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Mechanische Thrombektomie: Welche Bildgebung bei welchen Patienten?

<p class="article-intro">Die mechanische Thrombektomie ist mittlerweile eine etablierte Behandlungsoption bei Patienten mit akutem Schlaganfall durch Verschluss eines großen hirnversorgenden Gefäßes („large vessel occlusion“, LVO). Das Behandlungsfenster kann in bestimmten Fällen auf bis zu 24 Stunden ausgeweitet werden. Der Patientenselektion mittels Bildgebung kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die FLAIR-Bildgebung in der MRT hilft bei der Absch&auml;tzung des Infarktalters und macht eine Thrombolyse auch bei Patienten mit unklarem Infarktbeginn oder &bdquo;wake-up stroke&ldquo; m&ouml;glich.</li> <li>Bei Vorliegen eines Mismatchs zwischen schwerer Klinik und kleinem Infarktkern kann die mechanische Thrombektomie bis zu 24 h nach Symptombeginn oder &bdquo;last seen well&ldquo; durchgef&uuml;hrt werden. Die Bestimmung des Infarktvolumens mittels CT-Perfusion oder DWI-Bildgebung in der MRT sind daf&uuml;r erforderlich.</li> <li>Auch bei Vorliegen eines Mismatchs zwischen Infarktkern und kritisch minderperfundiertem Hirngewebe (Penumbra) kann nach Durchf&uuml;hrung einer CT- oder MR-Perfusion in bestimmten F&auml;llen eine mechanische Thrombektomie noch bis zu 16 h durchgef&uuml;hrt werden.</li> <li>Mithilfe von speziellen Softwarel&ouml;sungen ist eine automatisierte und quantifizierte Darstellung des Infarktkerns und des Mismatchs m&ouml;glich. Dadurch werden die rasche interdisziplin&auml;re Beurteilung und die Therapieentscheidung erleichtert.</li> </ul> </div> <p>Beim akuten isch&auml;mischen Schlaganfall hat sich nunmehr aufgrund der guten Ergebnisse zahlreicher prospektiv randomisierter Studien neben der IV-Thrombolyse auch die mechanische Thrombektomie etabliert. Die IV-Thrombolyse ist bis zu einem Zeitfenster von 4,5 Stunden nach dem Eintreten der Schlaganfallsymptomatik m&ouml;glich. Die Ergebnisse der randomisierten prospektiven WAKE-UP-Studie erm&ouml;glichen den Einsatz der IV-Thrombolyse auch bei Patienten mit unklarem Infarktbeginn und bei Patienten mit &bdquo;wake-up stroke&ldquo;, vorausgesetzt eine bestimmte bildgebende Konstellation liegt vor.<sup>1</sup> Dabei kommt das DWI/FLAIR-Mismatch-Konzept in der Magnetresonanztomografie (MRT) zum Tragen. Bei der mechanischen Thrombektomie hingegen wird mithilfe gro&szlig;lumiger Aspirationskatheter oder sogenannter Retriever- Devices der Thrombus mechanisch entfernt. Im ersten Halbjahr 2015 wurden gleich f&uuml;nf prospektiv randomisierte Studien zur Effektivit&auml;t der mechanischen Thrombektomie im Vergleich zur Standardtherapie publiziert. Die Studien konnten zeigen, dass ein Benefit der mechanischen Thrombektomie auch im Zeitraum zwischen 300 und 420 Minuten nach Symptombeginn gegeben ist. Unklar war allerdings ein m&ouml;glicher Nutzen au&szlig;erhalb dieser Zeit.