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Autologe Fetttransplantation in der Brustchirurgie

Lipofilling – von der Rekonstruktion zur Ästhetik

<p class="article-intro">Die autologe Fetttransplantation (Lipofilling) ist eine vielversprechende Methode in der Brustchirurgie. Obwohl es noch offene Fragen wie die nach der Rate der Resorption gibt, die meist mehrere Eingriffe für das gewünschte Ergebnis zur Folge hat, hat das Lipofilling in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebt. Der folgende Artikel gibt einen Überblick.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Anf&auml;nge der Fetttransplantation</h2> <p>1893 wurde die Fetttransplantation erstmals vom Chirurgen Neuber beschrieben. 1895 wurde durch den Chirurgen Czerny die erste Brustrekonstruktion mittels autologer Fetttransplantation durchgef&uuml;hrt, wobei ein Lipom vom R&uuml;cken in die Brust transplantiert wurde. In den 1950er- Jahren zeigten Studien, dass das Outcome in Bezug auf die &Uuml;berlebensrate der Fettzellen nur sehr gering war. Technische Unausgereiftheiten f&uuml;hrten zu einer sehr verminderten &Uuml;berlebensrate der Fetttransplantate.<sup>1</sup> &Uuml;ber die Jahrzehnte hat sich die Technik u. a. durch Darstellungen von Illouz<sup>2</sup> stark ver&auml;ndert und essenziell verbessert.<br /> 1987 wurde von Bircoll<sup>3</sup> der erste Fall beschrieben, bei dem eine Liposuktion und ein darauffolgendes Lipofilling mit d&uuml;nnen Kan&uuml;len vollzogen wurden. Dies wurde 1984 an einer Patientin durchgef&uuml;hrt, welche einen Hundebiss an der rechten H&uuml;fte hatte und gleichzeitig an einer beidseitigen Mammahypoplasie litt. Mit dem gewonnenen Fett wurden beide Areale erfolgreich behandelt. Abgesehen von den ersichtlichen Vorteilen dieser Technik waren Fettgewebsnekrosen, Zysten und Kalzifikationen, die von den Radiologen nicht eindeutig identifiziert werden konnten, die augenscheinlichsten Nachteile dieser vielversprechenden Technik in diesen Zeiten. Au&szlig;erdem brachte die nicht einsch&auml;tzbare Resorptionsrate massive Nachteile mit sich.<br /> Aufgrund von Vernarbungen und Kalzifizierungen, welche ein Tumorgeschehen verschleiern oder imitieren, bzw. Adipozyten, die ein Tumorwachstum anregen k&ouml;nnten, wurde 1987 von der American Society of Plastic and Reconstructive Surgeons (ASPRS) die Fetttransplantation in der Brustchirurgie bis 2009 verboten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1902_Weblinks_a4-abb1.jpg" alt="" width="1218" height="790" /></p> <h2>Neues Konzept der Fetttransplantation</h2> <p>In der Zwischenperiode wurde von Coleman<sup>4, 5</sup> ein Konzept entwickelt (&bdquo;concept of structural fat grafting&ldquo;), bei dem Fett in kleinen Mengen mit kleinen Kan&uuml;len abgesaugt und in ebenso kleinen Mengen in einem dreidimensionalen Netzwerk in die Brust eingebracht wird. Diese Technik gew&auml;hrleistet ein Maximum an Kontakt der transplantierten Fettzellen mit dem umgebenden Gewebe, was eine gute Durchblutung und Ern&auml;hrung der transplantierten Fettzellen garantiert.<br /> Basierend auf den daraus entstandenen Erfolgen hat das Lipofilling in der Brustchirurgie in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Viele Publikationen und intensive Forschung unterstreichen die positiven Effekte dieser Therapieform.<br /> Der Fokus der Forschung richtet sich dabei auf die Stammzellforschung (&bdquo;adipose tissue derived stem cells&ldquo;, ADSC). Diese am meisten erforschten Zellen spielen eine Schl&uuml;sselrolle in der plastischen Chirurgie.</p> <h2>Offene Fragen</h2> <p>Dennoch sind noch viele Fragen bez&uuml;glich der Verbesserung der Take-Rate des transplantierten Fetts offen, da nach wie vor mit einer Resorptionsrate von ca. 25&ndash; 35 % zu rechnen ist, was mehrere Eingriffe erforderlich macht, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Bezogen auf die Sicherheit zeigten viele neuere Publikationen ein positives Bild dieser nun immer ausgereifter werdenden Technologie. Eine erh&ouml;hte Rezidivrate konnte dabei nicht best&auml;tigt werden, dies unterstreicht die onkologische Unbedenklichkeit.<sup>6</sup><br /> Basierend auf diesen Erkenntnissen gewinnt die Fetttransplantation sowohl in der rekonstruktiven als auch in der &auml;sthetischen Chirurgie immer mehr an Bedeutung. Bisher wurde die Brustrekonstruktion mit autologen Geweben (mit freien oder gestielten Lappen) in ca. 25 % und die Rekonstruktion mit Implantaten in 75 % der F&auml;lle durchgef&uuml;hrt.