippen, mit oder ohne Entfernung der Klitoris<br /> <strong>Typ IV:</strong> alle anderen, die weiblichen Genitalorgane zu nicht medizinischen Zwecken verletzenden Praktiken, zum Beispiel Einstechen, Durchbohren, Einschneiden, Abschaben und Kauterisation</p> <p>FGM wird vor allem in afrikanischen L&auml;ndern praktiziert, in einigen davon wie zum Beispiel Somalia nahezu fl&auml;chendeckend (Abb. 2). Die Praxis ist jedoch nicht auf Afrika beschr&auml;nkt, auch in Asien sowie in Mittel- und S&uuml;damerika gibt es Regionen, in denen M&auml;dchen und Frauen beschnitten werden. Beschneidung ist mittlerweile ein globales Problem, das auch Immigrantinnen in Industrienationen betrifft.<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s14_abb1.jpg" alt="" width="600" height="686" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s16_abb2.jpg" alt="" width="600" height="521" /></p> <h2>Akute Komplikationen</h2> <p>Die &auml;u&szlig;eren weiblichen Genitalien sind sehr sensibel und mit Nerven versorgt. Die Schmerzen, die durch eine Amputation ohne An&auml;sthesie entstehen, sind daher enorm und f&uuml;r viele Betroffene nachhaltig traumatisierend.<br /> Die Bedingungen, unter denen der Eingriff h&auml;ufig stattfindet &ndash; insbesondere, wenn mehrere M&auml;dchen mit demselben Instrument beschnitten oder bestimmte Substanzen wie Kuhdung zur Blutstillung verwendet werden &ndash; beg&uuml;nstigen Infektionen und Blutungen, die t&ouml;dlich verlaufen k&ouml;nnen.<br /> Da die Praxis meist von Beschneiderinnen ausgef&uuml;hrt wird, die &uuml;ber keinerlei anatomische Kenntnisse verf&uuml;gen und deren Sehverm&ouml;gen u.U. eingeschr&auml;nkt ist, kann es zur unbeabsichtigten Verletzung von umliegendem Gewebe kommen. Leisten die Betroffenen Widerstand, sind auch au&szlig;ergenitale Verletzungen m&ouml;glich, wie Auskugeln der Schulter, Knochenbr&uuml;che oder Zungenbisse.<br /> In der Zeit direkt nach der Beschneidung f&uuml;hren Schwellungen, Infibulation und Angst vor Schmerzen h&auml;ufig zu Harnretention und schwerwiegenden urologischen Komplikationen. Zus&auml;tzlich werden die M&auml;dchen und Frauen durch Zusammenbinden der Beine oft f&uuml;r Wochen immobilisiert (Tab. 1).<sup>5</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Gyn_1901_Weblinks_jatros_gyn_1901_s14_tab1.jpg" alt="" width="600" height="378" /></p> <h2>Langzeitfolgen</h2> <p>Von FGM betroffene Frauen haben h&auml;ufig mit langfristigen psychischen und k&ouml;rperlichen Komplikationen zu k&auml;mpfen (Tab. 1).<br /> Insbesondere die Folgen des Traumas sowie St&ouml;rungen des sexuellen Empfindens und Dyspareunie bis zu Verletzungen im Rahmen des Geschlechtsverkehrs haben nicht nur Auswirkungen auf die Lebensqualit&auml;t, sondern f&uuml;hren auch zu chronischen psychischen Belastungen.<br /> Durch Narbenbildung kann es zu Abflussst&ouml;rungen von Sekret, Menstruationsblut und Urin mit erh&ouml;hter Inzidenz von urogenitalen Infektionen, Blasenentleerungsst&ouml;rungen, verst&auml;rkten Menstruationsbeschwerden sowie verl&auml;ngerter Menstruationsdauer kommen. Auch Fistelbildungen mit Harn- oder Stuhlverlust oder Einschr&auml;nkungen der Fertilit&auml;t werden durch rezidivierende Infektionen beg&uuml;nstigt. Weitere Langzeitfolgen stellen chronische Infektionen wie Hepatitis oder HIV durch den Eingriff unter unsterilen Bedingungen dar.<br /> Au&szlig;erdem erweist sich die medizinische Betreuung von betroffenen Patientinnen in L&auml;ndern mit Vorsorgeuntersuchungen wie &Ouml;sterreich h&auml;ufig als problematisch:<br /> Nicht nur stellen sich Patientinnen nach FGM aus Angst vor Schmerzen sowie aufgrund von Sprachbarrieren seltener zur gyn&auml;kologischen Begutachtung vor, auch die Untersuchung und Pap-Abnahme k&ouml;nnen sich aufgrund der Narbenbildung schwierig bis unm&ouml;glich gestalten.