<sup>2</sup> Diese Frage konnten zwei k&uuml;rzlich publizierte prospektiv randomisierte Studien (DEFUSE 3 und DAWN) beantworten. <sup>3, 4</sup> Laut Ergebnis dieser beiden Studien ist unter bestimmten Bedingungen eine mechanische Thrombektomie bis 16 Stunden (entsprechend DEFUSE 3) bzw. bis zu 24 Stunden (entsprechend DAWN) m&ouml;glich. Es muss speziell darauf hingewiesen werden, dass trotz dieses erweiterten Zeitfensters die goldene Regel &bdquo;time ist brain&ldquo; nach wie vor ihre G&uuml;ltigkeit hat und jeder Schlaganfallpatient so rasch wie m&ouml;glich der entsprechend passenden Therapie zugef&uuml;hrt werden soll.</p> <h2>Wonach richtet sich nun die bildgebende Diagnostik?</h2> <p>Eine wesentliche Rolle bei der Selektion der richtigen Bildgebung f&uuml;r akute Schlaganfallpatienten spielen nicht bildgebende Kriterien. Diese Kriterien werden checklistenartig durchgegangen und in die Entscheidung f&uuml;r oder gegen eine mechanische Thrombektomie miteinbezogen (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Neuro_1902_Weblinks_a1-abb1.jpg" alt="" width="635" height="398" /></p> <h2>Nicht bildgebende Faktoren</h2> <p><strong>NIHSS-Score:</strong> Der National Institute of Health Stroke Scale Score spielt insofern eine wesentliche Rolle f&uuml;r die Bildgebung, als die H&ouml;he des Scores mit der Wahrscheinlichkeit einer LVO einhergeht. Eine Auswertung aller mechanischen Thrombektomien, die an der Universit&auml;tsklinik in Graz durchgef&uuml;hrt worden sind, konnte zeigen, dass 93,5 % der Patienten einen NIHSS-Score von 8 und h&ouml;her aufwiesen. Umgekehrt hatten allerdings 6,5 % der Patienten einen NIHSS-Score unter 8 und weitere 1,7 % der Patienten, die einer mechanischen Thrombektomie zugef&uuml;hrt wurden, sogar einen NIHSS-Score unter 5. F&uuml;r die Bildgebung bedeutet dies, dass bei sehr niedrigen NIHSS-Scores und somit nur milder klinischer Symptomatik das Vorliegen einer LVO und damit die Erfordernis einer mechanischen Thrombektomie unwahrscheinlich ist. In diesem Setting ist es vorrangig, bei Patienten im Thrombolysefenster unter 4,5 Stunden m&ouml;glichst rasch eine zerebrale Blutung auszuschlie&szlig;en, um die Thrombolyse rasch einleiten zu k&ouml;nnen. Umgekehrt stellt ein NIHSS-Score&nbsp;&ge; 4 eine h&ouml;here Wahrscheinlichkeit f&uuml;r eine LVO dar. Um bei diesen Patienten rasch eine mechanische Thrombektomie zu erm&ouml;glichen, ist die Gef&auml;&szlig;darstellung mit Lokalisation des Verschlusses und des Thrombus erforderlich. In diesem Setting wird eine CT-Angiografie oder eine MR-Angiografie durchgef&uuml;hrt (Abb. 2).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Neuro_1902_Weblinks_a1-abb2.jpg" alt="" width="1186" height="527" /><br /> <strong>Zeitfaktor:</strong> Ein weiterer nicht bildgebender Parameter, der in die Patientenselektion einflie&szlig;t, ist die Zeit seit dem Auftreten der klinischen Symptomatik. Kommt ein Patient innerhalb der ersten 4,5 Stunden ins Krankenhaus, besteht die M&ouml;glichkeit einer IV-Thrombolyse. Hier ist wie bereits erw&auml;hnt ein rascher Blutungsausschluss mittels Nativ-CT die Methode der Wahl. Bei Patienten mit unklarem Infarktbeginn oder Patienten mit &bdquo;wake-up stroke&ldquo; hingegen ist eine erweiterte Bildgebung erforderlich. In dieser Situation muss das Ausma&szlig; des bereits bestehenden Infarktes abgegrenzt werden und die Gr&ouml;&szlig;e des Gebietes mit noch rettbarem Hirngewebe, der sogenannten Penumbra, evaluiert werden. Um auch bei diesen Patienten eine IV-Thrombolyse anwenden zu k&ouml;nnen, kommt das Prinzip des sogenannten DWI/FLAIR Mismatch zum Einsatz. Dabei wird das diffusionsgest&ouml;rte Areal (der Infarktkern) mit den FLAIR-gewichteten Bildern verglichen. Ist das Infarktgebiet in der FLAIR Bildgebung noch nicht hyperintens, so kann entsprechend Studien mit hoher Spezifit&auml;t (0,93) davon ausgegangen werden, dass das Infarktgeschehen nicht &auml;lter als 4,5 Stunden ist.