</p> <h2>Lipofilling &ndash; Methode</h2> <p>Vor etwa zwei Jahren haben wir begonnen, in speziellen F&auml;llen die Brustrekonstruktion mit Lipofilling alleine durchzuf&uuml;hren. Weiters wurden postoperative Asymmetrien und Konturunregelm&auml;&szlig;igkeiten gezielt mittels Lipofilling behandelt. Die Ergebnisse zeigen ein perfektes Outcome in &Auml;sthetik und Haptik. Der Vorteil besteht darin, dass diese Operation ambulant durchf&uuml;hrbar ist. Der gr&ouml;&szlig;te Nachteil liegt (basierend auf der Resorptionsrate) in der unvorhersehbaren Anzahl an Eingriffen (ca. 8), um das bestm&ouml;gliche Ergebnis zu erzielen.<br /> Zur Fettgewinnung wurde das Fett nach der Infiltration von Tumeszenzl&ouml;sung mittels 3 mm-Kan&uuml;len abgesaugt, filtriert, gewaschen und mit ebenso gro&szlig;en Einmalkan&uuml;len in einer Multilayer-3D-Technik infiltriert. Dabei ist darauf zu achten, dass die zu infiltrierende Region proportional mit der Fettinfiltrationsmenge &uuml;bereinstimmt, um die Resorptionsrate m&ouml;glichst gering zu halten und die Take-Rate zu erh&ouml;hen. D. h., je d&uuml;nner das zu behandelnde Gewebe ist, desto geringer ist die zu infiltrierende Fettmenge. Das transplantierte Fett ist sehr fragil und braucht ein Milieu, in dem es aufgenommen werden kann. Von exzessivem Sport und Di&auml;t nach der Behandlung ist abzuraten, um die Take-Rate nicht negativ zu beeinflussen. Eine ausgewogene, vitaminreiche Ern&auml;hrung und absolute Nikotinkarenz sind sinnvoll. &Auml;u&szlig;erer Druck auf die behandelten Stellen sollte vermieden werden. Die Beurteilbarkeit der Take-Rate ist ann&auml;hernd nach der 6. Woche m&ouml;glich. Wir empfehlen, eine Fetttransplantation nach 8&ndash;12 Wochen ggf. zu wiederholen &ndash; so oft, bis das gew&uuml;nschte Volumen erreicht ist.</p> <h2>Lipofilling &ndash; Resultate</h2> <p>In den meisten F&auml;llen konnte ein sehr gutes bis exzellentes Ergebnis erzielt werden. Auch wenn in einigen F&auml;llen das gew&uuml;nschte Volumen nicht erreicht wurde, so konnte meist eine deutliche Qualit&auml;tsverbesserung der bestrahlten und vernarbten Haut erzielt werden, was eine darauffolgende Implantatrekonstruktion erst m&ouml;glich machte. In zwei F&auml;llen musste eine Infektion antibiotisch behandelt werden.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Die autologe Fetttransplantation stellt sowohl in der rekonstruktiven als auch in der &auml;sthetischen Brustchirurgie eine wertvolle Erg&auml;nzung mit einer Vielzahl an M&ouml;glichkeiten dar. Der Ausgleich von Asymmetrien, die Verbesserung der Brustkontur und die g&auml;nzliche Wiederherstellung sind durch ein Lipofilling auf sichere und schonende Weise m&ouml;glich. In der &auml;sthetischen Brustchirurgie gew&auml;hrleistet diese Methode ebenso viele M&ouml;glichkeiten. Einerseits kann dadurch auf Implantate g&auml;nzlich verzichtet werden, andererseits eine Mammaaugmentation durch die Kombination beider Techniken (&bdquo;composite breast augmentation&ldquo;) im Sinne des nat&uuml;rlichen Aussehens perfektioniert werden.<br /> Der wichtigste Schlusssatz ist jedoch der zur onkologischen Unbedenklichkeit<sup>7</sup> des Lipofillings. Bis zur vollst&auml;ndigen Perfektionierung dieser Technik sind jedoch noch viele Studien in Hinblick auf Fettentnahme und Verarbeitung notwendig, um eine perfekte und nachvollziehbare Take- Rate zu gew&auml;hrleisten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Peer L: Loss of weight and volume in human fat grafts: with postulation of a &ldquo;cell survival theory&rdquo;. Plast Reconstr Surg 1950; 5: 217-30<strong> 2</strong> Illouz YG: Body contouring by lipolysis: a 5-year experience with over 3000 cases. Plast Reconstr Surg 1983; 72: 591-7 <strong>3</strong> Bircoll M: Cosmetic breast augmentation utilizing autologous fat and liposuction techniques. Plast Reconstr Surg 1987; 79: 267-71 <strong>4</strong> Coleman SR: Long-term survival of fat transplants: controlled demonstrations. Aesthetic Plast Surg 1995; 19: 421-5 <strong>5</strong> Coleman SR: Structural fat grafting: more than a permanent filler. Plast Reconstr Surg 2006; 118(3 Suppl): 108S- 20S <strong>6</strong> Gutowski KA: Current applications and safety of autologous fat grafts: a report of the ASPS fat graft task force. Plast Reconstr Surg 2009; 124: 272-80 <strong>7</strong> Kronowitz SJ et al.: Lipofilling of the breast does not increase the risk of recurrence of breast cancer: a matched controlled study. Plast Reconstr Surg 2016; 137: 385-93</p> </div> </p>
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