</p> <h2>Komplikationen im Rahmen der Geburt</h2> <p>Bei schwangeren Patientinnen nach FGM ist &ndash; in Abh&auml;ngigkeit von Form und Auspr&auml;gung der Narbenbildung &ndash; mit einer erh&ouml;hten Inzidenz von schweren geburtshilflichen Komplikationen zu rechnen. Zu diesen Komplikationen z&auml;hlen:</p> <ul> <li>Protrahierte Geburtsverl&auml;ufe</li> <li>Postpartale H&auml;morrhagien</li> <li>Uterusrupturen</li> <li>Schwere Geburtsverletzungen (h&ouml;hergradige Dammrisse, langfristig auch mit Stuhlinkontinenz und Fistelbildungen)</li> <li>Schlechteres kindliches Outcome</li> </ul> <p>Auch unter medizinischer Betreuung im Krankenhaus in industrialisierten L&auml;ndern kommt es statistisch h&auml;ufiger zu verl&auml;ngerten Spitalsaufenthalten, Episiotomien sowie Kaiserschnitten.<br /> Es ist davon auszugehen, dass die erh&ouml;hte Rate an Kaiserschnitten nicht nur durch Schwierigkeiten bei der vaginalen Untersuchung, sondern auch durch fehlende Erfahrung des medizinischen Personals im Umgang mit Geburten nach FGM bedingt ist.<sup>6</sup></p> <h2>Defibulation</h2> <p>In Abh&auml;ngigkeit von Beschwerdebild und Wunsch der Patientin k&ouml;nnen die operative Er&ouml;ffnung der Narben nach FGM, die sogenannte Defibulation, sowie gegebenenfalls rekonstruktive Ma&szlig;nahmen eine therapeutische Option darstellen. Voraussetzung daf&uuml;r ist eine eingehende, kultursensible Aufkl&auml;rung, bei bestehender Sprachbarriere unbedingt mithilfe von &Uuml;bersetzern.<br /> Im Zuge des Gespr&auml;ches sollten Beschwerden besprochen und der Zusammenhang mit FGM sowie postoperative Erfolgsaussichten gekl&auml;rt werden. Auch die Einbeziehung des Partners &ndash; falls m&ouml;glich &ndash; sowie die Auswirkungen des Eingriffs auf die Sexualit&auml;t sind wichtige Themen der Aufkl&auml;rung. Unerl&auml;sslich f&uuml;r die Durchf&uuml;hrung des Eingriffs ist eine ad&auml;quate Analgesie, um eine Retraumatisierung zu verhindern.<sup>7</sup><br /> Insbesondere im Rahmen der Geburt nach FGM Typ III (Infibulation) ist die Defibulation h&auml;ufig nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit, um schwere Komplikationen zu vermeiden.<sup>8</sup><br /> Das diesbez&uuml;gliche Gespr&auml;ch sollte unbedingt vor Geburtsbeginn gef&uuml;hrt werden und folgende Punkte enthalten:</p> <ul> <li>Erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Mutter und Kind bei Unterlassen der Defibulation</li> <li>Defibulation in PDA oder Lokalan&auml;sthesie (je nach Wunsch der Patientin) bei aufsteigendem kindlichem Kopf im Rahmen der Geburt</li> <li>postpartale Versorgung (insbesondere der Hinweis auf das Verbot der Reinfibulation in &Ouml;sterreich)</li> <li>Defibulation auch im Rahmen eines sekund&auml;ren Kaiserschnittes erw&uuml;nscht?</li> <li>Evaluierung des kindlichen Risikos bei Schwangerschaft mit weiblichem Fetus</li> <li>Aufkl&auml;rung &uuml;ber die rechtliche Situation in &Ouml;sterreich im Sinne der Pr&auml;vention der Beschneidung weiblicher Neugeborener und M&auml;dchen</li> </ul> <p>Entsprechend internationalen Empfehlungen sollte die Defibulation an Schwangeren nicht mehr als gesonderter Eingriff in der Schwangerschaft durchgef&uuml;hrt werden. Dies erfordert jedoch die kontinuierliche Pr&auml;senz erfahrener Geburtshelfer, die die notwendige Expertise zur Defibulation unter der Geburt gew&auml;hrleisten k&ouml;nnen. Daher ist zur optimalen Versorgung von schwangeren Patientinnen nach FGM die rechtzeitige Vorstellung an spezialisierten Zentren notwendig.<sup>6, 7</sup></p> <h2>situation in &Ouml;sterreich</h2> <p>&Auml;ltere Daten von 2006 gehen von zwischen 6000 und 8000 betroffenen Frauen in &Ouml;sterreich aus. Sch&auml;tzungen des Gesundheitsministeriums zufolge d&uuml;rften j&auml;hrlich ca. 100 M&auml;dchen bzw. Frauen, die bereits in &Ouml;sterreich leben, neu betroffen sein.