<sup>5</sup><br /> Auch f&uuml;r die mechanische Thrombektomie spielt die Zeit seit dem Auftreten der klinischen Symptomatik eine entscheidende Rolle. Trifft der Patient innerhalb des 6-Stunden-Fensters ein und weist er eine schwere klinische Symptomatik auf (NIHSS-Score &ge; 4), wird zus&auml;tzlich zum Nativ-CT eine CT-Angiografie zur Gef&auml;&szlig;darstellung durchgef&uuml;hrt (Abb. 2). Dies erm&ouml;glicht neben dem Blutungsausschluss und der Absch&auml;tzung der Infarktgr&ouml;&szlig;e auch die Darstellung der Verschlusslokalisation und der Kollateralzirkulation. Trifft der Patient au&szlig;erhalb des 6-Stunden-Fensters ein oder handelt es sich um einen &bdquo;wake-up stroke&ldquo; bzw. einen Stroke mit unklarem Infarktbeginn, so sind zus&auml;tzlich zum Blutungsausschluss und der Gef&auml;&szlig;darstellung auch die Quantifizierung der Infarktgr&ouml;&szlig;e und die Mismatch-Bildgebung erforderlich. In diesem Zusammenhang spielt die Kollateralzirkulation bei der Entscheidung f&uuml;r oder gegen eine Thrombektomie ebenfalls eine Rolle (Abb. 1). Wie bereits in der Einleitung erw&auml;hnt, wurden in die f&uuml;nf gro&szlig;en prospektiv randomisierten Studien nur wenige Patienten mit einem Zeitfenster &uuml;ber 6 Stunden eingeschlossen. Aus diesen Studien konnte daher keine Aussage &uuml;ber die Effektivit&auml;t der mechanischen Thrombektomie bei diesen Patienten getroffen werden. Diese L&uuml;cke konnten nun zwei weitere hochrangig publizierte Studien schlie&szlig;en. Bei der DEFUSE- 3-Studie<sup>3</sup> wurde die mechanische Thrombektomie bis zu einem Zeitfenster von 16 Stunden bei Patienten angewendet, die ein sogenanntes Target-Mismatch-Profil in der CT- oder MR-Perfusion aufwiesen. Der Infarktkern durfte nicht gr&ouml;&szlig;er als 70 ml sein, das Mismatch-Verh&auml;ltnis (Mismatch-Ratio) musste &ge; 1,8 sein oder der absolute Mismatch &ge; 15 ml. Zur quantifizierten Auswertung wurde die RAPIDSoftware verwendet (iSchemaView, Mountain View, CA/Medtronic). Mit Softwarel&ouml;sungen dieser Art ist es m&ouml;glich, ohne manuelle Manipulation oder Nachverarbeitung innerhalb weniger Minuten eine quantifizierte Auswertung des Volumens des Infarktkerns, dargestellt entweder als Gebiet mit Diffusionsst&ouml;rung (MRT) oder als Gebiet mit vermindertem zerebralem Blutfluss von weniger als 30 % der gesunden Seite (CT), zu berechnen. Gleichzeitig wird das Penumbra-Gebiet, ausgedr&uuml;ckt als jenes Gehirnareal, bei dem die Anflutung stark verz&ouml;gert ist (T<sub>max</sub> &gt; 6 Sekunden), berechnet und mit dem Infarktkern in Beziehung gesetzt. Diese automatische Auswertung wird innerhalb von wenigen Minuten sowohl im PACS archiviert als auch per E-Mail an die beteiligten behandelnden &Auml;rztinnen und &Auml;rzte verschickt. Auf diese Weise wird in kurzer Zeit die wesentlichste Information &uuml;ber den Schlaganfallpatienten dem gesamten behandelnden Team zur Verf&uuml;gung gestellt (Abb. 3). In neueren Versionen wird auch der ASPECTS-Score automatisiert berechnet und eine Einsch&auml;tzung der Kollateralsituation gegeben. Neben der RAPID-Software sind mittlerweile auch andere Anbieter mit &auml;hnlichen L&ouml;sungen auf dem Markt. Dabei ist zu beachten, dass es sich um validierte Softwarel&ouml;sungen handeln sollte, um die Entscheidungen unter Ber&uuml;cksichtigung automatisiert ausgewerteter Ergebnisse treffen zu k&ouml;nnen.<br /> In der zweiten prospektiv randomisierten Studie au&szlig;erhalb des 6-Stunden-Fensters, der DAWN-Studie, wurde der sogenannte klinische Mismatch ber&uuml;cksichtigt. In diese Mismatch-Kriterien flie&szlig;t auch das Patientenalter ein. Patienten, die 80 Jahre oder &auml;lter waren und einen NIHSS-Score &ge; 10 aufwiesen, wurden mechanisch thrombektomiert, wenn der Infarktkern nicht gr&ouml;&szlig;er als 20 ml war. Patienten, die j&uuml;nger als 80 Jahre waren und einen NIHSS-Score &ge; 10 aufwiesen, wurden der mechanischen Thrombektomie zugef&uuml;hrt, wenn der Infarktkern nicht gr&ouml;&szlig;er als 30ml war bzw. wenn sie sehr schwer betroffen waren (NIHSS-Score &ge; 20) und der Infarktkern kleiner als 50ml war. Auch hier wurde die RAPID-Software zur automatisierten Auswertung herangezogen. Die Ergebnisse der beiden erw&auml;hnten Studien fanden auch bereits Eingang in rezent publizierte europ&auml;ische Guidelines f&uuml;r das Management von Patienten mit akutem isch&auml;mischem Schlaganfall.<sup>6</sup> Entsprechend diesen Leitlinien wird empfohlen, Patienten bis zu 16 Stunden nach Symptombeginn mit mechanischer Thrombektomie zu behandeln, wenn sie den Kriterien der DAWN- oder DEFUSE-3-Studie entsprechen. Eine Thrombektomie bis zu 24 Stunden wird empfohlen, wenn die DAWNKriterien erf&uuml;llt sind.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Neuro_1902_Weblinks_a1-abb3-4.jpg" alt="" width="1190" height="521" /><br /> <strong>Automatisierte Auswertesysteme:</strong> Ein m&ouml;glicher Nachteil der automatisierten Quantifizierung des Infarktkernes und des Mismatchs besteht darin, dass die Ergebnisse als Absolutwerte herangezogen werden und m&ouml;glicherweise Entscheidungen mit weitreichenden Folgen f&uuml;r die Patienten darauf basieren. Dabei sollte man sich vor Augen halten, dass hinter diesen Softwarel&ouml;sungen komplexe Algorithmen hinterlegt sind, die bei jedem erforderlichen Schritt der Berechnung wiederum mit einer gewissen Bandbreite an Abweichungen und Fehlern behaftet sind. Zudem beruhen die Ergebnisse auf Schwellenwerten, die zwar in Grundlagenstudien untersucht, jedoch mehr oder weniger willk&uuml;rlich festgelegt worden sind. Die Auswertung von Perfusionsdaten ist sowohl f&uuml;r die MRT als auch die CT m&ouml;glich.