<sup>2</sup> An der Erhebung rezenterer Zahlen arbeitet derzeit der &ouml;sterreichische Integrationsfonds.<br /> FGM erf&uuml;llt in &Ouml;sterreich den Tatbestand der absichtlichen schweren K&ouml;rperverletzung mit Dauerfolgen. Die T&auml;terInnen k&ouml;nnen nach &sect; 84+85 StGB mit einem Strafma&szlig; von bis zu 10 Jahren bestraft werden.<br /> Gem&auml;&szlig; &sect; 90 Abs. 3 StGB kann in eine Verst&uuml;mmelung oder sonstige Verletzung der Genitalien, die geeignet ist, eine nachhaltige Beeintr&auml;chtigung des sexuellen Empfindens herbeizuf&uuml;hren, nicht eingewilligt werden. Dies bedeutet, dass T&auml;terInnen auch nach Einwilligung der Eltern oder der vollj&auml;hrigen Frau selbst strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden k&ouml;nnen. Strafbar machen sich somit:</p> <ul> <li>T&auml;terInnen beziehungsweise &Auml;rzte/&Auml;rztinnen, die FGM vornehmen</li> <li>Eltern, die FGM an ihrer Tochter vornehmen lassen</li> <li>Helfer</li> </ul> <p>Dar&uuml;ber hinaus besteht bei Verdacht der Kindeswohlgef&auml;hrdung, und diese ist jedenfalls anzunehmen, Mitteilungspflicht gegen&uuml;ber dem Kinder- und Jugendhilfetr&auml;ger gem&auml;&szlig; &sect; 37 Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br /> Seit 2006 gelten in Bezug auf FGM auch erweiterte Opferrechte: Opfer von Genitalverst&uuml;mmelung haben Anspruch auf juristische und psychosoziale Prozessbegleitung. Au&szlig;erdem beginnt die Verj&auml;hrungsfrist nach einer Genitalverst&uuml;mmelung erst ab dem 28. Lebensjahr des Opfers zu laufen (&sect; 58 Abs. 3 Z 3 StGB).<sup>9</sup><br /> An Aufkl&auml;rung und Pr&auml;vention von FGM arbeiten derzeit in &Ouml;sterreich zahlreiche Institutionen. Seit 2007 tagt in regelm&auml;&szlig;igen Abst&auml;nden ein interdisziplin&auml;rer Wiener Expertenbeirat unter der Leitung des Wiener Programms f&uuml;r Frauengesundheit und der Frauenabteilung (MA 57), welcher sich mit FGM, aktuellen Entwicklungen und Pr&auml;ventionsma&szlig;nahmen befasst. Weiters bietet das Frauengesundheitszentrum FEM S&uuml;d im Rahmen der &bdquo;Gesundheitsberatung f&uuml;r arabische und afrikanische Frauen&ldquo; kultursensible Beratung sowie Aufkl&auml;rung in den Communitys aus von FGM betroffenen L&auml;ndern und stellt f&uuml;r von FGM Betroffene den Kontakt zum Gesundheitssystem her. Derzeit bildet FEM S&uuml;d im Auftrag des Integrationsministeriums muttersprachliche Peers zur FGM-Pr&auml;vention aus.<br /> Unter anderem wurden der Folder &bdquo;Ich sch&uuml;tze meine Tochter&ldquo;, ein Informationsblatt &uuml;ber die gesundheitlichen Folgen und das gesetzliche Verbot von FGM in &Ouml;sterreich sowie der Informationsfilm &bdquo;Nein zur Genitalbeschneidung&ldquo; in mehreren Sprachen entwickelt und verbreitet.<br /> Auch ein &bdquo;Leitfaden zum Umgang mit betroffenen M&auml;dchen und Frauen&ldquo; wurde erstellt. Dieser richtet sich an &Auml;rztInnen, Krankenpflegepersonal, Hebammen, PsychologInnen und Sozialarbeiter, all jene Berufsgruppen also, die h&auml;ufig Ansprechpersonen f&uuml;r von FGM Betroffene sind.<br /> S&auml;mtliche Informationsmaterialien k&ouml;nnen online heruntergeladen werden oder &ndash; auch um sie in Ordinationen oder Ambulanzen aufzulegen &ndash; gratis beim Wiener Programm f&uuml;r Frauengesundheit bestellt werden.