</p> <h2>Bildgebende Entscheidungskriterien</h2> <p><strong>Infarktgr&ouml;&szlig;e:</strong> Die Gr&ouml;&szlig;e des bereits demarkierten Infarktes bzw. des irreversibel gesch&auml;digten Hirngewebes spielt eine wesentliche Rolle in der Entscheidung, ob ein Patient noch mechanisch thrombektomiert wird oder nicht. Neben der bereits erw&auml;hnten Quantifizierung unter Angabe des Infarktvolumens kann das Infarktgebiet sowohl im Nativ-CT als auch in der MRT mit Diffusionsbildgebung entsprechend dem ASPECTS-Score angegeben werden. Zur Anwendung des ASPECTSScores wird f&uuml;r jede Region mit Infarktfr&uuml;hzeichen (verwaschene Rindenmarkdifferenzierung, beginnende Demarkierung) 1 Punkt von 10 abgezogen. Die Berechnung kann mittlerweile auch automatisiert durch entsprechende dedizierte Softwarel&ouml;sungen erfolgen. Die Frage, bis zu welchem ASPECTS-Score Patienten noch von einer mechanischen Thrombektomie profitieren, ist noch nicht abschlie&szlig;end gekl&auml;rt. In den erw&auml;hnten prospektiv randomisierten Studien wurden Patienten mit einem ASPECTS-Score &lt; 6 ausgeschlossen.<sup>2</sup> Dementsprechend ist die Datenlage f&uuml;r Patienten mit gro&szlig;em Infarkt noch nicht ausreichend. Diese L&uuml;cke versucht eine aktuelle Studie (TENSION Trial) zu schlie&szlig;en. In dieser prospektiv randomisierten multizentrischen Studie wird an 40 zahlreichen Zentren in Europa untersucht werden, ob Patienten mit einem ASPECTSScore von 3, 4 oder 5 bis zu einem Zeitfenster von 12 Stunden noch von einer mechanischen Thrombektomie profitieren. Die ersten Patienten wurden in diesen Tagen in die Studie eingeschlossen.<br /> <strong>Kollateraldarstellung:</strong> Das Vorliegen guter leptomeningealer Kollateralen ist mit einem besseren klinischen Outcome verbunden.<sup>7</sup> Umgekehrt ist die Wahrscheinlichkeit eines guten klinischen Outcomes bei Patienten mit schlechten Kollateralen gering. In einigen F&auml;llen zeigt sich sogar eine sogenannte &bdquo;black hemisphere&ldquo; (Abb. 4) mit v&ouml;lliger Abwesenheit der Gef&auml;&szlig;darstellung in der betroffenen Hemisph&auml;re. Bei diesen Patienten, den sogenannten &bdquo;fast progressors&ldquo;, f&uuml;hrt die fehlende Kollateralzirkulation zu einer raschen Progredienz des Infarktkerns, sodass es oft auch innerhalb des 6-Stunden-Fensters nicht mehr zielf&uuml;hrend erscheint, invasive Behandlungsschritte zu setzen. Umgekehrt besteht bei Patienten mit guten Kollateralen wahrscheinlich auch nach einem l&auml;ngeren Zeitfenster noch die Chance, durch erfolgreiche Rekanalisation des Verschlusses dem Zusammenbrechen der Kollateralzirkulation zuvorzukommen und das Penumbra- Gebiet noch zu retten.<br /> <strong>Gef&auml;&szlig;darstellung:</strong> Die Aufgabe der Gef&auml;&szlig;darstellung mittels CT-Angiografie oder MR-Angiografie ist die Darstellung des Verschlussortes und des Ausma&szlig;es des Verschlusses bzw. der Thrombusgr&ouml;&szlig;e. Bei gro&szlig;er Thrombuslast ist die Wirksamkeit der IV-Thombolyse nur mehr bei einem geringen Prozentsatz der Patienten wirksam. F&uuml;r die mechanische Thrombektomie spielt es auch eine Rolle, ob der Thrombus sehr distal lokalisiert ist, wo die Zug&auml;nglichkeit f&uuml;r die sogenannten Stentretriever eingeschr&auml;nkt ist oder ob es sich um einen proximalen Verschluss handelt. Die SWIFTPrime- Studie hat auch gezeigt, dass das schlechteste Outcome jene PatientInnen aufweisen, die einen Karotis-T-Verschluss haben (SWIFT PRIME). Die Rekanalisation von weiter distal gelegenen Verschl&uuml;ssen kann in ausgew&auml;hlten F&auml;llen jedoch zielf&uuml;hrend erscheinen. So kann ein funktionell wichtiger distaler M2-Verschluss durchaus eine mechanische Thrombektomie rechtfertigen. Auch das Vorliegen von Dissektionen oder von Tandeml&auml;sionen mit gleichzeitig vorliegendem Verschluss oder Stenose der zervikalen A. carotis interna sind wesentliche Informationen, die im Vorfeld einer mechanischen Thrombektomie nicht nur als Entscheidungskriterium, sondern auch zur ad&auml;quaten Vorbereitung der Intervention erforderlich sind.<br /> <strong>Mechanische Thrombektomie im hinteren Kreislauf:</strong> Patienten mit akutem Basilarisverschluss sollten laut Leitlinien mit einer mechanischen Thrombektomie behandelt werden, wenn keine Kontraindikationen vorliegen. Auch eine intraven&ouml;se Thrombolyse soll hier zum Einsatz kommen. Eine eindeutige Obergrenze des Zeitfensters kann nicht angegeben werden. Es liegen allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Ergebnisse aus prospektiv randomisierten Studien zur mechanischen Thrombektomie im hinteren Kreislauf vor. Im aktuell laufenden BASICS Trial wird versucht, diese Fragestellung zu beantworten.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Um beurteilen zu k&ouml;nnen, welche Bildgebung bei welchem Patienten am sinnvollsten ist, um die richtigen Patienten m&ouml;glichst rasch der richtigen Behandlung zuf&uuml;hren zu k&ouml;nnen, werden einerseits nicht bildgebende Kriterien wie der klinische Schweregrad (NIHSS-Score), die Zeit seit dem Auftreten der Symptomatik und das Patientenalter sowie zahlreiche bildgebende Kriterien (Blutungsausschluss, Infarktgr&ouml;&szlig;e, Verschlusslokalisation, Mismatch und Kollateraldarstellung) herangezogen (Abb. 1). Die Summe der einzelnen Ergebnisse f&uuml;hrt letztlich zu einer Entscheidung f&uuml;r oder gegen eine mechanische Thrombektomie (Abb. 1). Insbesondere im Lichte rezenter Studien, die die Effektivit&auml;t der mechanischen Thrombektomie auch au&szlig;erhalb des 6-Stunden-Fensters und bei Patienten mit unklarem Infarktbeginn best&auml;tigen, kommt der erweiterten Bildgebung mittels MR oder CT eine besondere Bedeutung zu. Der gezielte Einsatz der unterschiedlichen diagnostischen Methoden und die Verwendung automatisierter Softwarel&ouml;sungen zur Nachverarbeitung erm&ouml;glichen es, dass diese ma&szlig;geschneiderte Bildgebung und die quantifiziert ausgewerteten Ergebnisse rasch in die Therapieentscheidung einflie&szlig;en k&ouml;nnen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Thomalla G et al.: N Engl J Med 2018; 379: 611-22 <strong>2</strong> Goyal M et al.: Lancet 2016; 387: 1723-31 <strong>3</strong> Albers GW et al.: N Engl J Med 2018; 378: 708-18 <strong>4</strong> Nogueira R et al.: N Engl J Med 2018; 378: 11-21 <strong>5</strong> Thomalla et al.: Ann Neurol 2009; 65: 724-32 <strong>6</strong> Turc G et al: J Neurointerv Surg 2019; doi: 10.1136/neurintsurg-2018-014569 <strong>7</strong> Saver JL et al.: N Engl J Med 2015; 372: 2285-95</p> </div> </p>
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