<sup>10</sup></p> <h2>Betreuung von Patientinnen nach FGM</h2> <p>Aufgrund der oft komplexen medizinischen Krankheitsbilder sowie der manchmal schwierigen sozialen und psychischen Situation der von FGM betroffenen Frauen sollten die Begutachtung und Betreuung in spezialisierten Zentren erfolgen. In solchen Zentren oder Spezialambulanzen m&uuml;ssen erweiterte Betreuungszeiten, R&auml;umlichkeiten mit Schutz der Privatsph&auml;re, gyn&auml;kologische Spezialkompetenz sowie kultursensible Betreuung und Dolmetschm&ouml;glichkeiten gew&auml;hrleistet sein. Auch die Partner der Patientinnen werden &ndash; sofern m&ouml;glich &ndash; im Sinne der Aufkl&auml;rung miteinbezogen.<br /> In Wien existieren derzeit drei Zentren, in denen von FGM betroffene Frauen spezialisiert betreut werden. In engem Kontakt mit dem FEM S&uuml;d erfolgt die Begutachtung dieser Patientinnen an der Gyn&auml;kologie des Allgemeinen Krankenhauses Wien, der Krankenanstalt Rudolfstiftung sowie des Wilhelminenspitals.<br /> Schwangere Patientinnen aus Risikol&auml;ndern sollten in Krankenh&auml;usern im Rahmen der Geburtsanmeldung direkt nach FGM gefragt bzw. begutachtet werden, um sie rechtzeitig an spezialisierten Abteilungen zur Entbindung vorzustellen. Auch eine gezielte Zuweisung zu den oben genannten Zentren durch Fach&auml;rztInnen f&uuml;r Gyn&auml;kologie, die FGM im Zuge der Mutterkindpass-Untersuchungen detektieren, w&auml;re w&uuml;nschenswert. So k&ouml;nnen eine ad&auml;quate Aufkl&auml;rung, Risikoreduktion und Versorgung bei der Geburt gew&auml;hrleistet werden.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die Erfassung der Anzahl der von FGM betroffenen Frauen in &Ouml;sterreich gestaltet sich angesichts seltener Kontakte mit dem Gesundheitssystem trotz teils ausgepr&auml;gter Beschwerden schwierig. Dies ist jedoch eine Grundvoraussetzung zur Implementierung sinnvoller Anlaufstellen sowie zur F&ouml;rderung von Institutionen, die diese Patientinnen betreuen. Gemeinsame interdisziplin&auml;re Anstrengungen zur Erhebung aktueller Zahlen sowie zur Betreuung und Pr&auml;vention sollten &ouml;sterreichweit in Zusammenarbeit zwischen MedizinerInnen, Hebammen und Institutionen zur Integration und Sozialarbeit weiterhin unternommen werden. Insbesondere im Sinne der Pr&auml;vention und Aufkl&auml;rung w&auml;re die ausgedehnte Vernetzung mit niedergelassenen Kinder-, Haus- und Schul&auml;rztInnen w&uuml;nschenswert.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Unicef <strong>2</strong> Baldaszti E, Urbas E; Stadt Wien (Hrsg.): Wiener Frauengesundheitsbericht 2006. Wien, 2006 <strong>3</strong> World Health Organization (Ed.): Female Genital Mutilation: Information Kit. Department of Women&rsquo;s Health, Health Systems and Community Health: Geneva, 1996 <strong>4</strong> OHCHR, UNAIDS, UNDP, UNECA, UNESCO, UNFPA, UNHCR, UNICEF, UNIFEM, WHO: Eliminating female genital mutilation &ndash; an interagency statement. WHO: 2008 <strong>5</strong> Gruber F, Kulik K, Binder U (Terre des Femmes): Studie zu weiblicher Genitalverst&uuml;mmelung (FGM = Female Genital Mutilation). T&uuml;bingen, 2005 <strong>6</strong> Gyn&eacute;cologie Suisse, Guideline: Patientinnen mit genitaler Beschneidung: Schweizerische Empfehlungen f&uuml;r &Auml;rztinnen und &Auml;rzte, Hebammen und Pflegefachkr&auml;fte. Ratifiziert Mai 2013 <strong>7</strong> Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft f&uuml;r Gyn&auml;kologie und Geburtshilfe (DGGG): Empfehlungen zum Umgang mit Patientinnen nach weiblicher Genitalverst&uuml;mmelung (female genital mutilation). Berlin, 2013 <strong>8</strong> Okusanya BO et al.: Deinfibulation for preventing or treating complications in women living with type III female genital mutilation: a systematic review and meta-analysis. Int J Gynecol Obstet 2017; 136: 13-20 <strong>9</strong> https://www.jusline.at/gesetz/stgb/gesamt <strong>10</strong> https:// www.wien.gv.at/gesundheit/beratung-vorsorge/ frauen/frauengesundheit/schwerpunkte/gewalt/fgm. html</p> </div> </p>
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